Bock a.d.H. Lachmes (Adelsgeschlecht)

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BOCK ist der Name eines alten baltischen Adelgeschlechtes, welches nach der Reformation aus Niederschlesien kommend in Livland und Estland besitzlich wurde. Eine Verbindung mit den Bock und Polach konnte bis heute nicht sicher nachgewiesen werden. Die Familie v. Bock a.d.H. Lachmes gehörte seit kgl. Polnischer Regierungszeit (1561-1629) zur erbgesessenen Ritterschaft in Livland und hat bei Errichtung der Matrikel die entsprechenden Beweise beigebracht. Introductio livl. Adelsmatrikel 1747 sub No.: 56 für das Gesamtgeschlecht Introductio estl. Adelsmatrikel 15.02.1818 für v. BOCK, HEINRICH August (1771-1863) a. KERSEL (L-Fl./KSp. Paistel) u. v. BOCK, HEINRICH Berend Wilhelm (1781-1857) a. SELLIE (E-Wr.-Wesenberg/KSp. St. Simonis) Die v. Bock a.d.H. Lachmes sind nicht zu verwechseln mit den herrmeisterlichen v. Bock a.d.H. Suddenbach.

Geschichte[Bearbeiten]

Wolmar Bock, Herr auf Gröneichen im Fürstenthum Breslau zieht in der zweiten Hälfte des 16 ten Jahrhunderts ins Marienländle Livland und leistet auf schwedischer Seite Kriegsdienste gegen die Moskowiter. Hier wird der Sohn Heinrich gezeugt, der in Livland bleibt, vermutlich schon mit eigenem Grundbesitz während Wolmar wieder auf sein Gut bei Breslau zieht. Heinrichs Sohn WILHELM (I.) Wolmar wird am 30.3.1581 von Herzog Magnus von Holstein mit dem Dorf HALLUS ( Hallist ) im Gebiet Karkus für treue Dienste im Kampf gegen Iwan den Schrecklichen belehnt.

15.2.1599 König Sigismund III. WASA (1566 – 1632) beschenkt WILHELM (I.) Wolmar BOCK allodialiter für treue Dienste (russ. Feldzüge 1575 – 1586) unter Stephan Bárthory mit den Dörfern LACHMES, Kerrafer, Meezküll, Tellefer. Der Besitz Lachmes wird dem Sohn HEINRICH Wolmar Bock von Karl IX bestätigt. Dessen Söhne dienen verdienstvoll der schwedischen Krone, WILHELM (II.) Bock wird 13.3.1689 in Schweden mit eigenem Wappen naturalisiert und introduziert als Bock från Lachmes sub Nr. 1174. Seinem Bruder Bernhard bestätigt 16.9.1653 Königin Christine Wasa den Besitz LACHMES (L-Fl./KSp. Groß St. Johannis) u. KLEINHOF (L-Fl.) Die Geschwister hatten vom Vetter Klot 1679 die Güter KERSEL (L-Fl./KSp. Paistel) und WILLUST (L-Fl./KSp. Paistel) gekauft (Familienbesitz bis 1799, dann verarrendiert). LACHMES (L-Fl./KSp. Groß St. Johannis) erbte der Bruder, der vorgenannten Antoni Johann, von diesem dessen Sohn und folgend Bruder Bernhard und Sohn Heinrich Anton. Dessen Sohn und Erbe Otto Johann verkauft Lachmes an den Schwiegersohn Kruedener. Deren Sohn Berend Johann und Erbe heiratet wiederum eine v. Bock - DOROTHEA Amalie. Deren Sohn Paul verkauft Lachmes an Ludwig Rathleff. Dieser läßt auf den Grundmauern ein neues Herrenhaus bauen. Erbin wird die Tochter Fanny Rathleff, welche Heinrich Ludwig VALENTIN v. BOCK (1831-1911) heiratet. Erbe wird der Sohn Dr. phil. MAXIMILIAN Ludwig Valentin v. BOCK (1861-1943), welcher nach Brasilien umsiedelt und dort auch stirbt. Die Bewirtschaftung übergab er seinem Bruder ARTHUR Gustav Valentin v. BOCK (1864-1922), welcher bis zur Enteignung 1919 durch den neugegründeten estnischen Staat im Rahmen der sog. Agrarreform als letzter Herr auf Lachmes genannt wird.

Mit dem Enkel des Bernhard, BEREND JOHANN (I.) v. BOCK, der durch Kauf das Erbgut SCHWARZHOF (L-Fl./KSp. Paistel) (bis 1912) und durch seine zweite Gattin, Helena v. Schultze das Erbgut WOISECK (L-Fl./KSp. Klein St. Johannis) bis 1836/40 in den Familienbesitz bringt, werden die Stammlinien Kersel, Willust und Woiseck der BOCK a.d.H. Lachmes gegründet; Otto Johann v. BOCK bringt durch Heirat der Erbin von NINIGAL (L-Fl./KSp. Fellin-Land) 1732 dieses in Familienbesitz.

2013 leben noch Nachkommen der Linien Willust in männlicher und Ninigal in weiblicher Descendenz.

Wappen[Bearbeiten]

Die Blasonierungen und Zeichnungen des Wappens des livländischen Adelsgeschlechts BOCK a.d.H. Lachmes (nicht zu verwechseln, wie auch jetzt noch in aktuellerer Literatur geschehen mit den BOCK a.d.H. Suddenbach) variieren: Rehbock / Hirschbock - ohne und mit Wiese in Literatur und Immatrikulatio Livl. u. Estl. Ritterschaft. U.a. Hupel verweist auf die Darstellung in: Das grosse und Vollständige anfangs Siebmacherische / hernach Fürstische und Helmerische / nun aber Weigelische Wappen-Buch Diese entspricht am ehesten der Beschreibung des Berend Johann (I.) und seiner zeitgenössischen Verwandten Claudius + WOLMAR Anton + Otto Johann Bock in deren Schreiben zur Aufrichtung der Matriculs vom 19.12.1732 an die Matrikelkommission der livl. Ritterschaft: »Wapen, … da wir einen rohten Hirsch im weißen Felde, und aufem Helm gleichfals einen rohten Hirsch führen, …

Grundbesitz[Bearbeiten]

GUT (Livland-Kreis/Kirchspiel) Art - estn. Name, Familienbesitzzeit KERSEL (L-Fl./KSp. Paistel) RG (ErbG) Loodi 1679-1919 = 240 a. LACHMES (L-Fl./KSp. Groß St. Johannis) RG (ErbG) Lahmuse 1599-1919, Interim 1758-1873 = 205 a. (320) NINIGAL (L-Fl./KSp. Fellin-Land) RG (ErbG) Päri 1732-1919 = 187 a. WILLUST (L-Fl./KSp. Paistel) RG (ErbG) Pahuvere 1679-1799 = 120 a. WOISECK (L-Fl./KSp. Klein St. Johannis) RG (ErbG) Võisiku 1748-1837 = 89 a. BORNHUSEN, Neu- (L-Pn./KSp.Hallist) RG (ErbG) Uue Pornuse / Kaubi 1833-1919 = 86 a. SCHWARZHOF (L-Fl./KSp. Paistel) RG (ErbG) Vardi 1741-1812 = 71 a. PAENKÜLL (E-Wk.-Hapsal/KSp. Merjama) RG+Df Paekülla 1777-1822 = 45 a. KECHTEL (E-Hr.-Reval/KSp. Rappel) RG Kehtna 1730-1772 = 42 a. RESTFER (< Ludenhof) (L-Dp./KSp. Lais) Rg+Df Reastvere 1828-1854 = 26 a. ARROHOF (L-Dp./KSp. Nüggen) RG (ErbG) Aru 1796-1820 = 24 a. WAIMASTFER (L-Dp./KSp. Lais) RG (ErbG) Vaimastvere 1799-1817 = 18 a. LEDIS (< Ropenhof) mit Moisama (L-Dp./KSp. Lais) Rg+Df Leedi 1842-1854 = 12 a. NÖMME (E-Wr.-Wesenberg/KSp. Klein St. Marien) LSt Nõmme 1817-1829 = 12 a. KÖLLITZ, Alt- (L-Werro/KSp. Cannapäh) RG Krootuse 1861-a.1873 = <12 a. ENGDES (E-Wr.-Wesenberg/KSp. Klein St. Marien) RG Äntu 1866-1876 = 010 a. ENGE (L-Fl./KSp. Groß St. Johannis) RG Ängi 1866-1876 = 10 a. ALEXANDERSHOF (L-Werro/KSp. Pölwe) RG Vardja / Pragi 1891-1899 = 8 a. KUCKULIN < Uexkülllsruh (L-Dp./KSp. Ecks) RG Kukulinna 1853-1860 = 7 a. SELLIE (E-Wr.-Wesenberg/KSp. St. Simonis) RG+Df Selli  ????-????

Namensträger[Bearbeiten]

v. BOCK, WILHELM (I.) Wolmar (????-†1622) 1. urkundl. v. Bock in Livland v. BOCK, HEINRICH (I.) Wolmar (ca.1600- †1638) kgl. schwed. Hauptmann v. BOCK, Wilhelm (II.) (1618-1689) Kgl. schwed. Obrist, H.a. KERSEL (L-Fl./KSp. Paistel), WILLUST (L-Fl./KSp. Paistel), BARDEN Schweden, Naturalisiert u. introduziert als Bock fran Lachmes sub Nr. 1174 mit eigenem Wappen v. BOCK, BERNHARD (1625-1679) Kgl. schwed. Oberst-Lieutenant v. BOCK, BEREND JOHANN (I.) (1701-1769), Livl. Landrath 1742-1769, pernauer Oberkirchenvorsteher, Landesdeputierter 1745 in St. Petersburg v. BOCK, Gustav Jacob (1730-1768), Kais. russ. General v. BOCK, GEORG (I.) Karl Heinrich (1758-1812) »der schöne Kreismarschall; Kais. russ. Capitain-Lieutenant der Leibgarde Katharina II. der Großen; Kais. russ. Hofrath; Verwalter der Kriegslazarette Einführung der ersten Dreschmachine, Besitzer der ersten Spiegel- u. Glasfabrik, Einsatz für die Gründung der Universität Dorpat v. BOCK, HEINRICH August (1771-1863), 1817 – 1820 Pernau Landrichter, 1819 Ritter des St. Wladimir Ordens IV. Klasse 15.II.1818 Immatriculatio Ehstl. Ritterschaft, 1827 – 1847 Livländischer Landrath »bekannter und gefürchteter Landtagsredner«  Einsatz für die Bauernbefreiung v. BOCK, TIMOTHEUS »Thimofei« Eberhard (1787-1836), Kais. russ. Rittmeister der Gardehusaren, H.a. WOISECK (L-Fl./KSp. Klein St. Johannis) RG (ErbG) T. hatte dem Zaren, seinem Freund und Fürsten verspechen müssen, Ihm immer die Wahrheit zu sagen;

        er kämpft gegen die Leibeigenschaft und macht sich dadurch bei Hofe unbeliebt, glaubt aber dennoch diesem 
       u.a. schreiben zu müssen: 

» Der Souverän ist der erste Diener seines Staates, heilig in Seiner Person, aber verantwortlich für seine Taten, so daß er in Gewahrsam genommen werden kann, wenn er verwerflichen Leidenschaften frönt, seine Pflichten vernachlässigt und falsche Schritte unternimmt.« 

Der Zar versteht die Kritik am Despotismus als Majestätsbeleidigung 1818 – 1828 Verhaftung und Arretierung auf der Festung Schlüßelburg bis seine Frau 1828 die Freisetzung bewirken kann und er als gebrochener Mann auf einer Hoflage bei Woiseck von ihr gepflegt wird. Sein Schicksal dient Jan Kroos als Vorlage für seinen Roman »Der Verrückte des Zaren« v. BOCK, WOLDEMAR Bernhard Wilhelm Georg Heinrich (1816-1903) H.a. SCHWARZHOF (L-Fl./KSp. Paistel) RG (ErbG) Vicepräsident des Livländischen Hofgerichts zu Riga, Komponist, Landtag - bekannter Redner 1862 Initiator von Reformen zur Landesverfassung 1864 Hauptvertreter der Livl. Ritterschaft in der baltischen Zentraljustizkommission schriftstellerische Tätigkeit u.a. Baltische Monatsschrift

 	»Livländische Beiträge zur Verbreitung gründlicher Kunde von der 

protestantischen Landeskirche und den deutschen Landesstaate in den Ostseeprovinzen Rußlands« 

 	(ob des kritischen Inhalts anfänglich anonym erschienen, ab 1869 vom Autor 	gekennzeichnet, 
       der darob von der offiziellen Ritterschaft desavouiert wurde ) 

Nov. 1866 Expatriiert ins Deutsche Reich nach Quedlinburg, dann Teplitz und Bamberg; konvertiert zu Katholizismus v. BOCK, HEINRICH Anton Hermann Karl Peter Moritz (1818-1903) 1867-1872 + 1884-1887 livl. Landrat; 1872-1884 livl. Landmarschall Kais. russ. Kammerherr, Wirklicher Staatsrat

 	Ritter des Stanislaus Ordens I. Klasse 

heiratet bekannte Schauspielerin und Sängerin kgl. sächs. Hofschauspielerin u. Hofopernsängerin, Schriftstellerin

 	WILHELMINE  Friedrike Antonie SCHRÖDER - DEVRIENT 

v. BOCK, GUSTAV Wilhelm (1823-1900) Architekt u.a. Unikirche Dorpat v. BOCK, Friedrich WILHELM, Dr. med. (1824-1904) WStR, Stadthaupt von Dorpat v. BOCK, ALEXANDER Friedrich Prof. (1829-1895) WStR, Professor der Skulptur St. Petersburg, Akademie der Künste Ritter des St. WLADIMIR Ordens 3. Klasse u. weiterer Orden, BILDHAUER

Literatur[Bearbeiten]

v. TRANSEHE-ROSENECK, Astaf - Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften - Livland, Görlitz 1929 pag. 569 ff. v. STACKELBERG, Otto Magnus - Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften - Estland II, Görlitz 1930 pag. 228

Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser, Hauptbearbeiter : Walter von Hueck, Band 121–2000 AB XXIII, C. A. Starke Verlag , Limburg a.d. Lahn 2000

HUPEL, August Wilhelm - Materialien u einer liefländischen Adelsgeschichte, Riga 1788 pag. 431 ff

SIEBMACHER, Johann - Großes u. allgemeines WAPPENBUCH GRITZNER, Maximilian - Der Adel der russischen Ostseeprovinzen: (Estland, Kurland, Livland, Oesel)

Weblinks[Bearbeiten]

KLINGSPOR

     http://personen.digitale-sammlungen.de/baltlex/Band_bsb00000445.html

Inland http://dspace.utlib.ee/dspace/handle/10062/14780 http://dspace.utlib.ee/dspace/browse?order=ASC&rpp=20&sort_by=-1&value=Bu nge%2C+Friedrich+Georg+von&etal=-1&offset=20&type=author

Zedlitz http://bibliotekacyfrowa.eu/dlibra/docmetadata?id=13985

SAAGA - SIGELABDRÜCKE http://www.ra.ee/pitserid/index.php/seal/search?country=18&q=1 SAAGA - Akte Bock http://www.ra.ee/dgs/browser.php?tid=5&iid=200251444237&img=eaa0854_001_0000960_00001_m.p ng&tbn=1&pgn=1&ctr=0&dgr=0&lst=2&hlx=&hly=&hlw=&hlh=& hash=62ec5c3ca43cc23cc7d6a0770f3 31611

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