Friedl Breitenbach

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Friedl Breitenbach (* 14. August 1898 in Gleiwitz, Oberschlesien; † 7. Dezember 1970 in Heilbronn[1]) war eine deutsche textile Kunsthandwerkerin.

Leben[Bearbeiten]

Sie wuchs in Oberschlesien auf und war die ältere Tochter des bekannten Gleiwitzer Bauunternehmers und Architekten, Robert Josefek, dessen zahlreiche Bauwerke z. T. noch heute im Stadtbild zu finden sind. In München besuchte sie die Kunstgewerbeschule und lernte ihren Ehemann, den akademischen Bildhauer, Hanns Breitenbach kennen. Auch die einzige Tochter, Marianne, (später: verheiratete Ottmann) wurde hier 1924 geboren.

Ihr eigentlicher Name lautete Elfriede Breitenbach.[2] Andere Schreibweisen des Vornamens, wie Friedel oder Friedl wurden als Ruf- oder Künstlername benutzt. Die Familie wohnte München in der Gabelsberger Straße. Hier unterhielt Hanns Breitenbach als freischaffender Künstler ein Atelier. Aufgrund zahlreicher Aufträge aus Oberschlesien verlegten die Breitenbachs 1928 den Wohnsitz nach Gleiwitz.[3]

Hier erlebte sie im Januar 1945 den Einmarsch der Roten Armee und die damit verbundenen Greueltaten an der verbliebenen Zivilbevölkerung. Der Ehemann, Hanns Breitenbach wurde erschossen[4] und sie wurde mit der Tochter in ein Lager für deutsche Zivilisten nach Oświęcim, (deutsch: Auschwitz) verbracht, welches sie erst nach Intervention ihres polnisch sprechenden Vaters wieder verlassen konnte. Die Tochter beschreibt in einem autobiografischen Roman Muntjak u. a. auch diese Ereignisse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam sie als Vertriebene über Löwenstein-Reisach nach Heilbronn, wo sie bis zu ihrem Tode wirkte. Ihre Schwester, die Textilkünstlerin Ruth Henschel[5] und deren Ehemann Erich[6] lebten später, als vertriebenes Künstlerpaar in Löwenstein. Der dadurch mögliche, familiäre Kontakt hat Friedl sehr geholfen, die Erlebnisse aus dem Jahr 1945 zu verarbeiten.

Künstlerisches Schaffen[Bearbeiten]

Friedl Breitenbach hat textile Werke in einer traditionellen oberschlesischen Applikations- und Sticktechnik geschaffen. Nach ihrer Ausbildung war sie zunächst noch dem Stil der Münchner Schule verpflichtet, später kam sie über illustrative romantische Motive hin zu einer stark vereinfachten und abstrahierten Darstellungsform.

Bereits in Gleiwitz war sie eine bekannte Künstlerin und beteiligte sich an regionalen Kunstausstellungen mit kunstgewerblichen Werken.[7]

Bei der Grundinstandsetzung der Gleiwitzer Kirche "Allerheiligen" von 1929 bis 1942 gehörte sie als Kunsthandwerkerin zur Bauhütte und wirkte an den gestalterischen Elementen der Inneneinrichtung maßgeblich mit. Dazu gehören die Paramentenschränke in der Priestersakristei (u. a. Intarsierenarbeiten) und der Entwurf und die Ausstattung der Orgelempore (Sinnbilder und Schrift der Lauretanischen Litanei). Für die Marienkirche in Oppeln entwarf und fertigte sie die Brokatverkleidung des Altartisches, sowie einen bestickten Ledervorhang für die Sakristei. Die letzten Kriegsjahre ließen keine Möglichkeiten für weitere kreative, künstlerische Arbeiten zu und sie unterrichtete als Aushilfslehrerin an der Richthofenschule in Gleiwitz als Kunst- und Werklehrein.[8]

Nach ihrer Vertreibung aus Oberschlesien war sie Mitglied im Künstlerbund Heilbronn und nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen teil. Sie wurde von der Stadt Heilbronn, für die sie u. a. einen großformatigen Brautteppich für das Trauzimmer des Heilbronner Rathauses geschaffen hat, durch eine Einzelausstellung geehrt.

Werke in öffentlichem Besitz[Bearbeiten]

Werke von Friedl Breitenbach befinden sich auch in öffentlichem Besitz. Das Museum der Stadt Heilbronn hat u. a. ihre Textilarbeit Eine seltsame Blume (27 × 21 cm) erworben.

Literatur[Bearbeiten]

  • 30 Jahre Künstlerbund Heilbronn, Sommerausstellung 1979. S. 42/43.
  • Marianne Ottmann: Muntjak. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2001, ISBN 3-8311-2675-5
  • Rudolf Schlegel: Gleiwitz - ein heimatliches Geschichtenbuch. Laumann, Dülmen 1982, ISBN 3-87466-033-8
  • Horst Bienek: Beschreibung einer Provinz. Hanser, München, Wien 1983, ISBN 3-446-13780-7
  • Ksenia Stanicka-Brzezicka: Artystki śląskie ok. 1880 - 1945. Marszalek, Toruń 2006, ISBN 83-7441-377-8

Weblinks[Bearbeiten]

Wikipedia: Hanns Breitenbach

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Geburts- und Sterbedatum gem. Stadtarchiv Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung, S. [1], Signatur ZS-11111
  2. Hochspringen Landesarchiv Baden Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg: Verfahrensakten Elfriede Breitenbach. Bestand EL902/12 Bü 10119, abgerufen am 16.04.2013
  3. Hochspringen Aus der Werkstatt eines Gleiwitzer Bildhauers. Oberschlesien im Bild, Gleiwitz 1928:36, S.2
  4. Hochspringen Horst Bienek: Beschreibung einer Provinz. S.204, Hanser, München, Wien 1983, ISBN 3-446-13780-7
  5. Hochspringen Wikipedia: Ruth Henschel
  6. Hochspringen Wikipedia: Erich Henschel
  7. Hochspringen Fritz Aulich: [Oberschlesische Kunstausstellung 1935. Der Oberschlesier 1935/Jg.17, Nr.4, S.235-236]
  8. Hochspringen Rudolf Schlegel: Gleiwitz - ein heimatliches Geschichtenbuch. S.307, Laumann, Dülmen 1982, ISBN 3-87466-033-8


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