ABNA-Modell

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Das ABNA-Modell (ABNA: achievable benefits not achieved) oder auch ABNA-Prinzip ist eine 1978[1] und 1995[2]:45 ff von Oliver E. Williamson vorgeschlagene Modellvorstellung und im Qualitätsmanagement. Nach ABNA wird die Qualität einer Dienstleistung oder eines Produkts in „erreichbar“ und „nicht erreichbar“ eingeteilt und der erste Bereich daraufhin untersucht, welche Qualität tatsächlich erreicht wurde.[2]:45 ff

Definition[Bearbeiten]

ABNA steht für achiebvable benefits not achieved, zu Deutsch erreichbarer aber nicht erreichter Nutzen. Es dient zur Feststellung und Sicherung der optimalen Qualität und maximalen Qualität, die aber nach Williamsons‘ Vorstellung nicht erreicht werden kann.

Thema[Bearbeiten]

Im ABNA-Modell wird genau unterschieden zwischen optimaler und maximaler Qualität. Diese sollen erreicht beziehungsweise erhalten werden, durch die Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung.

Optimale Qualität[Bearbeiten]

Bei der optimalen Qualität kann ein durch Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung des Qualitätsmanagements ein denkbarer, optimaler Nutzen erzielt werden. Hierbei werden die vorhandenen Maßnahmen und Methoden zur Erhaltung und Verbesserung eingesetzt. Durch Erreichen der optimalen Qualität soll beispielsweise die Reklamationsquote gesenkt, die Kundenzufriedenheit verbessert oder Garantie- und Gewährleistungsansprüche vermieden werden.

Maximale Qualität[Bearbeiten]

Maximale Qualität beschreibt die maximale Ausschöpfung eines Nutzens ohne Limitationen und Begrenzung der Ressourcen, welches durch Qualitätsmanagement sowie Qualitätsverbesserung unter Ausschluss von Kostenaspekten erreicht werden könnte. Dies kann jedoch nicht erreicht werden, da zum Erreichen beispielsweise noch weitere Forschungsergebnisse erzielt werden müssen oder die Politik sich dazu verändern müsste.

Das ABNA-Modell soll deutlich machen, dass durch das Qualitätsmanagement nicht das Unmögliche erreicht werden kann, sondern immer nur das Mögliche.

Es soll ermittelt werden, welche optimale Qualität erreichbar ist und ob diese auch tatsächlich erreicht wird.

Ist eine optimale Qualität erreicht, werden sichernde Maßnahmen zur Erhaltung dieser Qualität erschaffen, dies entspricht dann der Qualitätssicherung. Qualitätssicherung ist demnach also ein Teilgebiet des Qualitätsmanagements, welches darauf ausgerichtet ist die Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Durch Qualitätssicherungsmaßnahmen sollen Fehler vermieden, das Leistungsgeschehen verbessert und das Produktionsniveau aufrechterhalten werden.

Ist eine optimale Qualität noch nicht erreicht, werden qualitätsverbessernde Maßnahmen hinzugezogen, um eine Verbesserung zu erreichen. Solche Maßnahmen sind beispielsweise Verbesserung der Qualitätsfähigkeit von Verfahren, Mitarbeitern oder Maschinen und sie dann wieder durch Qualitätssicherung zu erhalten.

Das Qualitätsmanagement kann nicht für eine Verschiebung der optimalen Qualität in Richtung der maximalen Qualität sorgen. Das bedeutet, das Qualitätsmanagement kann die Lücke zwischen diesen beiden Qualitätsmaßen nicht schließen.

Dies ist Aufgabe der Forschung, die beispielsweise im Gesundheitswesen neue Behandlungsmethoden entwickeln muss, oder der Gesundheitspolitik, die zum Beispiel für eine neue Mittelzuweisung sorgen muss. Damit sind diese beiden abhängig von einander, da die Forschung nur neue Behandlungsmethoden oder Medikamente entwickeln kann, wenn die Gesundheitspolitik ihnen mehr Mittel zur Verfügung stellt. Werden neue Ergebnisse erzielt, ist eine Verschiebung in Richtung der maximalen Qualität möglich, jedoch die maximale Qualität noch lange nicht erreicht. Außerdem ist das Qualitätsmanagement, vor allem im Gesundheitswesen stark abhängig von der Ressourcenverfügbarkeit, da bei einer unzureichenden Ressourcenversorgung beispielsweise nicht genügend Medikamente oder medizinische Instrumente hergestellt werden können, um eine maximale Qualität zu erreichen und diese auch zu sichern.

Soll es zur Füllung dieser Lücke zwischen momentaner und optimaler Qualität kommen, muss sich die Frage gestellt werden, welche Mittel zum momentanen Zeitpunkt vorhanden sind und welche Qualität mit diesen Mittel wünschenswert ist. Das ist dann eine Frage der Qualitätsdefinition und Qualitätsgewichtung, die im Qualitätsmanagement geklärt werden muss.

Anwendungen[Bearbeiten]

Das ABNA-Modell wird im Rahmen des Qualitätsmanagements genutzt und ist hier ein wichtiges Hilfsmittel. Wie schon erwähnt wird die vorhandene Qualität eines Unternehmens damit gesichert oder sogar gesteigert. Bei der Überprüfung des Unternehmens nach dem ABNA-Modell werden die Produktionsprozesse in einem Unternehmen somit auf Schwachstellen überprüft, findet man diese wird nach guten Lösungsansätzen gesucht, um eine Optimale Qualität zu erreichen. Das ABNA-Modell wird vor allem im Qualitätsmanagement des Gesundheitswesens genutzt.

2006 veröffentlichte Untersuchungen von Birnbaum, Konieczna und Ratner kam zu dem Ergebnis, dass die Methode in den untersuchten Bereichen des kanadischen Gesundheitswesens zwar wirksam und sinnvoll eingesetzt werden könnte, aber ein solcher Einsatz nicht erkennbar sei.[1] Die Forscher fassen zusammen, dass die formale, transdisziplinäre und evidenzbasierte Methode zwar wirksam sei, aber aus Gründen der politischen Zweckdienlichkeit nicht verwendet würde.[1] Die Untersuchung führt das darauf zurück, dass ABNA zu einer Zeit entwickelt wurde, als man Qualitätsmängel im Gesundheitswesen routinemäßig versteckte. Das heute geltende Paradigma der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung könnte aber von einer Methode profitieren, die damals keinen fruchtbaren Boden fand.[1]

Der Erfinder[Bearbeiten]

Entwickelt wurde das ABNA-Model von Oliver Eaton Williamson und im Jahr 1995 in „Evaluation of quality management in medicine“ veröffentlicht. Oliver E. Williamson wurde im Jahr 1932 in Superior geboren. Und ist bekannt als US-Amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Birnbaum, Magda Konieczna, Pamela Ratner: Williamson's ABNA revisited. In: Clinical Governance: An International Journal. Band 11, Nr. 4, 2006, S. 326–334, doi:10.1108/14777270610708869 (englisch).
  2. 2,0 2,1 Peter Hensen: Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. Hrsg.: Springer Gabler. 1. Auflage. Springer, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-07745-7.

Weblinks[Bearbeiten]

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