Die Literatte

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Die Literatte ist ein semi-autobiografischer Roman von Stefan Blankertz aus dem Jahr 2011. Die coming-of-age Geschichte behandelt die zentralen Tage im Leben des Abiturienten Thomas Prawon, die er zurückblickend als die seiner "Mannwerdung" ansieht. Die Form zeichnet sich durch zahlreiche Wort- und Schriftvarianten aus.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt[Bearbeiten]

Beim Umzug fallen dem Protagonisten Thomas Prawon das zerrissene Foto einer jungen Frau und ein Stapel mit alten Notizen in die Hände. Statt weiter zu packen, taucht er ein in die Erinnerung an seine 35 Jahre zurückliegende Schulzeit: Lehrer, Eltern, Klassenkameraden und, allen voran, Mädchen nahmen ihn nicht ernst. Widerstand gegen öden Unterricht, politische Auseinandersetzungen und die Erfolglosigkeit bei der Suche nach einer Freundin bestimmen den Alltag.

Der Schriftsteller Thomas Prawon, dem Mitschüler den Spitznamen „Literatte“ anhängten, gewährt dem Leser Einblicke in seine Schulzeit. Tagebuchartige Aufzeichnungen, Unterrichtsprotokolle und erste literarische Versuche schlachtet er aus, um für seinen weiteren Lebensweg entscheidende Tage im Sommer und Herbst 1974 zu beschreiben.

Während Thomas die Welt des Geistes entdeckt, indem er literarische und philosophische Bücher verschlingt, würgt ihn die Langeweile des Lehrstoffes. Einzige Ausnahme bildet eine ebenso attraktive wie kluge Philosophielehrerin. Sie wird von ihm nicht weniger als von seinen besten Freunden Werner und Stefan angehimmelt.

In einem nächtlichen Gespräch konfrontiert Thomas’ Vater ihm bei viel Rotwein damit, dass sein kriegsvermisster Großvater ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sei. Der Suchdienst des Roten Kreuzes hat den Fall offiziell gerade erst abgeschlossen und mitgeteilt, aller Wahrscheinlichkeit sei er in den letzten Tagen des Krieges „gefallen“. Thomas’ Vater hat dagegen Gründe, um von einem Selbstmord auszugehen. Seine Erschütterung und Verstörung zeigt Thomas nicht, beschließt aber, die Biografie seines Großvaters irgendwie literarisch zu verwerten.

Um die Schulzeit kurzweiliger zu gestalten, hecken Thomas und sein Freund Werner eine Kriminalgeschichte aus, mit der sie sich am philosophischen Thema von Schuld abarbeiten. Werners Eltern spielen eine tragende Rolle. Fakten und Fiktionen beginnen, sich zu vermischen, als Werners Mutter, in der Kriminalgeschichte der Spionage für die DDR verdächtigt, einen Unfall hat.

Wegen eines Missverständnisses um Werners Freundin kommt es zum Zerwürfnis. Thomas ist so verzweifelt, dass er sogar an Selbstmord denkt. Aus seiner Depression rettet Thomas, dass er die zehn Jahre ältere Marie Luise trifft, in die er sich verliebt. Um sie zu beeindrucken, widmet er ihr eine für Werbungszwecke allerdings ungeeignete Kurzgeschichte. Zum Glück für ihn liest sie den Text nicht und Thomas erlebt seinen ersten sexuellen Kontakt.

Form[Bearbeiten]

Der Stil ist den Zeitumständen entsprechend angelehnt an experimentelle Schriftsteller wie Arno Schmidt, Gerd Jonke und Peter Handke. Das Schriftbild des Romans enthält für die verschiedenen Zeitebenen und die verschiedenen inhaltlichen Aussagen unterschiedliche Fonds: für Aufzeichnungen aus dem Jahr der Handlung etwa einen Fond, der an eine alte, mechanische Schreibmaschine mit nichtproportionaler Schrift erinnert. Für die an Arno Schmidt angelehnten Sprachspiele, die dieser mit halbzeiligen Hoch- bzw. Tiefstellen erreicht, verwendet der Autor Klammern, Schrägstriche oder Buchstaben in Grau.

Ausgaben[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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