3. Nationalpark in Bayern
Der 3. Nationalpark in Bayern ist ein geplanter Nationalpark (IUCN Kategorie II) in Bayern. Er soll neben dem Bayerischen Wald und Berchtesgaden der 3. Nationalpark in dem Bundesland sein. Im Juli 2016 gab Ministerpräsident Horst Seehofer bekannt, er habe die Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) beauftragt ergebnisoffen zu suchen. Er schränkte ein, bei der Suche sei der langem von Naturschutzverbänden favorisierte Steigerwald ausgenommen.[1]
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Entwicklung und Gebietssuche[Bearbeiten]
Anforderungen und Einschränkungen[Bearbeiten]
Politisch wurde der Ausweisung eines dritten Nationalparks in Bayern eine Reihe von Bedingungen und Reglementierungen mitgegeben. Sicher scheint zu sein, dass es sich bei dem neuen Nationalpark um ein Waldgebiet, am besten ein Buchenwaldgebiet handeln soll. Es sollen vorallem Gebiet mit Staatswald diskutiert werden. Nach Möglichkeit soll der Park grenzüberschreitend sein.
Die Auswahl von Regionen für einen Nationalpark sind in Bayern übersichtlich. Der dritte bayerische Nationalpark soll ein anderes Ökosystem aufweisen, als die bereits bestehenden in den Alpen und an der Tschechischen Grenze. Der Bayrische Rundfunk geht davon aus, dass damit sowohl Karwendel- als auch das Ammergebirge ausscheiden.[2]
Die mindestgröße wurde von Scharf mit 10.000 Hektar angegeben. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist 24.222 Hektar groß.
Wie in allen Nationalparks der IUCN Kategorie II soll ein Großteil der Fläche unter Vollschutz stehen und vor Eingriffen jeglicher Art ausgenommen werden. Hier gilt der Grundsatz "Natur Natur sein lassen".[3]
Entwicklung und Diskussion[Bearbeiten]
Die Forderung nach einem dritten Nationalpark in Bayern besteht mindestens seit Mitte der 2000er Jahre. 2007 forderte Georg Sperber, ehemaliger Leiter des Buchenwaldforstamtes Ebrach im Steigerwald leidenschaftlich "den dritten Nationalpark in Bayern, und der muss endlich ein fränkischer sein."[4]
2011 übergaben LBV, BN und WWF Deutschland über 30.000 Unterschriften an den damaligen bayerischen Umweltminister Markus Söder für einen Nationalpark im Steigerwald.[5]
Nach einer Klausurtagung 2016 kündigte der bayrische Ministerpräsident an, dass es einen 3. Bayrischen Nationalpark geben wird. Seehofer sagte in seiner Erklärung Mitte 2016, dass auch ein Länderübergreifender Nationalpark zwischen Bundesländern oder mit Nachbarstaaten möglich wäre. Der Fokus läge auf Gebieten mit Staatswald, da dort die Ausweisung leichter sei.[1][3]
Laut Süddeutscher Zeitung favorisiert die Umweltministerin Ulrike Scharf den Spessart.[6] Ihr Parteikollege Peter Winter kündigte dagegen an, er wolle sich "mit aller Macht" gegen einen Nationalpark im Spessart wehren. Der CSU-Abgeordnete stammt aus Waldaschaff.[7]
Der umweltpolitische Sprecher der Grünen in Bayern und Vorsitzende des Umweltausschusses Christian Magerl forderte Anfang August 2016 ein "transparentes Verfahren, um den überfälligen dritten Nationalpark für Bayern zu finden. Das bedeutet aber auch: Keine Ausschließeritis.“ So dürfe auch der Steigerwald als eines der naturschutzfachlich wichtigsten und wertvollsten Waldgebiete in ganz Deutschland nicht ausgeschlossen werden. Er geht davon aus, dass der Nationalpark Steigerwald eine Wertschöpfung von 15 bis 20 Millionen Euro bedeuten würde.[8]
Diskutierte Gebiete[Bearbeiten]
- Steigerwald in Franken, eines der größten Buchenwaldgebiete in Deutschland. Seit Oktober 2012 liegt ein von allen großen Naturschutzverbänden getragener Entwurf für einen 11.000 Hektar großen Nationalpark in dem Gebiet vor. Siehe Abschnitt unten.
- Ammergebirge (Ammergauer Alpen). Die Projektfläche sind im bayerischen Staatsbesitz (über 23.000 Hektar). Einige Anwohner befürchten Nutzungseinschränkungen und wirtschaftliche Einbußen auf angrenzenden nichtstaatlichen Waldflächen, andere sehen Vorteile für Natur und Tourismus.
- Die Laubmischwälder der Rhön kommen in Frage. Ein Biosphärenreservat zusammen mit Thüringen und Hessen existiert bereits.[3]
- Der Spessart, von dessen Naturraums ein Teil in Hessen liegt.[3] Die Diversität der Flora und der Avifauna ist in dem Gebiet recht hoch. Die höchste Dichte an Bunt-, Schwarz-, Klein- oder die sehr seltenen Grau- und Mittelspechte kommt im Spessart vor.[6]
Reaktionen von Verbänden und Regionen[Bearbeiten]
Der Bund Naturschutz erklärte nach Seehofers Pressekonferenz, wenn die Staatsregierung einen Nationalpark auf den Weg bringe, aber gleichzeitig das am besten geeignete Gebiet von diesem Prozess ausschließen wolle, werde klar, dass es ihr offenbar nicht um die Sache gehe, sondern darum von den Debatten um einen Steigerwald-Nationalpark abzulenken.[9]
Viele Experten weisen laut Süddeutscher Zeitung daraufhin, dass der Spessart aus naturschutzfachlicher Sicht dem benachbarten Steigerwald ebenbürtig sei.[6]
Die Landräte der möglichen Nationalpark-Regionen in der Rhön und im Spessart waren überrascht von der Diskussion. Thomas Bold, Landrat des Landkreises Bad Kissingen nahe der Rhön weis ebenso wie sein Kollege Thomas Schiebel, Landkreis Main-Spessart für den Spessart darauf hin, dass sowoahl Einschränkunegn wie Chancen von einem Nationalpark ausgehen würden und forderten eine Abstimmung mit den Gremien vor Ort.[10]
Streitfall Steigerwald[Bearbeiten]
Naturschützer verschiedener Verbände favorisierten den fränkischen Steigerwald für einen künftigen Nationalpark in Bayern. "Urige Buchenwälder, einmalig in Deutschland: Der Steigerwald ist geradezu prädestiniert, als erster fränkischer Nationalpark ausgewiesen zu werden." schreibt der Bund Naturschutz in Bayern.[11]
Nach jahrelangem Streit entschied die Bayrische Staatsregierung endgültig 2011 in Nordbayern keinen neuen Nationalpark auszuweisen. Stattdessen eröffnete 2013 das „Zentrum Nachhaltigkeit Wald“ im Steigerwald.[12] Ein von allen großen Naturschutzverbänden getragener Entwurf für einen 11.000 Hektar großen Nationalpark im Steigerwald wurde im Oktober 2012 vorgelegt.
Nach Meinung der Bayrischen Landesregierung soll der Steigerwald zwischen Würzburg und Nürnberg vom Status eines Naturparks nicht in einen Nationalpark umgewandelt werden. Seehofer strebt stattdessen seit 2014 eine Ernennung des großen Buchenwaldgebietes zum UNESCO-Weltnaturerbe an. Um dies zu bekräftigen, schlossen Horst Seehofer, Umweltministerin Ulrike Scharf, Agrarminister Helmut Brunner und die drei Landräte der Fränkischen Region, Johann Kalb (CSU) (Bamberg), Florian Töpper (SPD) (Schweinfurt) und Wilhelm Schneider (Haßberge) 2015 eine Vereinbarung, dass es in der fränkischen Region keinen Nationalpark geben soll. Sie einigten sich außerdem darauf, dass das Schutzgebiet "Der Hohe Buchene Wald" im Februar 2015 zurückgewidmet wird und seinen Schutzstatus verliert.[13][14]
Im März 2015 forderte die oppositionelle SPD-Landtagsfraktion eine Machbarkeitsstudie, die prüfen solle, welche Auswirkungen die Umwandlung des Steigerwalds in einen Nationalpark hätte. dafür setzten sich sowohl der umweltpolitischen Sprecher Florian von Brunn wie auch die örtliche SPD-Abgeordnete Kathi Petersen (Stimmkreis Schweinfurt) ein. Petersen hatte bereits Ende 2014 einen enstprechenden Antrag im Landtag gestellt.[15]
Gegen die Rückwiedmung des Naturschutzgebietes "Der Hohe Buchernde Wald" kündigten LBV und BN starken Protest und wenn nötig gerichtliche Schritte an.[16]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Nikolaus Neumaier, Bayerischer Rundfunk: Abschluss der Kabinettsklausur: Seehofer bleibt auf Distanz zu Merkel | BR.de. 30. Juli 2016, abgerufen am 31. Juli 2016 (de-DE).
- Hochspringen ↑ Nikolaus Neumaier und Johannes Reichart, Bayerischer Rundfunk: Standortsuche für Nationalpark: Die Bürger werden gefragt | BR.de. 2. August 2016, abgerufen am 2. August 2016 (de-DE).
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 3,2 3,3 Wo soll Bayerns dritter Nationalpark entstehen? - NABU. In: NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V. Abgerufen am 2. August 2016.
- Hochspringen ↑ Der Nationalpark. 2/2007 http://www.jbn.de/fileadmin/download/steigerwald_artikel.pdf
- Hochspringen ↑ Argumente für einen Nationalpark | LBV. Abgerufen am 31. Juli 2016.
- ↑ Hochspringen nach: 6,0 6,1 6,2 Christian Sebald: Naturschutz: Spessart könnte dritter Nationalpark Bayerns werden. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 3. August 2016]).
- Hochspringen ↑ Katja Auer, Christian Sebald: Naturschutz: Nationalpark-Pläne stoßen im Spessart auf Widerstand. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 6. August 2016]).
- Hochspringen ↑ Widerstand gegen Nationalpark Spessart. Abgerufen am 6. August 2016 (de-DE).
- Hochspringen ↑ Norbert Steiche, Bayerischer Rundfunk: Dritter Nationalpark in Bayern: Bund Naturschutz empört über Steigerwald-Ausschluss | BR.de. 1. August 2016, abgerufen am 2. August 2016 (de-DE).
- Hochspringen ↑ Bayern sucht Standort - Werben für einen dritten Nationalpark. Abgerufen am 5. August 2016 (de-DE).
- Hochspringen ↑ Nationalpark Steigerwald - BUND Naturschutz in Bayern e.V. In: www.bund-naturschutz.de. Abgerufen am 30. Juli 2016.
- Hochspringen ↑ Passauer Neue Presse: München/Steigerwald: Kein neuer Nationalpark für Bayern. Abgerufen am 31. Juli 2016.
- Hochspringen ↑ Mike Szymanski, Christian Sebald: Naturschutz im Steigerwald: Seehofer beendet Nationalpark-Pläne. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 30. Juli 2016]).
- Hochspringen ↑ Steigerwald - Weltnaturerbe statt Nationalpark? Abgerufen am 30. Juli 2016 (de-DE).
- Hochspringen ↑ Redaktion: Nationalpark Steigerwald - SPD will Machbarkeitsstudie - LandesPressePortal - Aktuelle Politik Nachrichten. In: landespresseportal.de. Abgerufen am 3. August 2016.
- Hochspringen ↑ Christian Sebald: Naturschutzgebiet in Franken: Ex-Landrat trickst Staatsregierung aus. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 30. Juli 2016]).