Bodylore

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Bodylore oder Body Lore ist die Bezeichnung für eine volkskundliche Subdisziplin, die die Rolle des menschlichen Körpers hinsichtlich der Entstehung gesellschaftlicher Normen und Werte untersucht.

Der Begriff wurde in den späten 1980er Jahren von der US-amerikanischen Volkskundlerin Katharine Young geprägt. Versuche, ein treffendes deutsches Pendant zu finden, führten (bisher) zu keinem Erfolg: Einfache Übersetzungen wie "Körperkunde" oder "Körperlehre" konnten sich in der deutschsprachigen Volkskunde nicht durchsetzen - zumal sie in anderen Wissenschaftszweigen Verwendung finden.

Forschungsbereiche[Bearbeiten]

Ein Schwerpunkt der Bodylore liegt in der erneuten Betrachtung des cartesischen Dualismus, welcher Körper und Geist als zwei verschiedene Einheiten begreift. Die Überzeugung Descartes', nach der Körper und Geist voneinander getrennt sind, hat fast alle Aspekte westlichen Denkens und sogar die Struktur der westlichen Gesellschaft durchdrungen. So stoßen wir immer wieder auf die Annahme, dass die Art und Weise, wie unsere Welt funktioniert, auf entgegengesetzten Paaren basiert.

Beispielsweise wird die wissenschaftliche Diskussion über die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes von den Massenmedien häufig so dargestellt, als ob auf der einen Seite lediglich die genetische Veranlagung und auf der anderen nur die Erziehung als ausschließliche Ursache angenommen würde (Gegensatz: Natur versus Kultur). Weitere verbreitete Gegensätze sind: männlich versus weiblich, Leidenschaft versus Vernunft, privat versus beruflich, Subjekt versus Objekt. Stets werden diese Begriffspaare als polar und funktionell entgegengesetzt hingestellt, als ob die Grenzen, die diese Konzepte voneinander trennen, leicht zu unterscheiden wären, und als ob das eine unter keinen Umständen in den Einflussbereich des anderen gelangen könnte.

Darüber hinaus setzt sich Bodylore mit den diversen Methoden körperlicher Verschönerung auseinander, als da wären: Bemalungen der Haut, Frisuren, Piercings, Schminken, Tätowierungen etc.

Literatur[Bearbeiten]

  • Utz Jeggle: Der Kopf des Körpers. Eine volkskundliche Anatomie. Weinheim u.a. 1986 (Aspekte des Menschen).
  • Katharine Young: Bodylore. Knoxville 1993 (Publications of the American Folklore Society. New series).
  • Rudolf Schenda: Gut bei Leibe. Hundert wahre Geschichten vom menschlichen Körper. München 1998.

Weblinks[Bearbeiten]

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