Techniken geistiger Arbeit

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Techniken geistiger Arbeit sind Verfahren und Methoden, die den Menschen bei der Bewältigung ihrer Arbeit in der Schule, im Unternehmen, in der Hochschule und in anderen Institutionen helfen sollen. Die Arbeit des Menschen wurde in der Literatur vielfältig definiert[1] und umfasst nach landläufig weitverbreiteten Auffassungen im Wesentlichen Erwerbstätigkeiten zur Erzielung von Einkommen. Darüber hinausgehend ist „geistige Arbeit“ aber auch jede bewusste, zweckgebundene und zielgerichtete Tätigkeit, die sich in allen Lebensbereichen von rein körperlicher Arbeit unterscheidet.[2] Folgende „Techniken der geistigen Arbeit“ sind zu unterscheiden [3]:

Lerntechniken[Bearbeiten]

Um erfolgreich Lernen zu können, bedienen wir uns verschiedener Lerntechniken. Um zu Lernen gibt es viele Gründe, z. B. immaterielle Lerngründe wie Selbstverwirklichung, Persönlichkeitsentwicklung, Hoffnung auf Erfolg, Angst vor Strafe, de:Neugier bzw. Einsicht und materiell bedingte Gründe, z. B. mehr Geld zu verdienen oder in der Hierarchie einer Organisation aufzusteigen. Als Lerntechniken gelten:

• Das schöpferische Denken als Form des Gewinnens und der Nutzung von bestimmten Erkenntnissen. Bei der Anwendung dieser Lerntechnik werden Wahrnehmungen, Vorstellungen, Erlebnisse und Erinnerungen so in Beziehung zueinander gebracht, dass geistige Probleme und auch Lebenssituationen erfolgreich gelöst werden können. Uns Menschen werden meist mehr die Endprodukte des Denkens bewusst, aber weniger die damit verbundenen Denkprozesse.

• Das erfolgreiche Lesen als eine Art der Wahrnehmung über die Augen, die aus der gesicherten Aufnahme und dem richtigen Verständnis von Texten besteht. Es gilt neben dem Schreiben und Rechnen als wichtigste Kulturfertigkeit. Erfolgreiches Lesen wird durch eigenständiges Aufnehmen schriftlicher Informationen gelernt. Die praktische Anwendung der jeweiligen Lesetechnik hängt direkt von der Art aufzunehmender schriftlicher Texte ab:

- Dringliche Texte sind dynamisch zu lesen.[4], z. B. Betriebsberichte

- Überschaubare Texte werden diagonal gelesen, z. B. Zeitungsannoncen.

- Wissenschaftliche Texte sind studierend zu lesen, z. B. Lehrbücher.

- Dichterwerke werden erlebend gelesen, d. h. „mit Leib und Seele“, wie beispielsweise Goethes Faust.

• Das aktive Zuhören ist eine Art der intensiven Wahrnehmung über die Ohren, die einer Lernperson die Aufnahme und Verarbeitung mündlicher Informationen ermöglicht, um entsprechend reagieren zu können. Die Zuhörtechnik des aktiven Zuhörens bildet die Grundlage aller Kommunikation. Durch sie wird zwischen Partnern eine Verbindung hergestellt und es entsteht so etwas wie Gemeinsamkeit zwischen ihnen.[5] Ist der gewollte Prozess des Zuhörens gestört, dann sollte von dem Betroffenen ein Verhaltenstraining erwogen werden[6].

• Das erfolgreiche Schreiben von Büchern und Artikeln ist einfacher als man gemeinhin annimmt und kann durchaus trainiert werden[7]. Die erfolgreiche schriftstellerische Tätigkeit ist allerdings sehr zeitaufwendig und erfordert von den Betroffenen sehr hohes Engagement. Die Inhalte von Veröffentlichungen werden entweder praxisnah (klar und für jeden verständlich) oder wissenschaftlich und damit für die Allgemeinheit weniger verständlich geschrieben

• Das produktive Handeln ist eine Lerntechnik, bei der wir unser Verhalten dadurch verbessern, dass wir im praktischen Leben auf jene Aspekte besonders achten, die produktiv handelnde Menschen besser bewältigen als wir selbst. Der produktiv handelnde Menschentyp liest weniger gern in Büchern, sondern er zieht das konkrete Tun vor, z. B. Handeln, Basteln, Schnitzen, Formen und Malen[8].

Lehrtechniken[Bearbeiten]

Lehrtechniken sind Verfahren und Methoden, die von Lehrkräften im Unterricht bzw. in Vorlesungen zur Vermittlung des Lehrstoffes eingesetzt werden. Wir können unsere Lehrtechniken vor allem dadurch verbessern, indem wir auf Gegebenheiten achten, die andere Menschen beim Lehren besser bewältigen als wir selbst[9]. Als Lehrtechniken gelten:

• Die Visualisierungstechnik als Methode des bildhaften Darstellens und Sichtbarmachens von Sachzusammenhängen. Weil eine einleuchtende visuelle Darstellung viel mehr als tausend Worte sagt[10], gliedern gute Lehrkräfte in ihren Vortrag bildhafte Darstellungen ein.

• Die Präsentationstechnik als Verfahren der effektiven Darbietung von strukturierten Sachzusammenhängen in Organisationen. Weil sich gute Ideen in den seltensten Fällen von ganz allein verkaufen, ist es heute mehr denn je notwendig, die Lehrinhalte anderen Menschen in zweckentsprechender Weise vor Augen zu führen.[11] Deshalb bedienen sich Lehrkräfte der Präsenationstechniken.

• Die Unterrichtstechniken als Methoden der zweckmäßigen Gestaltung des Lehr- und Lernprozesses[12]. Diese Techniken zeigen auf, wie Kenntnisse und Fertigkeiten bzw. Fähigkeiten und Handlungsweisen durch Lehrpersonal effektiv zu vermitteln sind.[13]

• Die Redetechniken als Verfahren zweckmäßiger Rhetorik. Die Aufgabe einer Rede besteht darin, die Zuhörer von den Aussagen des Redners zu überzeugen oder zu bestimmten Handlungen zu bewegen. Was machen gute Redner anders? Sie formulieren z.B. vor einer Rede klare Erwartungshaltungen bzw. Redeziele und halten an diesen konseqauent fest. Gute Redner stellen an sich selbst höhere Anforderungen als an ihre Hörer. Sie sorgen für eine harmonische Atmosphäre und behandeln jeden Hörer mit Anstand und Achtung. Sie nutzen immer wieder die Macht des Lobes und hinterlassen vor allem ein pädagogisches Vermächtnis, das weit über ihre aktive Rednerzeit hinausreicht.[14]. Das erfolgreiche Vortragen lässt sich durchaus lernen[15]

Kreativitätstechniken[Bearbeiten]

Die Kreativitätstechniken sind definierte Wege, Methoden und Verfahren, die Menschen Unterstützung geben, welche in Organisationen knifflige Probleme zu lösen haben[16]. Diese werden werden auch Problemlösungstechniken genannt und grenzen sich von Organisationstechniken ab. Dabei stehen Problemlösen und logisches Denken in einem engen Beziehungszusammenhang.[17] Als solche Techniken gelten beispielsweise Brainstorming, Methode 635, Synektik und Morphologie.

Praktische Arbeitstechniken[Bearbeiten]

Die praktischen Arbeitstechniken unterstützen die Menschen bei ihrer Tätigkeit in Organisationen. Es stellt sich beispielsweise die Frage, wie der Mensch seine Arbeiten mit der richtigen Arbeitstechnik [18] praktisch so bewältigen kann, dass genügend Zeit für die planvolle geistige Arbeit übrig bleibt.[19] Als solche Arbeitstechniken sind zu nennen:

• Das Zeitmanagement als die konsequente und zielorientierte Anwendung praktischer Arbeitstechnik, um sich selbst so zu führen und die eigenen Bedingungen so zu organisieren, dass die bei der Arbeit zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll genutzt wird[20].

• Die Anti-Stress-Technik als Methode der gezielten Selbstentspannung, beispielsweise durch Yoga, Meditation und Autogenes Training. Um dem Stress in Organisationen entgegenzuwirken, wird der Mensch versuchen, seinen Körper zur Ruhe und Entspamnnung zu bringen.[21]

• Die Prüfungstechniken zur Bewältigung von mündlichen und schriftlichen Prüfungen als praktische Situationen, in denen Fähigkeiten, Wissen und Können von Prüflingen durch Prüfer Bewertungen unterzogen werden. Das beste Mittel gegen Prüfungsangst sind beispielsweise eine gute Vorbereitung und eine gründliche Planung der Prüfungsinhalte, was allerdings mit einem hohen Maß an geistiger Arbeit verbunden ist.

Wissenschaftliche Arbeitstechniken[Bearbeiten]

Die Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten (z. B. Seminar-, Bachelor-, Master-, Diplom- bzw. Doktorarbeit[22] ist über das Bewältigen von Klausuren hinaus ein wesentlicher Bestandteil der vom Studierenden in einer Hochschule zu erbringenden Prüfungsleistung. Eine wissenschaftliche Arbeit ist nicht nur darauf ausgerichtet, reines Faktenwissen zu erbringen, sondern es wird auch verlangt, dass bestimmte Tatbestände anwendungs- und problemorientiert verarbeitet werden. Die Hochschule möchte von einem Studierenden die Fähigkeit gezeigt sehen, dass er unter Einhaltung einer Bearbeitungszeit zur Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit befähigt ist.[23] Dabei soll er anhand der Anwendung von Arbeitstechniken (z. B. Arbeitsplanung, -realisieurung und -kontrolle, Gliederungs- und Zitiertechniken, Literaturverzeichnis) nachweisen, dass er ziel- und problemorientiert, strukturiert und präzise sowie hypothesengeleitet wissenschaftliche Leistungen erbringen kann.[24]

Literatur[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. de:Lutz von Rosenstiel: Grundlagen der Organisationspsychologie, 6. Aufl., Stuttgart 2007, S. 53 ff.
  2. Dieter Späth, Martin Braun, Petra Grunewald: Gesundheits- und leistungsfördernde Gestaltung geistiger Arbeit, Bielefeld 2004, S. 30 ff.
  3. Horst Joachim Rahn: Techniken geistiger Arbeit, Hamburg 2011
  4. Ernst Ott: Optimales Lesen, Berlin 2002; Tom Werneck, Frank Ullmann: Dynamisches Lesen, 3. Aufl., München 1989
  5. Francesco Torralba: Die Kunst des Zuhörens, München 2007
  6. Horst Joachim Rahn: Techniken geistiger Arbeit...a.a.O., Kap. 2.4.2
  7. Ebenda, Kap. 2.7
  8. Zamyat M. Klein: Kreative Geister wecken, 3. Aufl., Bonn 2010, S. 327
  9. Reiner M. Michel: Rhetorik und Präsentation, Heidelberg 2000, S. 7
  10. Josef W. Seifert: Visualisieren, Präsentieren, Moderieren, 26. Aufl., Offenbach 2009, S. 11
  11. Josef W. Seifert: Ebenda, S. 49
  12. Heinz Klippert: Methodentraining, 12. Aufl., Weinheim/Basel 2002
  13. Hilbert Meyer: Unterrichtsmethoden, Band 2, 12. Aufl., Berlin 2003
  14. Horst Joachim Rahn: Rhetorik und Präsentation, 2. Aufl., Hamburg 2010, S. 7-54
  15. Gerd Ammelburg: Sprechen, Reden, Überzeugen, München 1976, S. 9
  16. Karsten Noack: Kreativitätstechniken, Berlin 2005
  17. de:Karl Popper: Alles Leben ist Problemlösen, 14. Aufl., München 2010
  18. Hardy Wagner: Persönliche Arbeitstechniken: Grundlagen und Methoden erfolgreichen Selbst-Managements, 4. Aufl., Speyer 1992, S. 4 ff.
  19. Reinhard Höhn: Die Technik der geistigen Arbeit, 3. Aufl., Bad Harzburg 1985, S. 3
  20. Lothar J. Seiwert: Mehr Zeit für das Wesentliche, 14. Aufl., Landsberg/Lech 1992, S. 14
  21. Ekkehard Crisand, Ursula Lyon, Gerald Schinagl: Anti-Stress-Training, 4. Aufl., Frankfurt/Main 2004
  22. Manuel R. Theisen: Wissenschaftliches Arbeiten, 14. Aufl., München 2008, S. 8ff)
  23. Hans Corsten, Joachim Deppe: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, 3. Aufl., München 2008, S.2
  24. Alfred Brink: Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, 3. Aufl., München/Wien 2007, ISBN 9783658025106


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