Altenaer Baugesellschaft

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Altenaer Baugesellschaft AG (ABG)
ABG_Logo.gif
Rechtsform AG
Gründung 14. Februar 1870
Sitz Altena
Leitung Joachim Effertz (Vorstand)
Mitarbeiter 15[1]
Umsatz 8.010.500 Euro[1]
Branche Wohnungswirtschaft
Produkte 2.198 Wohnungen, 8 Gewerbeobjekte, 209 Garagen, 567 Stellplätze (Stand Ende 2012)Vorlage:Infobox Unternehmen/Wartung/Produkte
Website www.altenaer-baugesellschaft.de
Stand: 2011 Vorlage:Infobox Unternehmen/Wartung/Stand 2011

Die Altenaer Baugesellschaft AG ist ein Wohnungsunternehmen in Nordrhein-Westfalen und hat ihren Sitz im Sauerland. Die Aktionäre der Gesellschaft sind mehrere alteingesessene Unternehmen aus der Region sowie die Stadt Altena. Sie vermietet vor allem privaten Wohnraum in den Städten Altena und Werdohl.

Geschichte[Bearbeiten]

Ab 1870[Bearbeiten]

Heute stehen die 1871/72 fertig gestellten ehemaligen Arbeiterhäuser an der Werdohler Straße unter Denkmalschutz.

In den engen Flusstälern links und rechts der Lenne drängen sich Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr kleine Fabriken Wand an Wand mit Wohnhäusern zusammen. Das und die niedrigen Löhne sorgen für katastrophale Wohnverhältnisse in Altena. Krankheiten verbreiten sich rasend schnell. Das gibt auch den Unternehmern zu denken. Eine der Leitfiguren ist der Fabrikant Gustav Selve. Seine Arbeiter setzen ihm später wegen seiner zahlreichen sozialen Taten ein bronzenes Denkmal. Unter seiner Führung tragen Altenaer Unternehmer ein Aktienkapital von 20.000 Talern zusammen und gründen am 14. Februar 1870 die Altenaer Baugesellschaft.[2] Noch im Gründungsjahr setzen die Initiatoren die Taler in Steine um: An der Werdohler Straße entstehen binnen zwei Jahren 16 Arbeiterhäuser mit 32 Wohnungen.

Das Statut legt den Zweck der Gesellschaft fest:

"Der Zweck der Gesellschaft ist Beschaffung billiger und gesunder Arbeiterwohnungen, vorzüglich solcher, welche sich zur Erwerbung für einzelne Familien eignen, sowie Beförderung der Bauthätigkeit und Herstellung von Anlagen, welche dem Gesundheitszustand der Stadt förderlich scheinen."[3]

1877 firmiert das Unternehmen um in "Altenaer gemeinnützige Baugesellschaft". In deren Unterlagen stehen ein Jahr später über 120 Wohnungen.

Nur unterbrochen von dem 1. Weltkrieg lässt das Unternehmen ein Haus nach dem anderen hochziehen. Mit dem Knerling entsteht ab 1920 ein ganz neuer Ortsteil im Stil einer Gartenstadt mit für damalige Verhältnisse großzügigen Grünflächen. 90 Jahre später würdigt die Stadt die besondere Struktur dieses Ortsteils, indem sie ihn komplett unter Denkmalschutz stellt[4]. 1942 werden Häuser im heutigen Märkischen Kreis in Halver und Meinerzhagen gebaut, dann aber an örtliche Baugesellschaften verkauft. Zum eigenen Bestand gehören zu dieser Zeit 991 Wohnungen[5]. Die erste Boomphase endet mit dem 2. Weltkrieg.

Ab 1946[Bearbeiten]

In den 50er und 60er Jahren wird der Breitenhagen erobert. Der Hang gegenüber ist zu dieser Zeit fast nicht bebaut.

Mit dem Bau eines Kindergartens am Knerling beginnt nach dem 2. Weltkrieg die Bautätigkeit im Jahre 1946 erneut. Weil Altena keine Bombenangriffe erlebte, gibt es nur minimale Kriegsschäden zu beheben. Umsiedlungs- und Flüchtlingsprogramme sorgen für Arbeit in der Bauwirtschaft. In den Fünfziger und Sechziger Jahren entstehen weitere neue Stadtteile.

Allein am Breitenhagen stellt die Baugesellschaft in den Jahren 1951 bis 1954 genau 517 Wohnungen fertig. Die Namen der neuen Straßen kommen vielen Neu-Altenaern bekannt vor: Habelschwerdter, Breslauer oder Königsberger Straße. Die Häuserzeilen orientieren sich an den Höhenlinien.

Der Ortsteil Pragpaul wächst in den Jahren 1961 bis 1965 praktisch aus dem Nichts: 43 Häuser entstehen dort mit 258 Wohnungen.

75% der bis 1957 erstellten Wohnungen wurden durch Sonderprogramme des Staates für Umsiedlungsmaßnahmen gefördert. Offizielle Zahlen besagen, dass 1953 angeblich genau 3204 Heimatvertriebene in der Burgstadt leben sollen [6]. Die Altenaer Firmen geben der Baugesellschaft Darlehen. Je nach Höhe dürfen die Kreditgeber dafür bestimmte Wohnungen belegen [7]. Eine andere Statistik aus dem Jahre 1958 besagt, dass 28% der Altenaer Bevölkerung in Wohnungen der Baugesellschaft lebt.[8] Der Anteil verändert sich in den Folgejahren durch die Eingemeindung von Dahle, Evingsen und Teile der Gemeinde Lüdenscheid-Land. Wohnen war Mitte der Sechziger Jahre billig: 1,34 DM kostete der Quadratmeter in Altbauen und 1,52 DM für Neubauten. Der Bauboom dauert bis zum Jahr 1967. Danach fließt mehr Geld in die Modernisierung und nur vereinzelt in Neubauten. Das Wachstum stößt schlicht auch an geographische Grenzen. Nicht jeder steile Hang lässt sich wirtschaftlich bebauen.

Ab 1990 firmiert die Gesellschaft wieder unter "Altenaer Baugesellschaft" (ABG). Der Gesetzgeber hatte die Gemeinnützigkeit in der Wohnungswirtschaft abgeschafft. Einen großen Wachstumssprung macht die Gesellschaft im Jahr 1993: Sie übernimmt 412 Wohnungen und 56 Garagen der Wohnungs-Bau- und Verwaltungs-GmbH (WBV). Mit knapp über 3.000 Wohnungen geht die ABG ins neue Jahrtausend [9].

ab 2000[Bearbeiten]

Der Altenaer Ortsteil Breitenhagen, wo die Altenaer Baugesellschaft ihren größten Bestand hat. Foto: Chr. Hüls

Keine Stadt in Nordrhein-Westfalen hat seit den Neunziger Jahren prozentual so viele Einwohner verloren wie Altena [10][11]. Diese Entwicklung geht auch an der ABG nicht vorbei und macht sich dort insbesondere ab dem Ende der 90er Jahre bemerkbar. Ein 2012 veröffentlichter Wohnungsmarktreport der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) [12] ermittelt für das Jahr 2009, dass in Altena 8,5% der Wohnungen leer stehen. Die Baugesellschaft als mit Abstand größter Vermieter in Altena reagiert durch Abrisse von Häusern in unattraktiven Lagen [13] oder Privatisierung.[14] Außerdem wurden kleine Dachgeschosswohnungen stillgelegt. Ende 2008 listet der Geschäftsbericht der ABG "den Rückbau" von 68 Wohnungen sowie fünf Verkäufe auf.[15]

Stattdessen fließt mehr Geld in die Sanierung - beispielsweise moderne Bäder und Gas-Etagenheizungen. Ganze Häuserreihen bekommen Balkone. Die energetische Sanierung wird voran getrieben. In den Ortsteilen Breitenhagen und Knerling entstehen große Spiel- und Begegnungsflächen. "Wohnumfeld-Verbesserung" lautet das Motto. Die Altenaer Baugesellschaft investiert nach eigenen Angaben im Jahr 2012 insgesamt 2,4 Millionen in ihren Bestand. Am Ende des Jahres 2012 vermeldet der Vorstand des Unternehmens erstmals wieder einen leichten Überschuss an Zuzügen.

So verteilen sich die Wohnungen der Altenaer Baugesellschaft. Größter Bezirk ist der Breitenhagen.

Tochterunternehmen[Bearbeiten]

Die ABG hält 100% der Anteile an der Wohnungs-Bau und Verwaltungs-GmbH (WBV). Die WBV verwaltet kleinere Wohnungsbestände für private und gewerbliche Kunden und hat keinen eigenen Grundbesitz. Die WBV wurde 1952 gegründet und verwaltete in früheren Jahren bis zu 2.000 Wohnungen in ganz Nordrhein-Westfalen, darunter große Bestände der Metallgesellschaft und deren Tochter VDM [16].

Literatur[Bearbeiten]

  • Jubiläumsschrift 125 Jahre Altenaer Baugesellschaft AG, 1995
  • Altena 2015 - Entwicklungs- und Handlungskonzept, 2007
  • Heimatbuch zum Kreisheimattag '88 des Heimatbundes Märkischer Kreis in Altena am 10. September 1988

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Geschäftsbericht der Altenaer Baugesellschaft 2011, S. 10, 13, 27
  2. 125 Jahre Altenaer Baugesellschaft, Jubiläumsschrift, Seite 11
  3. Statut der Altenaer Baugesellschaft vom 1. Juni 1871, Seite 1, Titel 1, Absatz 2
  4. Denkmalschutz-Satzung der Stadt Altena zum Download von der städtischen Internet-Seite
  5. 125 Jahre Altenaer Baugesellschaft, Jubiläumsschrift, Seite 18
  6. Planungsgrundlagen des Kreises Altena von Dr. Otto Lucas, Münster (gebunden), keine Seitenzahlen vorhanden
  7. Heimatbuch Altena zum Kreisheimattag 1988, Seite 167, Beitrag von Dieter Dresia
  8. 125 Jahre Altenaer Baugesellschaft, Jubiläumsheft, Seiten 22-25
  9. Geschäftsbericht des ABG-Vorstandes 2000
  10. Ausführliche Darstellung in Altena 2015 - Handlungs- und Entwicklungskonzept, ab Seite 33
  11. Stadtumbau West: Motor des Strukturwandels, Statusbericht der Bundestransferstelle Stadtumbau West, Bundesbauministerium 2012, Seite 37
  12. Bericht für den Märkischen Kreis als Download: LEG Wohnungsmarktbericht 2012
  13. Verweis in der Stadtchronik im Jahr 2008, auf Seite 16
  14. Die Westfälische Rundschau berichtet: über eine der Abrissmaßnahmen.
  15. Geschäftsbericht 2008 der ABG
  16. Heimatbuch Altena zum Kreisheimattag 1988, Seite 168, Beitrag von Dieter Dresia
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