Corps Saxonia (KWA)
Das Corps Saxonia Hann. Münden war als Mitglied des Berliner Militärärztlichen SC an der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin gegründet worden. Nach Schließung der Akademie war das Corps Saxonia elf Jahre in Hamburg ansässig. Danach war es von 1930 bis 1935 das bis heute einzige Corps in Hannoversch Münden.
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[Verbergen]Geschichte[Bearbeiten]
Berlin[Bearbeiten]
Saxonia wurde am 19. Oktober 1907 an der Kaiser-Wilhelms-Akademie gegründet. Nach militärischem Muster hatten die beiden anderen Pépinière-Corps Franconia und Suevo-Borussia jeweils neun Aktive verschiedener Semester und sechzig Alte Herren abzugeben. Hinzu kamen freiwillige Meldungen. Der Bund führte sogleich Zirkel, Studentenwappen und Farben. Das Band war rot–weiß–grün, das Fuchsband weiß–grün. Die Mütze im großen Berliner Format war grün mit weißer Paspel und rot–weiß–grünem Rand, die Kneipjacke schwarz. Die Chargierten trugen hellgrüne Pekeschen.
Im Ersten Weltkrieg fielen 18 von 170 Mitgliedern. Im April 1919 konnten noch sechs Füchse aufgenommen werden. Das Sommersemester verlief nicht ohne innere Spannungen, wie sie bei der Zusammensetzung des Corps aus Kriegsteilnehmern und Abiturienten nicht ausbleiben konnten. Nach dem Friedensvertrag von Versailles wurde die Kaiser-Wilhelm-Akademie zum 1. Oktober 1919 geschlossen. Die drei Corps konnten nicht in Berlin bleiben; denn die sechs Corps im Berliner Senioren-Convent (KSCV) waren sich genug und lehnten die Aufnahme der drei Pepiniere-Corps ab. Der HKSCV wünschte und förderte ihre Verlegung an die neugegründete Universität Hamburg.
Hamburg[Bearbeiten]
Saxonias Neugründung in Hamburg erfolgte durch Angehörige der Corps Franconia Tübingen, Saxonia Kiel, Thuringia Jena, Brunsviga Göttingen, Suevia München und Teutonia Berlin. So schloss sich Saxonia dem Schwarzen Kreis an und ging sechs Vorstellungsverhältnisse ein. Die Mütze erhielt das Kieler Format. Die Zusammenarbeit der drei Berliner Corps als SC zu Hamburg galt als vorbildlich, die Unterstützung durch den Alte-Herren-Senioren-Convent und den Academischen Club in Hamburg hingegen als zurückhaltend.
Als die Inflation zu galoppieren begann, die Mieten nicht mehr bezahlt werden konnten und Neuimmatrikulationen selten wurden, entschloss sich das Corps, zum Ende des Wintersemesters 1922/23 zu suspendieren. Mit der ebenfalls nach Hamburg verlegten Franconia wurde 1923 ein Fusionsvertrag geschlossen, der bis 1930 bestand.
Hannoversch Münden[Bearbeiten]
Mit Franconias Zustimmung rekonstituierte Saxonia schließlich 1930 mit Hilfe der Cheruscia (vormals Andree'schen Tischgesellschaft). Damit gewann sie ihre Unabhängigkeit zurück. Beim oKC 1931 erhielt sie Sitz und Stimme im KSCV und die Rechte eines Senioren-Convents. Ab dem Wintersemester 1932/33 bestand ein Paukverhältnis zum Göttinger Senioren-Convent. Der Corpsburschen-Convent suspendierte am 1. November 1935.
Saxonia betreute ab 1937 die Kameradschaft „Bismarck“. Der Club Hubertus, zu Beginn des Wintersemesters 1946/47 von Mitgliedern der Kameradschaft gegründet, fusionierte am 2. November 1951 mit der Akademischen Jagd- und Forstgesellschaft zur Akademischen Forst- und Jagdgesellschaft Saxonia. Nachdem diese die Rekonstituierung des Corps abgelehnt hatte, trennte sich Saxonias AHV zum 15. März 1955 von allen Mitgliedern, die sich nicht zum Corpsprinzip bekannten.[1]
Der Altherrenverein wurde am 19. März 1948 reaktiviert. Seit dem 24. Juni 1956 wurden die Mitglieder der Saxonia vom Corps Brunsviga Göttingen aufgenommen. Der AHV löste sich am 15. Dezember 1956 auf, bestand aber als Traditionsverband bis 1987 fort.[1]
Verhältnisse[Bearbeiten]
Saxonia war befreundet mit den Corps Saxonia Kiel (1935/1920) und Hercynia Tharandt (1950/1933). Seit 1920 stand sie in Vorstellungsverhältnissen mit Borussia Greifswald, Normannia Berlin und Brunsviga Göttingen.
Mitglieder[Bearbeiten]
- Eberhard Ahrens (1892–1945), Admiralarzt
- Paul Hocheisen (1870–1944), Politiker
- Friedrich von Ilberg (1858–1916), Generalarzt, Leibarzt von Kaiser Wilhelm II.
- Richard Otto (1872–1952), Sanitätsoffizier
- Gerhard Rose (1886–1992), Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts und Beratender Hygieniker der Luftwaffe
- Friedrich Samwer (1892–1953), preußischer Offizier und Oberforstmeister, vorher auch Mitglied des Société d’Étudiants Germania Lausanne und später Gründungsmitglied der „Akademischen Feldjägergesellschaft“ in Eberswalde
- Oskar Schröder (1891–1958), Chef des Sanitätswesens der Luftwaffe
- Wilhelm Schultzen (1863–1931), Heeres-Sanitätsinspekteur der Reichswehr
- Paul Stenger (1865–1940), HNO-Ordinarius in Königsberg
- Karl Hans Walther (1895–1965), Generalarzt der Wehrmacht, Generalmajor der NVA
Literatur[Bearbeiten]
- Sigurd Werner: Das Corps Saxonia Berlin–Hamburg–Hann. Münden, 1971.
- Georg Bacmeister: Franconia und Saxonia, in ders.: Geschichte des Corps Brunsviga, Teil II: 1924–1993. Selbstverlag des Vereins Alter Herren des Corps Brunsviga zu Göttingen, 2002 (Ströher Druckerei und Verlag KG, Celle).
- Paulgerhard Gladen: Corpstafel des Corps Hann. Münden (Manuskript)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken. WJK-Verlag, Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9, S. 148–149.