Antiterroroperation in Belgien im Januar 2015

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Der Islamismus in Belgien ist eine der größten radikal-islamischen Bewegungen in Europa. Im Verhältniss zur Gesamtbevölkerung sind aus keinem andere Land Europas so viele Kämpfer in den syrischen Bürgerkrieg gezogen.[1] Nach einer aktuellen Auflistung mit Stand Januar 2015, erstellt vom Thinktank Brookings Institution reisten bis dahin bis zu 650 Kämpfer aus Belgien nach Syrien.

Hintergrund[Bearbeiten]

Aus keinem EU-Land sind im Verhältniss zur Gesamtbevölkerung so viele Kämpfer in den syrischen Bürgerkrieg gezogen wie die in Belgien der Fall war, berichtete das britische Magazin The Economist 2014. Nach einer aktuellen Auflistung mit Stand Januar 2015, erstellt vom Thinktank Brookings Institution reisten bis dahin bis zu 650 Kämpfer aus Belgien nach Syrien. In der Stadt Verviers sollen nach Angaben des belgischen TV-Senders RTL-Info bis zu insgesamt zehn Syrien-Rückkehrer gelebt haben.

Gesellschaftliche Integration und Radikalisierung[Bearbeiten]

Ähnlich wie in Frankreich gibt es auch in Belgien große Integrationsprobleme. Dabei sind Muslime im frankofonen Wallonien genauso schlecht integriert wie im niederländischsprachigen Flandern. Rund 6 Prozent der 11 Millionen Einwohner Belgiens sind Muslime. Die meisten der belgsichen Muslime haben marokkanische Wurzeln, die zweitgrößte Gruppe ist türkischer Abstammung. Vor allem die ärmeren Quartiere Brüssels sind etnisch wenig durchmischt und die Jugendarbeitslosigkeit ist unter Zugewanderten doppelt so hoch wie unter Einheimischen Belgiern. Auch die marokkanischen und türkischen Belgier in zweiter und dritter Generation haben wenig Perspektiven.

In Belgien existiert seit 2011 ein Gesetz gegen die Vollverschleierung. Im Bus, beim Spaziergang oder im Kino in der Öffentlichkeit dürfen Frauen keine Burka mehr tragen. Ein Verstoß wird mit einer Geldstrafe von 137,50 Euro geahndet.

In der 55.000-Einwohner-Stadt Verviers, rund 25 Kilometer vom deutschen Aachen entfernt wurde in den 2010er Jahren ein Anziehungspunkt für radikale Islamisten. Dort wurden bei der Antiterroroperation 2015 zwei Verdächtige erschossen. Mit ein Grund für die massierung von Islamisten hier sind die wirtschaftlichen Probleme dieses strukturschwachen Teils Belgiens, der Wallonie. Mit dem Niedergang der dortigen Textilindustrie verschwanden auch in Verviers viele Arbeitsplätze. Verviers versuchte mit einer vereinfachten Zuwanderungspolitik neue Einwohner anzulocken. Es bildete sich eine beträchtliche tschetschenische Gemeinde, zu der viele islamische Fundamentalisten gehören.

Eine radikalisierende Rolle spielte die salafistische Organisation „Sharia4Belgium“. Gegen deren Anführer wurde ende 2014 in Antwerpen ein Prozess eröffnet. Die Organisation indoktrinierte muslimische Teenager und rekrutierte sie anschließend als Kämpfer für den Kampf der IS in Syrien. Dort wurden die jungen Belgier aufgefordert, fünf weitere Freunde für den Jihad anzuwerben. Dies geschah meist über Facebook.

Im Mai 2014 hatte ein Islamist bei einem Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel vier Menschen getötet. Wenige Tage vor dem Zugriff hatte die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in einem Internetvideo mit einem weiteren Anschlag in Belgien gedroht, meldete Belga.[2]

Einer der Attentäter der Pariser Anschläge hatte Verbindungen nach Belgien. Ein Mann aus dem südbelgischen Charleroi hatte in den Monaten vor den Anschlägen mit Amedy Coulibaly über den Kauf eines Autos und von Waffen verhandelt. Coulibaly hatte eine knappe Woche zuvor in einem koscheren Supermarkt in Paris Geiseln genommen, vier Menschen erschossen und wurde anschließend von der Polizei getötet. Laut belgischen Medien, hatte die Polizei Dokumente bei dem belgischen Verdächtigen gefunden, die auf die Verbindungen zu Coulibaly hindeuteten.

In Vervier kam es zu einem heftigen Schusswechsel, bei dem zwei Terrorverdächtige ums Leben kamen. Zwei Personen wurden noch am Donnerstag in Frankreich verhaftet, und am Freitag fasste die französische Polizei zwei weitere mutmassliche belgische Jihadisten, die sich nach Italien hatten absetzen wollen.

Antiterroroperation im Januar 2015[Bearbeiten]

Die Belgische Polizei startete am 15. Januar 2015 eine landesweite Antiterroroperation gegen Islamisten. Die Polizei führte an mehreren Orten parallel Festnahmen durch. Bei der Akion wurden zwei Verdächtige erschossen. Für ganz Belgien wurde von der Regierung die Terrorwarnstufe von Zwei auf Drei auf einer vierstufigen Skala heraufgesetzt.

In mehreren Quartieren Brüssels sowie in anderen Ortschaften des Landes wurden in der Nacht zwölf Razzien durchgeführt, wobei nach Angaben der Staatsanwaltschaft dreizehn mutmassliche Jihadisten verhaftet wurden. Zeitgleich fand in Vilvoorde ein Großeinsatz der Polizei statt, durchgeführt von einer Anti-Terroreinheit. Der Einsatz soll sich gegen eine Gruppe Islamistischer Heimkehrer aus Syrien richten. Sie wurden schon seit Längerem von der Polizei überwacht. Die Gruppe soll als Folge der Attentate in Paris, Anschläge in der belgischen Hauptstadt Brüssel geplant haben.

In Verviers wurdne bei dem Anti-Terror-Einsatz zwei heimgekehrte Syrien-Kämpfer erschossen. Ein Dritter wurde verletzt. Als die Spezialkräfte der Polizei am frühen Abend zugriffen, hatten die Verdächtigen unmittelbar das Feuer eröffnet und dabei Sturmgewehre und andere schwere Waffen eingesetzt. Eine Person wurde festgenommen. Die Gruppe wird verdächtigt, einen groß angelegten Terrorangriff vorbereitet zu haben.

Operationen wurden aus Brüssel, Vilvoode, Verviers, Schaerbeek, Sint-Jans-Molenbeek und Zaventem gemeldet.

Die Operation gegen die gut organisierte Jihadisten-Zelle war schon länger geplant gewesen, wurde nun aber dringlicher, da laut Staatsanwaltschaft Terroranschläge unmittelbar bevorstanden. Geplant waren Attentate auf Polizisten in ganz Belgien, auf offener Straße wie auch in Polizeiposten. Bei den Razzien beschlagnahmte die Polizei neben Sprengstoff, einem beträchtliches Arsenal von Armee- und anderen Waffen auch Funkgeräte, falsche Identitätspapiere und Polizeiuniformen.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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