Systemisches Innovationsmanagement

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Systemisches Innovationsmanagement ist eine Managementmethode, die das Entstehen von Innovationen unterstützen soll, indem die Komplexität und Unplanbarkeit von Erkenntnisprozessen akzeptiert und dementsprechend gehandelt wird. Basierend auf systemtheoretischen Grundlagen werden mit dieser Managementmethode Innovationsprozesse und die Eckpfeiler einer guten Innovationskultur beschrieben.

Innovationen entstehen emergent in der Wechselwirkung eines komplexen Systems (Anbieter) mit seiner noch komplexeren Umwelt. Dieses Einschwingen komplexer Systeme ist in der Natur allgegenwärtig. Das sich auf diese Art selbstständig einstellende neue Gleichgewicht wird Emergenz genannt. So z. B. auch die Entstehung von neuen Lebensformen oder Verhaltensweisen in der Biologie. Die Blumen und Bienen sind nicht unabhängig voneinander entstanden und haben dann zufällig zusammen gepasst. Sie entstanden vielmehr durch ständiges gegenseitiges Anpassen (Koevolution). Dabei ist es so, dass jedes beteiligte System immer nur sich selbst verändert und niemals ein anderes System zielgerichtet verändern kann. Dieser Vorgang führt dazu, dass nicht der Stärkere überlebt, sondern der Anpassungsfähigere. Es ist eine Erkenntnis, die sich insbesondere durch das Autopoies-Konzept zunehmend in der Welt verbreitet.

Es gibt viele Berufe (Landwirt, Arzt, Lehrer oder Politiker), deren Hauptaufgabe es ist, Emergenzen entstehen zu lassen, die nicht vorhersagbar, geplant und gemanagt werden können. Das, was sie erreichen wollen (viele Äpfel, Gesundheit, Bildung, Wiederwahl), können sie selbst nicht herstellen. Sie wissen nie ganz genau, was sie tun müssen, dass es sicher gelingt. Sie wissen lediglich ziemlich genau, was sie tun müssten, dass es sicher nicht gelingt. Das Wesen solcher Ergebnisse ist, dass sie nicht allein geplant durch Arbeit des Menschen hergestellt werden können, aber sie könnten behindert und zerstört werden. Die Menschen, die sich solcher Aufgaben annehmen, tun viel dafür, dass die gewünschte Emergenz mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit entsteht, indem sie geeignete Rahmenbedingungen dafür schaffen und gleichzeitig unerwünschte Emergenzen stören, verhindern oder zerstören.

Innovationen planmäßig herzustellen ist ebenso unmöglich wie Gesundheit, Bildung, Politik oder einen guten Wein. Management in diesem Kontext muss grundsätzlich anders verstanden werden, als das Management eines Betriebes oder einer Serienproduktion. Management von Innovation kann es eigentlich gar nicht geben. Allerdings ist ein Management möglich, das geeignete Rahmenbedingungen schafft, welche das Entstehen von Innovationen fördern und insbesondere solche Vorgänge unterbinden, welche die Entstehung von Innovationen verhindern. Erfolgreiches Management zur Förderung von Innovationen bedeutet in erster Linie die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, durch die Innovationen entstehen können, und alles zu unterlassen, was die Entstehung von Innovationen stört oder verhindert.

Nützliche und bewährte systemische Methoden und Modelle zeichnen sich durch eine iterative ergebnisoffene Arbeitsweise aus. Sie bauen auf Erkenntnissen aus bewusst generierten Erlebnissen auf, sodass sich die endgültige Lösung ähnlich wie in der Konstruktionslehre in iterativen Abstraktions- und Konkretisierungschritten sukzessive herausbildet. Denken und Handeln in Schleifen ergänzt darin die sonst übliche Linearität der Prozessbeschreibungen. Besonders Methoden wie Agile Developement, Scrum, Design Thinking, Pretotyping, FlowTeam, Lean Startup, Effectuation und InnerInnovation können hier beispielhaft für solche erfolgreiche Arbeitsweisen angeführt werden. Die dazu passenden wissenschaftlichen Theorien sind die des rationalen Konstruktivismus, die Theorie sozialer Systeme, die Kybernetik, Heuristik und Autopoiesis-Konzepte.

Literatur[Bearbeiten]

  • Johannes Müller: Arbeitsmethoden der Technikwissenschaften, Systematik, Heuristik, Kreativität. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1990, ISBN 3-540-51661-1.</ref>
  • Sonja Zillner, Bernhard Krusche: Systemisches Innovationsmanagement: Grundlagen - Strategien - Instrumente. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7910-3198-9.
  • Jens O. Meissner: Einführung in das systemische Innovationsmanagement. Carl-Auer-Systeme-Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-89670-765-9.
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