Bilaterale Coxarthrose

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Die bilaterale Hüftgelenksarthrose (lateinisch für Arthrosis deformans coxae; von altgriechisch ἄρθρον arthron ‚Gelenk‘, lateinisch deformare ‚verstümmeln‘, und lateinisch coxa ‚Hüfte‘), auch Coxarthrose (deutsch Hüftarthrose; bilateral lateinisch für zweiseitig, von zwei Seiten ausgehend, zwei Seiten betreffend), ist eine degenerative Erkrankung des Hüftgelenks, insbesondere im hohen Alter, der ein Verschleiß der Knorpeloberfläche von Hüftpfanne (Acetabulum) und Hüftkopf (Caput femoris) zu Grunde liegt. Sie ist die häufigste Form der Arthrose beim Menschen. Die Hüftgelenksarthrose kann einseitig oder auch beidseits auftreten und geht mit einer schmerzhaften Funktionsminderung der betroffenen Seite einher.

Epidemiologie[Bearbeiten]

Ca. 5% der Bevölkerung leidet an einer Hüftgelenksarthrose, wobei insgesamt eine steigende Zahl von Coxarthrosen bedingt durch eine erhöhte Lebenserwartung zu verzeichnen ist. Bei ca. 82% aller Coxarthrosepatienten ist eine bilaterale Coxarthrose nachweisbar [1]

Ätiologie[Bearbeiten]

Zu unterscheiden sind eine primäre und eine sekundäre Form der Hüftgelenksarthrose. Die Ursache der primären (idiopathischen) Form ist im Einzelfall nicht bekannt, möglich hierbei ist eine genetische Disposition. Sowohl mechanische, als auch biologische Faktoren im Sinne von Alterungsprozessen von Knorpel, Knochen und Bindegewebe bedingen eine primäre Form. Die sekundäre Form der Coxarthrose ist die Häufigere mit ca. 75%. Sie entwickelt sich aus nicht vollständig ausgeheilten Hüftgelenkserkrankungen (Defektheilung) im Sinne einer präarthrotischen Deformität. Die häufigste Ursache ist hier die Hüftdysplasie (30%), gefolgt von der Epiphysiolysis capitis femoris (20%), der rheumatischen und bakteriellen Coxitis (10%), dem Morbus Perthes (5%), den Gelenkfrakturen (5%) und der idiopathischen Hüftkopfnekrose (5%). Sehr viel seltener geht die sekundäre Form aus metabolischen, endokrinologischen oder neurogenen Arthropathien, Gelenkchondromatosen, Chondrokalzinosen oder Hämophilien hervor.

Pathogenese[Bearbeiten]

Bedingt durch eine pathologische Drucksteigerung an den tragenden Gelenkflächen durch Inkongruenz oder mechanische Überbeanspruchung kommt es zu einer Schädigung des Gelenkknorpels mit Alterung der Chondrozyten und der Knorpelmatrix. Hierdurch entsteht ein verstärkter Knorpelabrieb mit nachfolgender Sklerosierung und Zystenbildung des subchondralen Knochens und es kommt zu Bildung von randständigen Osteophyten. Die begleitende Synovialitis führt zur Autodestruktion der Knorpelmatrix mit der Folge einer zunehmenden Deformierung und Inkongruenz des Gelenks durch Knorpelerosion und subchondrale Substanzdefekte, sowie einer Kontraktur des Kapsel-Band-Apparates bei eingeschränktem Bewegungsspiel.

Klassifikation[Bearbeiten]

Die Einteilung der Schweregrade der Coxarthrose erfolgt röntgenologisch nach Kellgren und Lawrence:

  • Grad 0: keine Arthrosezeichen
  • Grad I: beginnende Osteophyten
  • Grad II: definitive Osteophyten, mäßige Gelenkspaltverschmälerung, mäßige subchondrale Sklerosierung
  • Grad III: Verlust der halben Gelenkspalthöhe, ausgedehnte Osteophyten, ausgedehnte subchondrale Sklerosierung
  • Grad IV: Gelenkdestruktion, weitestgehender bis vollständiger Verlust der Gelenkspalthöhe, zystische Veränderung, Hüftkopfdeformierung/-dezentrierung

Klinik[Bearbeiten]

Zur Erhebung der Diagnose einer bilateralen Coxarthrose gehören immer die Anamnese, also die Befragung des Patienten und der körperliche Untersuchungsbefund. Bei der Anamnese ist es wichtig nach gehäuftem familiären Auftreten, früheren Hüftgelenkerkrankungen bzw. Operationen, Hüftgelenkfrakturen, rheumatischen Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen zu fragen. Die typische Schmerzlokalisation gibt der betroffene Patient meist in der Leiste und Gesäßregion mit Ausstrahlung in den Oberschenkel und in das Knie an. Differentialdiagnostisch kann auch ein Bandscheibenschaden oder eine Arthrose des Kniegelenks die Ursache für eine solche Schmerzsymptomatik sein. Je nach Stadium kommt es bei der Hüftgelenksarthrose zu Anlauf-, Einlauf-, Belastungs-, und Ruheschmerz. Es zeigt sich meist ein typisches Gangbild, mit Schonhinken/Trendelenburgzeichen, Duchenne Zeichen, Verkürzungshinken, Beinlängendifferenz und Muskelatrophie. Bei beidseitigem Befall bestehen fast immer Hüftgelenksbeugekontrakturen. Diese bedingen ein vorneübergeneigtes Gangbild und zum Ausgleich eine oft schmerzhafte Hohlkreuzposition der Lendenwirbelsäule. Zur klinischen Untersuchung gehört die Prüfung der Bewegungsausmaße (Extension/Flexion, Abduktion/Adduktion, Innenrotation/Außenrotation). Bei einer Hüftgelenksarthrose kommt es zur frühzeitigen Einschränkung der Innenrotation und Adduktion des betroffenen Gelenks.

Diagnostik[Bearbeiten]

Die Diagnostik durch bildgebende Verfahren erfolgt durch nativ röntgenologische Aufnahmen. Hierbei wir das Becken in a. p. Projektion und beide Hüften axial nach Lauenstein geröngt. Es gibt typische radiologische Zeichen einer Arthrose wie Gelenkspaltverschmälerung, osteophytäre Anbauten, subchondrale Sklerosierung und Geröllzystenbildung. Eine Blutentnahme und Kontrolle der Laborwerte erfolgt zur differentialdiagnostischen Abgrenzung einer Arthrose von rheumatischen Erkrankungen, Entzündungen oder Stoffwechselstörungen.

Indikation[Bearbeiten]

Die Indikation zur Implantation einer beidseitigen simultanen Hüftgelenktotalendoprothese besteht bei einer Coxarthrose Typ Kellgren & Lawrence 3-4, mit Höhenminderung des Gelenkspaltes, osteophytären Anbauten und subchondraler Sklerosierung. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der hohe Leidensdruck der Patienten, die sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen und eine operative Versorgung wünschen. Kein Kriterium ist das Geschlecht, das Alter oder die Knochenqualität. Der Patient sollte körperlich belastbar sein und es sollten keine schwerwiegenden Vorerkrankungen bestehen (ASA 1-3)

Therapie[Bearbeiten]

Präoperative erfolgt eine digitale Prothesenplanung anhand des Röntgenbildes.

Die Therapie ist die Implantation einer Hüftgelenktotalendoprothese in einer Operationssitzung. Hierbei wird zunächst eine Seite implantiert. Nach Rücksprache mit dem Narkosearzt wird anschließend die zweite Seite operiert. Die Operationstechnik unterscheidet sich nicht von der zweizeitigen Versorgung. Intraoperativ wird sich an der digitalen Röntgenplanung orientiert. In erfahrenen Endoprothesenzentren beträgt die Operationszeit für die simultane Versorgung ca. 1,5 bis 2 Stunden.

Die postoperative Röntgenkontrolle dokumentiert die korrekte Umsetzung der präoperativen digitalen Planung.

Vorteile[Bearbeiten]

  • Die Gang-Mobilisation ist nicht signifikant später möglich
  • Die Rehabilitationszeit ist gleich, sogar halbiert, da bei einem zweizeitigen Vorgehen eine 2. Anschlussheilbehandlung erforderlich wäre
  • Der Blutverlust ist im Mittel nicht signifikant höher
  • Keine erhöhtes Risiko für eine Thrombose, Lungenembolie oder Infektion im Vergleich zum zweizeitigen Vorgehen
  • Es gibt nur ein einmaliges Risiko für Narkosekomplikationen
  • Die Patientenzufriedenheit nach dem Simultanersatz ist sehr hoch. Fast alle Patienten würden sich erneut für den Simultanersatz entscheiden.

Nachteile[Bearbeiten]

  • Insgesamt besteht eine erhöhte Transfusionsquote

Lebensmittel bei Arthrose[Bearbeiten]

Neben umfangreichen therapeutischen Maßnahmen spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle bei Arthrose. Lebensmittel wie Brokkoli, Spinat, Walnüsse, Fettarmer Joghurt, oder auch Knoblauch und Zwiebel eignen sich gut für die Ernährung.[2] Speziell bei Bilaterale Coxarthrose ist es wichtig, viel grünes Gemüse zu essen und rotes Fleisch zu vermeiden.[3] Durch das Umstellen der Ernährung wird außerdem ein Gewichtsverlust erzielt, der ebenfalls unterstützend wirkt.

Belege[Bearbeiten]

  • aus Orthopädie und Unfallchirurgie, herausgegeben von Steffen Ruchholtz und Dieter Christian Wirtz, 2. Auflage 2013.
  • Pfeil J., Höhle P., Rehbein P., Bilateraler endoprothetischer Ersatz am Hüft- oder Kniegelenk, Deutsches Ärzteblatt 2011, (27) 463-468.
  • Kovacevic MP., Pfeil J., Arthroplastie bilatérale totale de lan hanche utilisant une prothèse à tige courte - une etude prospective avec suivi à court terme sur 54 patients. Maitrise Orthopedique. 2013; 226:10-13.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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