Walter Baron von Maydell

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Walter Baron von Maydell (* 25. Juni 1912 in Kislowodsk; † 10. April 1945 in Gispersleben) war Deutsch-Balte und Angehöriger der Waffen-SS.

Leben[Bearbeiten]

Walter von Maydell stammte aus dem baltischen Adelsgeschlecht der Maydells, dem durch Adelsausdehnung mittels einem kaiserlich russischen Senats-Ukas (Senatserlass) vom 7. Dezember 1854 die Berechtigung zugestanden wurde, den Baronstitel zu führen. Als Folge des Hitler-Stalin-Paktes verließen die im Baltikum ansässigen von Maydell wie die meisten Deutschbalten im Jahre 1939 ihre Heimat. Walter von Maydell gehörte dem russischen Zweig der Familie, der die Güter im Baltikum verloren hatte. Er war der Sohn des russischen Oberst Boris von Maydell (1871-1951), wurde in Kislowodsk im russischen Kaukasus geboren und in der orthodoxen Kirche mit dem russischen Namen Wsewolod getauft. Den deutschen Namen Walter nahm er später in Deutschland auf, wohin seine Eltern nach der bolschewistischen Revolution ausgewandert waren.

Schon früh kam Walter von Maydell mit Nazi-Ideologien in Berührung, da viele Mitglieder der Familie Maydell bekennende Vertreter dieser Ideologie sowie überzeugte Nationalsozialisten waren (siehe unten). Bald wurde Walter Baron von Maydell Parteimitglied der NSDAP und Mitglied der Waffen-SS. Schließlich wurde er Kommandant der Waffen-SS-Grenadiere und fiel als SS-Hauptsturmführer am 10. April 1945 in Gipserleben, wo er ein sogenanntes "letztes Aufgebot" befehligte, das hauptsächlich aus Jugendlichen (Hitlerjugend) und alten Männern bestand. Er wurde in einem Massengrab in Gipserleben beerdigt.

Familie[Bearbeiten]

"Ein oft missverstandener Wesenszug der Balten ist ihre unbedingte Loyalität und Gefolgstreuschaft der Obrigkeit gegenüber". Mit diesen Worten versuchte Sigrid von Maydell, die in erster Ehe mit dem Agent der NS-Auslandsspionage im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Berend von Nottbeck (zweite Ehe mit Nils Hoffmann) verheiratet war, den Eifer der Deutschbalten im Dienst von Adolf Hitler zu erklären. Die nahezu geschlossene "Umsiedlung" der Deutschbalten 1939 wertete sie als Resultat einer ausgeprägten Obrigkeitstreue (Anja Wilhelmi, 2008).

Offen zum Nationalsozialismus bekannten sich auch zwei der Cousins von Walter von Maydell, die aus dem Baltikum in die Vereinigten Staaten ausgewanderten George von Mohrenschildt (Mutter geborene von Maydell) und Constantin Baron von Maydell, die in den USA als Nazi-Spione tätig waren. George von Mohrenschildt wurde auch als enger Freund Lee Harvey Oswalds bekannt. Constantin Baron von Maydell, der Nazipropagandafilme drehte, wurde im September 1942 wegen Spionage zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Auf Grund seiner früheren Kontakte wurde Constantin von Maydell aber nach dem Krieg zusammen mit einigen seiner Agenten von Reinhard Gehlen für das Russenimmigrationsprogramm der CIA rekrutiert.

Ein anderes Familienmitglied der Maydells, das offen nationalsozialistischen Ideologien huldigte, war der 1881 geborene (und auf Grund des gleichen Vornamens leicht zu verwechselnde) Herausgeber rechtsgerichteter Bücher, der Schriftsteller und Publizist Ingenieur Walter Freiherr von Maydell-Wiegandshof. Teile seiner Bücher, wie das 1919 erschienene Werk „Ein Deutscher Kulturkampf“ oder das 1931 erschienene Werk „Kein Bauern-Proletariat!“ wurde von der Alliierten Zensur im Nachkriegsdeutschland als „auszusondernde Literatur“ bestimmt. Seine Nichte war Josephine (Josi) Baronin von Maydell, die seit 1929 mit Herbert Grabert verheiratet war, dem Gründer und langjährigen Leiter des rechtsextremen Grabert-Verlages.

Ein weiteres Mitglied der Familie, das den Nationalsozialisten zugeordnet werden kann, war Kurt Baron von Maydell, der während der NS-Zeit Leiter des baltischen Referats der Publikationsstelle Berlin-Dahlem war. Er vermittelte Jürgen von Henn, der während des Zweiten Weltkrieges maßgeblich am Kulturraub in den deutsch besetzten Gebieten Osteuropas beteiligt gewesen war, Forschungsaufträge. Ob der aus Estland nach München geflohene Maler Ernst Baron von Maydell, als sogenannter „Hitler Künstler" (Kunst-Historischen Archiv EKS) bezeichnet, auch Anhänger des Naziregimes war, ist zwar wahrscheinlich aber nicht belegt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Die Deutschen Balten - Adressbuch für die ausserhalb ihrer Heimat lebenden Balten, C. F. Wintersche Buchdruckerei, 1907
  • Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften, Teil Kurland, Bd. I, Görlitz 1936, S. 537–546
  • Julius Mader: Hitlers Spionage Generale sagen aus - Ein Dokumentarbericht über Aufbau, Struktur und Operationen des OKW-Geheimdienstamtes Ausland/Abwehr mit einer Chronologie seiner Einsätze von 1933 bis 1944; Verlag der Nation, Berlin 1970
  • Ray and Mary La Fontaine: Oswald talked - the new evidence in the JFK Assassination; 1996
  • Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins; Bände 31-34, S. 104 ff
  • Host Jungiger: Von der philologischen zur völkischen Religionswissenschaft, (in Contubernium); Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1999
  • Anja Wilhelmi: Lebenswelten von Frauen der deutschen Oberschicht im Baltikum, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008

Weblinks[Bearbeiten]

  • Walter Baron von Maydell: [1]
  • Ing. Walter Baron von Maydell-Wiegandshof: [2] und [3]
  • "The Nazi Connection to John F. Kennedy": [4]
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