Der Weltstaat

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Erste Ausgabe 1960

Der Weltstaat. Organismus und Organisation ist ein 1960 erschienener geschichtsphilosophischer Essay Ernst Jüngers (1895-1998). Dieser wurde unter anderem ins Französische, Italienische, Norwegische und Spanische übersetzt.

Inhalt[Bearbeiten]

Der Essay bespricht in 30 Kapiteln die als unvermeidlich gesehene Herausbildung eines einzigen weltumspannenden Staates. Sie kündige sich hinter der oberflächlichen Polemik der beiden allein noch bestehenden Staaten absoluter Souveränität, Russland und Amerika, bereits an: Die Ähnlichkeit der Ideale (Frieden, Freiheit, Demokratie) als auch der Symbole (roter Stern, weißer Stern) deute voraus, dass es sich in Wirklichkeit um ein Modell, "um die beiden Hälften der Gußform zur Bildung eines Weltstaates"[1] handle.

Raketen, Raumschiffe sind Herrschaftssymbole in der sich immer schneller bewegenden Welt, doch sind sie nur Instrumente eines Willen, der jenseits der Technik liege. Die Raumfahrt führe über das völkerrechtlich Regelbare hinaus und weise in der Entfernung von ihr auf die Erde als Einheit zurück, von daher die ihrbezügliche Nostalgie.

Die Gegenwart sei in einer besonderen Lage, die nicht durch den Vergleich mit geschichtlichen Zeiten erfasst werden könne: "Der Blick sieht den Sekundenzeiger auf eine Marke rücken, die große Zeitalter, vielleicht Äonen trennt"[2].

Jünger untersucht nun die Folgen dieser Entwicklung am Leitfaden des Gegensatzpaares Organismus vs. Organisation und mit Rückgriff auf Analogien im Tier- und Pflanzenreich. Brutpflege ist bei Vögeln und Säugetieren individuell und nicht kollektiv wie bei Termiten, Bienen und Ameisen. Daher ist der Widerstand der Familie gegen die "Umformung durch den Staatsplan" zäh und in der Natur begründet. Entsprechend der Gegensatz erotische versus technische Welt.

Die Gefahr bestehe nicht so sehr in einer möglichen physischen Selbstvernichtung des Menschen durch die Technik, sondern in seiner metaphysischen Vernichtung, nämlich in der Vernichtung der Willensfreiheit als dem, was den Menschen ausmacht, unter dem Druck einer immer perfekter werdenden Organisation des Staates. Jünger sieht den Menschen dabei gerade nicht ursprünglich als Zoon politikon (stadt- oder staatsbildendes Wesen) an, sondern hält an der Möglichkeit eines vorstaatlichen oder nicht-staatlichen Lebens fest. "Den Staat zu verneinen, ihn als Quelle des Übels und der Verfälschung des Humanen darzustellen, war von jeher das Kernstück der anarchistischen Meinungen."[3] Der Anarchist hält die Erinnerung an "vorgeschichtliche, ja vormythische Zeiten"[4] lebendig.

Das letzte Kapitel fragt, ob innerhalb eines Weltstaats Waffen, Militär, Kriegsheere noch nötig sind. Vielleicht nicht mehr, wenn es nur noch einen Staat und keine Staaten mehr gibt: "Dann könnte der menschliche Organismus als das eigentlich Humane, vom Zwang der Organisation befreit, reiner hervortreten."[5]

Rezeption[Bearbeiten]

René Marcic hielt am 19. November 1964 seine Antrittsvorlesung an der Universität Salzburg über Ernst Jüngers Rechtsentwurf zum Weltstaat und veröffentlichte diese im Jahr 1966.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Der Weltstaat. Organismus und Organisation. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1960, S. 24
  2. Der Weltstaat S.41
  3. Der Weltstaat S.68
  4. Der Weltstaat S.69
  5. Der Weltstaat S.75
  6. René Marcic: Ernst Jüngers Rechtsentwurf zum Weltstaat (= Salzburger Universitätsreden 4). Pustet, Salzburg 1966, DNB 457505575, LCCN unk82-012241, OCLC 845307678 (Antrittsvorlesung).

Textausgaben[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

  • Ernst Jünger: Der Weltstaat. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1961, S. 89 (online26. April 1961).
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