Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus

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Die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus plant und koordiniert in Zusammenarbeit mit dem Interkulturellen Rat die jährlich stattfindenden Internationalen Wochen gegen Rassismus in Deutschland und fördert Modellprojekte zur Überwindung von Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten.

Hintergrund[Bearbeiten]

Am 21. März 1960 erschoss die südafrikanische Polizei im Johannesburger Township Sharpeville 69 friedliche Demonstrierende, die gegen die ungerechten Passgesetze des damaligen Apartheid-Regimes auf die Straße gegangen waren. Diese regelten das „Aufenthaltsrecht“ der schwarzen Südafrikanerinnen und Südafrikaner. Die Anzahl der Schwarzen außerhalb der „homelands“ sollten so auf ein Minimum beschränkt werden, ihre Arbeitskraft aber weiterhin zur Verfügung stehen.

Zur mahnenden Erinnerung an das „Massaker von Sharpeville“ proklamierte die Generalversammlung der Vereinten Nationen in ihrer Resolution 2142 (XXI)[1] vom 26. Oktober 1966 den 21. März als „Internationalen Tag zur Beseitigung von rassistischer Diskriminierung“. 1979 wurde dieser Gedenktag durch die Einladung der Vereinten Nationen an ihre Mitgliedstaaten ergänzt, eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnerinnen und Gegnern sowie Opfern von Rassismus zu organisieren. Der 21. März ist einer der ersten offiziellen und einer der gewichtigsten Gedenktage der Vereinten Nationen. Seit dem Ende des Apartheid-Regimes begeht Südafrika diesen Tag als gesetzlichen Feiertag.

Seit 1994 koordiniert der Interkulturelle Rat die Initiativen und Aktivitäten rund um den 21. März in Deutschland. Auf Grund der Vielzahl der Veranstaltungen und der steigenden Beteiligung wurde im Jahr 2008 der Aktionszeitraum ausgeweitet und von den Internationalen Wochen gegen Rassismus gesprochen. Interessierten wird die Möglichkeit gegeben, unter dem Dach der Kampagne deutliche Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Stiftung[Bearbeiten]

Es ist erforderlich, das ganze Jahr über aktiv gegen Rassismus zu sein. Dazu will die 2014 gegründete Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus beitragen. Neben der Verbreitung, Koordinierung und Nacharbeit der jährlichen Aktionswochen gegen Rassismus will sie Modellprojekte fördern, „die das Ziel haben, zur Überwindung von Antisemitismus, Antiziganismus, antimuslimischem Rassismus oder Rassismus gegenüber Menschen anderer Hautfarbe und Flüchtlinge beizutragen“, wie es in der Satzung heißt.[2]

Aktuelle Studien zeigen eine alarmierende Situation bezüglich der Entwicklung rassistischer Einstellungen in Deutschland. Minderheitengruppen wie Musliminnen und Muslime, Sinti und Roma sowie Asylsuchende erfahren eine besonders hohe Stigmatisierung und Ablehnung. Daher wurden Begegnungsveranstaltungen zur Förderung von Teilhabe und dem Abbau von Vorurteilen initiiert, da Vorurteile und Rassismus in direkten Kontakten am ehesten abgebaut werden.

Zweck und Ziel der Stiftung[Bearbeiten]

Zweck der Stiftung ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens. Die Stiftung verwirklicht ihren Stiftungszweck insbesondere durch die Vorbereitung, Planung, Durchführung, Koordinierung und Nachbereitung von Veranstaltungen zu den jährlichen Aktionswochen gegen Rassismus. Die Stiftung fördert Modellprojekte, die das Ziel haben, zur Überwindung von Antisemitismus, Antiziganismus, antimuslimischem Rassismus oder Rassismus gegenüber Menschen anderer Hautfarbe und Flüchtlinge beizutragen.

Organisation[Bearbeiten]

Die gemeinnützige Stiftung wurde am 6. Mai 2014 unter dem Aktenzeichen I 13-25d 04/11 - (11) - 156- vom Regierungspräsidium Darmstadt als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts anerkannt. Ankerstifter sind der Deutsche Gewerkschaftsbund , die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau , der Förderverein Pro Asyl e. V., der Interkulturelle Rat in Deutschland e. V. und Theo Zwanziger.

Zum Stiftungsrat gehören Theo Zwanziger als Vorsitzender, die Grünen-Abgeordnete Claudia Roth als stellv. Vorsitzende und Giovanni Pollice, Vorsitzender des Vereins „Mach meinen Kumpel nicht an!

Geschäftsführender Vorstand ist Jürgen Micksch vom Interkulturellen Rat, Vorstandssprecherin die Autorin Jagoda Marinić aus Heidelberg.

Zudem ist ein Stiftungsbeirat gegründet worden. Die Einrichtung eines Fördervereins ist geplant. Zu den Modellprojekten „Muslime laden ein“ und „Veranstaltungen zu Antiziganismus“ sind Arbeitskreise gebildet worden.

Die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus hat ihren Sitz in Darmstadt.

Projekte[Bearbeiten]

Die aktuelle „Mitte“-Studie der Universität Leipzig (2014)[3] machte drei Bevölkerungsgruppen aus, die in Deutschland besonders von Stigmatisierung und Diskriminierung betroffen sind: Asylsuchende, Sinti und Roma sowie Muslime.

Muslime laden ein[Bearbeiten]

Eine der Gruppen, die anhaltend von Diskriminierung und Abwertung in Deutschland betroffen ist, sind Musliminnen und Muslime. Dies belegt etwa die Studie des Bertelsmann Religionsmonitors „Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland“ (2015)[4] von Kai Hafez und Sabrina Schmidt. Ein wichtiges Fazit der Studie lautet: „Regelmäßige persönliche Kontakte helfen Vorurteile gegenüber Muslimen abzubauen. […]“.

Im Rahmen des Projekts „Muslime laden ein“ werden Moscheegemeinden dazu angeregt, Nachbarn einzuladen und mit ihnen über die Überwindung von Vorurteilen und Rassismus zu sprechen. Ziel ist es, einen Austausch zwischen Muslimen und Nichtmuslimen herzustellen – sei es in Form von Informationsveranstaltungen zu aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Themen, Workshops, Führungen, Ausstellungen oder anderen Zusammenkünften.

Veranstaltungen mit Flüchtlingen[Bearbeiten]

Mit der erstmals stattfindenden Initiative „Veranstaltungen mit Flüchtlingen“ im März 2015 und der Unterstützung von PRO ASYL sollte die Gelegenheit zu Begegnungen und zum Austausch mit geflüchteten Menschen entstehen. Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, hatten dabei die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kommunen und Städten, Religionsgemeinschaften, Bildungseinrichtungen u.v.a. Veranstaltungen zu organisieren.

Veranstaltungen zu Antiziganismus[Bearbeiten]

Nach dem gleichen Prinzip sind die ersten „Veranstaltungen mit Roma“ im Jahr 2015 gestartet. Hierzu wurde eigens ein Arbeitskreis mit dem Projektnamen „Veranstaltungen zu Antiziganismus“ initiiert.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Resolution 2142: ELIMINATION OF ALL FORMS OF RACIAL DISCRIMINATION, http://daccess-dds-ny.un.org/doc/RESOLUTION/GEN/NR0/004/45/IMG/NR000445.pdf?OpenElement
  2. Satzung der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, http://www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de/wp-content/uploads/Stiftungssatzung_0606142.pdf
  3. Decker, O./Kiess, J./Brähler, E. (2014): Die stabile Mitte Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2014, Die „Mitte“-Studien der Universität Leipzig, Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig (KReDo i.G.), http://research.uni-leipzig.de/kredo/Mitte_Leipzig_Internet.pdf
  4. Hafez, K./Schmidt, S. (2015): Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland, Religionsmonitor – verstehen was verbindet.
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