Abschaltung der deutschsprachigen Wikipedia am 21. März 2019

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Screenshot am 21. März 2019 in der deutschsprachigen Wikipedia-Ausgabe bei Aufruf eines Artikels

Die Abschaltung der deutschsprachigen Wikipedia am 21. März 2019 war eine Protestaktion gegen eine vom EU-Parlament geplante Reform des Urheberrechts, mit der unter anderem Upload-Filter (Artikel 13) und Leistungsschutzrecht für Presseverleger im Internet (Artikel 11) eingeführt werden sollten.

Diese stellten im Rahmen des Protests zwar keine Bedrohung für die Wikipedia dar, wurden aber als eine Gefahr für das freie Wissen, freie Internet und freie Inhalte im Allgemeinen gesehen, für das die Wikimedia Foundation steht.

Bereits das Ergebnis des Meinungsbildes hatte ein großes mediales Echo zur Folge, die am 21. März 2019 erfolgte tatsächliche Abschaltung ebenfalls. Auch andere Sprachversionen der Wikipedia beteiligten sich mit ähnlichen Aktionen und Benachrichtigungen der Nutzer an dem Protest.

Beweggründe für den Protest[Bearbeiten]

Grund für den Protest war, dass nach Befürchtung der Kritiker neue Inhalte auf Urheberrechtsverletzungen durch automatische Software geprüft werden müssen, wobei es aber zu Fehlern und Missbrauch kommen kann, sodass auch eigentlich legale freie Inhalte ausgefiltert oder gar nicht erst veröffentlicht werden dürfen.

Außerdem müssten Webseiten für jeden kurzen Textauschnitt Lizenzen erwerben, was unter anderem die Suche nach Nachrichten gefährden könnte (Artikel 11). Im Protest wurde daher in der Reform eine Gefährdung für die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit im Internet gesehen. Ein Teil der Wikipedia-Community glaubte daher, dass "das Freie Wissen selbst dann leide, wenn Wikipedia eine Oase in der gefilterten Wüste des Internets bleibt".[1]

Hintergrund[Bearbeiten]

Die Abschaltung geschah als Ergebnis einer Abstimmung in der deutschsprachigen Wikipedia, einem sogenannten „Meinungsbild“. Als alternative Wahlmöglichkeit stand ein wegklickbares Banner zur Verfügung. Eine ähnliche Aktion fand bereits am 18. Januar 2012 im Rahmen der Proteste gegen SOPA und PIPA auf der englischsprachigen Wikipedia statt, wo die Seite ebenfalls gesperrt war und mit einem Text auf die Gefahren von Stop Online Piracy Act und PROTECT IP Act. hingewiesen wurde.

Der Beschluss über die Urheberrechtsreform wurde am 27. März gefasst. Neben der Wikipedia protestieren auch andere Internetseiten gegen den Beschluss mit Bannern und Sperren, es stimmten über 5 Millionen Menschen in einer Online-Petition gegen die Reform zu, Verbände, Organisationen und viele Social-Media-Nutzer sprachen sich gegen die Reform aus und es finden Demonstrationen in mehreren großen Städten in Deutschland statt.

Umsetzung[Bearbeiten]

Bei der Abschaltung handelte es sich nicht um eine Abschaltung der Server, sondern um einen über den Seiteninhalt gelegten Hinweistext mit Darstellung des inhaltlichen Protests der Wikipedia-Autoren und einer Aufforderung, die EU-Abgeordneten, die sich für die Urheberrechtsreform aussprechen, über die möglichen Konsequenzen zu informieren. Da die Seite nicht komplett abgeschaltet war, konnten einige Nutzer die Sperre umgehen und die mobile App funktionierte auch weiterhin.[2]

Mediale Rezeption[Bearbeiten]

In vielen Medien wurde vielfach über den „Blackout“ der deutschsprachigen Wikipedia berichtet.[3][4][5][6][7][8] Nach Christian Meier von der Welt darf die Aktion als Erfolg gelten,[9] da sie viel Medienaufmerksamkeit erregte.[10][11][12][13] Dennoch überraschte es ihn, dass nur 139 Nutzer nötig seien, die Wikipedia abzuschalten, und bemerkt, dass es Proteste gegen die Abschaltung gab: „Kern der Kritik war die Instrumentalisierung der Wikipedia für politische Zwecke“. Elisabeth Nöfer und Gunnar Hinck von der Tageszeitung sowie Christian Meier bemerken die niedrige Wahlbeteiligung innerhalb der Wikipedia-Gemeinschaft.[14][9] Maximilian Heimstädt von der Universität Witten/Herdecke nannte den Protest der deutschsprachigen Wikipedia verhältnismäßig und nannte auch die Form des Protests gelungen und sachlich.[15] Auch die Piratenpartei Deutschland lobte den Protest und schwärzte ihre Website ebenfalls.[16]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen ZEIT ONLINE: EU-Urheberrechtsreform: Wikipedia ist offline. In: Die Zeit. 21. März 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. März 2019]).
  2. Hochspringen heise online: Aktionen gegen EU-Urheberrechtsreform: (Nicht nur) deutschsprachige Wikipedia protestiert. Abgerufen am 22. März 2019.
  3. Hochspringen Frankfurter Allgemeine „Darum geht Wikipedia am Donnerstag offline“
  4. Hochspringen Tagesspiegel „Streit um Reform des Urheberrechts wird immer schärfer“
  5. Hochspringen Spiegel Online: „Darum ist Wikipedia heute offline“
  6. Hochspringen Welt.de "Wir sollten Wikipedia das Streiken verbieten
  7. Hochspringen Chip.de „Wikipedia aus Protest offline: Warum die Plattform heute nicht funktioniert“
  8. Hochspringen Augsburger Allgemeine „Mit diesen fünf Tipps überleben Sie einen Tag ohne Wikipedia“
  9. Hochspringen nach: 9,0 9,1 Christian Meier: Für den ersten Wikipedia-Blackout aller Zeiten stimmten nur 139 Personen. In: Die Welt. 21. März 2019, abgerufen am 21. März 2019.
  10. Hochspringen Online-Enzyklopädie: Wikipedia geht aus Protest offline. In: Tagesschau.de, 21. März 2019.
  11. Hochspringen Benjamin Emonts: Warum Wikipedia offline geht. In: süddeutsche.de, 20. März 2019.
  12. Hochspringen Darum ist Wikipedia heute offline. In: spiegel.de, 21. März 2019.
  13. Hochspringen Corinne Plagt: Warum Sie heute nicht auf das deutschsprachige Wikipedia zugreifen können. In: nzz.ch, 21. März 2019.
  14. Hochspringen Elisabeth Nöfer, Gunnar Hinck: Protest gegen Urheberrecht: Wiki ganz in Schwarz. In: Die Tageszeitung. 22. März 2019, abgerufen am 22. März 2019.
  15. Hochspringen "Artikel 13 würde der Wikipedia indirekt schaden". Abgerufen am 22. März 2019.
  16. Hochspringen Warum Wikipedia Donnerstag das erste Mal abgeschaltet war. Abgerufen am 22. März 2019.
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