Ulrich Kayser-Eichberg

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Ulrich Kayser-Eichberg (* 11. März 1903 in Berlin-Steglitz; † 19. Februar 1984 in München) war ein deutscher Erziehungswissenschaftler, Stabspsychologe beim Oberkommando des Heeres, SS-Sturmbannführer (SS-Nr. 452414) beim Rasse- und Siedlungshauptamt der SS (RuSHA), Landesstellenleiter des RuSHA im Reichsgau Sudetenland, ab 1947 Mitarbeiter der Organisation Gehlen (OG), ab 1956 Referatsleiter beim Bundesnachrichtendienst (BND).

Werdegang[Bearbeiten]

Als Sohn des Landschaftsmakers Prof. Carl Kayser-Eichberg und seiner Ehefrau Martha Klotz absolvierte er das Städtische Gymnasium Steglitz und das Staatliche Viktoria-Gymnasium in Potsdam. Von April 1921 bis Februar 1924 studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach der Währungskrise von 1923 bis 1924 kam er zurück an das Viktoria-Gymnasium in Potsdam, um zu Ostern 1925 die Reifeprüfung abzulegen. An der Universität Berlin studierte er von April 1925 bis Februar 1930 die Fächer Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie. Die Promotion zum Dr. phil erlangte er am 30. Juli 1930. Bei der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft erhielt er 1930 bis 1931 ein Stipendium zur Studie zum Kirchenbegriff bei Martin Luther und dessen Beziehungen zum deutschen Idealismus.

An der Luther-Akademie in Dorpat in Estland erhielt er von 1931 bis 1934 eine Professur für Philosophie und Pädagogik. Als Dozent und anschließend als Professor für Erziehungswissenschaft war er von 1934 bis 1938 bzw. 1938 bis 1940 an der Hochschule für Lehrerbildung in Danzig tätig.

Stationen im NS-Regime[Bearbeiten]

Am 1. Mai 1933 wurde er Mitglied der NSDAP. In der Gauverwaltung Danzig des NS-Lehrerbundes betätigte er sich ab 1934 zuerst als Ko-Leiter der Arbeitsgemeinschaft zur Erstellung von Arbeitsmitteln, danach als Referent für Psychologie und Charakterkunde. Im Frühjahr 1940 kam er zur Hochschule für Lehrerbildung in Elbing.

Stationen im Kriegsdienst[Bearbeiten]

Zu einer Einheit der Wehrmacht kam er im Sommer 1939 als Offiziersanwärter der Reserve in Danzig, die beim Überfall auf Polen ab dem 1. September 1939 eingesetzt wurde. Beim Wehrkommando Berlin in der Dienststelle für Eignungsuntersuchungen III (Ost) war er ab 1940 Ergänzungs-Personalgutachter, dann Kriegsverwaltungsrat ab Anfang 1940. Beim Oberkommando des Heeres (OKH) in Berlin wurde er ab 1. Januar 1941 als Stabspsychologe in der Inspektion für Eignungsuntersuchungen eingesetzt.

Stationen bei der SS[Bearbeiten]

Am 1. Juli 1942 wurde die Heeres- und Luftwaffenpsychologie aufgelöst. Nun bewarb er sich als Kriegsfreiwilliger und Eignungsprüfer bei der Waffen-SS. Am 1. Oktober 1942 wurde er als SS-Hauptsturmführer beim Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA) eingestellt. Er hatte an einem Eignungsprüfer-Lehrgang in Prag teilgenommen. Bei der Einführung zu seiner neuen Tätigkeit kam er zum SS-Sturmbannführer Heinrich Obersteiner (* 1. Februar 1905; SS-Nr. 258151),[1] der in Salzburg im SS-Oberabschnitt Alpenland im Oktober 1942 seinen Dienstsitz hatte.[2] Obersteiner bemängelte seine Haltung zur SS, da Kayser-Eichberg seine Tätigkeit nur als kriegsbedingt ansah. Obersteiner setzte ihn dann 1943 als Überprüfer bei der „Absiedlung“ von Slowenen ein.

Die eher kritische SS-Beurteilung von Kayser-Eichberg schien sich aber gelegt zu haben, denn am 15. Februar 1944 wurde er zum RuS-Leiter der Landesstelle im Reichsgau Sudetenland in Reichenberg ernannt. Dabei war seine Dienststelle dem SS-Führer im Rasse- und Siedlungswesen (RuS) beim Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) in Böhmen und Mähren in Prag unterstellt. Bei Kriegsende wurde er im März in einem Artillerie-Regiment der SS eingesetzt.

Kriegsende und Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Bei Kriegsende kam er in US-amerikanische Gefangenschaft, wobei er in die Lager Biessenhofen, Altenstadt und Dachau verlegt wurde. 1946 erfolgte seine Entlassung nach Obersdorf im Allgäu. Von 1947 bis 1956 gehörte er dem westdeutschen Geheimdienst Organisation Gehlen an (Deckname: Ulrich Kiel). Er wurde 1956 in die Nachfolgeorganisation, den Bundesnachrichtendienst (BND), ab 1. April 1956 übernommen und diente dort bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im März 1968.

Im Jahre 1957 bis 1958 wurde er als Gastdozent an die Tulane University in New Orleans im US-Staat Louisiana eingeladen. Die finanzielle Förderung dieser Einladung erfolgte durch den US-Geheimdienst CIA.[3] Ob damit weitere Kontakte zur CIA verbunden waren, kann aus den vorliegenden Dateien nicht entnommen werden. Jedenfalls hatte er als Leiter der Übersetzergruppe in Pullach sehr enge und freundschaftliche Beziehungen zu US-Angehörigen.[4]

Beim BND war er Leiter der Sprachenabteilung und führte das Referat für Amerika. Seit 1957 war er als Oberregierungsrat und Beamter auf Lebenszeit im BND beschäftigt. Seit 1960 war er auch bei der Zeitung Handelsblatt in Düsseldorf als Publizist tätig. Daneben betätigte er sich auch als wissenschaftlicher Übersetzer. Er schrieb aus seinem Tätigkeits- und Erfahrungsbereich.[5]

Schriften[Bearbeiten]

  • Ulrich Kayser: Das Problem der Zeit in der Geschichtsphilosophie Hegels. Berlin 1930, DNB 570761158, OCLC 720972762 (88 S., Dissertation).
  • Ulrich Kayser-Eichberg: Geist und Ungeist des Militärs: Versuch über ein Missverständnis. Steingrüben-Verlag, Suttgart 1958, DNB 452349222, OCLC 73491044 (148 S.).
  • John F. Kennedy: Der Weg zum Frieden. Hrsg.: Allan Nevins. 1961, DNB 452380057, OCLC 73494254, S. 256–261 (amerikanisches Englisch: The Strategy of peace. Übersetzt von Karl Mönch, Ulrich Kayser-Eichberg).
  • Richard Grunberger: Das zwölfjährige Reich: der Deutschen Alltag unter Hitler. Molden, 1972, ISBN 3-217-00428-0 (542 S., englisch: A social history of the third Reich. Übersetzt von Ulrich Kayser-Eichberg).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hans-Christian Harten: Himmlers Lehrer: die weltanschauliche Schulung in der SS 1933–1945. Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-76644-1, S. 186 (707 S.).
  2. Isabel Heinemann: „Rasse, Siedlung, deutsches Blut“: das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas. Wallstein-Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-89244-623-7, S. 689 (697 S.).
  3. Daten zu Kaiser-Eichberg in CIA-Dateien
  4. Susanne Meinl, Bodo Hechelhammer: Geheimobjekt Pullach: von der NS-Mustersiedlung zur Zentrale des BND. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-792-2, S. 190 (288 S.).
  5. Alexander Hesse: Die Professoren und Dozenten der preussischen pädagogischen Akademien (1926–1933) und Hochschulen für Lehrerbildung (1933–1941). Deutscher Studien-Verlag, Weinheim 1995, ISBN 3-89271-588-2, S. 411–412 (828 S.).
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