Turnierrüstung Karl Filips von Schweden, Herzog von Värmland

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Die Turnierrüstung Karl Filips von Schweden, Herzog von Värmland ist eine schwedische Turnierrüstung, die von Charles Dartené, einem holländischen Plattner und Schwertfeger um 1620 für Karl Filip von Schweden (* 22. April 1601 im Schloss von Tallinn; † 25. Januar 1622 in Narva) , Herzog von Värmland gefertigt wurde. Zu der Rüstung gehört eine Prunkschabracke und ein Rock für den Reiter, die von Joe Jönsson, einer schwedischen Stickerin [1], Anders Bengtsson, einem schwedischen Perlensticker[2] und Hindrich Eggertz, einem schwedischen Knopfmacher[3] gefertigt wurden.

Beschreibung[Bearbeiten]

Die Rüstung besteht aus Helm, Ringkragen, Brust- und Rückenpanzer, ganzen Armzeugen, Bauchreifen, Tassetten und Eisenschuhen und einem Verstärkungsteil für Brust und linke Kopfseite. Zusätzlich gehört noch eine Prunkschabracke , die aus vier Einzelstücken besteht, zur Rüstung.

Die Rüstung des Reiters

Der Helm ist mit einer fast runden Kalotte gearbeitet und mit einem zweiteiligen Klappvisier versehen. Auf der rechten Visierseite ist ein Bolzen angebracht, der zum einfacheren Öffnen des Visiers mit behandschuhten Händen diente. Desweiteren befindet sich dort ein metallener, drehbarer Steg, der bei geöffneten Visier nach unten geklappt werden kann und so das geöffnete Visier vor dem zuschlagen sichert. Der Helmkamm ist schmal und verhältnismäßig niedrig gearbeitet. Unten am Helmrand der rechten Seite befinden sich die Verriegelungshaken um den Helm im getragenen Zustand zu verriegeln.

Der Ringkragen ist am oberen Halsende umgeschlagen, damit das Blech die Haut nicht verletzt. Darunter ist er vierfach geschoben, auf der Rückseite am Nacken nur zweifach. Der Ringkragen wird mit Lederriemen an den Schulterpanzern (Achseln) befestigt.

Der Brustpanzer ist mit einem starken Mittelgrat versehen und an den Arm- und Halsöffnungen umgeschlagen. Auf dem Mittelgrat ist ein metallener Steg horizontal befestigt, der zur Verriegelung und Haltung des Verstärkungsteiles diente. Auf der rechten Brustseite ist eine Halterung für einen abnehmbaren Rüsthaken angebracht, der heute nicht mehr erhalten ist. Am unteren Brustpanzer ist der Rand nach vorn umgeschlagen und mit zwei Bolzen versehen, die zum Anhängen der Tassetten dienen. Der Rückenpanzer ist flach gearbeitet und am unteren Rand ebenfalls umgeschlagen und mit Bolzen versehen, die hier zum Anhängen der Gesäßringe dienen. Zwei etwas höher befestigte Bolzen dienen zur Sichereung eines Ledergürtels, der zum verbinden von Brust- und Rückenpanzer dienen. Die Gesäßreifen bestehen aus fünf geschobenen Bändern, die mit Nieten beweglich untereinander verbunden sind.

Die Armzeuge sind am Schulterpanzer vierfach geschoben. Die Oberarmröhren sind sechsfach geschoben und durch Drehgelenke mit dem Ellbogenpanzer verbunden. Die Ellbogenpanzer sind mit kleinen Ellbogenkacheln versehen und mit den Unterarmröhren verbunden. Die Unterarmröhren sind aufklappbar.

Die Tassetten sind lang und bis über das Knie reichend gestaltet. Sie sind achtzehnfach geschoben und mit einem Kniepanzer versehen. Am oberen Rand sind zwei Bolzenlöcher angebracht, mit denen die Tassetten am unteren Brustpanzer angehängt wurden.

Die Eisenschuhe bestehen im Bereich des Unterschenkels aus zweiteiligen, aufklappbaren Röhren, die mit Haken verriegelt werden konnten. Der Panzer am Fußbereich ist fünfzehnfach geschoben, wobei der Panzer über und unter den Zehen aus einer massiven Platte besteht. An den Fersen sind drehbare Sporen befestigt.

Das Verstärkungsteil besteht aus zwei massiven, getriebenen Platten, die miteinander verschweißt, auf dem Brustpanzer befestigt werden können. Sie deckt beim Turnier die linke Seite der Brust, einen Teil der linken Schulter, sowie den größten Teil der linken Gesichtshälfte und einen Teil des vorderen Gesichts. Im Halsbereich ist ein Dekor mit Nieten angearbeitet, das die Verbindung der beiden Platten aus denen sie gefertigt ist leicht verbergen. Auf der linken Seite der Gesichtspanzerung ist eine Offnung ausgeschnitten, da die rechte Seite nicht gedeckt werden musste und dort nach Drehen das Kopfes das Visier geöffnet werden konnte.

Am Ende der Fertigung wurden alle Rüstungsteile vergoldet, wovon heute aber nicht viel erhalten ist.


Die Prunkschabracke

Die Schabracke besteht aus sieben Einzelstücken, dem Halsstück, dem Bruststück, zwei Seitenstücken , dem Stück für den hinteren Bereich des Pferdes,sowie dem Rock für den Reiter und der metallenen Rossstirn.

Die Rossstirn deckt einen Großen Teil des vorderen Pferdekopfes ab. Sie besteht aus zwei Platten, die mit einem Scharnier in Ohrhöhe verbunden sind, was das anziehen der Stirn erleichtert. Die Stellen an denen die Ohren des Pferdes sitzen sind ausgeschnitten und mit einem Ohrenpanzer versehen. Kurz dahinter ist eine Metallhülse zum Befestigen eines Federbusches angesetzt. Der Bereich für die Augen ist ebenfalls ausgeschnitten und mit einem umgeschlagenen Rand als Schutz für die Augen versehen. Etwa in Höhe der Augenausschnitte ist ein vierkantiger, spitzer Dorn angesetzt. Um den Außenrand sind umlaufend Nieten angebracht.

Das Halsstück besteht, wie auch die anderen Stoffteile, aus Samt. Die Dekorationen bestehen aus Stickereien mit Gold- und Silberfäden sowie aus Palietten. Es ist so gearbeitet, das auch die Ohren von der Decke umgeben sind. Als Dekorationen sind die Abbilder von Pflanzen, Ranken, Blüten und blattförmiger anderer Darstellungen in unterschiedlicher Größe und Form. Manche der Blätter sind wie Halbmonde oder Füllhörner gestaltet und zusammen mit anderen Blumen und Blüten in dominierender Größe abgebildet und fast auf allen Einzelteilen der Prunkschabracke gleich.

Die Rüstung und die Prunkschabracke werden heute in den Livrüstkammaren (Leibrüstkammern) in Stockholm aufbewahrt[4].

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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