Spritzenhaus Lösnich

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Die Räumlichkeiten des alten Lösnicher Spritzenhauses im Erdgeschoss der alten Lösnicher Schule von 1839 um 1980.
Die Anordnung des alten Lösnicher Spritzenhauses in der alten Schule von 1839.
Die lokale Situation des alten Spritzenhauses Lösnich in 2011 durch die 1986 erfolgte Integrierung in das neue Bürgerhaus
Das neue Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr Lösnich von 1986 in 2014

Das alte Spritzenhaus in Lösnich im Kreis Bernkastel-Wittlich befand sich im Erdgeschoss des ehemaligen Schulgebäudes von 1839 und war bis 1986 in Benutzung. Bereits beim Umbau der Schule 1873 in eine zweiklassige wird das Spritzenhaus erwähnt. Die Schulsäle befanden sich im ersten Stock, die Hälfte des alten Spritzenhauses wurde vom damaligen Lehrer Hauprich noch als Stall genutzt. [1] Er hielt sich selbst noch eine Kuh und ein Schwein.

Dieses Spritzenhaus wurde erst 1986 durch einen Neubau unweit der alten Schule ersetzt. Die alten Räumlichkeiten beherbergen heute die Küche und einen Abstellraum des 1981 erbauten Bürgerhauses.

Feuerlöschwesen[Bearbeiten]

Das Brandcorps als Vorläufer der Feuerwehr[Bearbeiten]

Die Anfänge der Lösnicher Feuerwehr weisen zurück bis in die Preußische Zeit 1837. Aus einem Schreiben des Königlichen Landrats von Bernkastel an den Bürgermeister von Zeltingen im Jahre 1837 ist zu entnehmen, dass in Lösnich, wie auch in den Nachbargemeinden der Bürgermeisterei Zeltingen ein sogenanntes "Brandcorps" existierte.[2]

Das Brandcorps setzte sich zusammen aus zwei Zügen, dem Feuerlösch- und Rettungszug. Dem gesamten Brandcorps gehörten 46 Personen an. Aufgrund einer neu erlassenen Feuerverordnung vom 2. Juni 1837 waren alle Mitglieder dieses Brandcorps angehalten, beim Einsatz besondere Kennzeichen zu tragen, was darauf hindeutet, dass zu dieser Zeit noch keine einheitliche Uniform getragen wurde.

Dieses Kennzeichen, ein ovales Blech, das mit einem Lederriemen am Arm befestigt wurde, sollte den Namen der Gemeinde tragen. Zur Unterscheidung der beiden Züge des Brandcorps sollte die Farbe der Blechplaketten beim Feuerlöschzug hellblau und beim Rettungszug gelb sein. Vorgesehen für Lösnich waren insgesamt 46 dieser Plaketten. Eine diesbezüglich stattfindende Schöffenversammlung in Zeltingen erkannte die in der neuen Verordnung auferlegten Maßnahmen auch bezüglich der Anschaffung von Löschgerätschaften seitens der Gemeinde als sinnvoll.[2]

Als oberster Chef des Brandcorps der Bürgermeisterei Zeltingen wurde der Bürgermeister in eigener Person eingesetzt. Dieser schlug vor, dass die jeweiligen Orte ihrerseits einen "Chef" oder Spritzenmeister für die"Spritze" stellen sollten, da er im Falle eines Brandes auch einmal verhindert oder nicht rechtzeitig vor Ort sein könne. Spritzenmeister in Lösnich wurde auf Vorschlag vom 12. Januar 1838 Peter Schweisthal und sein Stellvertreter der Schöffe Johann Ortmann.[2] Vorgeschlagen als Rohrführer wurde der Schmied Jakob Schwarz, als Leitermeister Stephan Schömann und als Hackenmeister Bernhard Dambly.

Aufbau der Pflichtfeuerwehr[Bearbeiten]

Aufgrund der Feuerverordnung vom 2. Juni 1837 und einer Verfügung des Königlichen Landrats vom 23. Juni 1837 wurden in den Gemeinden nach und nach diese Brandcorps für die öffentliche Sicherheit zusammengestellt. Dieselben traten später auch als Pflichtfeuerwehren in Erscheinung.Eine weitere Polizeiverodnung betreffend der Errichtung von Feuerwehren vom 1. Juni 1868 weist auf eine Fortsetzung dieser Bestrebungen hin. Beständiger Chef der Feuerwehr war der Bürgermeister selbst.

Sämtliche Wehrmitglieder waren angehalten, pünktlich zu den Übungen zu erscheinen. Das Ausbleiben musste genügend gerechtfertigt werden können, sonst war mit einer Geldbuße von 1 bis 3 Talern oder Gefängnis bis zu 3 Tagen zu rechnen. Wie eine Protokollabgabe des Lösnicher Gemeindevorstehers in der Bürgermeisterei Zeltingen bestätigt, wurde auch nicht gezögert, den angedrohten Maßnahmen Taten folgen zu lassen. Er zeigte an, dass ein Wehrmitglied aus Vergessenheit nicht zur Spritzprobe erschienen sei und deshalb zur Verschärfung seines Gedächtnisses eine kleine Pönitenz (Strafe) angemessen wäre.[2] Immer wieder findet sich bei Übungen der Lösnicher Wehr die tadelose Gebrauchsfähigkeit der Löschgeräte bestätigt. Was des Öfteren Anlass zur Kritik gab, war wohl der fehlende Übungseifer einiger Lösnicher Wehrmänner. Am 4. November 1908 musste Bürgermeister Marx aus Zeltingen wieder einmal zur Anzeige gebracht werden, dass einige Mitglieder nicht zur angesetzten Übung erschienen waren.

Brände[Bearbeiten]

Am 5. Mai 1889 wurde die Schreinerei Jakob Schnepp im Hause 62a von einem Brand heimgesucht. Der Brand konnte jedoch frühzeitig unter Kontrolle gebracht werden.[3] Weitere Brände waren bei Heinrich Ehlen und im Juni 1906 bei Heinrich Franz Schömann mit Verdacht auf Brandstiftung.[3] Ein Kaminbrand in der Wohnung von Johann Stephan Caspary am 17. Februar 1911 wurde auf die angeblich mangelhafte Reinigung des Kamins durch den Schornsteinfeger zurückgeführt.[3]

Ein Großfeuer in Zeltingen am 2. August 1921 sorgte auf ganz eigene Weise für öffentlichen Aufruhr. Einem Zeitungsbericht zufolge hatten mehrere Wehren Hilfe geleistet, doch wurde dem Umstand besondere Beachtung beigemessen, dass während den Löscharbeiten der übermäßige Genuss von Wein zu undiszipliniertem Verhalten zwischen den Wehren geführt hätte. Der Bürgermeister von Zeltingen dementierte scharf diesen Zeitungsbericht, räumte aber gleichzeitig ein, dass es in der Moselgegend schwierig sei, den Genuss von Wein bei der großen Hitze während der Löscharbeiten zu verhindern.[3]

Ausstattung und Ausbildung[Bearbeiten]

Um die Feuerwehren in einem guten Ausbildungszustand zu halten, wurden laut Feuerpolizeiverodnung vom 30. November 1906 jährlich drei regelmäßige und eine unregelmäßige Übung vorgeschrieben. Dabei war die Funktionstüchtigkeit der Spritze zu erproben und der Zustand aller anderen notwendigen Gerätschaften zu prüfen. Die Übungen in Lösnich wurden regelmäßig dem Zeltinger Bürgermeister angezeigt, mit dem Hinweis, dass sich die Spritze und die übrigen Gerätschaften in einem tadelosen Zustand befänden. Im Juni des Jahres 1900 inspizierte der Feuerlösch-Revisor Klein das Feuerlöschwesen in Lösnich und fand folgende Gerätschaften vor:

  • eine alte, noch brauchbare Druckspritze
  • (130 mm Zylinderweite) mit festem Schwanenhals
  • 40 m Schlauch
  • 4 Leitern
  • 12 Tragebütten und eine Anzahl Eimer

Herr Klein ordnete daraufhin an, zusätzlich 20 m Schlauch zu beschaffen, den Schwanenhals der Spritze zu beseitigen und an den Rohrstutzen ein Gewinde für eine zweite Schlauchleitung anzubringen.

Nach der neuen Feuer-Polizei-Verordnung von 1906 mußte auch eine Gespann- und Wagenrolle aufgestellt werden. In dieser Liste wurden alle namentlich aufgeführt, die im jährlichen Rhythmus im Falle eines Brandes ihr Gespann für Transportzwecke zur Verfügung zu stellen hatten. Im Jahre 1909 war beispielsweise das Gespann von Stephan Ehlen für die Gemeinde Lösnich eingeteilt.

Weitere Angaben über die Ausrüstung der Pflichtfeuerwehr in Lösnich finden sich in einem Fragebogen der Feuerversicherunganstalt der Rheinprovinz vom Juni des Jahres 1932.[4] Im Fragebogen wurde angegeben, dass in Lösnich bereits seit 40 Jahren eine Pflichtfeuerwehr existiere und die Wehr zu diesem Zeitpunkt 115 Mann stark sei zuzüglich zwei Feuerwehrelektrikern. Bereits seit 1914 war Lösnich an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen.[5] Als Ausrüstungsgegenstände wurden im Einzelnen genannt:

  • Eine Spritze, ein Gerätewagen Marke König aus Köln, angeschafft im Jahre 1927
  • 48 m Schlauch
  • 12 Schlauchhaspeln
  • 4 Stahlrohre(1/2")
  • 5 Brandhaken

Die Löschgeräte waren untergebracht im Erdgeschoss des Schulhauses. Zur Frage der Wasserversorgung wurde darauf hingewiesen, dass diese durch die Existenz der Wasserleitung mit ihren zwei Hochbehältern und den insgesamt 23 Hydranten im Ortsgebiet gewährleistet sei und ein 150 Liter fassender Wasserkarren zur Verfügung stehe, der mit Eimern befüllt werden könne. Der Bau der Wasserleitung und der Hochbehälter war bereits 1928 erfolgt.[6]

Freiwillige Feuerwehr[Bearbeiten]

Aufgrund eines Erlasses vom Minister der Inneren vom 5. Januar 1934 wurde auch die Lösnicher Pflichtfeuerwehr durch eine "Freiwillige Feuerwehr" abgelöst.[2] In allen Gemeinden waren auf öffentlich rechtlicher Grundlage unverzüglich diese Freiwilligen Wehren aufzustellen.

Der Bürgermeister von Zeltingen gab am 10. Februar 1934 bekannt, dass am Tag zuvor in Zeltingen die Gründung der Gesamtfeuerwehr des Amtes Zeltingen stattgefunden habe. Die Gesamtstärke der zwei Züge in Zeltingen, in Rachtig und des Zuges in Wolf wurde mit 175 Mann angegeben. Besonders wurde auch darauf hingewiesen, dass in Erden, wie auch in Lösnich die Möglichkeit zur Bildung von Halbzügen bestehe und verhandelt worden sei.

Verbesserung der Ausstattung[Bearbeiten]

Feuerwehrfahrzeug TSA-lg Baujahr 1953 der Lösnicher Feuerwehr. Heute nicht mehr in Betrieb.
Die in dörflicher Umgebung typische Traktoren-Anhängerkupplung am TSA-lg von 1953.

Am 6. Dezember des Jahres 1934 wird Winzer Otto Ehlen zum Brandmeister in Lösnich ernannt. Der Halbzug VII Lösnich, so die offizielle Bezeichnung, hatte die Stärke von 30 Mann und einem Führer. Otto Ehlen stellte am 22. Februar 1935 einen Kostenvoranschlag über 2300 RM zur Ausrüstung der Feuerwehr auf zur Anschaffung von Uniformen, Fangleinen, Steigergurten und Steigerleitern. Im Oktober 1935 gemäß einem Beihilfeantrag der Feuerwehr an Ausrüstungsgegenständen vorhanden:[2]

  • eine Handdruckspritze
  • ein Gerätewagen
  • drei Standrohre
  • zwei Hakenleitern
  • Steigerleinen
  • 290 m Schlauch

Zusätzlich wurden beschafft:

  • Uniformstoffe und Zutaten von Weißkopf in Lösnich
  • 25 Koppel von Löwen in Bernkastel
  • 6 Steigerleinen aus Koblenz
  • 6 Eimer von Matthias Braun aus Lösnich
  • 6 Stahlhelme und 2 Steigerbeile aus Mainz
  • ein Seitengewehr aus Aachen und
  • 25 Mützen von Nikolaus Rau aus Bernkastel

Die Besichtigung der Lösnicher Wehrabteilung durch den Kreiswehrführer Oberhoffer von Bernkastel am 22. März 1938 bestätigte wieder einmal den guten Zustand der Lösnicher Wehr. Besondere Beachtung fanden dabei die vorbildlich geputzten Geräte.[7] Empfohlen wurde die Anschaffung einer Handfahrdeichsel für die Spritze. Unangenehm fiel auf, dass das Spritzenhaus anscheinend als Unterstellraum für alle möglichen Gemeindegeräte genutzt wurde, wie Blechkannen und alte Eisenteile. Der Gemeindevorsteher wurde zur Abhilfe aufgefordert.

In den 1950er Jahren wurde ein damals moderner Tragkraftspritzenanhänger des Typs TSA-lg zum Transport der Tragkraftspritze und der dazugehörigen Schläuche angeschafft. Das von der Klöckner-Humboldt-Deutz AG im Werk Ulm hergestellte Fahrzeug Baujahr 1953 hatte eine Nutzlast von 510 kg bei einem Eigengewicht von 375 kg.[8] Typisch in ländlichen Gebieten war zu dieser Zeit die Deichsel mit Anhängerkupplung für Traktoren. Am Heck des Fahrzeug befindet sich die Aufschrift MAGIRUS. Das Fahrzeug wurde mittlerweile außer Betrieb genommen.

Zusammenschluss der Wehren Lösnich und Erden[Bearbeiten]

Aus der seit 2010 bestehenden „Ausrückegemeinschaft“ der beiden Feuerwehren Erden und Lösnich bildete sich im Juli 2013 die Freiwillige Feuerwehr Erden-Lösnich. Sie besteht aus 35 Männern und Frauen. Die bereits 2011 gegründete Jugendfeuerwehr Erden-Lösnich zählt 15 Aktive.[9]

Quellen[Bearbeiten]

  • Landeshauptarchiv Koblenz, 56068 Koblenz, Karmeliterstraße 1/3, (siehe Einzelnachweise)

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. LHA Koblenz, Best. 645, 123, Nr. 425
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 1 LHA Koblenz, 655,123, Nr. 239 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „“LHA“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 LHA Koblenz, Abt. 655, 123, Nr. 892
  4. LHA Koblenz, Abt. 655, 123, Nr. 1198
  5. LHA Kobl. Abt. 655, 123, Nr. 772
  6. LHA Kobl., Abt. 655,123, Nr. 598
  7. LHA Koblenz, Abt. 655, 123, Nr. 232
  8. Typenschild am Fahrzeug selbst
  9. Facebook Seite Freiwillige Feuerwehr Erden-Lösnich, 2014

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