Agenda-cutting
Agenda-cutting ist ein Konzept aus der de:Medienkritik (Kommunikationswissenschaft)#„Agenda_Setting“_und_„Agenda_Cutting“
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Agenda Setting[Bearbeiten]
Die Theorie des Agenda Settings geht davon aus, dass die Massenmedien nicht so sehr beeinflussen, was die Rezipienten denken sollen, sondern vielmehr, worüber sie nachzudenken haben. Die Medien können also darüber bestimmen, welche Themen auf die Tagesordnung (Agenda) gesetzt werden.[1] Medienangebote mit einer unterschiedlichen redaktionellen Linie divergieren oftmals dahingehend, dass sie vor allem solche Themen in ihrer Berichterstattung aufgreifen, die von der präferierten Partei als deren Kernkompetenzen angesehen werden.
Darüber hinaus gibt es Fälle, in denen die Massenmedien über gewisse Themen oder Ereignisse nicht nur aufgrund ihrer natürlichen Relevanz Natürliche Relevanz berichten, sondern auch deshalb, weil die de:Kommunikator (Medien), also Journalisten, de:Herausgeber oder de:Verleger, mit der Berichterstattung bestimmte Ziele verfolgen. So kommt es mitunter vor, dass Journalisten, vor allem wenn es um gesellschaftlich besonders relevante und konfliktreiche Angelegenheiten geht, einseitig berichten, unabhängig davon, ob dies bewusst oder unbewusst geschieht. Demnach werden Nachrichten oder Ereignisse lediglich als Mittel zum Zweck bzw. Instrument eingesetzt, um der Öffentlichkeit eine bestimmte Lösung oder politische Entscheidung nahezulegen.
de:Veröffentlichte Meinung „M. a W., wenn Massenmedien bestimmte Probleme (immer wieder) unter bestimmten Gesichtspunkten zum Thema machen, dann definieren sie zugleich auch die zentralen Aspekte des Problems und präformieren damit politische Entscheidungen.“[2]
Ereignisse und Themen werden selektiv ausgewählt. Medien können beim „de:Agenda Setting“ durch das Aufgreifen und Gewichten sowie mit Aufmachung und Platzierung bestimmte Themen in den Mittelpunkt rücken.[3]
Agenda Cutting[Bearbeiten]
(1) by placing an item low on the news agenda (burying it), (2) by removing it from agenda once it is there, or (3) by completely ignoring it by never placing it on the agenda in the first place
„(1) indem man einen Punkt weit unten auf die Nachrichtenagenda setzt (es vergräbt), (2) indem man ihn von der Tagesordnung entfernt, sobald er da ist, oder (3) indem man es völlig ignoriert, indem man es überhaupt nicht auf die Tagesordnung setzt.“
Agenda-Cutting tritt vor allem bei Nachrichtenthemen auf, die bedeutsam und kontrovers sind. Agenda-Cutting muss durch die bewusste Absicht motiviert sein, ein Nachrichtenthema von der Tagesordnung zu streichen; Ein Fall der Unterlassung von Nachrichten kommt nicht für eine Tagesordnungsänderung infrage, sondern stellt vielmehr ein Ergebnis der Nachrichtenauswahl dar (die versucht, zwischen Relevantem und Irrelevantem zu unterscheiden).
Selection for inclusion in the news has been entitled ‚agendasetting’ […]. We also need a term for the exclusion of material from the news. For this, we suggest ‚agenda-cutting’, referring to the cutting off from access to the stage of public attention events that are judged to be ‚non- newsworthy’ (by journalists, that is)
„Die Auswahl für die Aufnahme in die Nachrichten trug den Titel „Agendasetting“ […]. Wir brauchen auch einen Begriff für der Ausschluss von Material aus den Nachrichten. Hierfür schlagen wir „Agenda-Cutting“ vor, bezogen auf die Abschneiden des Zutritts zur Bühne öffentlicher Aufmerksamkeitsveranstaltungen, die als „nicht-öffentlich“ eingestuft werden berichtenswert‘ (von Journalisten, das heißt)“
Obwohl Agenda-Cutting erstmals in den 1980er Jahren von Mallory Wober und Barrie Gunter erwähnt wurde,[6] wurde es in der wissenschaftlichen Forschung nur sporadisch aufgegriffen. Ein Grund für die wissenschaftliche Vernachlässigung dieses Konzepts wird darin gesehen, dass einerseits nur wenige empirische Untersuchungen vorliegen und andererseits keine ausreichende theoretische Grundlage geschaffen wurde. Erste Schritte zur Konzeptualisierung und Operationalisierung von Agenda-Cutting wurden von Buchmeier vorgeschlagen.[7]
Andere Studien beleuchten die redaktionellen Prozesse in der Nachrichtenredaktion, die möglicherweise zu Agenda-Cutting führen.[8][9]
In Deutschland weist de:Initiative Nachrichtenaufklärung#Top_10_der_vergessenen_Nachrichten_(Jahresübersicht) (INA) e.V. regelmäßig auf relevante Themen und Diskurse hin, die in den Medien unterrepräsentiert sind. Im internationalen Maßstab leistet Ähnliches das US-amerikanische de:Project Censored.[10]
de:Walter Lippmann prägte für Journalisten den Ausdruck „de:Gatekeeper (Nachrichtenforschung)“, die entscheiden, was der Öffentlichkeit vorenthalten und was weitergegeben wird.[11]
Instrumentelle Aktualisierung[Bearbeiten]
„"...() wenn eine instrumentelle Gegebenheit, die objektiv in einem Zusammenhang mit dem Konfliktgegenstand steht oder subjektiv so wahrgenommen wird (objektive, subjektive Instrumentalität, öffentlich in den Vordergrund gespielt wird."“
Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. 4. Auflage. Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2002, S. 248f. ISBN 3-205-99420-5.
- Hochspringen ↑ S. 177 Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. 4. Auflage. Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2002, S. 286. ISBN 3-205-99420-5.
- Hochspringen ↑ Agenda Setting / Intermedia-Agenda Setting Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 6. Mai 2017
- Hochspringen ↑ Rita Colistra: Shaping and Cutting the Media Agenda: Television Reporters' Perceptions of Agenda- and Frame-Building and Agenda-Cutting Influences. In: Journalism & Communication Monographs. 14, Nr. 2, June 2012, ISSN 1522-6379, S. 100. doi:10.1177/1522637912444106.
- Hochspringen ↑ de:Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, [1]
- Hochspringen ↑ J. M. Wober: Television and social control., Barrie Gunter, St. Martin's Press, New York 1988, ISBN 0-312-01305-1, S. 128.
- Hochspringen ↑ Yosuke Buchmeier: Towards a Conceptualization and Operationalization of Agenda-Cutting: A Research Agenda for a Neglected Media Phenomenon. In: Journalism Studies. 21, Nr. 14, 25. Oktober 2020, ISSN 1461-670X, S. 2014. doi:10.1080/1461670X.2020.1809493.
- Hochspringen ↑ Rita Colistra: Power Pressures and Pocketbook Concerns: Perceptions of Organizational Influences on News Content in the Television Industry. In: International Journal of Communication. 12, 2018, S. 1790–1810.
- Hochspringen ↑ Hektor Haarkötter: Discarded news. On news enlightenment, agenda cutting, and news ignorance. In: Journalism Research. 5, Nr. 2, 2022, S. 114–133.
- Hochspringen ↑ Hektor Haarkötter: Ausrangierte Nachrichten | Journalistik 2/2022. 18. Juli 2022, abgerufen am 11. Oktober 2023 (de-DE).
- Hochspringen ↑ Walter Lippmann: Public Opinion (1922), dt.: Die öffentliche Meinung. Brockmeyer, Bochum 1990.
- Hochspringen ↑ Harald Berens, Prozesse der Thematisierung in publizistischen Konflikten: · 2013, S. 69