Bauliche Anomalien unter Schloss Hubertusburg in Wermsdorf
Im Jahre 1987 entdeckte der Bauingenieur und Fachingenieur für Denkmalpflege Manfred John im Schloss Hubertusburg in Wermsdorf einen vermauerten begehbaren Heizkanal, Entwässerungskanäle und Belüftungslöcher, die in einen angeblich nicht unterkellerten Teil führten. Er alarmierte über den Verlag "Die Wirtschaft" den Bernsteinzimmer-Fahnder der DDR, Paul Enke. Der Experte reiste umgehend an und versprach, mit spezieller Technik wiederzukommen. Auch er fand die baulichen Anomalien ungewöhnlich. Doch zu einer Befundung kam es nicht mehr. Zwei Wochen später am 7. Dezember 1987 später verstarb Enke.
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[Verbergen]Recherche und Dokumentationen[Bearbeiten]
Erst 1990 ließ sich John von der Journalistin Gabi Liebegall animieren, seine zwischenzeitlichen Recherchen und Erkenntnisse in der Leipziger Volkszeitung zu veröffentlichen. Seitdem haben beide eine Fülle von Fakten akribisch zusammengetragen und 2008 in einem Buch „Gebunkerte Geheimnisse - Auf den Spuren des Bernsteinzimmers in Sachsen“ publiziert. Die Autoren knüpfen dabei an eine Veröffentlichung Enkes von 1986 an.[1]
Obwohl Enke, wie man heute weiß, seine Untersuchungen im Auftrag der Staatssicherheit durchführte und ihm dadurch eigentlich alle Möglichkeiten zur umfangreichen Recherche zur Verfügung standen, ließen sich Liebegall und John von ihrem Vorhaben nicht abbringen, von Neuem zu beginnen. Durch Augenzeugenberichte und Studium in über 40 Archiven im In- und Ausland ergänzten und verwarfen sie zum Teil Enkes Erkenntnisse. Ungeklärt ist zum Beispiel die Auslegung des von den Alliierten abgehörten Funkspruchs in Enkes Report: „Aktion Bernsteinzimmer beendet. Einlagerung in B. Sch. W.“ [2], was John mit Barock-Schloss Wermsdorf übersetzte. Letztendlich begann aber damit die Suche in Hubertusburg, so John heute. Nach Wermsdorf führten auch die engen Beziehungen, die die Kunstbeschaffer Hitlers und Görings zu diesem Ort hatten.
Über den Abtransport des Bernsteinzimmers aus Königsberg kursieren verschiedene Theorien. Unlängst entdeckte John in Kaliningrad und im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig weitere Indizien, dass das Bernsteinzimmer mit anderem Kulturgut aus dem Königsberger Schloss bereits im Dezember 1944 Sachsen erreicht haben könnte.[3] Liebegall und John belegen in ihrer Publikation Namen und Fakten, auch die der Pioniereinheit der Luftwaffe, die sich im März/April 1945 im Schloss und im nahen Steinbruch in Wermsdorf zu schaffen machte und sich erst mit dem Einzug der Amerikaner in einer Nacht- und Nebelaktion absetzte.[4]
Forschungen vor Ort[Bearbeiten]
Neueste Radaruntersuchungen und Bohrungen durch uneigennützige Sponsoren erbrachten inzwischen weitere bauliche Anomalien, aber auch wertvolle denkmalpflegerische Erkenntnisse: verschüttete Keller, Hohlräume, einen verbauten Stollen... . Der Untersuchungsbericht liegt den staatlichen Stellen vor.[5]
Die Öffnung dieser Räume wäre der nächste Schritt, der aber von einer erneuten Finanzierung abhängig ist.
Literatur[Bearbeiten]
- Paul Enke: Bernsteinzimmer–Report. Raub, Verschleppung und Suche eines weltbekannten Kunstwerkes. 2. Auflage, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1986. ISBN 3-349-00108-4.
- Manfred John, Gabi Liebegall: Gebunkerte Geheimnisse - Auf den Spuren des Bernsteinzimmers in Sachsen. Tauchaer Verlag, Taucha 2008. 2. Auflage 2010. ISBN 978-3-89772-186-9.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Paul Enke: Bernsteinzimmer–Report. Raub, Verschleppung und Suche eines weltbekannten Kunstwerkes. Verlag Die Wirtschaft, Berlin 2. Auflage, 1986. ISBN 3-349-00108-4.
- Hochspringen ↑ Paul Enke: Bernsteinzimmer–Report. 2. Auflage, 1986, S. 210.
- Hochspringen ↑ Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand AH Döbeln, Signatur 6368.
- Hochspringen ↑ Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand AH Oschatz, Signatur 90.
- Hochspringen ↑ Manfred John: Untersuchungsbericht Kellergeschoss Schloss Hubertusburg, 04779 Wermsdorf, 15.03.2011.