Überreste von Raketenstartrampen in Deutschland

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche
Britische Luftaufnahme vom April 1943 der Heeresversuchsanstalt Peenemünde mit den dortigen Abschussstellen

Überreste von Raketenstartrampen in Deutschland gibt es noch an einigen Stellen.

In Deutschland wurden militärische Versuchsraketen in Peenemünde (inklusive Greifswalder Oie) und Cuxhaven und größere zivile Raketen in Hespenbusch, Cuxhaven und Zingst gestartet. Des Weiteren erfolgte im Zweiten Weltkrieg der Kriegseinsatz der A4 von verschiedenen Gebieten in den westlichen Teilen Deutschlands aus. Auch für die 1944/45 entwickelte Bachem Ba 349 wurden diverse Startrampen gebaut.

Nicht erfasst sind die Startstellen in den besetzten Gebieten, das sind besonders Blizna und Tucheler Heide, sowie für Kleinraketen in Leba. Die Überreste der V 1 - Startrampen (Zempin und Peenemünde) gehören fachlich nicht zu den Raketenstartplätzen.

Lage der Startstellen[Bearbeiten]

Besetzte Gebiete (nur zur Information)

Anmerkung: Aus Artikel Liste der Versuchsstarts der A4-Rakete entnommen

Amrum[Bearbeiten]

In den Amrumer Dünen (Nähe Norddorf/Vogelkoje) wurden 1945 Startbunker für die A4 gebaut, jedoch nie in Betrieb genommen. Es handelte sich um einen sechseckig-pyramidalen Bunker mit Startschacht und um einen Beobachtungsbunker. Die Anlagen waren bis in die 1970er-Jahre sichtbar, aber nur Einheimischen bekannt. Sie sind heute von Wanderdünen überdeckt, aber jetzt teilweise wieder freigeweht und sichtbar.

Peenemünde[Bearbeiten]

Schussbahn der V 2 mit Messstelle Leba

Von den drei älteren Prüfständen bei Peenemünde in der Nähe des Peenestromes sind nur noch Erdrelikte erhalten. Vom Prüfstand VII[1], der einst wichtigsten Startstelle für A 4, sind die Erdumwallung, die Schurre für Brennversuche, die Betonplattform und noch einige Reste der Montagehalle vorhanden.

Für den Start gab es den Mess- und Beobachtungsturm auf dem Ruden (erhalten), für den Steigflug gab es die zwei Mess- und Beobachtungsbunker auf dem Streckelsberg bei Koserow (1945 gesprengt, aber nur umgekippt und bis in die 1980er Jahre erhalten, dann am Kliff abgestürzt und zerstört, sowie abgeräumt). Im Zielgebiet bei einer maximalen Reichweite von 320 km war der Zielpunktbeobachtungspunkt Łeba (Reste im jetzigen Museumsgebiet vorhanden und zu besichtigen) – siehe Foto Infotafel. Dort waren auch Startstellen für Klein- und Flugzeugabwehrraketen.

Die Prüfstände VIII, IX und X liegen im Norden neben Prüfstand VII parallel zur Ostseeküste, sie sind nur noch als Erdrelikte erkennbar.

Am Peenestrom befand sich in der Mitte die als Abnahmeprüfstand XI bezeichnete Anlage. Die links und rechts davon befindlichen Anlagen waren Startprüfstände. Alle drei Anlagen waren mit Gleisanschlüssen versehen. Parallel zu diesen befand sich am Peenestrom eine Vielzahl von Bunkern, in denen der Treibstoff und andere Gefahrengüter gelagert wurden. Zwischen diesen Peenebunkern und den Start- und Prüfständen befand sich das Wehrmachtslager für die Wachmannschaften, auch dieses war mit der Werkbahn verbunden.

Die südöstlichen Areale am Peenestrom mit den drei gut erhaltenen Erdwällen der Stände XI[2], XII[3] und XIII[4] wurden nach 1945 von Sowjetarmee teilweise wiederhergestellt und deren Funktion erprobt, 1947 wurden dann wegen der Revisionen des Alliierten Kontrollrates alle Anlagen demontiert und sämtliche Anlagenreste gesprengt, alles Baumaterial wurde zur Wiederverwendung (Neubauern usw.) abtransportiert. Deshalb sind heute nur noch wenige Reste sichtbar. Die Umwallungen und Restanlagen (z.B. Betonstraßen) wurden ab 1956 bis 1990 von der NVA weiter genutzt, die Prüfstände wurden u. a. als Munitions- und Torpedolager umfunktioniert.

Die Areale aller Startstellen und Prüfstände im Gebiet Peenemünde sind wegen der vermuteten Munitionsreste nicht öffentlich zugänglich. Die Anlagen wurden ab 2010 von der Denkmalpflege besichtigt, vermessen, fotografiert und dokumentiert und sind als Bodendenkmale eingestuft. Der Prüfstand VII soll vom Munitionsbergungsdienst beräumt und dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

→ Siehe auch Ortsartikel Peenemünde und Heeresversuchsanstalt Peenemünde

Greifswalder Oie[Bearbeiten]

Insel Oie - 1937–1945, mit Leitbunker, A 4 und A 5

Von der einstigen Startrampe auf der Greifswalder Oie sind nur noch ein Stück Gleis und ein Beobachtungsbunker vorhanden. Das Areal ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Siehe dazu Infotafel (Foto).

→ Siehe auch Ortsartikel Greifswalder Oie

Zingst[Bearbeiten]

Zingst war nur zu DDR-Zeiten Raketenstartplatz, Startstellen für V-Waffen sind dort nicht belegt. Dort wurden Flugzeugabwehrraketen (Boden-Luft) der Sowjetunion getestet und erprobt. Auch die polnischen Meteor wurden dort gestartet. Da das alles mobile Startanlagen waren, sind außer einigen Betonflächen keine Reste vorhanden.

Cuxhaven[Bearbeiten]

In Cuxhaven wurde nur für die Operation Backfire eine feste Startanlage errichtet (die anderen Raketenstarts in Cuxhaven erfolgten von transportablen Startrampen). Von dieser sind heute ein Graben und einige Bunkerreste erhalten. Auch der einstige Marinebunker, der von der Hermann-Oberth-Gesellschaft als Startkontrollbunker benutzt wurde, existiert noch. Das Areal ist für die Öffentlichkeit zugänglich.

Hespenbusch[Bearbeiten]

In Hespenbusch wurden nur transportable Rampen eingesetzt, da nur kleine Raketen gestartet wurden.

Liebenau[Bearbeiten]

In Liebenau existieren noch die Betonplattformen, von denen aus im April 1945 die letzten Versuchsstarts der A 4 durchgeführt wurden. In dem großen Militärgelände ist diese Stelle nicht genau zu identifizieren.

Startstellen für Kriegseinsatz der A 4[Bearbeiten]

Der Kriegseinsatz der A 4-Rakete wurde von mobilen Startstellen durchgeführt, die prinzipiell keine festen Einrichtungen am Startort erforderten. Allerdings wurden an manchen Orten Betonplattformen errichtet, welche heute noch existieren (wie bei Hillscheid im Westerwald).

Startstellen für Bachem Ba 349[Bearbeiten]

Die Startstelle der Bachem Ba 349 für Lothar Siebers ersten bemannten Start mit der „Natter“ befand sich auf dem Ochsenkopf. Von dieser Startstelle ist heute noch die Betonplatte erhalten, die allerdings zugeschüttet ist. Sie liegt innerhalb des Truppenübungsplatzes Heuberg bei Stetten am kalten Markt und ist daher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Etwa 80 m nordöstlich davon, direkt beim Gedenkstein, ist ebenfalls die Betonplatte der Einsatz-Startstelle erhalten.

Drei weitere Natter-Startstellen bei Kirchheim/Teck liegen auf öffentlich zugänglichem Terrain. Zwei der Startstellen sollen im Zuge der Bauarbeiten für die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm entfernt werden.[5]

Literatur[Bearbeiten]

  • Axel Dietrich: Peenemünde im Wandel der Zeit, Alte Wache Verlag, Peenemünde, 2007 – Lageplan S. 42
  • Volkhard Bode, Gerhard Kaiser: Raketenspuren. Peenemünde 1936–1996. Eine historische Reportage mit aktuellen Fotos. Christoph Links, Berlin 1995, ISBN 3-86153-112-7.
  • Joachim Engelmann: Geheime Waffenschmiede Peenemünde. V2 – „Wasserfall“ – „Schmetterling“. Podzun-Pallas, Friedberg, ISBN 3-7909-0118-0.
  • Martin Kaule: Peenemünde. Vom Raketenzentrum zur Denkmal-Landschaft. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-764-9.
  • Bernd Kuhlmann: Peenemünde – Das Raketenzentrum und seine Werkbahn. 2. Auflage. GVE, Berlin 2003, ISBN 3-89218-081-4.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.