Cargo (2010)
Cargo (2010) ist ein Kurfilm des österreichischen Amateurregisseurs Moritz Stieber, der von einer Schnecke auf ihrem Weg durch die vom Menschen veränderte Welt handelt. Einzelne Aufnahmen des Werks - wie etwa die durch Zeitraffer schnell vorüberziehenden Wolken über ein Gebäude - können als Hommage an den Film Koyaanisqatsi (1982) interpretiert werden, allerdings mit dem Unterschied dass es in Cargo eine "Hauptperson" (die Schnecke) gibt, die als wiederkehrendes Element fungiert. Die rote Farbe der Schnecke wiederum kann als Referenz an die Epoche blauer Reiter gesehen werden, in der Tiere in Bildern auch verschiedenfarbig dargestellt wurden.
Der Titel Cargo kann hierbei auf mehrere Weisen gedeutet werden. Der Mittelteil des Wortes escargot (frz. Schnecke) beinhaltet den Titel, und bedeutet gleichzeitig Fracht bzw Frachtgut, womit die Last des Schneckenhauses, die die Schnecke mit sich zieht und ihr den Weg erschwert, gemeint sein könnte.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Aufbau und Inhalt des Films[Bearbeiten]
Man sieht erst ein schwarzes Bild, dann wird der dunkelgrüne Titel Cargo eingeblendet, untermalt von Ludwig Van Beethovens 2. Satz aus seiner 7. Sinfonie. Bis jetzt sieht man nicht mehr als ein Schneckenhaus, aus dem langsam herausgezoomt wird. Als nächstes bekommt man ein kleines Schneckenhaus zu sehen, dass still im Gras liegt, aus dem jedoch kurz danach eine rote aus Knete geformte Schnecke mithilfe der Stop-Motion Technik kriecht. Nachdem sich diese kurz umgesehen hat, bewegt sie sich aus dem Bild und kriecht weiter, einen Baum hoch. Man sieht die Schnecke im Laufe des Films an verschiedensten Orten (etwa an einer Laterne in der Stadt, in Menschenmengen oder an einem Bahnhof) kriechen, bis sie sich letztenendes erschöpft neben einer Laterne in der Stadt in ihr Haus zurückzieht.
Interpretation[Bearbeiten]
Der Film kann als Kritik an der aktuellen Gesellschaft des Menschen im Allgemeinen bzw. wie sich die menschliche Gesellschaft entwickelt hat, gesehen werden, wenn man die Schnecke als Symbol bzw Allegorie für die Natürlichkeit an sich sieht, die sich im Laufe des Films quasi das Werk des Menschen ansieht, und nach dessen Begutachtung beschließt, sich endgültig vom Menschen zu entfernen und sich "zurückzuziehen" (dargestellt durch die Schnecke, die sich am Ende des Films zurück ins Haus verkriecht.) Allerdings kann Cargo vielseitig interpretiert und analysiert werden, da durch das völlige Fehlen von Dialogen das Augenmerk nur auf das Zusammenspiel von Bild und Musik gelenkt wird, was natürlich auch mehr Interpretationsraum zulässt.
So kann die Schnecke wiederum auch für das menschliche Streben nach dem Sinn des Lebens im Allgemeinen stehen, da auch sie nicht wirklich weiß, wohin sie will/was das Ziel ihrer Reise ist. Sie wandert einfach weiter, auf der Suche nach "etwas", scheitert jedoch auf gewisse Weise am vom Menschen geschaffenen System, das auch in Koyaanisqatsi kritisiert und interpretiert wird.
Produktion[Bearbeiten]
Entstanden ist der Film mit geringstmöglichem Budget in Dippersdorf sowie in Wien, wo an den Orten Handelskai, Stephansplatz (Wien), in der Mariahilfer Straße und am Praterstern gedreht wurde. Die Animation der Schnecke entstand mithilfe einer handelsüblichen Digitalkamera, mit der Bild für Bild die Bewegungen der Schnecke fotografiert und dann schnell hintereinander abgespielt wurden, wodurch eine Bewegung der Schnecke erzeugt wurde.