Anglisierung

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Als Anglisierung wird einerseits die Anpassung von ins Englische entlehnten Wörtern an englische Sprech- und Schreibgewohnheiten bezeichnet, analog zur Eindeutschung. Auch Eigennamen von Einwanderern in englischsprachige Länder wurden und werden häufig anglisiert, so nannte sich etwa der Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg nach seiner Einwanderung in die USA Henry E. Steinway.

In Bezug auf die deutsche Sprache ist Anglisierung die bewusste und übermäßige Verwendung englischer Begriffe im deutschen Sprachgebrauch, etwa bei Werbeaktionen oder beim Gebrauch von Computern.

Zum Begriff der „Anglisierung“[Bearbeiten]

Das „normale“ Einfließen und Verwenden englischer Begriffe steht im Gegensatz zur Eindeutschung und wird als Anglizismus bezeichnet.

Ebenso wie der umgangssprachliche Begriff Denglisch ist Anglisierung negativ besetzt und soll ein Übermaß an Einfluss der englischen Sprache zum Ausdruck bringen, das von einigen als störend empfunden wird.

Ursachen und Motive der „Anglisierung“[Bearbeiten]

Übernahmen geschehen beispielsweise, um sehr spezielle Sachverhalte oder Objekte mit einem deutlicheren (Fremd-)Wort zu bezeichnen und eine Nuancierung zu erreichen. Allerdings ist auch das Benutzen englischer Wörter anstelle schon vorhandener deutscher Wörter vermehrt aus modischen Gründen zu beobachten (z. B. wireless statt kabellos oder Funk-, catwalk statt Laufsteg). Analog werden Sozial- oder Wirtschaftsnormen integriert, die in Deutschland bisher unüblich waren, zum Beispiel CEO. Dies ist kein einmaliger Vorgang, sondern kam in der Sprachgeschichte des Deutschen und auch anderer Sprachen schon viele Male in dieser Weise vor. Es ist durchaus üblich, dass in einer Epoche viele Ausdrücke aus einer kulturell dominanten Sprache entlehnt werden, zum Beispiel im Mittelalter aus dem Lateinischen oder im 18. Jahrhundert aus dem Französischen. Auch hier gab es nicht nur „notwendige“ Entlehnungen, sondern es wurden möglichst viele Worte der dominanten Sprache verwendet, um mit der Mode zu gehen. Es handelt sich aus sprachwissenschaftlicher Sicht um einen normalen Vorgang, der nicht auf Gefährdung oder Aussterben des Deutschen schließen lässt.

Insbesondere in der Jugendsprache und in der Geschäftswelt ist eine starke Übernahme anglo-amerikanischer Wortelemente festzustellen. Dabei geschieht dies auf den ersten Blick aus ganz unterschiedlichen Gründen. So eifern Jugendliche ihren Idolen nach, die oft aus den USA kommen. In der Geschäftswelt dagegen wird die Anglisierung mit dem Zwang zur Globalisierung begründet. In jedem Fall kann jedoch die Anglisierung durch Gruppenzwang auf der einen Seite und das Streben nach Individualismus auf der anderen Seite verstärkt werden; insbesondere in gewissen sozialen Gruppen in Deutschland (etwa im Gegensatz zu Frankreich) mit starkem Konkurrenzdruck ist daher eine Anglisierung zu beobachten. Auf der anderen Seite werden Menschen, die einem tatsächlichen oder scheinbarem Druck zum Konformismus und dem Hang zur Anglisierung nicht bedingungslos folgen, teilweise als unkreativ und austauschbar angesehen.

Die zunehmende Dominanz von Fernsehproduktionen aus dem angelsächsischen Raum, insbesondere aus den USA, und die damit einhergehende Dauerkonfrontation der Fernsehkonsumenten mit der (tatsächlichen oder vermeintlichen) Alltagswelt der USA, wird von vielen ebenfalls als Faktor gesehen, der die Anglisierung fördert. Hierbei wird den Zuschauern ein Bild der USA vermittelt, das der Wirklichkeit nicht immer nahe kommt.

Beispiele[Bearbeiten]

Als Beispiel für einen Text, der unnötig viele Anglizismen enthält, wird auch oft folgender Ausspruch der Modedesignerin Jil Sander angeführt:
Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muss Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils.[1]

Zu beobachten ist auch eine verstärkte betriebswirtschaftliche Ausrichtung an Methoden aus den USA und in diesem Zuge eine erhebliche Anglisierung der Wirtschaft. Die Einführung speziell amerikanischer Führungsmethoden, insbesondere die konsequente Ausrichtung auf kurzfristige Gewinnmaximierung u.a. durch die Verpflichtung zu Quartalsberichten, sowie US-amerikanischen Führungsstil und die betonte Orientierung an den Interessen der Unternehmenseigner („Shareholder Value“) haben die Kultur gerade in den großen und börsennotierten Unternehmen in den letzten Jahren verändert. Ein Faktor hierfür ist der zunehmende Einstieg US-amerikanischer Geldgeber in europäische Unternehmen und umgekehrt. Hinzu kam der Wunsch deutscher Konzerne, u.a. durch Notierung an amerikanischen Börsen für US-Investoren interessanter zu werden und so höhere Aktienkurse zu erzielen. Diese Entwicklung ist jedoch inzwischen rückläufig. So entschlossen sich die Konzerne Bayer, BASF und E.ON 2007, wegen „ausufernder Berichtspflichten“ ihre Notierung an der New Yorker Börse zu beenden. [2]

Kritik an der Anglisierung[Bearbeiten]

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Kritiker argumentieren, dass durch die Anglisierung ein dauerhafter Verfall der deutschen Sprache zu befürchten sei. Im übrigen würden durch den häufigen Gebrauch englischer Wörter im Deutschen bestimmte Teile der Bevölkerung (insbesondere älteren Menschen) überfordert, ausgegrenzt und damit diskriminiert. Eine Übertragung englischer Begriffe ist zudem nicht immer problemlos möglich – ein CEO ist im angelsächsischen Gesellschaftsrecht hinsichtlich seiner Rechte und Pflichten deutlich anders ausgestattet als ein deutscher Vorstandsvorsitzender.

Das Unternehmen Porsche beispielsweise minimiert bewusst die Verwendung englischer (Fach-)Begriffe, um so die innerbetriebliche Kommunikation zu fördern und das soziale Umfeld zu verbessern. Das Unternehmen Lufthansa mahnte hingegen einen Mitarbeiter ab, der sich aus denselben Gründen weigerte, an Stelle von Fachbegriffen wie „Flügel“ und „Triebwerk“ ausschließlich die englischen Übersetzungen zu verwenden.[3]

Eine Untersuchung von Bernd M. Samland, die Ende 2006 im Spiegel veröffentlicht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass englischsprachige Werbesprüche in der Regel nur von einer Minderheit der Konsumenten korrekt verstanden werden. Dieses Phänomen führte dazu, dass mehrere Unternehmen (z. B. aus der Parfümeriebranche) wieder zu deutschen Texten zurückkehrten.

Quellen und Anmerkungen[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Rudolf Bartzsch/ Reiner Pogarell/ Markus Schröder (Hrsg.): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen, Paderborn: IFB Verlag, 6. Auflage, 2004, 220 S., ISBN 3-931263-33-9
  • Christian Meier (Hrsg.): Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch. Hrsg. von Christian Meier im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu Darmstadt. Göttingen: Wallstein Verlag, 1999, 112 S., ISBN 3-89244-341-6
  • Uwe Pörksen (Hrsg.): Die Wissenschaft spricht Englisch? Versuch einer Standortbestimmung. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2005, 114 S., ISBN 3-89244-978-3 (Heftreihe „Valerio“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Band Nr. 1, 2005)

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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