Zimmer – Der Altstadt-Juwelier
Zimmer-Der Altstadt- Juwelier | |
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Rechtsform | |
Gründung | 1925 |
Sitz | Castrop-Rauxel, Nordrhein-Westfalen |
Mitarbeiter | 15 (30. April 2013) |
Branche | Juwelier, Goldschmiede, Einzelhandel |
Website | www.juwelier-zimmer.de |
Stand: 2013 |
Zimmer-Der Altstadt-Juwelier ist ein inhabergeführter Juwelier mit eigenen Uhrmacher- und Goldschmiedewerkstätten mit Sitz in Castrop-Rauxel, Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen wurde im Jahr 1925 von Robert Zimmer gegründet und wird heute in dritter Generation vom Enkel des Firmengründers, Matthias Zimmer, geführt. Das Unternehmen beschäftigt heute 15 Mitarbeiter. Das Sortiment umfasst Schmuck aus Platin, Gold und Edelstahl sowie Uhren, individuelle Einzelanfertigungen und Reparaturen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten]
1925 gründete Robert Zimmer in Strehlen (Schlesien) ein Goldwarengeschäft.[1] Dieses spezialisierte sich zunächst auf den An- und Verkauf mechanischer Wecker. Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie Anfang 1945 aus ihrer Heimat vertrieben. Innerhalb von zehn Stunden mussten die Eheleute und ihre Kinder ihr notwendigstes Hab und Gut für die Flucht zusammenpacken. Am wichtigsten waren Robert Zimmer seine Uhrmacherwerkzeuge, die er unbedingt mitnehmen wollte. Bei der Ausreise wurden diese jedoch von russischen Soldaten entdeckt und zerstört. Trotzdem gelang es Robert Zimmer einen kleinen Teil unentbehrlicher Handwerkzeuge zu behalten, indem er sie in Streichholzschachteln oder ähnlichen Verpackungen versteckte.
Wie die meisten Vertriebenen seiner Zeit, bestieg die Familie einen Zug, ohne dessen Ziel zu kennen. Während Nachbarzüge in Herne oder Dortmund hielten, fuhr dieser in die Ruhrgebietsstadt Castrop-Rauxel. Robert Zimmers ältester Sohn Siegfried, zu diesem Zeitpunkt bereits Uhrmachergeselle, befand sich in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.[2] Er wusste somit nichts vom neuen Aufenthalt seiner Familie, ebenso wie sein Vater nicht wusste, wo sich sein Sohn befand. Robert Zimmer machte sich dann 1946 auf die Suche und fand seinen Sohn wenig später mit Hilfe verschiedener Behörden am Tegernsee.[3]
Nach Siegfrieds Kriegsgefangenschaft und seinem Jahr als Hilfsarbeiter auf dem oberbayerischen Land, eröffneten Robert und Siegfried Zimmer ihre erste Uhrmacher-Reparaturwerkstatt in der neuen Heimat. Diese bestand zunächst nur aus einem abgetrennten Raum ihrer privaten Unterkunft in der Wittenerstraße 95a in der kriegszerstörten Stadt Castrop-Rauxel.[4] 1948 zogen Robert und Siegfried Zimmer in die Münsterstraße 41 und eröffneten hier ihr erstes Verkaufsgeschäft „Uhren-Zimmer ̶ Gold & Silberwaren“. Im Jahr 1959 übernahm Siegfried Zimmer den Betrieb seines Vaters, der 1961 im Alter von 64 Jahren starb. 1963 bezog er größere Geschäftsräume am Münsterplatz 24 und wechselte 1983 in die Castrop-Rauxeler Fußgängerzone „Am Markt 25“- bis heute Sitz und Adresse von Zimmer-Der Altstadt-Juwelier.
Bis Mitte der 1980er Jahre lag Zimmers Kernkompetenz im Verkauf und in der Reparatur mechanischer Uhren. In den 1990er Jahren wurde das Uhrensortiment um Luxusmarken wie Jaeger-LeCoultre, Omega, Breitling und Chronoswiss erweitert. 1985 stieg Matthias Zimmer, einer der beiden Söhne von Brigitte und Siegfried Zimmer, in das Unternehmen seines Vaters ein. Von 1978 bis 1980 absolvierte er, nach Abitur und Bundeswehrzeit, eine Ausbildung als Uhrmacher bei Juwelier Köhler in Bochum-Linden. Von 1981 bis 1982 arbeitete er in Pasadena, Los Angeles/USA als Großuhrmacher. Es folgten zwei Jahre als Geschäftsführer eines filialisierten Juweliers in Hamburg. Von 1984 bis 1985 besuchte Matthias Zimmer die Uhrmacher-Meisterschule in Hamburg mit dem Abschluss als Meister des Uhrmacherhandwerks. Im selben Jahr kehrte er nach Castrop-Rauxel zurück und stieg in das Geschäft seines Vaters ein. Eine Erweiterung um das Goldschmiedehandwerk führte zur Gründung der firmeneigenen Goldschmiedemeisterwerkstatt, die 1989 unter der Leitung von Robert Kreutner eröffnet wurde. Durch ein ebenerdiges Fenster können Kunden und Interessenten hier den Goldschmieden bei ihrer Arbeit zusehen.[5]
Im Jahr 1990 setzte sich Siegfried Zimmer nach 45 Jahren als Uhrmachermeister zur Ruhe und Sohn Matthias übernahm in dritter Generation den Betrieb. Zeit und die Berechnung derselben waren immer Siegfried Zimmers große Leidenschaft: „Uhren sind mein Leben. Alles was mit Zeit zusammenhängt, fasziniert mich.“ Er war sehr engagiert in Gesellschaft, Politik, diversen Bürgervertretungen und liebte die klassische Musik sowie die spanische Insel Fuerteventura. Er übernahm zahlreiche Ehrenämter und war unter anderem Prüfungsmeister im Gesellen- und Meisterprüfungsausschuss, Obermeister der Uhrmacher-Innung, Mitglied im Berufsbildungsausschuss für das Land NRW sowie Vorsitzender der Werbegemeinschaft Castrop-Altstadt.[6] Siegfried Zimmer starb im Jahr 2000 im Alter von 75 Jahren.
Nachdem der Castrop-Rauxeler Bildhauer und Künstler Jan Bormann Mitter der 1980er Jahre die klassizistische Fassade „Am Markt 25“ grundsanierte, wurden 1999 die Geschäftsräume erweitert und der Ladeninnenraum neu gestaltet.[5] Das im Jugendstil-errichtete Gebäude steht, wie alle umliegenden Gebäude, unter Denkmalschutz. Es wurde 1911 von der Witwe Cohen erbaut und zunächst von jüdischen Kaufleuten bewohnt. Die auch als Geschäftsräume genutzten Zimmer sowie die umliegenden Häuser wurden Ende der 1930er Jahre verstärkt von Nationalsozialisten arisiert. Aus diesem Grund musste die Witwe ihr dort ansässiges Schuhgeschäft im Jahr 1939 aufgeben. Typisch für das Haus ist die aus sandsteingefertige Fassade[7] und die drei Köpfe der Könige Salomon, Saul und David. Die drei Söhne der Witwe Cohen ließen diese damals in die Fassade eingemeißeln. Die Nationalsozialisten erkannten die jüdischen Könige allerdings nicht und ließen sie aus diesem Grund unberührt. In der Reichsprogromnacht wurde das Haus "Am Markt 25" und viele weitere, von den Juden erbauten Häuser, in Brand gesteckt und verwüstet. Dieses Haus ist der Vernichtung durch Brände zwar entkommen, wurde aber durch Einschlagen der Fenster und Plünderungen stark beschädigt.[8]
Seit dem Jahr 2000 kooperiert Matthias Zimmer mit internationalen Schmuckdesignern wie Ulla und Martin Kaufmann, Henrich und Denzel, Oliver Passetto, Bunz, Isabell Fa und Niessing. Seit 2010 arbeitet er mit dem Schmuckgestalter und Künstler Michael Bischoff zusammen. Aus dieser engen Zusammenarbeit entwickelten sich die Zimmer-eigenen Schmucklinien Schichtwechsel und Torus 8. Diese Gebrauchsmuster geschützten Schmucklinien werden von Zimmer exklusiv gefertigt und national vermarktet.
Zimmer-Der Altstadt- Juwelier ist außerdem Entwickler und Hersteller des VdV-Pokals (Vereinigung der Vertragsfußballspieler e.V.)[9], der jährlich ua. den besten Spieler, den Newcomer und den besten Trainer der Saison auszeichnet. Im Jahr 2012 nahmen beispielsweise Philipp Lahm, Franck Ribéry, Lucien Favre sowie Jürgen Klopp den in der eigenen Goldschmiede hergestellten Pokal entgegen.[10]
Matthias Zimmer engagiert sich besonders innerhalb seiner Heimatstadt Castrop-Rauxel für diverse Projekte, wie bspw. den städtischen Solidarfondpreis und den Marketingpreis.
Engagements und Auszeichnungen[Bearbeiten]
- Obermeister der Uhrmacherinnung Herne, Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel
- Geschäftsführer der Werbegemeinschaft Castrop-Rauxel Altstadt WCA
- Vorsitzender des Vorstandes Altstadtmarketing
- Initiator der Immobilien und Standortgemeinschaft ISG Castrop-Rauxel Altstadt
- Entwickler und Stifter des Marketingpreises der Stadt Castrop-Rauxel
- Entwickler und Stifter des Solidarfondpreises in Castrop-Rauxel
- Entwickler und Stifter Sportler des Jahres
- Ehrenamtliche Tätigkeit bei der IHK
- Ehrennadel der Stadt Castrop-Rauxel
- Besondere Auszeichnung der Stadt Castrop-Rauxel für „bürgerschaftliches Engagement, seinen unermüdlichen Einsatz für die Weiterentwicklung der Altstadt und seine nachhaltige Unterstützung der Wirtschaftsförderung“ (2013)[11]
- 2007, 2008, 2009 vom Schmuckmagazin gewählt unter die Top 100 der besten Schmuckgeschäfte, Juweliere und Galerien im deutschsprachigen Raum und den Benelux-Ländern [12]
Weblinks[Bearbeiten]
- http://www.juwelier-zimmer.de/
- http://schichtwechsel.juwelier-zimmer.de/
- http://www.juwelier-zimmer.de/torus8.php
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Stadtmagazin Castrop-Rauxel No.17, correctum Verlag Castrop-Rauxel, 2000, S. 15, 16
- ↑ RH, „Zeit spielt bei Zimmers die Hauptrolle- Familienbetrieb feiert sein 50jähriges Bestehen in der Castroper Altstadt“, 26. April 1996, Nummer 98, WAZ Castrop-Rauxel
- ↑ „Juwelier Zimmer feiert 75- Jähriges Bestehen- 1925 kleines Geschäft in Schlesien gegründet“, Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel, Nr. 248, 25. Oktober 2000
- ↑ Reutter, WAZ Castrop-Rauxel, „Zeit spielt bei den Zimmers die Hauptrolle“, Nummer 98, 26.April 1996
- ↑ 5,0 5,1 „Altstadt-Juwelier feiert „Dreivierteljahrhundert“", Dienstag 24.Oktober 2000, Seite 3, Castroper Altstadtjournal
- ↑ "Siegfried Zimmer will sich abnabeln" Stadtanzeiger Castrop-Rauxel Nr. 4/ 13. Jahrgang Sa. 13.01.90
- ↑ Bruno Fischer, "Ruhrgebiet 1933-1945- Der historische Reiseführer", 2009, Berlin, S. 113-114
- ↑ Sabine Latterner, "Unerkannte Könige", WAZ Castrop-Rauxel, 09.11.2008, vgl. http://www.derwesten.de/staedte/castrop-rauxel/unerkannte-koenige-id1212565.html
- ↑ Thomas Wrycza, "Die Trophäen-Schmiede", http://www.derwesten.de/staedte/castrop-rauxel/die-trophaeen-schmiede-id172860.html
- ↑ http://www.spielergewerkschaft.de/index.php?id=66
- ↑ Die "stillen Helden des Alltags": Ehrennadel für Castrop-Rauxeler, http://www.lokalkompass.de/castrop-rauxel/leute/die-stillen-helden-des-alltags-ehrennadel-fuer-castrop-rauxeler-d251275.html
- ↑ http://www.schmuckmagazin.de/wp-content/uploads/2009/04/top-100-liste-2009.pdf