Bodenhaltung bei den domestizierten europäischen Kaninchen (Oryctolagus cuniculus)

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Bodenhaltung bei den domestizierten europäischen Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) in der Kaninchenzucht bedeutet, dass die Tiere auf dem Boden eines Gebäudes oder auf der Plattform eines Geheges, oft auf Einstreu gehalten werden. Die Muttertiere werden einzeln, die Jungtiere generell in Gruppen gehalten.

Wahrnehmung durch den Verbraucher[Bearbeiten]

Bodenhaltung als eine Alternative zu einer natürlichen Unterbringung wird von mehreren Fachleuten empfohlen und in der Mehrheit der Haltungssysteme für Bio-Kaninchen vorgeschrieben. Ihrer Auffassung nach erfüllt diese Haltungsform die Bedürfnisse der Kaninchen und die Anforderungen an das Tierwohl bestmöglich. Ein Teil der Verbraucher bevorzugt ein Produkt aus dieser Haltungsform gegenüber den Produkten von Kaninchen, die aus Grossbetrieben kommen und in Käfigen aufgezogen worden sind. Die Konsumenten sind hierfür bereit, einen höheren Preis für das Kaninchenfleisch aus diesen Haltungsbedingungen zu bezahlen.

Forschungsergebnisse[Bearbeiten]

Dies wird aber von den Forschungsergebnissen nur teilweise bestätigt [1]. Boden, Beton oder Tiefeinstreu sind natürlich bequemere Flächen für die Kaninchen sich dort aufzuhalten. Trotz ihrer freien Platzwahl verweilen sie lieber auf Plastik- oder Metallgitter als auf der Tiefstreu [2]. Dieser angebliche Widerspruch lässt sich damit erklären, dass die Kaninchen in ihrem Fell, ohne Schweißdrüsen, die während der Verdauung entstehende Wärme nur schwer abgeben können. Nicht für Komfort, sondern für ein besseres allgemeines Wohlbefinden wählen sie den Gitterboden. Die obige Erklärung wird dadurch bestätigt, dass die Wahl zwischen den Böden von Temperatur und Alter abhängt [3]. In der Kälte und im jungen Alter wählen die meisten Kaninchen die Plastikgitter, wenn es aber warm ist (im Sommer), besonders am Ende der Mastphase wird eindeutig das Metallgitter präferiert [4].

Die Haltung auf Stroh oder Heu sind mit Gesundheitsrisiken verbunden. Kaninchen ernähren sich gerne mit ligninhaltigen Futtermitteln. Weil sie Lignin und Cellulose, im Gegensatz zur menschlichen Verdauung, verdauen können. Durch das Fressen aufgenommene Einstreu, eventuell mit Kot und Urin kontaminiert, führt bei den Kaninchen zu Erkrankungen der Verdauungsorgane, meistens Kokzidiosen. Die Kaninchen sterben an dieser Pathologie. [5]. Krankheit und Mortalität stehen dem Tierwohl entgegen [6].

Quellen[Bearbeiten]

1.Szendrő Zs., Dalle Zotte A. 2011. Effect of housing conditions on production and behaviour of growing meat rabbits: A review. Livest. Sci., 137 (2011) 296–303.

2. Orova, Z., Szendrő, Zs., Matics, Zs., Radnai, I., Biró-Németh, E., 2004. Free choice of growing rabbits between deep litter and wire net floor in pens. Proc. 8th World Rabbit Congress, Puebla City, Mexico, pp. 1263–1265.

3. Bessei, W., Tinz, J., Reiter, K., 2002. Die Präferenz von Mastkaninchen für Kunststoffgitter und Tiefstreu bei unterschiedlichen Temperaturen. Proc. 12th Symp. Housing and Diseases of Rabbits, Furbearing Animals and Pet Animals, Celle, Germany, pp. 133–140.

4. Gerencsér Zs., Szendrő K., Szendrő Zs., Odermatt M., Radnai I., Nagy I., Dal Bosco A., Matics Zs. 2014. Effect of floor type on behavior and productive performance of growing rabbits. Livest. Sci., 165, 114–119.

5. Dal Bosco, A., Castellini, C., Mugnai, D., 2002. Rearing rabbits on a wire net floor or straw litter: behaviour, growth and meat quality traits. Livest. Prod. Sci. 75, 149–156.

6. Hoy, St., Verga, M., 2006.Welfare indicators. In:Maertens, L., Coudert, P. (Eds.), Recent advances in rabbit sciences. ILVO, Melle, Belgium, pp. 71–74.