WestLB Köln
Die WestLB Köln war die bis Juli 2010 tätige, größte inländische Niederlassung der WestLB AG. Das galt sowohl für die Mitarbeiterzahl, die in der Spitze 350 erreichte, als auch für das erwirtschaftete Geschäftsvolumen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten]
Die Niederlassung Köln verfügte im WestLB-Konzern über die längste Historie aller rheinischen Standorte. Die Rheinische Provinzial-Hülfskasse nahm nämlich am 7. Februar 1854 ihre Geschäftstätigkeit in Köln mit einem Gründungskapital von 400.000 Talern auf der Grundlage der Satzung vom 24. November 1853 auf.[1] Ihr erster Geschäftssitz befand sich im seit 22. November 1832 genutzten Regierungsgebäude in der Kölner Zeughausstraße.[2] Sie hatte als erste gemeinnützige Bank die Aufgabe, „Anstalten, Gemeindebauten oder gewerbliche Unternehmen durch Darlehen zu unterstützen, Gemeindeschulden zu tilgen und das Sparkassenwesen durch Annahme von Spargeldern zu fördern“.[3]
Seit September 1871 führte der rheinische Provinziallandtag in Düsseldorf die Aufsicht über die Kölner Hülfskasse. Dazu gründete er einen Ausschuss, der als Provinzialverwaltungsrat mit Sitz in Düsseldorf über die Geschäfte der Hülfskasse wachte. Das führte am 10. Juli 1877 zur Verlegung des Geschäftssitzes der Hülfskasse von Köln nach Düsseldorf gegen den Widerstand des Vorstandes, da dieser den Wirtschaftsstandort Köln als Wirtschafts- und Bankenzentrum schätzte.[4] Zu jener Zeit waren im Kölner Bankwesen zahlreiche, auch überregional tätige Kreditinstitute wie das Bankhaus Sal. Oppenheim (gegründet 1789; seit 1798 in Köln), das Bankhaus J. H. Stein (1790), der A. Schaaffhausen’scher Bankverein (1791) oder das Bankhaus A. Levy & Co. (1858) tätig. Aus dem Düsseldorfer Institut ging im Februar 1888 die Landesbank der Rheinprovinz hervor.[5] Am 1. November 1919 gründete diese Landesbank der Rheinprovinz eine Filiale in Köln mit Hans Dittmer, einem früheren Reichsbankbeamten, als Vorstand. Aus einer Pressenotiz vom Juli 1931 kann entnommen werden, dass die Landesbank „insgesamt den Gemeinden und Kommunalverbänden der Rheinprovinz an langfristigen und kurzfristigen Krediten 678 Millionen RM gegeben hat. Die Stadt Köln hat insgesamt erhalten 78 Millionen RM (11,51 %) der gesamten Kredite.“[6] In jener Zeit der deutschen Bankenkrise war auch die Landesbank dem ab Mai 1931 einsetzenden starken Einlagenabzug nicht mehr gewachsen.[7] Da sie gleichzeitig in großem Umfang kurzfristige Kommunalkredite gewährt hatte und die illiquiden Kommunen diese Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten, musste die Landesbank der Rheinprovinz am 11. Juli 1931 ihre Zahlungen einstellen. Die Funktion der Girozentrale ging deswegen im August 1931 auf eine in Köln errichtete Zweigstelle der Deutschen Girozentrale (DGZ) über, deren Leitung im Oktober 1931 Fritz Butschkau übernahm. Die Kölner DGZ-Zweigstelle rekrutierte das Personal der bisherigen Landesbank und erhielt von der Reichsbank Liquiditätshilfen in Höhe von 100 Millionen Reichsmark, die sie vorwiegend an die Sparkassen weiterleitete.[8] Die Zweigstelle der DGZ stand 1934 im Zeichen zunehmender Geschäftstätigkeit, wobei der überwiegende Teil ihrer Einlagen den rheinischen Sparkassen zufloss.[9] Nach der Sanierung der Kölner DGZ-Zweigstelle trat Butschkau im April 1935 in das Direktorium der neu gegründeten Rheinischen Girozentrale und Provinzialbank in Düsseldorf ein, deren Vorstandsvorsitz er 1945 übernahm. Diese Bank war Rechtvorgängerin der heutigen WestLB.
Das Kölner Gebäude der Landesbank wurde im Zweiten Weltkrieg am 2. März 1945 während der Operation Millennium zerstört, so dass die Kölner Niederlassung der Landesbank der Rheinprovinz im Gebäude der Landeszentralbank (Unter Sachsenhausen) ihren Geschäftsbetrieb wieder aufnahm. Als im Juni 1943 die Düsseldorfer Zentrale durch die Bombardierungen schwer beschädigt wurde, zentralisierte man die seit 1941 in Köln-Lindenthal befindliche Buchhaltung in das Amtsgebäude der Provinzialverwaltung, während die ebenfalls ausgebombte Kölner Filiale nach Honnef verlegt wurde.[10]
Gebäude[Bearbeiten]
Die Gebäude in der Kölner Ludwigstraße befinden sich in exponierter städtischer Lage in der unmittelbaren Nähe der europaweit meistfrequentierten Einkaufsstraßen Hohe Straße und Schildergasse. Der Gebäudekomplex besteht aus drei baulichen Generationen, die 1955, 1975 und 1985 nebeneinander errichtet wurden.
Ab 1953 entstand bis zur Einweihung 1955 durch Architekt Hans Schumacher (* 1891, † 1982) in der Ludwigstraße 6 das erste Gebäude der Rheinischen Girozentrale und Provinzialbank.[11][12] Es folgte wachstumsbedingt ein zweiter Gebäudetrakt, der als Nachbarbebauung im Jahre 1975 errichtet wurde. Mittlerweile hatte die Bank fusionsbedingt im Januar 1969 in Westdeutsche Landesbank Girozentrale umfirmiert. Architekt Harald Deilmann (* 1920, † 2008) erhielt von der Hauptniederlassung den Auftrag, ein neues Bankgebäude für die WestLB in einheitlichem Konzern-Baustil („Corporate Identity“) zu errichten, so auch in Köln beim zweiten Erweiterungsbau, der stilistisch an das erste WestLB-Bankgebäude dieser Art in Münster (1969–1975) angelehnt wurde. Am Baustil waren so die Gebäude in Düsseldorf, Münster, Dortmund, Essen, Köln und sogar Luxemburg optisch identifizierbar. Eine dritte Gebäudegeneration entstand bei der Erweiterung im Jahr 1985 wiederum als Nachbarbebauung, wobei der Eckbau in die benachbarte Brückenstraße hineinreichte.
Geschäftsbetrieb[Bearbeiten]
Die Niederlassung Köln war im WestLB-Konzern autonom zuständig für die Sparkassen und Kunden, die in der Region zwischen Aachen und Gummersbach und Bonn bis Monheim am Rhein ansässig waren. Sie fungierte als wichtige Bankverbindung oder gar Hausbank von in der Region ansässigen Großunternehmen und den Beschäftigten des Landschaftsverbandes Rheinland. Einige zusätzliche Geschäftsbereiche sorgten für eine Vergrößerung des Geschäftsbetriebs. Die zinsbedingt hohe Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen führte zur Errichtung einer eigenständigen Kölner Abteilung im September 1978. Im Juli 1983 war die Niederlassung von einer Dezentralisierung kundennaher Bankbereiche begünstigt. Insbesondere wurde das zur Kölner Region gehörige, gemeinsam mit den regionalen Sparkassen betriebene Mittelstandskreditgeschäft hierhin übertragen. Nachdem im September 2002 der größte Teil des Bankgeschäfts der Niederlassung zur Hauptstelle nach Düsseldorf zentralisiert worden war, folgte im Juli 2010 als letzter Bereich der – zentral für die gesamte WestLB tätige – Sorten- und Edelmetallhandel. Damit hatte die WestLB AG ihren Geschäftsbetrieb in Köln endgültig beendet.[13] Gründe für die Zentralisierung des Bankgeschäfts rheinischer und westfälischer Niederlassungen auf den Hauptsitz Düsseldorf waren sowohl bankbetriebliche als auch die Folgen von beihilfebedingten Auflagen durch die EU-Kommission.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Hans Pohl, Die rheinischen Sparkassen, 2001, S. 109
- ↑ Hans Pohl, Von der Hülfskasse von 1832 zur Landesbank, Mai 1982, S. 45
- ↑ Hans Pohl, Wirtschaft, Unternehmen, Kreditwesen, soziale Probleme: Aufsätze, 2005, S. 969
- ↑ Hans Pohl, Von der Hülfskasse…, S. 48
- ↑ Hans Pohl, Wirtschaft, Unternehmen…., S. 970
- ↑ Konrad Adenauer-Stiftung, Pressenotiz vom 23./24. Juli 1931
- ↑ Dietrich Goltz, Das Liquiditatsproblem bei den Girozentralen, 1956, S. 134
- ↑ Gerhard Zweig, Die Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank, 1986, S. 59
- ↑ Klaus-Wilhelm Lege, Zur Position und Funktion der Deutschen Girozentrale, 1970, S. 223
- ↑ Hans Pohl, Von der Hülfskasse…, S. 152 f.
- ↑ Uni Dortmund, Architekturdatenbank
- ↑ Bauwelt 12/1957
- ↑ Kölner Stadtanzeiger vom 22. September 2009, WestLB schließt mehrere Standorte
50.9381388888896.9552777777778Koordinaten: 50° 56′ 17,3″ N, 6° 57′ 19″ O