Dry-Building-Syndrom

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Das Dry-Building-Syndrom (kurz DBS) ist abgeleitet aus dem übergeordneten Begriff Sick-Building-Syndrom. Es beschreibt speziell eine Situation in Gebäuden, in denen zu trockene Luft zu einer Reihe von negativen Symptomen und Gesundheitsproblemen führt. Betroffen sind in erster Linie Büroarbeiter in falsch oder unzureichend klimatisierten Gebäuden. Das Verbundforschungsprojekt OFFICE 21 des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (Fraunhofer IAO) kommt zu dem Ergebnis, dass aktuell über ein Viertel der Büroarbeiter häufig oder sehr häufig unter trockener Luft leiden.

Für ein gesundes und behagliches Raumklima liegt die relative Luftfeuchtigkeit im Idealfall zwischen 40 und 60 Prozent bei einer Raumtemperatur zwischen 19 und 22 Grad Celsius.[1]

Ursachen[Bearbeiten]

Luftdichte Gebäudehüllen, große Glasfassaden und Fenster, die nicht geöffnet werden können, sind heute in vielen modernen Bürogebäuden Alltag. Zu Gunsten einer hervorragenden Energiebilanz wird immer öfter auf zusätzliche raumlufttechnische Anlagen verzichtet. Das Ergebnis sind Gebäude, die sich bei falscher Planung zu stark aufheizen und nicht mehr ausreichend "atmen" können. Mit steigender Temperatur in den Innenräumen sinkt die relative Luftfeuchtigkeit mit negativen Konsequenzen für die Gesundheit und das Wohlbefinden.

Symptome Dry-Building-Syndrom[Bearbeiten]

Atemwegserkrankungen[Bearbeiten]

Die Schleimhäute des Atmungstraktes erfüllen eine wichtige Schutz- und Selbstreinigungsfunktion. Innerhalb der Atemwege findet ein kontinuierlicher Reinigungsprozess statt - die sogenannte Mucociliäre Clearance. Krankheitserreger, Stäube und Allergene werden auf der klebrigen Gelschicht der Schleimhäute festgehalten und durch peitschenschlag-ähnliche Bewegungen der Schleimhaut-Flimmerhärchen aus dem Körper heraustransportiert - z.B. durch Husten oder Schlucken. Je schneller Krankheitserreger abtransportiert werden desto geringer ist das Risiko einer Erkrankung der Atemwege. Sind die Schleimhäute jedoch zu trocken, erlahmt die Transportfähigkeit der Flimmerhärchen und damit die Selbstreinigungsfunktion der Schleimhäute. Die Folge sind häufige Atemwegserkrankungen.

Zusätzlich hängt auch die Lebensdauer von Viren und Bakterien von der Luftfeuchtigkeit ab. Bei einer relativen Luftfeuchte von unter 40 Prozent werden Viren und Bakterien "konserviert" und bleiben dadurch länger aktiv und ansteckend. Die Ansteckungsgefahr durch Grippe- und Erkältungsviren ist bei zu trockener Luft stark erhöht.

Stimmstörungen[Bearbeiten]

Ist die Luftfeuchte zu niedrig, verlieren die Schleimhäute der Stimmlippen ihre optimale Feuchtigkeit und damit Elastizität. Die Stimmritze kann nach dem Einatmen durch die Stimmlippen nicht mehr vollständig geschlossen werden. Nebenluft gerät in den Stimmapparat und es kommt zu Anstrengungsanzeichen, Räusper-, Husten-, Schluckzwang und schlimmstenfalls zum Wegbleiben der Stimme.

Trockene Augen[Bearbeiten]

Ein optimaler, intakter Tränenfilm hat die Aufgabe, die Augenoberfläche vor Reizungen und Infektionen der Bindehaut zu schützen. Bei zu trockener Raumluft kommt es zu einer verstärkten Verdunstung der Tränenflüssigkeit. Ist die Luftfeuchte länger andauernd zu gering, kann der Tränenfilm sogar reißen. Stundenlanges Starren auf den Bildschirm verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Die Folge ist eine zunehmende Reizung, Augenbrennen und bei schweren Verlaufsformen Entzündungen und ernsthafte Augenschäden. Das „Trockene Auge“ wird von Augenärzten als komplexes Krankenbild eingestuft.

Hautkrankheiten[Bearbeiten]

Die Schutzfunktion der Haut leidet durch zu trockene Luft. Bei einer Luftfeuchte von unter 20 Prozent wird die Haut spröde und rissig und zeigt Symptome wie Jucken, insbesondere zwischen den Fingern. Chronische Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechten können sich durch trockene Raumluft verschlechtern.

Gegenmaßnahmen[Bearbeiten]

Bei anhaltend trockener Luft in Bürogebäuden ist es sinnvoll, zunächst die Haustechnik um Rat zu fragen. Schlecht eingestellte Klimaanlagen mit zu hohen Temperaturen sind oft die Ursachen zu trockener Raumluft. ist die relative Luftfeuchte über einen längeren Zeitraum geringer als 40 Prozent ist der Einbau von zusätzlichen Luftbefeuchtern empfehlenswert.

  • Büros nicht überheizen: Die optimale Raumtemperatur sollte zwischen 20 und 22 Grad Celsius liegen.
  • Richtig lüften: Besonders im Winter nicht dauerlüften. Fenster nur kurz aber dafür weit öffnen (Stoßlüftung).
  • Regelmäßig messen: Temperatur und Luftfeuchtigkeit regelmäßig messen, dokumentieren und die Ergebnisse mit der Haustechnik besprechen. Die Luftfeuchte sollte dauerhaft nicht unter 40 Prozent Luftfeuchtigkeit fallen.
  • Zusätzlich befeuchten: Bei einer relativen Luftfeuchte von weniger als 40 Prozent zusätzliche Feuchtigkeit einbringen
  • Geprüfte Luftbefeuchter einsetzen: Bei der Auswahl von technischen Luftbefeuchtern auf das Test-Zeichen „Optimierte Luftbefeuchtung“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und auf eine Zertifizierung nach VDI 6022 Blatt 6 achten.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Innenraumbelastungen und Sick Building Syndrom. Uni Saarland, abgerufen am 2. Februar 2017.
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