Bilderstreit (Retrospektive)

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Retrospektive Bilderstreit – Widerspruch, Einheit und Fragment in der Kunst seit 1960 fand vom 8. April bis zum 28. Juni 1989 in den Rheinhallen der Messe in Köln unter Federführung des Museums Ludwig kurz vor der deutschen Wiedervereinigung statt.

Leiter der Ausstellung waren Siegfried Gohr, Johannes Gachnang und Walter Nikkels (für Typographie und Architektur). Mitarbeiter waren Cornelia Barth, Pier de Jonge, Kay Heymer und Nicola von Velsen. Christa Steinbüchel betreute die Ausstellung konservatorisch.

Der Beirat bestand aus Carmen Giménez (Kultusministerium Madrid), Knud W. Jensen (Louisiana Museum of Modern Art, Humbleback) und Nicholas Serota (The Tate Gallery, London).

Gezeigt wurden 759 Werke, die aus über 2000 einzelnen Teilen bestanden. Vertreten waren 125 Künstler, zwei Künstlerpaare und anonyme Plakate aus dem Pariser Mai 1968.

Inhaltsverzeichnis

Künstler und Werke[Bearbeiten]

Gezeigt wurden Werke von Gerhard Altenbourg, Carl Andre, Giovanni Anselmo, Richard Artschwager, John Baldessari, Balthus, Georg Baselitz, Lothar Baumgarten, Bernd und Hilla Becher, Forrest Bess, Joseph Beuys, Ashley Bickerton, Louise Bourgeois, Georges Braque, George Brecht, Marcel Broodthaers, Günter Brus, Daniel Buren, James Lee Byars, Gaston Chaissac, John Chamberlain, Giorgio de Chirico, Francesco Clemente, William Copley, Walter Dahn, René Daniëls, Hanne Darboven, André Derain, Jan Dibbets, Jean Dubuffet, Marcel Duchamp, Marlene Dumas, Max Ernst, Luciano Fabro, Jean Fautrier, Helmut Federle, Robert Filliou, Eric Fischl, Dan Flavin, Günther Förg, Lucio Fontana, Otto Freundlich, Alberto Giacometti, Gilbert & George, Daan van Golden, Francis Gruber, Philip Guston, Raymond Hains, Georg Herold, Eva Hesse, Howard Hodgkin, Antonius Höckelmann, Jörg Immendorff, Alfred Jensen, Jasper Johns, Asger Jorn, Donald Judd, Axel Kasseböhmer, On Kawara, Ellsworth Kelly, Anselm Kiefer, Friedrich Kiesler, Per Kirkeby, Yves Klein, Pierre Klossowski, Imi Knoebel, Jannis Kounellis, Barbara Kruger, Eugène Leroy, Sherrie Levine, Sol LeWitt, Roy Lichtenstein, Richard Long, Markus Lüpertz, René Magritte, Kasimir Malewitsch, Piero Manzoni, Brice Marden, Nicola de Maria, Agnes Martin, Allan McCollum, Mario Merz, Marisa Merz, Piet Mondrian, Richard Mortensen, Reinhard Mucha, Edvard Munch, Bruce Nauman, Ernst Wilhelm Nay, Barnett Newman, Hermann Nitsch, Albert Oehlen, Meret Oppenheim, Blinky Palermo, Giulio Paolini, Pino Pascali, A. R. Penck, Francis Picabia, Pablo Picasso, Sigmar Polke, Jackson Pollock, Richard Prince, Arnulf Rainer, Robert Rauschenberg, Man Ray, Gerhard Richter, Mimmo Rotella, Robert Ryman, David Salle, Julian Schnabel, Eugen Schönebeck, Kurt Schwitters, Cindy Sherman, David Smith, Louis Soutter, Frank Stella, Clyfford Still, Myron Stout, Niele Toroni, Rosemarie Trockel, Cy Twombly, Andreas Urteil, Hannah Villiger, Don van Vliet, Andy Warhol und Lawrence Weiner.

Gliederung[Bearbeiten]

Die Räumlichkeiten der Ausstellung waren in vier Bereiche gegliedert:

  1. Räume der Erinnerung
    Hommage à Jean Paulhan
    Duchamp - Picabia - Broodthaers - Beuys
  2. I (60er Jahre)
    Europa 1960
    New York 1960
  3. II (70er Jahre)
    Figurative Malerei - Minimal Art
    Abstrakte Malerei - Conceptual Art
    Italia - Germania
  4. III (80er Jahre)
    Bilanz einer Aktualität
    Zitat, Fragment, Collage
    Realität der Photographie
    Peintres - Sculpteurs

Leihgeber und Sponsoren[Bearbeiten]

Die Ausstellung wurde gefördert von der Deutschen Bank, Lufthansa, der KulturStiftung der Länder und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung.

Leihgeber waren neben zahlreichen genannten und ungenannten privaten Leihgebern viele kulturelle Institutionen, darunter:

  • Stedelijk Museum, Amsterdam
  • Museum Ludwig, Köln
  • Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
  • MoMA, New York
  • Whitney Museum, New York
  • Munch-museet, Oslo
  • Staatsgalerie, Stuttgart
  • Museum moderner Kunst, Wien
  • Centre Georges Pompidou, Paris
  • Museum Folkwang, Essen
  • Tate Gallery, London
  • Banque Hypothécaire du Canton de Genève, Genf
  • IHK, Köln
  • Deutsche Bank, Dresdner Bank
  • ausgestellte Künstler
  • verschiedene Galerien

Beiträge im Katalog[Bearbeiten]

Geleitwort[Bearbeiten]

Dem Geleitwort von Hugo Borger ist ein Zitat von Peter Weiss aus Die Ästhetik des Widerstands vorangestellt.

Bilderstreit[Bearbeiten]

Hans Belting greift in Bilderstreit: ein Streit um die Moderne Jorge Luis Borges Das Duell auf: „Clara Glencairn entschied sich dafür, eine abstrakte Malerin zu sein.“

Michael Compton schreibt in Das Spiel der Stile - Duchamp und Picabia heute über lokale Unterschiede und die Rolle von Amerika und Anti-Amerikanismus.

Siegfried Gohr leitet seinen Text Über das Häßliche, das Entartete und den Schmutz mit einer Betrachtung zu Picassos Les Demoiselles d'Avignon ein.

René Denizot erwähnt in Farbe Verbrechen den Bildersturm.

Per Kirkeby schreibt aus dänischer Sicht über Sichtbarer und unsichtbarer Ikonoklasmus.

R. H. Fuchs schreibt in Begegnung im Prado darüber, wie verschiedene Kunstwerke einander spiegeln.

Luciano Fabro verortet in Die Kunst vor Gericht den erneuten Beginn der Autodafés auf das Jahr 1968.[1]

Gegenstrebige Fügungen[Bearbeiten]

Dem Beitrag Nach dem Nihilismus von Wilfried Dickhoff ist ein Zitat von Rainald Goetz zur hermetischen Abtrennung des Sagbaren vorangesetzt.

Kay Heymers Artikel Statement zu Chronologien steht unter dem Motto Es gibt keinen Fortschritt mehr (Harald Szeemann, 1984).

Piet de Jonge leitet Die Welt und ihr Zusammenhang. On Kawara und Stanley Brouwn mit einem Vergleich der 97 Piazza d'Italia-Gemälde ein.

Walter Seiter thematisiert in Helmut Newton lesen Natur-, Landschafts- und Weltschutz (als Aspekt modernen Pazifismus).

Christiane Meyer-Thoss' Heaven can wait ... Konstruktionen für den freien Fall - Gedanken zu Werk und Person der amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois und den Künstlerinnen Eva Hesse, Marisa Merz und Meret Oppenheim steht unter dem Motto Kunst erweitern (Paul Celan, Der Meridian).

Dieter Schwarz greift in Über die Möglichkeit mehrerer Farbtuben einen Gedanken von Duchamp auf, dass alle Bilder untersützte Ready-mades seien.

Der Titel von Antje von Graevenitz Der Weg ist nicht zweigeteilt, sondern rund. 'Überlegungen zum Bilderstreit in (West-)Deutschland nach 1945 ist von Nietzsches Zarathustra inspiriert.

Jole de Sanna schreibt in Das Bild und sein Gegensatz. Nach 1950 über die Intellektuellen und der Tod der Kunst.

Erlebniswege[Bearbeiten]

In Haltestellen des Werdens - Eine biographische Ausstellungschronologie (1958 - 1974) stellt Rudolf Schmitz Texte von Johannes Gachnang zusammen, angefangen mit einer Bemerkung zu Wildheit und Sturm und Drang.

Rudolf Schmitz motiviert das Portrait des Ausstellungsmachers als Amateur d'art mit Géricaults Das Floß der Medusa.

André Berne-Joffroy schreibt in Erinnerungen und Anmerkungen um die Paulhan-Ausstellung und ihren Katalog über Jean Paulhan (Gründer der lettre francais und Cahiers de la Pléiade).

Emile Cioran leitet Aus einem Interview mit Michael Jakob mit dessen Frage an ihn ein, in der dieser erwähnt, dass Cioran nicht an den Dialog glaube und jedes Zusammentreffen eine Art Kreuzigung sei.

Genius loci[Bearbeiten]

Mathias Schreiber beginnt seine Betrachtung Bilderstreit im Raum: Köln als museales Zentrum mit den Bombardierungen Kölns am Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Stadt nur noch im Bild bestand.

Georges Teyssot schreibt über Museen und wählt den Titel Lichter und Schatten des Museums aufgrund eines Zitats von William Hazlitt (On Poetry in General) und von Elisabeth Vigée-Lebrun (... des tableaux bien ou mal éclairés sont comme des pièces bien ou mal joués.[2]).

Walter Nikkels schreibt in Räume statt Architektur - oder die Kunst in einer Ziehmonika über die als Ziehharmonika bezeichneten Rheinhallen, in denen die Ausstellung stattfand.

Eduard Trier leitet Max Ernsts >>Vater Rhein<< und seine Quellen mit einem Bericht über die Ausstellung dieses Gemäldes in der Galerie Der Spiegel gegenüber dem in Bau befindlichen Wallraf-Richartz-Museum ein.

In Apollinaire in Köln thematisiert Reiner Speck Les onze mille verges, das über das Wortspiel verges - vierges und die Zahl 11000 (Ursula und ihr 11000 zählendes Gefolge) in verschlüsselter Form Köln referenziert.[3]

Literatur[Bearbeiten]

  • Bilderstreit Widerspruch Einheit Fragment, Siegfried Gohr, Johannes Gachang, DuMont Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2372-7

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Soweit nicht anders angegeben, entstammen die Informationen aus dem Ausstellungskatalog.

  1. Bilderstreit, Die Kunst vor Gericht, Luciano Fabro, Maria Lutz (Übersetzung aus dem Italienischen), S. 78
  2. Elisabeth Vigée-Lebrun, Souvenirs, Bd. 1, Hg. C. Herrmann, Paris, 1984, S. 35
  3. Bilderstreit, Apollinaire in Köln, Reiner Speck, S. 494
  Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.