Soziale Ökonomie

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Die Soziale Ökonomie ist eine Schweizer Non-Profit-Organisation mit Sitz in Basel, die sich für eine solidarische Ökonomie und ökologische Nachhaltigkeit einsetzt. Ihr Ziel ist die Stärkung bzw. Wiederherstellung der lokalen, wirtschaftlichen Reproduktionsfähigkeit und damit die Förderung der regionalen Wirtschaft.

Die Organisation besteht aus dem „Förderverein Soziale Ökonomie“ und der „Genossenschaft Netz Soziale Ökonomie“. Präsident von Verein und Genossenschaft ist der Ökonom und Soziologe Isidor Wallimann. Die Aufgaben des Vereins umfassen in erster Linie Bereiche der Beratung, Bildung, Consulting und Öffentlichkeitsarbeit im In- und Ausland. Die Hauptaufgabe der Genossenschaft Netz ist die Vernetzung und Gründung von lokalen Betrieben und Organisationen, die sich im kulturellen, sozialen, ökologischen oder ökonomischen Bereich engagieren und sich für eine nachhaltige Wirtschaftweise einsetzen.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Organisation Soziale Ökonomie ging aus der sogenannten „Interessengemeinschaft Soziale Ökonomie“ hervor, die um 1992 von Isidor Wallimann initiiert wurde. Bei der Interessengemeinschaft handelte es sich um einen inoffiziellen Diskussionskreis, an dem sich zahlreiche politische Aktivisten und Intellektuelle aber auch nationale Hilfswerke, die schweizerischen Sozialdienste (u.a. Arbeitslosen- und Sozialhilfe) sowie Personen aus den Bereichen Umweltpolitik, Ökologie, Ökonomie oder Soziologie beteiligten. Zweck der Vereinigung war die Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit, die sich seit Anfang der 1990er Jahre in der Schweiz zusehends ausbreiteten. Um die Ideen der Sozialen Ökonomie auch politisch durchsetzen zu können, wurde 1996 von Isidor Wallimann und Hans-Georg Heimann, Gründer der „Interprofessionellen Gewerkschaft Arbeit“ (IGA), der „Förderverein Soziale Ökonomie“ gegründet.

Aufgrund einer Anfang der 1990er Jahre einsetzenden Wirtschaftskrise und Zunahme sozialpolitischer Probleme entschied auch die ehemalige Schweizer Bundesrätin Ruth Dreifuss zur Unterstützung der Betroffenen einen Armutsfonds einzurichten. Anlässlich des „Internationalen Jahres zur Überwindung der Armut“ (1996) stellte das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) einen Fonds zur Verfügung, um Projekte zu fördern, welche die Bekämpfung der zunehmenden Armut und die Verbesserung der sozialen Integration zum Ziel hatten. Die vom Förderverein Soziale Ökonomie eingereichte Projektidee „Netzwerk Zukunft“, die später umbenannt und heute den Namen „Genossenschaft Netz Soziale Ökonomie“ trägt, wurde ebenfalls prämiert (1997). Offiziell gegründet wurde die Genossenschaft Netz 1998.

Leitbild und Leitbilder[Bearbeiten]

Die Soziale Ökonomie versteht sich nicht nur als eine soziale Bewegung sondern auch als ein Modell der wirtschaftlichen und sozialen Existenzsicherung. Dazu orientiert sie sich an den wesentlichen Bedürfnissen und Bedingungen von Mensch und Natur. Sie entwickelt auf lokaler Ebene basisdemokratisch ausgerichtete Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensformen, die geeignet sind, Existenzchancen, Lebensgrundlagen und Lebensqualität langfristig und unabhängig von international mobilem Kapital zu sichern. Ausserdem orientiert sie sich an den Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit. In ihrem Fokus steht die Gemeinschaftsbildung und genossenschaftliche Selbstverwaltung. Verein wie auch Genossenschaft werden nach basisdemokratischen Prinzipien geführt. Jedes Mitglied besitzt bei Abstimmungen oder Entscheidungen eine Stimme.

Das Leitbild wie auch die Konzepte der Sozialen Ökonomie bauen insbesondere auf den Lehren von Pierre-Joseph Proudhon und Pjotr Alexejewitsch Kropotkin sowie Robert Owen auf, der als „Vater des Genossenschaftswesens“ gilt. Als weitere Inspirationen sind die Schweizer Arbeiterbewegungen des 19. Jahrhunderts sowie die modernen sozialen Bewegungen zu nennen, die in der Schweiz zwischen den 1960er und 1980er Jahren in grosser Zahl in Erscheinung traten. Besonders ihre Idee vom Aufbau selbstverwaltender, genossenschaftlicher Betriebe und Organisationen aber auch ihre Grundsätze des alternativen und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens prägten die Initianten.

Projekte (Auswahl)[Bearbeiten]

2001 wurde von der Sozialen Ökonomie eine Komplementärwährung unter dem Namen „BonNetzBon“ initiiert. Seit 2005 handelt es sich dabei um eine konvertierbare Währung, die auch für Nichtmitglieder zugänglich ist. 2015 wurde der Name in „NetzBon“ umgeändert. Die Alternativwährung wird in über 130 Unternehmen als Zahlungsmittel akzeptiert (Stand 2016).[1]

2010 gründete die Soziale Ökonomie das „Urban AgriCulture Netz Basel“ (UANB). UANB ist die erste Schweizer Organisation, die sich für eine Stadt mit Landwirtschaft einsetzt und über 40 Projekte unter einem Dach vernetzt. Dabei werden die Bestrebungen nach einer ökologischen Nachhaltigkeit und Nahrungssouveränität miteinander verknüpft.[2]

Seit 2013 arbeitet die Soziale Ökonomie gemeinsam mit der NGO „Zivica“ (Slowakei) an der Etablierung einer Alternativwährung und des Konzepts „Urban AgriCulture“ in Bratislava und Zvolen. Das Projekt findet im Rahmen eines Programms zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Ost- und Westeuropa statt und wird von der Schweizer Regierung unterstützt. Das Projekt konnte 2015 erfolgreich abgeschlossen werden.[3]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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