Doppelcharakter

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Doppelcharakter bezeichnet den Sachverhalt, dass eine Person, Personengruppe oder Sache[1], mindestens zwei individuelle Persönlichkeits- oder Merkmalsausprägungen hat, die sich auch widersprechen können und auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein müssen. Damit wird darauf hingewiesen, dass eine eindeutige Charakterisierung durch ein einziges individuelles (=charakteristisches) Merkmal nicht möglich oder nicht ausreichend ist.

  • Bekannt ist die Marxsche Vorstellung eines Doppelcharakters der Arbeit und des Warenwertes. Marx selbst spricht auch von „janusköpfiger Zwieschlächtigkeit“. Die Waren haben einerseits einen Gebrauchswert und andererseits einen Tauschwert, wobei „konkret-nützliche Arbeit“ (engl. work) die verschiedenen Gebrauchswerte herstellt, die warenproduzierende „abstrakte Arbeit“ (engl. labour) die Tauschwerte der Waren bildet.[2]
  • Rainer Zoll beschreibt in seinem Buch „Der Doppelcharakter der Gewerkschaften“, dass Gewerkschaften einerseits eine Gegenmacht und andererseits ein Ordnungsfaktor sind.
  • Schulen haben den Doppelcharakter, dass sie einerseits die Schüler zur Mündigkeit erziehen, aber andererseits auch zur Passivität und Unmündigkeit. (siehe deschooling)
  • Investitionen haben den Doppelcharakter, dass sie zum einen ein Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind, zum anderen erhöhen sie den Kapitalstock und damit den technisch möglichen Umfang des Angebotes, sie erhöhen die Produktionskapazitäten. Investitionen sind also sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite wirksam. Diese "Dialektik" kann zu Konjunktur-Schwankungen führen. Der Widerspruch äußert sich in einer periodischen Bewegung.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. DUDEN: Definition Charakter
  2. Das Kapital, Band I, MEW 23, S. 56ff.
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