Ungüter

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Ungüter (bads) sind Waren und Dienstleistungen, die dem Einzelnen und damit auch der Gesellschaft jetzt oder später schaden.

Begriffsbestimmungen[Bearbeiten]

Jedem Menschen eignet von Natur aus ein Streben (als eine angeborene, dauernde Neigung: als ein innerer Drang, im Lateinischen APPETITUS INNATUS) nach Glück (auch Glückseligkeit, Selbstverwirklichung, Seinsvollendung genannt; im Griechischen eudämonia, im Lateinischen BEATITUDO, im Englischen bliss). Diese Aussage ist eine Erfahrungstatsache und ein unbestrittener Lehrsatz der Philosophie aller (sonst auch uneiniger) Schulen.

Glück meint in diesem Zusammenhang die Abwesenheit jedwelchen Übels (wie Krankheit, Hunger oder versagte Anerkennung durch die Gesellschaft) und Besitz alles Guten. Das Gefühlserlebnis des Glücks ist die Freude (im Lateinischen GAUDIUM oder LAETITIA, im Englischen happiness).

Gut heißt alles was angemessen oder geeignet ist, einen Menschen zu vervollkommnen, nämlich seinem Streben nach Glück tatsächlich zu dienen. Das Gute ist wahr (es entspricht der vorbildlichen Idee im Verstande, etwa: wahres Gold, wahre Freundschaft) und schön (es erweckt Gefallen als etwas, in dem man befriedigt ruht).

(Be)Ständiges Glück vermag auf Erden nicht erreicht zu werden. Denn (fast) jedes leibliche Bedürfnis ist ein Wiederholungsbedürfnis; dasselbe gilt auch für nichtleibliche Bedürfnisse (wie Bildung oder Geliebtwerden). Erst in Gott als dem höchsten Gut (SUMMUM BONUM) kann die dauerhafte Glückseligkeit erlangt werden. Der erste Teil dieser Aussage ist eine Erfahrungstatsache, der zweite Teil ein Lehrsatz der Philosophie und Theologie.

Alles, was den Menschen an seiner Vollendung (PERFECTIO = der Erreichung des Glücks) hindert, sind Ungüter. Es handelt sich hierbei um Waren oder Dienstleistungen, die dem Einzelnen jetzt, sofort oder später, nach einiger Zeit schaden. Weil aber jeder Mensch stets auch Teil eines gesellschaftlichen Verbandes (Familie, Volk) ist, so beeinträchtigen Ungüter in jedem Falle zugleich auch Andere (soziale Dimension der Ungüter).

Ein Ungut (im Lateinischen ANTIBONUM, im Englischen bad) ist aber immer ein Gut im ökonomischen Sinne: nämlich eine von Konsumenten begehrte Ware oder Leistung. Es hat seinen Markt, und es unterliegt einer (markttheoretisch zu erklärenden) Preisbildung. Auch erhöhen Ungüter rein statistisch das Sozialprodukt (mehr Alkoholiker, mehr Heilstätten, usw.). Sie beanspruchen aber knappe Faktoren, wodurch die Produktion lebensnotwendiger Güter teurer wird (Redistributionseftekt der Ungüter).

Beispiele[Bearbeiten]

Als leibliches Ungut gilt der Tabak-"Genuss" Dem Körper wird statt der Atemluft bzw. zusammen mit dieser Rauch und Nikotin zugeführt; bei Beidem handelt es sich physiologisch eindeutig um Gifte (= Stoffe, deren chemische Einwirkung auf einen lebendigen Organismus beschleunigt Krankheit oder Tod verursachen).

Als seelisches Ungut gilt die Pornographie Sie verfolgt den Zweck, bare sexuelle Lust (sinnliche Begierde, VOLUPTAS, nicht LAETITIA als veredelnde Freude aus dem Besitz des Guten!) zu erregen. Dadurch wird die Einsicht des Verstandes (= der Ratio als dem Vermögen zum folgernden, diskursiven Denken sowie zur Seins- und Bezugseinsicht) in das Gute, Schöne verfinstert, das abwägende Handeln (= ob ein Tun oder Lassen auch zum Ziele führt) erstickt, der Wille (= das Vermögen, kraft freier Selbstbestimmung das geistig erkannte Gute als solches anzustreben sowie einem geistig erkannten Übel als solchem zu widerstehen) gelähmt und dadurch die vernunftbestimmte und zielgemässe (= auf die Erreichung des Glücks be-zogene) Wahlentscheidung gehindert, wenn nicht gar verunmöglicht.

Wirkungen[Bearbeiten]

Ungüterverwendung (Verwendung = Oberbegriff für Gebrauch und Verbrauch) führt stets über kurz oder lang zu Selbstentfremdung, nämlich zu einem Zustand, bei dem der Mensch von sich selbst und seinem personalen Ziel auf Glückserreichung getrennt wird (Gegenbegriff zur Selbstverwirklichung).

Beim Einzelnen wird bloß kurzfristiges Ergötzen (statt der eigentlich ersehnten Freude) bewirkt; dieses steigert sich suchtähnlich. Innere Leere, Unzufriedenheit und persönliche (Lebens)Angst treten auf.

Die Maßstabfunktion des Sozialprodukts wird verkehrt. Mehr Ungüterverwendung (z. B. mehr Verkehrstote oder mehr zu hospitalisierende Trinker, Raucher und Drogenabhängige) drückt sich statistisch in einem höheren Sozialprodukt und damit vermeintlich in mehr Wohlstand aus.

Literatur[Bearbeiten]

Hans Gerd Fuchs (Hrsg.): Güter und Ungüter. Berlin (Duncker & Humblot) 1981, ISBN 3-428-07089-5

Walter Brugger (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch, 23. Aufl. Freiburg (Herder) 1998, ISBN 3-451-20410-X

Weblink[Bearbeiten]

http://www.uni-siegen.de/fb5/merk/downloads/aufsaetze_sozialethik/ungueter_schlechtgueter.pdf

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