Chimfunshi Verein zum Schutz bedrohter Umwelt

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Chimfunshi Verein zum Schutz bedrohter Umwelt
Zweck: Arten- und Tierschutz / Unterstützung des Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust und des Chimfunshi Wildlife Orphanage im Norden Sambias
Vorsitz:
Gründungsdatum: 1989
Sitz: Hamburg
Website: www.chimfunshi.de

Der gemeinnützige Verein Chimfunshi Verein zum Schutz bedrohter Umwelt e.V. ist eine politisch unabhängige Naturschutzorganisation in Deutschland, die sich für den Schutz der vor dem Aussterben bedrohten Schimpansen einsetzt, indem er den Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust(CWOT) finanziell unterstützt. Der CWOT betreibt eines der ältesten und größten Schimpansenschutzgebiete und -waisenhäuser der Welt: das Chimfunshi Wildlife Orphanage im Norden Sambias. Dies geschieht zum einen durch finanzielle Unterstützung und zum anderen durch Beratungsleistungen und praktische Unterstützung bei der Umsetzung von Projekten vor Ort.

Rechtsform und Vereinszweck[Bearbeiten]

Chimfunshi e. V. ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Seine Organe sind die jährlich stattfindende Mitgliederversammlung und der ehrenamtliche Vorstand, der aus dem Vorstandsvorsitzenden, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und dem Schatzmeister besteht. Sitz des Vereins und der Geschäftsstelle ist Hamburg. Der Verein finanziert sich über Spenden, die an den Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust weiter geleitet werden.

Vereinszweck von Chimfunshi e.V. ist die Unterstützung des CWOT, d.h.

  • die Finanzierung von Betrieb, Instandhaltung und Erweiterung des Schimpansen-Schutzgebietes auf Chimfunshi durch den Bau von Freigehegen, die ein artgerechtes Leben ermöglichen
  • die Finanzierung von Pflege, Rehabilitation und langfristige Betreuung der Schimpansen
  • die Sicherstellung des dauerhaften Fortbestands von Chimfunshi
  • die Rettung von Schimpansen in Not

Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust (CWOT)[Bearbeiten]

David und Sheila Siddle betrieben in den 1980er Jahren eine Rinderfarm am Kafue Fluss im abgelegenen Norden Sambias – der Region Copperbelt. Eines Tages brachte ihnen ein Wildhüter einen schwer verletzten kleinen Schimpansen, den er vor Wilderern gerettet hatte. Spontan nahmen die Siddles den kleinen Menschenaffen auf und päppelten ihn auf. Entgegen aller Prognosen überlebte der Schimpanse trotz seiner äußeren und inneren Verletzungen und blieb bei den Siddles.

Es sprach sich schnell herum, dass es einem Farmerehepaar im Norden Sambias an der Grenze zum Kongo gelungen war, ein verletztes Schimpansenbaby zu retten – und dass sie bereit seien, andere Notfälle aufzunehmen. Immer mehr Schimpansen aus aller Welt fanden ihren Weg nach Nordsambia. Die Tiere waren illegalen Wilderern abgenommen, auf Straßenmärkten, wo man sie zum Verkauf anbot, entdeckt, mitunter auch beim Zirkus ausrangiert oder beim Zoll als Schmuggelware konfisziert worden. Sie kamen aus der ganzen Welt und jedes Tier war traumatisiert und brauchte intensive Pflege. So wuchs die Zahl der Schimpansen stetig und der Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust entstand.

Das Chimfunshi-Gelände ist mehr als 4.200 Hektar groß. Neben der Auffangstation mit den großen Freigehegen für die Schimpansen befinden sich auch fünf Dörfer auf dem Gelände, in denen die Chimfunshi-Mitarbeiter mit ihren Familien leben, eine Schule, eine Krankenstation und das Education Center. Das Education Center ist heute wichtiges Forschungszentrum für Primatenforscher und Studenten aus aller Welt und Fortbildungszentrum für Schulklassen und Touristen. Es ist darüber hinaus Begegnungsstätte für Besucher.

Das Chimfunshi Wildlife Orphanage ist heute Heimat für 134 Schimpansen, die in fünf großen Freigehegen von einer Größe von bis zu 150 Hektar verteilt auf sieben Familienverbänden leben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Auffangstationen, kommen die Schimpansen auf Chimfunshi nur für Fütterungen und ärztliche Untersuchungen in die Käfige und leben ansonsten wie wild lebende Schimpansen in freier Natur und schlafen auch in Nestern in Bäumen.

Die 70 Mitarbeiter, die den Betrieb des Orphanage gewährleisten, sind fest angestellt und wohnen in den fünf Dörfern, die sich auf dem Chimfunshi-Gelände befinden. Chimfunshi ist ein wichtiger lokaler Arbeitgeber, der den Bewohnern Arbeit als Tierpfleger, technische Mitarbeiter und Servicekräfte bietet. Chimfunshi gibt 70 Familien – insgesamt rund 300 Bewohnern, davon 150 Kindern – Arbeit, Wohnung und medizinische Grundversorgung und unterhält darüber hinaus eine Schule für die rund 80 Kinder im schulfähigen Alter. Zudem leistet Chimfunshi einen wichtigen Beitrag zur lokalen Wirtschaft, denn die Nahrung für die Schimpansen wird von örtlichen Bauern geliefert.

In den letzten Jahren wurde die Kooperation mit internationalen wissenschaftlichen Institutionen ausgeweitet und durch die Kooperation mit African Impact – eine Organisation, die Volontärarbeit für Projekte in Afrika organisiert – das Waisenhaus für Volontäre geöffnet.

Chimfunshi hat sich in den letzten Jahren zu einem international anerkannten Bildungs- und Forschungszentrum entwickelt: Die Auffangstation bietet die einzigartige Möglichkeit, das komplexe Sozialverhalten von Schimpansen in ihrem nahezu natürlichen Lebensraum und in intakten Familiengruppen zu beobachten, sich gleichzeitig für eine Reihe von sozialen und Bildungsprojekten vor Ort zu engagieren und dabei Menschen und Kultur Sambias kennen zu lernen.

Gründung und Geschichte Chimfunshi e.V.[Bearbeiten]

1988 besuchte der Hamburger Unternehmer Stephan Louis das Waisenhaus der Siddles zum ersten Mal und engagierte sich seitdem für Chimfunshi, indem er gleich im Jahr darauf den Chimfunshi Verein zum Schutz bedrohter Umwelt e.V. in Deutschland gründete und neben zahlreichen Spendern maßgeblich finanzierte.

Stephan Louis ist leider am 25. Juli 2011 mit 57 Jahren unerwartet verstorben. Sein Bruder Sebastian, der Chimfunshi häufig mit seinem Bruder besucht hat, setzt seit 2012 als neuer Vorstandsvorsitzender von Chimfunshi e.V. die Arbeit fort.

Projekte auf Chimfunshi[Bearbeiten]

Dank der finanziellen Unterstützung aus Deutschland konnten in den Anfangszeiten des Vereins die Auffangstation intern strukturiert und erste Mitarbeiter eingestellt werden, was die Aufnahme weiterer Schimpansen ermöglichte. Die ersten Freigehege und Fütterungsgebäude wurden angelegt und eine erste Ausstattung von Fahrzeugen, Geräten und Maschinen gekauft. Darüber hinaus wurden fünf Bohrlöcher gebohrt und Brunnen gebaut, die die Versorgung mit sauberem Trinkwasser auf Chimfunshi sicherstellen.

Seit 2012 wurden auf Chimfunshi eine Schule sowie Häuser für die Mitarbeiter und weitere Bohrlöcher und Brunnen gebaut. Eine Veterinärin sowie ein weiterer Lehrer sind auf Chimfunshi tätig. Aktuelle Projekte sind der Ausbau der Schule, der Aufbau einer Veterinärklinik und der Bau von zwei neuen Freigehegen, um weitere Schimpansen aufnehmen zu können.

Die Zusammenarbeit mit internationalen Forschern wird kontinuierlich ausgebaut. Das Education Center auf Chimfunshi zieht mittlerweile nicht nur internationale Primatenforscher an, sondern auch Studenten aus Amerika und Europa sowie Schulklassen mit ihren Lehrern aus Sambia. So arbeitet Chimfunshi eng und regelmäßig mit Wissenschaftlern der Max Planck Institute für evolutionäre Anthropologie (Leipzig, Deutschland) und für Psycholinguistik (Nijmegen, Niederlande), der Freien Universität Berlin und der amerikanischen Gonzaga University zusammen.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Vernetzung und der Austausch mit anderen Tierschutzorganisationen wie z.B. mit dem WWF Sambia und mit der vom Jane Goodall Institute betriebenen Auffangstation Tchimpounga im Kongo.

Literatur[Bearbeiten]

  • “In My Family Tree: A Life with Chimpanzees” von Sheila Siddle und Doug Cress mit einem Vorwort von Jane Goodall, 2002, Grove Press.
  • „Ein Garten voller Schimpansen – Geschichten aus meinem Affenparadies“ von Sheila Siddle mit einem Vorwort von Jane Goodall, 2003, Rowohlt Verlag.

Weblinks[Bearbeiten]

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