Alt-Jena

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Alt-Jena Ein Studentenroman aus deutscher Vergangenheit ist ein 1926 erschienener Roman des deutschen Schriftstellers Hugo von Waldeyer-Hartz, der einen Einblick in das Studentenleben in Jena am Vorabend von Französischer Revolution und Aufklärung gibt. Im Mittelpunkt des Romans steht der Theologiestudent und spätere Pfarrer Christian Grombach und sein Ziehvater, der Weimarer Pfarrer Keuffel. Die Geschichte spielt in den Jahren 1776 bis ca. 1820 vor dem Hintergrund der großen Umwälzungen jener Zeit und ihrem Einfluss auf die Entwicklung der Burschenschaften.

Inhalt[Bearbeiten]

Im Jahr 1776 erkennt der Weimarer Torschreiber Blau in dem Posamentierer (Schnürmacher) Neumann einen ehemaligen Kriegskameraden, der ihm in der Schlacht bei Torgau einst zusammen mit dessen Leutnant das Leben gerettet hat. Die beiden Männer setzen sich zum Plaudern nieder und Blau schickte seinen Enkel Christian Grumbach zum Bier holen. Der etwa 10-jährige Christian, ein Weise, hat seinen Vater nicht gekannt hat und lebt seit dem frühen Tod der Mutter bei seinem Großvater, der ihn mit Härte aber durchaus liebevoll erzieht.

Christian ist Spielkamerad von Frederike genannt Riekchen, der jüngsten Tochter des Weimarer Pfarrers Keuffel. Der Pfarrer hat früh erkannt, dass Christian ein kluger Kopf ist und überredet den Großvater, Christian aufs Gymnasium zu schicken. Dort erweist sich Christian als hervorragender Schüler.

Einige Jahre später, als Christian kurz vor dem Abitur steht, stirbt der Großvater. Kurz vor seinem Tod gibt er dem Pfarrer einen Brief von Christians Vater, den Christian erhalten soll, wenn er im Leben seinen Platz gefunden hat. Bis zum Abitur lebt Christian im Haushalt seiner geizigen Tante, die Zeit dort empfindet er als eine Qual.

Jena um 1650

Nach bestandenem Abitur geht Christian zum Theologiestudium nach Jena. Auf dem Weg dorthin lernt er die mit Schimpf und Schande aus der Stadt vertriebene Lore Kleinsteuber kennen und einige Corpsstudenten, die ihn provozieren und zum Duell fordern.

Die erste Nacht in Jena verbringt Christian bei einem freundlichen Mann, der ihm ein Zimmer angeboten hat. Am nächsten Morgen gibt sich der Mann als der Scharfrichter Kleinsteuber zu erkennen, Lores Vater. Christian entwendet dessen Richtschwert und begibt sich zum Duellplatz. Dort drischt er mit dem Schwert auf einen Thessalier namens Cyriakus Polizio ein, der sich feige zurückzieht. Die anderen Studenten unter Führung von Lores Freund, Baron von Hollenbrook-Grumbach, nehmen Christian wegen seines Muts sofort in den Studentenorden der Harmonisten auf und schließen Polizio wegen Feigheit aus.

Christian nimmt ein Quartier beim alten Freund seines Großvaters, dem Posamentierer Neumann. Dessen Tochter Christiane ist von dem jungen Studenten begeistert, der gut zu ihr passe. In der Folgezeit freundet sich Christian mit von Hollenbrook an und erfährt, dass von Hollenbrooks Vater während seiner Studentenzeit in Jena ein Verhältnis mit der inzwischen verstorbenen Frau des Scharfrichters hatte. Christian deutet an, dass Lore, inzwischen als Mann verkleidet nach Jena zurückgekommen, eventuell die Halbschwester ihres Liebhabers sein könnte.

Christian muss miterleben, wie sein Freund Hollenbrook sich immer weiter verschuldet, bis ihm sein Vater schließlich eine Wagenladung Münzen schickt. Das soll das letzte Geld sein, das er erhält, damit er einen Teil seiner Schulden bezahlen kann. Kurz darauf begeht von Hollenbrook Selbstmord. Sein Vater kommt, um den Leichnam zu überführen und findet in Christian einen treuen Freund seines Sohnes, der ihn bei der Erledigung der Formalitäten unterstützt und deswegen zur Beerdigung auf Gut Hollenbrook eingeladen wird.

Als Christian berichtet, dass er nichts über seine Herkunft und seinen Vater weiß und reist von Hollebrook mit ihm nach Weimar, um Pfarrer Keuffel zu überreden, Christian über seine Herkunft aufzuklären. Keuffel weigert sich, denn erst, wenn Christian seinen Platz in der Welt gefunden hat, wird soll er alles erfahren, das ist es der Wille seiner verstorbenen Eltern. Schweren Herzens willigt Christian ein und kehrt zurück nach Jena.

Einige Zeit später ist der Geist der Aufklärung in Jena eingezogen. Christian genießt das Studentenleben in vollen Zügen und hat sich mit dem estnischen Studenten von Dehn angefreundet. In einer Nacht des Feierns lässt er sich mit der Tochter des Scharfrichters ein. Bei vielen Studenten genießen Christian und von Dehn hohes Ansehen, nur nicht bei einigen ehemaligen Corpsstudenten unter Führung des Thessaliers Cyriakus Polizio, die alle unehrenhaft aus ihren Corps ausgeschlossen wurden.

Teile der Studentenschaft sind begeistert von den Gedanken der Aufklärung und des Idealismus und der damit verbundenen Geist einer neuen Zeit. Sie fordern die Abschaffung der Duelle und eine Reorganisation der Landsmannschaften.[1] In den Augen der anderen Studenten gelten sie als Feinde der Staatsmacht und der Religion, in Prorektor Ulrich finden sie jedoch einen gewichtigen Unterstützer ihrer Ideen.

Bei einem Maskenball in Jena trifft Christian auf seinen Ziehvater, Pfarrer Keuffel, den von Dehn eingeladen hat, weil Christian in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Keuffel verspricht zu helfen. Christian tanzt mehrfach mit einer als Bauernmädchen verkleideten Frau und erkennt darin schließlich Riekchen, Keuffels Tochter.

Als plötzlich ein Feuer ausbricht, retten Christian und Pfarrer Keuffel eine Wöchnerin und ihr neugeborenes Kind aus einem brennenden den Haus. Mit einer Rauchvergiftung bricht Christian zusammen, als er wieder aufwacht, sitzt Riekchen an seinem Bett. Die beiden küssen sich und gestehen sich ihre Liebe. Von nun an gilt Christian in Jena als Held, die Universität bewilligt ihm ein Stipendium.

Bald darauf kommt es zu einem Studentenaufstand, als ein im Duell getöteter Student auf dem Marktplatz aufgebahrt wird und Prorektor Ulrich dies zum Anlass nimmt, Duelle und andere studentische Gepflogenheiten zu verbieten. Die Studenten schicken eine Protestresolution an die Universität und vertreiben den Thessalier Polizio aus Jena. Die Resolution bleibt ohne Antwort, und als der Prorektor zur Herstellung der Ordnung Soldaten in die Stadt ruft, verlassen die Burschen unter Führung von Christian und von Dahl die Stadt und ziehen nach Erfurt, um dort zu studieren. Eine Gesandtschaft von Jena holt sie zurück, die alten Freiheiten werden wieder gewährt und Prorektor Ulrich verliert sein Amt.

Semester vergehen und der Geist der neuen Zeit mit den Gedanken der Aufklärung, des Idealismus und der französischen Revolution machen sich auch in den Landsmannschaften breit. Christian geht dazu auf Distanz und konzentriert sich auf sein Studium.

Nach dem mit Auszeichnung bestandenen Theologieexamen verlässt er Jena und geht nach Weimar zurück, wo er von Pfr. Keuffel den Brief seines Vaters erhält und endlich erfährt, dass sein Vater der Bruder des Baron von Hollenbrook-Grumbach war. Die Familie hatte ihn enterbt und verstoßen, weil er mit Christians Mutter eine Bürgerliche geheiratet hatte. Er hatte darauf den Adelstitel abgelegt und eine Stelle als Förster angenommen. Als Christian noch sehr klein war, wurde sein Vater von Wilderern erschossen. Die Mutter ging mit ihm nach Weimar zum Torschreiber Blau, dem Christians Vater einst zusammen mit Fritz Neumann in der Schlacht von Torgau das Leben gerettet hatte. Auf der Suche nach Blau war die Mutter in das Pfarrhaus gekommen und dort gestorben. Pfr. Keuffel hätte Christian gerne selbst großgezogen, aber da es der ausdrückliche Wunsch seiner Mutter war, gab er den Jungen in die Obhut des Torschreibers.

Christian und Riekchen heiraten und bald kündigt sich Nachwuchs an. Christian arbeitet als Hilfspfarrer in Weimar und ist voller Hass und Verachtung für die Familie seines Vaters. Eines Tages wird Christian auf das Gut Hollenbrook geladen, weil der Baron Christians Eltern in die Familiengruft umbetten lässt. Das Angebot, das Familienerbe anzutreten und den Familiennamen anzunehmen, lehnt Christian entschieden ab. Auf der Rückfahrt begegnet er noch einmal der Tochter des Scharfrichters, die inzwischen die Frau eines Kesselflickers ist. Christian ist zu Tode erschrocken und erzählt dem Riekchen die ganze Geschichte. Zurück in Weimar holen sie sich Rat, Trost und Aufmunterung bei dem verständnisvollen Pfr. Keuffel.

Im Herbst desselben Jahres wird Christians erster Sohn geboren und Gotthelf Eberhard Theobald genannt nach dem Torschreiber Blau, Christians Cousin und Studienfreund von Hollenbrook-Grumbach und Pfr. Keuffel. Christian versöhnt sich mit seinem Onkel, dem Baron, der als Pate zur Taufe kommt und Christians Sohn als als Erbe einsetzt.

Viele Jahre vergehen, das 19. Jahrhundert beginnt, Christian ist als Pfarrer und akademischer Lehrer nach Jena berufen worden und hat inzwischen schon drei Kinder. Eines Tages kommt die Nachricht, dass Pfr. Keuffel friedlich gestorben ist. Christian und das Riekchen reisen zur Beerdigung nach Weimar, wo die ganze Gemeinde von ihrem gütigen und liebevollen Pfarrer Abschied nimmt. Seine Witwe geht mit Christian und Riekchen nach Jena.

Sprache[Bearbeiten]

Obwohl der Roman 1926 geschrieben wurde, erwecken das Fraktur-Schriftbild und die verwendete Sprache den Eindruck, es handle sich um ein Werk aus dem frühen 19. Jahrhundert. Der Autor bemüht sich durch die historisierende Sprache, den Text authentisch wirken zu lassen.

Textbesipiele

"Der Posamentierer Fritze Neumann, der aufblühender Geschäfte halber von Jena herübergekommen war, schüttelte dem betagten Kriegskameraden die Hand: "Recht so, das war ein wackerer Ausspruch! Hielt uns der König von Preußen auch knapp, der Sold wurde allemal richtig gezahlt und es hat auch kein Beispiel gegeben, daß jemand unter Preußens Fahnen verhungert wäre -" (Seite 6)

"Und die Frau Torschreiberin, Ihre Eheliebste, wo weilt die Gnädige?" "Ist auch nicht mehr am Leben. Der Knabe und ich, wir hausen einsam und still für uns." (Seite 7/8)

Literatur[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. siehe hierzu Artikel Corps
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