Bodendenkmale mit Bezug zur Innerdeutschen Grenze

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Historie der Denkmalpflege[Bearbeiten]

Mit dem Zeitpunkt der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten am 3. Oktober 1990 wurde auch die Grenzgesetzgebung der Deutschen Demokratischen Republik vom 25. März 1982 außer Kraft gesetzt. In dieser Zeit war es das gewünschte Ziel der Bevölkerung sowie der politischen Kräfte und der Bundesregierung, dass alle Grenzsperranlagen auf dem Territorium der DDR rückgebaut und entsorgt werden. An ausgewählten Stellen am deutsch-deutschen Grenzverlauf sollten im Nachgang zu den Räumarbeiten Grenzlandmuseen mit zumeist rekonstruierten Mustergrenzen und teilweise umfänglichen Geschäftsbetrieben entstehen. Die Erhaltung von baulichen oberirdischen Zeugnissen der Teilungszeit (Baudenkmalen) war zu dieser Zeit Anfang der 1990 Jahre nicht vorgesehen. Allerdings wurden bereits in den Jahren ab 1993 punktuell Reste der umfänglichen DDR-Grenzaufbauten, welche durch Zufall erhalten geblieben sind, unter staatlichen Denkmalschutz gestellt. Hierzu zählt auch das Areal der Grenzanlagen bei Behrungen/Thüringen, dieses ist heute im Besitz der Familie Elke, Andreas und Manuel Erhard und wird zur Denkmalforschung und als Deutsch-deutsches Freilandmuseum genutzt. Die Nachforschungen zu den Baudenkmalen (oberirdische Objekte) an der ehemaligen innerdeutschen Grenze kamen aus den Reihen der Denkmalfachbehörden. An die Erforschung und staatlichen Schutzstellung von Bodendenkmalen (unterirdische Objekte) mit Bezug zur ehemaligen innerdeutschen Grenze befasste sich zu dieser Zeit bundesweit niemand.

Bodendenkmale mit Bezug zur innerdeutschen Grenze[Bearbeiten]

Bei den Bodendenkmalen mit Bezug zur innerdeutschen Grenze handelt es sich um Baulichkeiten, welche von Menschen in die Erde gebaut bzw. im Erdreich errichtet wurden. In Einzelfällen kann es sich hierbei auch um Fundamente oder Reste solcher unterirdischen Baulichkeiten handeln. Die baulichen Objekte oder Anlagen geben Aufschluss über das menschliche Handeln, die politischen oder gesellschaftlichen Ziele oder der staatspolitischen Überzeugung in einer gewissen historisch abgeschlossenen Zeitspanne oder Epoche. Im Falle der „Bodendenkmale mit Bezug zur innerdeutschen Grenze“ handelt es sich um die Zeitspanne der Zonen, die Zeit der deutschen Teilung, des Kalten Kriegs und dem Zeitraum der Deutschen Demokratischen Republik (1945-1990). Diese Baulichkeiten befinden sich in Verbindung zum Grenzgebiet – Schutzstreifen oder der Grenzgebiet – Sperrzone der DDR. Die besagten Objekte konnten in Verbindung zu den Kontrollorganen der DDR , wie z.B. der Deutschen Grenzpolizei, dem Kommando Grenze der Nationalen Volksarmee, den Grenztruppen der DDR, der Deutschen Volkspolizei, den Betriebskampftruppen, dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR oder der sowjetischen Armee in der DDR errichtet oder genutzt worden sein. Objekte und Reste, welche in Verbindung zu Grenzdurchbrüchen stehen, z.B. Tunnel, können auch in diese Kategorie von Bodendenkmalen fallen. In Einzelfällen können auch vergleichbare Baulichkeiten z. B. Übungs- und Lehrgrenzen der DDR-Grenztruppen, im näheren Bereich des Inlandes der DDR zu finden sein. Baulichkeiten mit gleichen oder ähnlichen Inhalten zu dieser Thematik auf dem Gebiet der Altbundesrepublik können ebenfalls mit dieser Bodendenkmalkategorie in Verbindung gebracht werden.

Bodendenkmal

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Im Jahr 2004 wurden auf Initiative und unter langjähriger Vorsprache von Familie Elke, Andreas und Manuel Erhard erstmals Reste der DDR-Grenzsperranlagen, welche den Status eines Bodendenkmals erfüllen in die Denkmalliste des Freistaates Thüringen eingetragen. In den Folgejahren wurde durch Familie Erhard die Thematik der „Bodendenkmalpflege mit Bezug zur innerdeutschen Grenze“ entwickelt und zu einer eigenen Bodendenkmalkategorie ausgebaut. Im Jahr 2008 wurden alle weiteren ostdeutschen Denkmalfachbehörden, welche Bezug zur innerdeutschen Grenze haben, das sind: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit der Thematik von Bodendenkmalen mit Bezug zur innerdeutschen Grenze durch Familie Erhard schriftlich befasst. Zahlreiche Buchdokumentationen, Forschungsstudien, Aufsätze und bundesweit gehaltene Vorträge flankierten seither die Denkmalforschungen der Familie Erhard. Um den pioniertechnischen Ausbau der DDR-Grenzsperranlagen seit den späten 1940er Jahren bis zur politischen Wende in der DDR lückenlos denkmalfachlich nachvollziehen zu können, wurde von Familie Erhard der frühere Grenzabschnitt 44 zu umfänglichen Feldforschungen, Archivstudien sowie Zeitzeugenbefragungen über Jahre hinweg bearbeitet, kartiert und bildlich dokumentiert. Heute sind im Bereich des früheren Grenzabschnitts 44 zahlreiche Baulichkeiten, welche von Menschenhand geschaffen wurden und zur Grenzkontrolle, Überwachung und Verteidigung auf dem Gebiet der DDR errichtet waren, unter staatlichen Bodendenkmalschutz gestellt. Es handelt sich hierbei um u.a. einen Erdbunker der sowjetischen Armee aus den späten 1940er Jahren, eine Feldwache des Kommandos Grenze der Nationalen Volksarmee der DDR aus dem Jahr 1961, zahlreiche Beobachtungs-, Schützen, Horch- und Verteidigungsstellungen aus den 1970/1980er Jahren, auch stehen zwei Erdstellungen, welche zur Grenzaufklärung bzw. als Fotopunkt dienten oder von Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR genutzt wurden, unter staatlichen Bodendenkmalschutz. Ferner wurden Grenzgräben und Erderhebungen des früheren 10 Meter-Kontrollstreifens, Sperrgräben aus den frühen 1960er Jahren, Reste des Minenfelds, sowie eine verbliebene Gewässersperre mit Vergitterung und dazugehöriger Verrohrung in die Denkmalliste für Bodendenkmale Thüringens aufgenommen. Der frühere Grenzabschnitt 44 zählt heute als der umfänglichst erforschte und mittels zahlreicher Einzelausweisungen sowie einer Ensembleausweisung unter Bau- und Bodendenkmalschutz stehende Grenzabschnitte, entlang der früheren 1393 Kilometer (58 Grenzabschnitte) langen innerdeutschen Grenze. Im Rahmen der umfänglichen Denkmalforschungen der Familie Erhard wurden auch zwei Übungs- und Lehrgrenzen der DDR-Grenztruppen, diese befinden sich weiter im Inland der ehemaligen DDR, sowie weitere ehemalige Grenzsperranlagen bei Gompertshausen und Schweickershausen sowie bei Milz und Helmershausen, welche sich in Thüringen befinden erforscht, bebildert und beschrieben. Diese stehen heute ebenfalls unter staatlichen Schutz als Bodendenkmal. Familie Erhard finanziert alle ihre Forschungen aus eigenen Mitteln.

Web Links[Bearbeiten]

http://www.grenzdenkmale.de http://www.erhard-family.de https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Archaeologie;art763,7708833

Literatur[Bearbeiten]

  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Dokumentation Grenzdenkmale in Thüringen Vermächtnis-Mahnung-Auftrag, Stiftungs- und Initiativenverlag. Schweinfurt 2007, ISBN 978-3-9804678-1-0.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Dokumentation Denkmalprofile – Denkmalforschung an der ehem. Innerdeutschen Grenze, Stiftungs- und Initiativenverlag. Schweinfurt 2009, ISBN 978-3-9804678-2-1.
  • Elke, Andreas und Manuel Erhard: Chronik: -Von der doppelten Staatsgründung zur Deutschen Einheit-. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2010, ISBN 978-3-9804678-6-5.
  • Elke, Andreas und Manuel Erhard: Autobiographie: Deutsche Einheit - was nun? Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2010, ISBN 978-3-9804678-7-2.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Denkmalpflege an der ehemaligen innerdeutschen Grenze - Handbuch zur Bau- und Bodendenkmalpflege. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2011, ISBN 978-3-9804678-8-9.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Denkmalforschung an der ehemaligen innerdeutschen Grenze – Historie der westlichen Landesgrenze (Band I). Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2012, ISBN 978-3-9804678-3-8.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Denkmalforschung an der ehemaligen innerdeutschen Grenze - Bauliche Zeugnisse der westlichen Landesgrenze (Band II). Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2012, ISBN 978-3-9804678-9-6.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Forschungen zur Denkmalforschung – Amerikanische Feldbefestigungsanlagen bei Üchtelhausen/Bayern e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2013, ISBN 978-3-9815712-2-6.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Einigkeit, Recht & Mord – Kriminalroman mit zeithistorischem Hintergrund. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2013, ISBN 978-3-9815712-1-9.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Sperr- und Sprengvorbereitungen zur Zeit der Deutschen Teilung. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2014, ISBN 978-3-9815712-3-3.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Feldbefestigungs- und Grenzaufklärungsanlage der sowjetischen Armee bei Schwickershausen/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2015, ISBN 978-3-9815712-5-7.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Der Grenzgänger Fridolin – Kinderbuch mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2015, ISBN 978-3-9815712-7-1.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Grenzaufklärungs- und Verteidigungsanlage der Deutschen Grenzpolizei bei Milz/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2016, ISBN 978-3-9815712-8-8.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Das Grenzgebiet der Deutschen Demokratischen Republik -Forschungsschwerpunkt Schutzstreifen-. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2016, ISBN 978-3-9815712-4-0.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Die Feldwache des "Kommandos Grenze" der Nationalen Volksarmee bei Behrungen/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2016, ISBN 978-3-9815712-9-5.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Grenzdenkmale - Erinnerungsstätten - Grenzlandmuseen in Thüringen Dokumentation zur Erinerungslandschaft innerdeutsche Grenze. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2017, ISBN 978-3-9818522-0-2.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Die Übungs- und Lehrgrenze des "Kommandos Grenze" der Nationalen Volksarmee bei Römhild/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2017, ISBN 978-3-9818522-1-9.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Das Grenzgebiet der Deutschen Demokratischen Republik -Forschungsschwerpunkt Sperrzone-. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2017, ISBN 978-3-9815712-6-4.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Erlebnisstraße der deutschen Einheit -Entstehungsgeschichte-Beschreibung-Streckenverlauf-, e-ressource. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2017, ISBN 978-3-9818522-2-6.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Bodendenkmalpflege - Ehemalige innerdeutsche Grenze und Berlin -Bestimmen - Erforschen - Dokumentieren-. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2018, ISBN 978-3-9818522-4-0.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Die Feldbefestigungsanlage der Grenztruppen der DDR bei Mendhausen/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2018, ISBN 978-3-9818522-7-1.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Denkmalprofile - Ehemalige innerdeutsche Grenze und Berlin. Komplett überarbeitete Neuauflage. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2019, ISBN 978-3-9818522-5-7.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Die Ausbildungsgrenze der Grenztruppen der DDR bei Eisenach-Stregda/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2019, ISBN 978-3-9818522-8-8.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Grenzdenkmale - Grenzlandmuseen - Erinnerungsstätten. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen Dokumentation zur Erinerungslandschaft innerdeutsche Grenze. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2019, ISBN 978-3-9818522-9-5.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Der Zugstützpunkt des Kommandos Grenze der Nationalen Volksarmee bei Bad Colberg/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2020, ISBN 978-3-9821613-0-3.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Baudenkmalpflege - Ehemalige innerdeutsche Grenze und Berlin -Erforschen - Dokumentieren - Erhalten-. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2020, ISBN 978-3-9821613-1-0.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Die bundesdeutsche Landesgrenze zur Deutschen Demokratischen Republik - Historie der Landesgrenze. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2021, ISBN 978-3-9821613-3-4.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Die bundesdeutsche Landesgrenze zur Deutschen Demokratischen Republik - Bauliche Zeugnisse. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2021, ISBN 978-3-9821613-2-7.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Archäologische Studien zur Denkmalforschung - Die Abriegelungspunkte der Grenztruppen der DDR bei Behrungen/Thüringen e-documentation. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2022, ISBN 978-3-9821613-4-1.
  • Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard: Denkmalformate - Zeithistorische Forschungen entlang der innerdeutschen Grenze. Stiftungs- und Initiativenverlag, Schweinfurt 2023, ISBN 978-3-9821613-5-8.
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