Als ich begann, wieder an Gott zu denken
Als ich begann, wieder an Gott zu denken ist ein am 15. August 2002 im Wilhelm Heyne Verlag erschienenes Buch von Peter Seewald. Das Buch erzählt von der Rückkehr des Autors zum christlichen Glauben und von Jesus von Nazareth.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Vorwärts zurück zum Brückenbauer[Bearbeiten]
In den ersten Kapiteln des Buches beschreibt der Autor seine vorsichtigen Annäherungen an die christliche Religion, während eines Sommerurlaubes mit Familie in Griechenland auf der Insel Alonissos im Jahre 2000.[1] Die Urlaubstage vergehen mit Besuchen, Fußballspielen mit seinen Söhnen, Herumliegen am Strand und weiteren Dingen, die eine Auftragsarbeit als Redakteur für die Süddeutsche Zeitung unmöglich machen.
Die ganze Zeit überlegt Seewald, über welches Thema er eigentlich gerne schreiben würde und kommt nachts während eines Traums zu der Erkenntnis, dass er eigentlich etwas über Jesus von Nazareth schreiben will. Jesus, von dem ihm die Worte von Henri de Lubac in den Sinn kamen, der über ihn sagt: Es gibt kein anderes Mysterium Gottes außer Jesus Christus. Seewald fragte sich, wie jemand der kein Manifest, intimes Tagebuch oder sonstige Aufzeichnungen hinterlassen hat, schon seit 2000 Jahren eine Faszination auf die Menschheit ausüben kann? Immerhin hatte er bei der Auswahl seiner Getreuen den zwölf Aposteln, einer handverlesenen Truppe, alles Männer, zähe Fischer eine Ausfallquote von 8,33 Prozent - Judas. Die weitere Geschichte ist bekannt. Dieser Jesus wurde halbherzig verurteilt von Pilatus und öffentlich gekreuzigt vor der Stadt Jerusalem. Neben ihm ein gefürchteter Räuber und Terrorist würde man heute sagen namens Dismas, der im letzten Augenblick Reue zeigt und dafür sofort in den Himmel kommt. Unter seinem Kreuz standen und weinten seine Mutter Maria, die ihn unehelich gebar und eine stadtbekannte Hure Maria Magdalena und sein Lieblingsjünger Johannes. Tage zuvor salbte Magdalena ihm seine Füße mit kostbarem Öl. Vorher speiste er angeblich mit fünf Laiben Brot und zwei Fischen fünftausend Menschen, vertrieb Händler und Wechsler aus dem Tempel und heilte Blindgeborene, Siechende und Aussätzige. Seewald findet, dass der Evangelist Johannes die stärksten Worte über Jesus geschrieben hat. Und das Wort ist Fleisch geworden. Es hat unter uns gewohnt. Aber was ist heute aus diesem Glauben geworden? Ein praktizierender Katholizismus dieser Begriff kam dem Autor früher immer wie eine Bedrohung vor. Obwohl der Wechsel zum Bekenntnis des christlichen Glaubens in vielen arabischen Ländern mit denen das aufgeklärte und säkularisierte Deutschland Handelsbeziehungen unterhält, mit dem Tode bestraft wird. Die Zweifel Seewalds am Zustand des Christentums sind groß. Immer wieder stellte Seewald in dem Buch die Frage, warum er nach fünfundzwanzig Jahren Sympathie für kommunistische Ideen, zurück kehren soll zu einer Religion mit quasi-monarchischem Oberhaupt, von der ganzen Welt Brückenbauer genannt, dem damals schon sehr alten und gebrechlichen Papst aus Polen Johannes Paul II., dessen Buckel sich wie der Zeiger einer Uhr neigte.
Psychedelische Engel ohne BH[Bearbeiten]
In der Mitte des Buches erzählt der Autor, wie er die Zeit um das Jahr 1968 des letzten Jahrhunderts erlebt hat. Zunächst mietete er sich einen Laden in der Innenstadt seiner Heimatstadt Passau ein. Auf das Schaufenster schrieb er das Wort Join. Fortschrittliche Mütter waren begeistert von der Idee eines Ladens für linke Aktionen aller Art und schickten ihre Töchter vorbei. Alles war leicht und frei. Man musste nicht für den Wohlstand der geschmähten Elterngeneration kämpfen, so der Autor weiter, man hatte ihn ja. Und wenn alle Stricke rissen gab es Bafög. R 4 statt Borgward und Velvet Underground statt Blasmusik und Heino. Summerhill statt Latein pauken und dabei im Rauch von Räucherstäbchen ans Nirvana denken statt an Fronleichnam und Betschwestern. Seewald führt nun in dem Buch weiter aus, wie das alles so kommen konnte mit der Umdeutung von Werten während der Nazizeit.
Das Fatale an der Periode des Nazi-Regime sei gewesen, dass wertvolle Begriffe und wichtige Traditionen von den Agitatoren und Theoretikern des Regimes belegt und umgedeutet wurden und damit auf Generationen für das Funktionieren eines Staatswesens unbrauchbar wurden. Disziplin, Ordnung oder Regeln hatte nun mit Angst, Spießigkeit und gemeinhin dem Wort Verbot zu tun. Das war eine versunkene Stammtischwelt. Der Autor erzählt wie er als Jugendlicher von der scheinbaren Leichtigkeit der Welt der Drogen oder Festivals unter freiem Himmel, statt Heimatfesten angezogen war. Irgendwann war es aus mit der 68er Periode. Die Party war 1971 vorbei. Klampfe statt Janis Joplin und Lenin Ausgaben des Aufbau-Verlages gebunkert in Obstkisten. Rote Hilfe und Flugblätter schreiben die mit Nieder begannen. Nieder mit dem Imperialismus, Kolonialismus und Kampf dem bürgerlichen Biedertum.
Praktizierender Katholik[Bearbeiten]
Der Autor grübelt nun darüber nach, wann er vorher in seinem Leben nach seinem Kirchenaustritt eigentlich über Gott nachdachte wie jetzt. Da waren Hochzeiten wo man zwangsmäßig zwecks der Kulisse die Kirche besuchen mußte oder auch Beerdigungen. Dann das Lied von den Beatles Eleanor Rigby mit dem Father MacKenzie, der seine Stimmung traf. Ein Gebet von Romano Guardini kommt Seewald in den Sinn: Herr, lehre uns beten. Lehre mich einsehen, dass ohne Gebet mein Inneres verkümmert und mein Leben Halt und Kraft verliert. Oder Ernest Hemingway der bestimmt nicht fromm war aber katholisch getauft, der eine Kurzgeschichte zum Thema Karfreitag schrieb mit der Erkenntnis, dass Leiden niemandem erspart bleibe und dass es nur darauf ankommt, wie man das Leiden durchsteht, so dass es eine Sache von Würde wird.
Während niemand mehr im ehemaligen christlichen Abendland sich etwas dabei dachte, wenn ein jüdischer Rabbi seine 300 Speisevorschriften einhält, kam er sich abnorm vor, als er wieder ein kleines Weihwasserbecken bei sich daheim in der Wohnung aufhängte. Der Autor bemerkt, dass es für ihn so ein Gefühl war, wie wenn er einen neuen BMW 5er mit Tigerfellen behängen müßte. Aber immerhin wohnen in Deutschland noch ein paar Katholiken. Man glaubt ich sei verückt, weil ich Christ sein will. sagte Vincent van Gogh. Eines seiner letztes Bild titulierte er mit Barmherziger Samariter. Seewald äußert nun Bedenken, warum er nicht an östlicher Spiritualität gefallen findet, wie so viele Europäer.
Streng und frei[Bearbeiten]
Er kommt zu der Erkenntnis, dass der Katholizismus gleichzeitig streng und frei ist. Ein Geheimnis des Glaubens. Seewald weiß, dass er nicht zu jeder Zeit alle Gebote erfüllen kann. Er ist aber davon überzeugt es immer wieder zu versuchen. Der Autor beschreibt, wie er es immer mehr mochte wieder in die Kirche zu gehen. Es war wie wenn man in eine gute Bar geht, wo einen eigentlich niemand so richtig kennt, nur der schlampige Kellner[2], mit dem man aber nicht viel spricht. Aber er wußte nun, dass das Probeabo, die Zeit der Vorbereitung auf die Rekonziliation abgelaufen war. Er erinnert sich der Worte Kardinal Ratzingers bei dem Interview auf dem Montecassino zu dem Buch Salz der Erde. Der Kardinal meinte dazu, dass wer nur versucht bloßer Zuschauer zu sein, nichts vom christlichen Glauben erfährt. Die Wirklichkeit Gott könne nur derjenige warnehmen der sich auf das Experiment mit Gott einlässt. Fast am Schluss des Buches schildert der Autor wie er an einem 27. Dezember wieder in die römisch-katholische Kirche eintritt.
Sieben Jahre später erschien sein siebenhundert Seiten starkes Jesusbuch Jesus Christus. Die Biographie.
Literatur[Bearbeiten]
- 1996: Joseph Ratzinger: Salz der Erde: Christentum und katholische Kirche im 21 Jahrhundert - Ein Gespräch mit Peter Seewald. DVA. ISBN 3421050465
- 2000: Gott und die Welt - Glauben und Leben in unserer Zeit. DVA. ISBN 3421054282
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Als ich begann, wieder an Gott zu denken. Heyne. 2002. S.11
- Hochspringen ↑ ebenda. S. 142
Weblinks[Bearbeiten]
- Auszüge aus dem Buch
- Die Tagespost: An Gott denken - Peter Seewald beschreibt seinen Weg zur Kirche 3. Mai 2003
- Die Welt: Durch die Wand zum Jenseits 7. Juni 2003
- SWR: Günther Gremp trifft Peter Seewald 23. März 2008