Champions-League-Qualifikationsspiele 2012 F91 Düdelingen – FC Salzburg

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Duell der 2. Qualifikationsrunde zur UEFA Champions League 2012/13 zwischen F91 Düdelingen und dem FC Red Bull Salzburg, der international von der UEFA als FC Salzburg geführt wird, fand im Juli 2012 statt. Das Hinspiel in Düdelingen gewann der luxemburgische Meister am 17. Juli 2012 gegen sein österreichischen Pendant mit 1:0. Beim Rückspiel am 24. Juli 2012 in Salzburg reichte Düdelingen eine 3:4-Niederlage, um aufgrund der Auswärtstorregel aufzusteigen. Es ist dies der bisher größte internationale Erfolg des luxemburgischen Klubfußballs sowie eines der größten Debakel des österreichischen Fußballs.[1][2]

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Der FC Red Bull Salzburg konnte 2011/12 zum siebenten Mal den österreichischen Meistertitel holen und qualifizierte sich somit für die 2. Qualifikationsrunde zur Champions League. Die Salzburger, die sich 1994 bereits für die Champions-League-Gruppenphase qualifizieren konnten, scheiterten seit dem Einstieg von Red Bull 2005 bereits vier Mal in der letzten Qualifikationsrunde und konnten das große Ziel des Konzerns - die Teilnahme an der Champions League - noch nie erreichen.

Am 12. Juni 2012 trat Ricardo Moniz, der Salzburg als Cheftrainer zum Gewinn des Doubles geführt hatte, überraschend zurück. Als Grund nannte er in einem späteren Zeitungsinterview mangelnde Rückendeckung von Seiten des Managements sowie unüberbrückbare Differenzen mit dem Leiter des Trainingszentrums.[3] Am 24. Juni gab der Verein bekannt, dass Roger Schmidt die Nachfolge von Moniz antreten wird. Zusätzlich wurden Ralf Rangnick als neuer Sportdirektor und Gérard Houllier als Global Sports Director vorgestellt.[4] Bei dessen Präsentation kündigte der Neo-Trainer an, alles zu "investieren, um in die Gruppenphase zu kommen. Das ist die große Vision und Sehnsucht der Verantwortlichen."[5]

Der erst 1991 gegründete Club F91 Düdelingen gewann 2011/12 bereits zum 10. Mal die luxemburgische Meisterschaft und qualifizierte sich somit für die Champions-League-Qualifikation. Die Düdelinger konnten bis zu dieser Saison erst fünf internationale Spiele für sich entscheiden und erst zwei Mal die erste Champions-League-Qualifikationsrunde überstehen - 2005 gegen Zrinjski Mostar, wo man in der 2. Runde an Österreichs Vertreter Rapid Wien mit einem Gesamtergebnis von 3:9 ausschied, sowie 2011 gegen FC Santa Coloma aus Andorra.

Da die luxemburgische Nationaldivision eine der sechs schwächsten Ligen in der UEFA Fünfjahreswertung ist, musste Düdelingen bereits in der 1. Runde in die Champions-League-Qualifikation einsteigen und bekam dort den Vertreter San Marinos, SP Tre Penne, zugelost. Das Hinspiel gewannen die Luxemburger zu Hause 7:0 und der Aufstieg war somit nur noch Formsache. Da die Mannschaft eigenen Angaben zufolge nur aus Amateuren besteht[6], reisten einige Spieler nicht zum Rückspiel nach San Marino, um sich ihre letzten Urlaubstage für die Reise nach Salzburg aufzusparen. Düdelingen gewann dennoch 4:0 und stieg so in Qualifikationsrunde 2 auf, wo der FC Red Bull Salzburg wartete.

Die Salzburger galten vor den beiden Spielen als haushoher Favorit. Auch wenn in den Reihen der Düdelinger Spieler waren, die bereits in der belgischen sowie der zweiten deutschen, spanischen oder französischen Liga spielten, waren alle nur Halbprofis und gingen einer geregelten Arbeit etwa als Schwimmlehrer oder im Immobiliensektor nach.[6] Transfermarkt.de schätzte den Marktwert des Kaders von Düdelingen vor den Spielen auf etwa drei Millionen Euro, jenen der Salzburger auf über 30 Millionen Euro.

Hinspiel[Bearbeiten]

Das Hinspiel fand am 17. Juli 2012 im Jos Nosbaum-Stadion in Düdelingen statt. Das Stadion war mit knapp 1.600 Zuschauern ausverkauft, da zu internationalen Spielen nicht mehr Besucher zugelassen sind. Für die hochfavorisierten Österreicher begann das Spiel alles andere als glücklich. Bereits nach wenigen Mintuen verletzte sich Dušan Švento bei einem Zweikampf mit Steinmetz schwer und musste ausgewechselt werden. Später wurden bei dem Slowaken ein Kreuzbandriss sowie ein Seitenbandeinriss diagnostiziert.[7] Im Spiel übernahmen zunächst die Salzburger das Kommando, konnten aber kaum gefährlich werden, die Düdelinger verlegten sich aufs Kontern, kamen aber im Verlauf der Partie immer besser ins Spiel. Den einzigen Treffer des Spiels erzielte schließlich Aurélien Joachim für den krassen Außenseiter. Nachdem der eingewechselte Lindgren bei seiner ersten Aktion den Ball an den Gegner verloren hatte, zog Joachim ab und traf mit einem Weitschuss zum Sieg für die Luxemburger.[8]

F91 Düdelingen FC Salzburg
F91 Düdelingen
UEFA Champions League, 2. Qualifikationsrunde, Hinspiel
17. Juli 2012 in Düdelingen (Jos Nosbaum-Stadion)
Ergebnis: 1:0 (0:0)
Zuschauer: 1.567
Schiedsrichter: Anar Salmanow (AserbaidschanAserbaidschan Aserbaidschan)
Spielbericht
FC Salzburg
Jonathan Joubert (C)Kapitän der MannschaftBryan Melisse, Julien Tournut, Jean-Philippe Caillet, Jerry PrempehJean-Sébastien Legros, Ben Payal - Sofian Benzouien (90.+2' Léhit Zeghdane), Thierry Steinmetz (88. Ilies Haddadji), Daniel Da Mota - Aurélien Joachim (87. Joël Kitenge)
Trainer: Didier Philippe (FrankreichFrankreich Frankreich)
Alexander WalkeAndreas Ulmer, Martin Hinteregger, Ibrahim Sekagya, Christian SchweglerDavid Mendes (C)Kapitän der Mannschaft, Christoph LeitgebDušan Švento (6. Florian Klein), Cristiano (74. Rasmus Lindgren), Gonzalo Zárate (53. Jonathan Soriano) - Stefan Maierhofer
Trainer: Roger Schmidt (DeutschlandDeutschland Deutschland)
Scored 1:0 Joachim (75.)
Gelbe Karten Melisse (39.), Payal (81.) Gelbe Karten Mendes (59.), Soriano (77.), Hinteregger (90. +3')
Gelb-Rote Karten Soriano (90.)

Rückspiel[Bearbeiten]

Das Rückspiel fand eine Woche später in der Red Bull Arena in Wals-Siezenheim vor etwa 6.600 Zuschauern statt. Anders als das Hinspiel wurde das Retourmatch im TV gezeigt, der ORF übertrug die Partie live. Während Düdelingens Trainer Didier Philippe mit der gleichen Aufstellung begann wie beim Heimsieg, stellte Salzburg-Trainer Roger Schmidt seine Mannschaft an vier Positionen um und setzte dabei zum Großteil auf jenes Team, das am Wochenende davor zum Ligaauftakt Sturm Graz 2:0 bezwang. In der Startformation fanden sich acht Österreicher wieder, was Pflichtspiel-Rekord in der Red-Bull-Ära bedeutete. Die Salzburger begannen sehr offensiv und liefen so immer wieder in Konter der Luxemburger. Thierry Steinmetz konnte in der 26. Spielminute einen dieser Konter zum überraschenden 1:0 der Gäste verwerten. Die Salzburger benötigten nun aufgrund der Auswärtstorregel drei Treffer, um doch noch aufzusteigen. Schon im Gegenzug gelang Jakob Jantscher der Ausgleich. Martin Hinteregger brachte die Bullen in der 37. Minute erstmals in Führung, als er den Ball nach einem Eckball mit der an den Körper angelegten Hand ins Tor beförderte. Noch vor dem Pausenpfiff hatte Stefan Maierhofer die große Chance auf das 3:1, als er vor dem leeren Tor den Ball nicht traf. So waren es schließlich die Amateure aus Luxemburg, die nach dem Seitenwechsel mit einem Doppelschlag durch Tore von Aurélien Joachim in der 48. und Steinmetz in der 57. Minute das Spiel drehen konnten und mit 3:2 in Führung gingen. Salzburg benötigte nun wieder drei Treffer, was aufgrund der nun äußerst defensiven Düdelinger beinahe aussichtslos erschien. Knapp zehn Minuten vor Schluss verwandelte der eingewechselte Cristiano einen Elfmeter, nachdem Gonzalo Zárate gefoult worden war. Zárate brachte nur wenige Sekunden später die Salzburger wieder in Führung. Wegen der Auswärtstorregel benötigte Salzburg aber noch einen weiteren Treffer, der jedoch nicht mehr gelang. Somit war die große Sensation perfekt und F91 Düdelingen schalteten Red Bull Salzburg mit einem Gesamtscore von 4:4 aus.[9]

Düdelingen-Trainer Phlippe bezeichnete den Aufstieg als Wunder, während auf Salzburger Seite von einer Katastrophe die Rede war.[10]

FC Salzburg F91 Düdelingen
FC Salzburg
UEFA Champions League, 2. Qualifikationsrunde, Rückspiel
24. Juli 2012 in Wals-Siezenheim (Red Bull Arena)
Ergebnis: 4:3 (2:1)
Zuschauer: 6.600
Schiedsrichter: Pavle Radovanović (MontenegroMontenegro Montenegro)
Spielbericht
F91 Düdelingen
Alexander WalkeAndreas Ulmer, Martin Hinteregger, Stefan Ilsanker, Christian Schwegler (74. Florian Klein) – David Mendes (C)Kapitän der Mannschaft, Christoph Leitgeb (59. Gonzalo Zárate) – Jakob Jantscher, Stefan Hierländer, Georg Teigl - Stefan Maierhofer (46. Cristiano)
Trainer: Roger Schmidt (DeutschlandDeutschland Deutschland)
Jonathan Joubert (C)Kapitän der MannschaftBryan Melisse, Julien Tournut, Jean-Philippe Caillet, Jerry PrempehJean-Sébastien Legros, Ben Payal (89. Léhit Zeghdane) - Sofian Benzouien, Thierry Steinmetz (79. Ilies Haddadji), Daniel Da Mota (87. Morgan Beltorangal) - Aurélien Joachim
Trainer: Didier Philippe (FrankreichFrankreich Frankreich)

Scored 1:1 Jantscher (28.)
Scored 2:1 Hinteregger (37.)


Scored 3:3 Cristiano (81., Foulelfmeter)
Scored 4:3 Zárate (82.)
Scored 0:1 Steinmetz (26.)


Scored 2:2 Joachim (48.)
Scored 2:3 Steinmetz (57.)
Gelbe Karten Jantscher (27.), Schwegler (40.), Zárate (82.) Gelbe Karten Benzouien (27.)
Gelb-Rote Karten Benzouien (74.)

Reaktionen und Nachwirkungen[Bearbeiten]

Die österreichische Presse ging mit den Salzburgern hart ins Gericht und schrieb etwa von einem erbärmlichen Sieg im Rückspiel, einer Bruchlandung, dem Gipfel der Peinlichkeit sowie einer der größten Blamagen im österreichischen Fußball. Es wurde gar die Sinnhaftigkeit des Red-Bull-Engagements im Salzburger Fußball infrage gestellt, 300 Millionen Euro soll Red Bull unbestätigten Meldungen zufolge seit der Übernahme 2005 bereits in das Salzburger Team investiert haben.[11] Auch die internationale Presse reagierte auf das Ausscheiden Salzburgs. Vor allem in Deutschland ist das Interesse an Red Bull Salzburg seit dem Engagement des langjährigen Bundesliga-Trainers Ralf Rangnick groß. Bild.de führte beispielsweise kurz nach dem Ende der Partie dessen Ausgang als eine der Hauptmeldungen auf seiner Startseite.[1][12][13]

Während in Luxemburg die Website des F91 Düdelingen aufgrund zu vieler Zugriffe vorübergehend nicht mehr erreichbar war, wurde in Österreich eine Facebook-Seite mit den Titel Düdelingen Fanclub Österreich ins Leben gerufen, welcher innerhalb kurzer Zeit mehrere tausend Fans hatte. Die Betreiber beschreiben diese Seite selbst als Satire, bei der man seinen Frust über den österreichischen Fußball zum Ausdruck bringen will.[14][15] Österreichs meistgehörter Radiosender Ö3 begab sich im Rahmen seines Morgenprogramms auf die Suche nach einem Amateurteam, das ein Spiel gegen die Mannschaft von F91 Düdelingen bestreiten möchte und so "die Ehre des heimischen Fußballs retten will."[16]

Für die Luxemburger war dieser Sieg über Salzburg der bisher größte Erfolg auf Klubebene. Noch nie zuvor hatte eine Mannschaft aus dem Großherzogtum zwei Qualifikationsrunden überstanden und die dritte erreicht. Düdelingen trifft nun in dieser dritten Qualifikationsrunde zur Champions League auf den slowenischen Vertreter NK Maribor; im Vorjahr scheiterten die Luxemburger in der 2. Qualifikationsrunde mit einem Gesamtergebnis von 1:5 an den Slowenen. Gespielt wird am 1. August in Slowenien sowie am 7. August in Luxemburg. Sollte Düdelingen an Maribor scheitern, würden sie als zweites Team aus Luxemburg an der Play-Off-Runde zur Europa League teilnehmen, sollten sie auch das Duell mit Maribor für sich entscheiden, wäre ihnen die Teilnahme an einer internationalen Gruppenphase gesichert.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.