Stress-Schwitzen

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Stress-Schwitzen ist eine reflexartig auftretende Körperreaktion infolge von emotionalen Auslösern, wie Angst, Freude, Leistungsdruck oder akuter psychosozialer Bedrohung. Es kann prinzipiell am ganzen Körper auftreten, wird aber vor allem an Hand- und Fußflächen, der Stirn und in der Achselregion besonders deutlich.[1][2][3]

Entstehung[Bearbeiten]

Im Unterschied zum thermoregulatorischen Schwitzen (= Schwitzen zum Zwecke der Kühlung) tritt das Stress-Schwitzen schlagartig auf. Stress-Schwitzen entsteht auch unabhängig von der Umgebungstemperatur, z.B. bei Stress-Situationen im Büro, bei „Dates“ oder ähnlichen Situationen.

Stress-Schweiß wird oft auch als „kalter Schweiß“ bezeichnet. Die in der Stressreaktion freigesetzten Hormone Adrenalin und Noradrenalin verengen die Blutgefäße der Haut und sorgen so für eine Umverteilung des Blutes zugunsten der Muskeln. Die verminderte Durchblutung der Haut senkt deren Temperatur und die Verdunstung von Schweiß führt zu einer weiteren Abkühlung. Im Gegensatz dazu wird beim thermoregulatorischen Schwitzen, z.B. bei körperlicher Anstrengung, die Hautdurchblutung gesteigert, um möglichst viel Wärme über die Körperoberfläche abzuführen.

Stress-Schwitzen in der Achselregion[Bearbeiten]

Beim emotionalen Schwitzen in der Achsel sind sowohl ekkrine wie auch sogenannte apokrine Schweißdrüsen beteiligt. Apokrine Schweißdrüsen findet man nur in Verbindung mit Haaren der Achsel- und Genitalregion sowie im Bereich der Brustwarze. Sie spielen eine besondere Bedeutung beim axillären emotionalen Schwitzen.[1][2] Apokrine Drüsen produzieren ein Sekret, dass Lipide und Proteine sowie Substanzen enthält, die von Hautbakterien zu flüchtigen Molekülen verstoffwechselt werden können. Diese nimmt man dann als typisch schweißigen Geruch wahr.[4]

Es wird angenommen, dass solche apokrine Gerüche eine Rolle bei der nonverbalen Kommunikation spielen.[5][6][7] Das zusätzlich von den ekkrinen Schweißdrüsen in der Achsel freigesetzte Wasser fördert die Verteilung des apokrinen Schweißes auf der Haut und auf den Haaren. Dadurch wird die benetzte Oberfläche vergrößert und die Freisetzung der Geruchsstoffe gesteigert.

Die axillären ekkrinen und apokrinen Schweißdrüsen werden bei Stress vom autonomen (also dem nicht willentlich kontrollierbaren) Nervensystem und durch Stress-Hormone im Blut (Adrenalin) zur Sekretion angeregt.[1][2][3][8] Der Nervenimpuls erreicht die Drüsen innerhalb von Sekunden nachdem eine Bedrohung wahrgenommen wurde und löst unmittelbar eine starke Schweißausschüttung aus. Hierbei werden bereits in den ersten Minuten deutlich größere Schweißmengen freigesetzt[9][10] (bis zu 70 mg/min je Achsel) als dies beim eher langsam einsetzenden thermischen Schwitzen der Fall ist[11][12]

Maßnahmen gegen Stress-Schwitzen[Bearbeiten]

Wie oben beschrieben zeichnet sich Stress-Schwitzen durch zwei Hauptmerkmale aus:

  1. Schlagartiges Auftreten in den Achseln, im Gesicht sowie den Hand- und Fußflächen.
  2. Intensiver charakteristischer Schweißgeruch in der Achsel

Ungewollte, starke Schweißabsonderung in den Achseln kann durch Antitranspirantien verhindert werden. Fast alle frei verkäuflichen Antitranspirantien enthalten Aluminiumsalze als Wirkstoffe, wie z.B. Aluminium-Chlorohydrat, Aluminium-Ssesquichlorohydrat oder Aluminium-Zirkonium-Glycinat

Antitranspirantien sorgen lokal begrenzt für eine Verringerung des Schweißaustritts auf die Körperoberfläche, indem sie die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen vorübergehend verengen. Einige Antitranspirant-Produkte wurden sogar speziell auf ihre Wirksamkeit gegen Stress-Schwitzen getestet, in dem unter kontrollierten Stressbedingungen produktbehandelte und unbehandelte Achseln verglichen wurden. Die Art des Aluminiumsalzes, seine Konzentration, der pH-Wert und die weiteren Formelbestandteile eines Produktes bestimmen in entscheidendem Maße seine Wirksamkeit. Effektive Antitranspirantien reduzieren durch folgende Wirkvorgänge gleichzeitig den Achselgeruch:

  1. Bakterienwachstum ist nur bei Feuchtigkeit möglich. Durch die Verringerung der Achselfeuchte wird somit auch das Bakterienwachstum verringert.
  2. Aluminumsalze und niedriger pH-Wert reduzieren ebenfalls das Wachstum von Achselbakterien und verhindern so, dass diese Geruchsmoleküle produzieren.
  3. Feuchtigkeit führt generell zu einer stärkeren Freisetzung von Schlechtgerüchen, weniger Feuchtigkeit bedeutet daher auch weniger Geruchswahrnehmung

Wirksamkeitstests von Produkten gegen Stress-Schwitzen[Bearbeiten]

Nach einer Definition von Cox und MacKay[13] ist Stress ein Wahrnehmungsphänomen, dass aus einem Abgleich zwischen den Anforderungen an eine Person und ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten darauf angemessen zu reagieren besteht. Bei einem Ungleichgewicht resultiert daraus das subjektiven Erleben von Stress und das Auslösen von körperlichen Stressreaktionen.

Um eine Stressreaktion auszulösen, muss man eine Person in eine Situation bringen, die sich durch Neuheit, Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit auszeichnet und der sie sich kurzfristig nicht entziehen kann.[14]

Der “Trier Social Stress Test” (TSST)[15] ist gegenwärtig der Goldstandard um akute Stressreaktionen unter standardisierten und reproduzierbaren Bedingungen zu untersuchen. Dabei wird eine Testperson in ein fiktives Vorstellungsgespräch versetzt. Hierbei muss zunächst in freier Rede über eigene Schwächen referiert werden. Anschließend gilt es Kopfrechenaufgaben zu lösen. Während des gesamten Vorgangs wird die Herzfrequenz aufgezeichnet sowie vor- und nachher der Stresshormonspiegel bestimmt, um den individuellen Grad der Belastung zu dokumentieren. Der gefühlte Stresslevel der Versuchsperson wird zudem mittels psychologischer Fragebögen ermittelt. Die Schweißproduktion und die Geruchsentwicklung wird unter beiden Achseln bestimmt wobei jeweils eine produktbehandelte und eine unbehandelte Seite miteinander verglichen werden. Hieraus lässt sich dann exakt die Wirksamkeit des Produktes bestimmen.

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Chalmers, T.M. and C.A. Keele, The nervous and chemical control of sweating. Br J Dermatol, 1952, 64(2): 43-54. PMID 8502263
  2. 2,0 2,1 2,2 Allen, J.A., D.J. Jenkinson, and I.C. Roddie, The effect of ß-adrenoceptor blockade on human sweating. Br J Pharmacol, 1973, 47(3): 487-497. PMID 4147190
  3. 3,0 3,1 Eisenach, J.H., J.L. Atkinson, and R.D. Fealey, Hyperhidrosis: evolving therapies for a well-established phenomenon. Mayo Clin Proc, 2005, 80(5): 657-666. PMID 15887434
  4. Wilke K, Martin A, Terstegen L, Biel SS. A short history of sweat gland biology. Int J Cosmet Sci. 2007, 29(3): 169-179. PMID 1848934
  5. Kippenberger S, Havlíček J, Bernd A, Thaçi D, Kaufmann R, Meissner M. 'Nosing Around' the human skin: What information is concealed in skin odour? Exp Dermatol. 2012, 21(9):655-659. PMID 22741529
  6. Wyart C, Webster WW, Chen JH, et al. Smelling a single component of male sweat alters levels of cortisol in women. The Journal of Neuroscience, 2007, 27(6): 1261-1265. PMID 17287500
  7. Prehn-Kristensen A, Wiesner C, Bergmann TO, Wolff S, Jansen O, Mehdorn HM, Ferstl R, Pause BM. Induction of empathy by the smell of anxiety. PLoS One. 2009 Jun 24;4(6):e5987. PMID 19551135
  8. www.jblearning.com/samples/0763740411/Ch%202_Seaward_Managing%20Stress_5e.pdf (accessed Oct 10, 2012)
  9. Ikeuchi, K. and Kuno, Y. On the regional differences of the perspiration on the surface of the human body. J. Orient. Med. 1927: 7(67), 106.
  10. Rothman,S., Felsher,Z., Flesch,P., Lerner,A.B., Lorincz,A.L., Pinkus,H., and Wells,G.C., Physiology and biochemistry of the skin, The University of Chicago Press, Chicago, 1961, 741 pp
  11. Weiner,J.S., The regional distribution of sweating, J. Physiol. (Lond.), 1945: 104 32-40.
  12. Kuno,Y., Human perspiration, Charles C Thomas, Springfield, 1956, 416 pp
  13. Cox, T., & Mackay, C. (1976). A psychological model of occupational stress. A paper presented to The Medical Research Council. Mental Health in Industry, London, November.
  14. Hellhammer, D.H., Stone, A. A., Hellhammer, J., & Broderick, J. (2010). Measuring Stress. In George Koob, Michel Le Moal & Richard F Thompson (Eds.), Encyclopedia of Behavioral Neuroscience (Vol. 2, pp. 191-196). Oxford: Academic Press.
  15. Kirschbaum, C., Pirke, K. M., & Hellhammer, D. H., 1993. The 'Trier Social Stress Test'--a tool for investigating psychobiological stress responses in a laboratory setting. Neuropsychobiology 28(1-2), 76-81. PMID 8255414
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