Burschenschaft Prata-Schleusingen zu Magdeburg

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Burschenschaft Prata-Schleusingen zu Magdeburg

Wappen Zirkel
WappenPrataSchleusingen.jpg B!PrataSchleusingenZirkel.jpg
Basisdaten
Gründung: 8. November 1901
Reaktivierung am 3. Oktober 1990
Gründungsort: Schleusingen
Farben: Rot-Weiß-Grün
grüne, halbsteife Tellermütze
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: fakultativ schlagend
Wahlspruch: Dem Bunde treu und treu dem Vaterland
Website: prata-schleusingen.de

Die Burschenschaft Prata-Schleusingen zu Magdeburg ist eine farbtragende und fakultativ schlagende Studentenverbindung am Hochschulort Magdeburg. Ihre Mitglieder werden "Pratenser" genannt.

Sie wurde am 8. November 1901 an der Wiesenbauschule im thüringischen Ort Schleusingen als Schülerverein gegründet. 1931 trat die Prata als kulturtechnische Verbindung (KTV) dem Kasseler Vertreter-Convent (KVC) bei, bis sich 1935 ihre Mitglieder, unter dem starken Druck der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik, dazu entschlossen hatten, die Verbindung aufzulösen. Am 3. Oktober 1990 wurde sie mit der Unterstützung der Burschenschaft Erica zu Suderburg von Studenten der damaligen Ingenieurschule für Wasserwirtschaft in Magdeburg reaktiviert.

Traditionell waren die Mitglieder Studenten des Faches Wiesenbau bzw. der verwandten Ingenieurwissenschaften, seit der Reaktivierung können aber auch Studenten anderer Fachrichtungen aufgenommen werden. Die Mitgliedschaft steht heute jedem männlichen Studenten offen, der seinen Lebensmittelpunkt in der Stadt Magdeburg hat.

Couleur, Wappen und Zirkel[Bearbeiten]

In der Tradition der farbtragenden bzw. farbführenden Studentenverbindungen tragen die Mitglieder der B! Prata-Schleusingen Couleur in verschiedenen Ausprägungen.

Couleur[Bearbeiten]

Das neben der Fahne bzw. Banner wohl Bekannteste sind das Band und die Mütze eines Farbstudenten. Die Mitglieder der B! Prata-Schleusingen tragen als Burschen ein rot-weiß-grünes Band mit einer silbernen Naht, der so genannten Percussion. Als Fux hingegen wird ein weiß-grünes Band mit ebenfalls silberner Percussion getragen.

Rot wie die Liebe sei der Brüder Zeichen, und unbefleckt der Ehre weiß das Panier. Auch dem Beruf soll die Farbe gleichen, drum sei das Grün des Bundesbanner Zier!

– Aus dem Bundeslied der B! Prata-Schleusingen

Die Burschen tragen als Kopfbedeckung eine halbsteife Tellermütze, die aus einem grünen Mützenkörper, einem schwarzen Schirm und einem rot-weiß-grünen Rand besteht. Letzterer ist bei den Fuxen weiß-grün gehalten. Entgegen der meisten Mützenfarben richtet sich die der B! Prata-Schleusingen nicht nach der ersten Farbe bzw. der Hauptfarbe des Bandes. Die grüne Mütze weist zum einen auf das Fach des Wiesenbaues, aber auch auf die besonderen Verbundenheit zu Natur und Umwelt hin.

Ein weniger bekannter, aber auch von den Mitgliedern den Pratensern getragener Coleurgegenstand ist der so genannte Zipfel. Die Pekeschen zum so genannten Vollwichs sind ebenfalls in grün gefertigt. Je nach Anlass wird das Couleur getragen, häufig geschieht dies zu Couleurveranstaltungen, wie beispielsweise einer Kneipe, in Kombination mit einem Anzug.

Wappen[Bearbeiten]

Das Wappen der B! Prata-Schleusingen setzt sich, von oben nach unten betrachtet, aus der Losung Prata sei’s Panier, einem Spangenhelm mit Helmzier, Krone und Helmdecke, einem Wappenschild sowie dem Wahlspruch Dem Bunde treu und treu dem Vaterland zusammen. Helmzier und Helmdecke sind dabei in den Farben der Verbindung, rot, weiß und grün gehalten.

Das Wappenschild zeigt auf der rechten oberen Flanke die Farben der Verbindung. Darunter, auf der rechten unteren Flanke, ist Schloss Bertholdsburg bei Schleusingen zu sehen. Auf der linken oberen Flanke ist ein Theodolit und auf der linken unteren Flanke die Farben des Deutschen Kaiserreiches zu sehen. In der Mitte des Wappenschildes ist der Zirkel der B! Prata-Schleusingen abgebildet.

Zirkel[Bearbeiten]

Der Zirkel einer Verbindung war ursprünglich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Geheimzeichen, als Studentenverbindungen und Orden in Zusammenhang mit den Karlsbader Beschlüssen verboten wurden. Er enthält meist die stilisierten Buchstaben v,c,f und den Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens, im Falle der Prata ein P. Die Buchstaben v,c,f standen ursprünglich, seit etwa 1785, für lat. vivant fratres coniuncti (Es leben die Verbundenen Brüder), und später, ungefähr ab 1795, für lat. vivat circulus fratrum (es lebe der Kreis der Brüder), wahrscheinlich in Anlehnung an Schillers Ode an die Freude, wo es in der letzten Strophe heißt: „… schließt den heiligen Zirkel dichter!“

Diese beiden älteren Interpretationen der drei Buchstaben sind heute weniger geläufige Variationen. Gebräuchliche Interpretation sind heute meist lat. vivat crescat floreat, lebe, gedeihe, blühe, hier: Lebe, gedeihe und blühe Prata.

Bundesgeschichte[Bearbeiten]

Wiesenbau und Wiesenbauschule Schleusingen[Bearbeiten]

Das vom Menschen zumeist künstlich geschaffene Ökosystem Wiese erfuhr insbesondere in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Preußen große Aufmerksamkeit. Seither wurden Wiesen als landwirtschaftliches Grünland vor allem zur Erzeugung von Heu genutzt. Der im 19. Jahrhundert zunehmenden Überbeanspruchung wurde in Preußen durch einheitliche Regelungen, wie dem Wassergesetz von 1843, aber auch durch eine generelle Hinwendung zu neuen, technischen Methoden im so genannten Wiesen- und Kulturbau begegnet. Die bisher praktisch ausgebildeten Wiesenbauer wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts an drei Wiesenbauschulen im Wiesen- und Kulturbau ausgebildet. Die erste der drei Schulen wurde bereits 1853 in Siegen gegründet. Am 8. Januar 1854 folgte die Gründung der Wiesenbauschule Suderburg, bevor am 15. Oktober 1897 die Wiesenbauschule in Schleusingen als Lehranstalt der Landswirtschaftskammer für die Provinz Sachsen gegründet wurde.

Gründnung der Prata[Bearbeiten]

Rathaus der Stiftungsstadt Schleusingen

Am 8. November 1901 fanden sich die Schüler der Wiesenbauschule zusammen, um den Schülerverein Prata zu gründen. Der Name Prata rühert vom lateinischen Wort pratum für ‚Wiese‘, dem wesentlichen Gegenstand ihrer Beschäftigung an der Schule, her. Mit der Gründung des Vereins konnten selbständig grundlegende Elemente der Selbstverwaltung geschaffen sowie grundsätzliche wirtschaftliche Bedürfnisse in Fragen der Selbstversorgung befriedigt werden. Zudem fanden kulturelle Angebote, Weiterbildungen, gegenseitge Hilfe im Studium und geselliges Zusammensein im Rahmen des Schülervereins statt.

Kulturtechnische Verbindung[Bearbeiten]

Wie das junge Studienfach selbst, so entwickelte sich die Prata ebenfalls weiter. Am 19.Dezember 1907 wurden wesentliche farbstudentische Elemente, wie beispielsweise das rot-weiß-grüne Burschenband eingeführt. Bis spätetens 1912, wo die Einführung des weiß-grünen Fuxenbandes belegt ist, führten die Studenten ein Wappen, Zirkel sowie weitere farbstudentische Elemente (Couleur) als äußere Zeichen ihres Bundes ein. Da viele der Studenten in Privathaushalten des Ortes untergebracht sind, wird die Prata auch für das Direktorium ein wichtiges Element der Studentenselbstverwaltung und der organisation des Gemeinschaftslebens außerhalb der Lehrveranstaltungen, so ist auch für den 25. November 1911 die Ehrenmitgliedschaft des damaligen Direktors Dr. Stein in der Prata aktenkundig. Für den 12. April des Jahres 1931 ist die Gründung des Kasseler Vertreter-Convents (KVC) belegt, bei der die Kulturtechnische Verbindung (K.T.V.) Prata Schleusingen bis zu ihrer Auflösung und der des Dachverbandes 1935 Mitglied war.

Durch die Organisation der Studentenverbindungen der drei preußischen Wiesenbauschulen im Kasseler Vertreter Convent, konnte ein breiter Wissensaustausch und gegenseitige Unterstützung zwischen den Studenten der jeweils ca. 300 km entfernten Höheren Fachschulen ermöglicht werden. Wenige Jahre später sahen sich die Studenten der Prata, wie auch die ihrer Schwesterverbindungen im KVC, gezwungen, unter dem starken Druck der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik, ihre Verbindung aufzulösen.

Nachkriegszeit und Reaktivierung[Bearbeiten]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und mit der Befreiung Schleusingens durch US-amerikanische Truppen gingen leider auch die bis dahin aufgehobenen bzw. versteckten Couleurgegenstände und Dokumente der Verbindung verloren. Zudem waren viele der Pratenser und der Alten Herren der Verbindung durch die Wirren den Krieges in alle Winde verstreut, in Kriegsgefangenschaft oder gar gefallen. Aufgrund des Verbotes korporationsstudentischer Aktivitäten in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR, war an eine Reaktivierung der Prata nicht zu denken. Wie heute bekannt ist, gab es erst ab den 1960er und 1970er Jahren wenige illegale Gründungen von Studentenverbindungen in der DDR. Ebenfalls in dieser Zeit wurde die Alma Mater der Pratenser 1956 als Ingenieurschule für Bauwesen und Wasserwirtschaft nach Magdeburg verlegt, womit jede Anknüpfung an die farbstudentische Tradition der Schule vorerst ausgeschlossen war. Jedoch fanden sich in der Bundesrepublik Deutschland ehemalige Schleusinger Absolventen zur Altherren-Vereinigung Schleusingen in Coburg zusammen. Diesen Ort wählten sie, um sich alljährlich zu treffen und ,wie mündlich überliefert wurde, um von Coburg aus auf das 30 km entfernte Schleusingen blicken zu können.

Nach dem Fall der Berliner Mauer fanden sich Studenten der Ingenieurschule zueinander, die durch Kontakte zu anderen Verbindungen ein Interesse am Korporationswesen gefunden hatten. Insbesondere durch die Burschenschaft Erica zu Suderburg erfuhren sie von der Geschichte der KTV Prata-Schleusingen im KVC. Beseelt von der eigenen Geschichte und vor dem Hintergrund der sich gerade vollziehenden Deutschen Einheit, beschlossen sie Konktakt mit den noch lebenden Altherren der Prata aufzunehmen, um mit ihrer Zustimmung diese zu reaktivieren. Am 3. Oktober 1990 wurde die Prata schließlich an der Fakultät für Wasserwirtschaft der FH Magdeburg, im heutigen Landtag von Sachsen-Anhalt, unter dem Namen Burschenschaft Prata-Schleusingen zu Magdeburg reaktiviert. Ein Jahr nach der Reaktivierung wurde die Prata hospitierendes Mitglied des Bundes Deutscher Ingenieur-Corporationen (BDIC), bevor sie 1997 Vollmitglied wurde.

Am 3.Oktober 2001 feierten die Pratenser an ihrem Stiftungsort Schleusingen das 100. Stitftungsfest und konnten im Oktober 2010 den 20. Jahrestag ihrer Reaktivierung sowie ein Jahr später das 110. Stiftungsfest in Magdeburg feiern. Im Oktober 2010 beschloss die Prata den Austritt aus dem BDIC, der zum Ende des Jahres 2011 wirksam wird. Fortan wird sie als dachverbandsfreie Studentenverbindung bestehen.

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Dünkelberg, Friedrich Wilhelm: Der Wiesenbau in seinen landwirthschaftlichen und technischen Grundzügen. Für Landwirthe, Techniker und Verwaltungs-Beamte sowie für Vorleungen. Braunschweig 1894.
  • Grobe, Frank: Zirkel und Zahnrad. Ingenieure im bürgerlichen Emanzipationskampf um 1900. Die Geschichte der technischen Burschenschaft. In: Oldenhage Klaus (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Band 17, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2009.
  • Heinemann, Andreas: Der Wiesenbau im Siegerlande. Berlin 1913.
  • Hilmer, Karl: Von der Wiesenbauschule zur Fachhochschule.Eine Chronik der Suderburger Lehranstalt. Uelzen 1974.
  • Holdefleiß, Paul: Der Wiesenbau (=Landwirtschaftliche Bücherei, Bd.15). Friedrichswerth 1919.
  • Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover: Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Wiesenbauschule Suderburg am 17. Mai 1929. Hannover 1929.
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