Seipp Wohnen

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Seipp Wohnen GmbH
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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1902
Sitz Waldshut-Tiengen
Leitung Geschäftsführer: Claus Seipp, Volker Seipp, Jochen Seipp und Martin Seipp
Mitarbeiter 130
Branche Möbel Einzelhandel
Website www.seipp.com
Stand: Juni 2016 Vorlage:Infobox Unternehmen/Wartung/Stand 2016
Ausstellungshaus und Verwaltung in Tiengen

Das Einrichtungshaus Seipp Wohnen GmbH ist ein mittelständisches, 1902 gegründetes Einzelhandelsunternehmen mit zwei Häusern (Ausstellungen) in Waldshut-Tiengen, im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg. Der Sitz des Familienunternehmens ist Tiengen.

Geschichte[Bearbeiten]

Das Stammhaus in Hessen
Das erste Ausstellungshaus 1954 in Horheim, Landkreis Waldshut

Der Sattlermeister Carl Seipp, der Begründer der Familienunternehmung absolvierte seine Lehr- und Gesellenjahre in Gießen. In seiner Polsterei und Sattlerei in Lollar (Hessen) richtete er 1902 seine Werkstatt im Hinterhaus ein und befasste sich von Anfang an neben Reparaturen mit eigenen Werkstücken, die er im Laden ausstellte.

„Ein wichtiges Standbein war früher das Pferdegeschirr, vom Kummet bis zu den verschiedensten Lederriemen, aber auch Treibriemen für Transmissionen [...]. In der Polsterei wurden Sofas und Sessel von Hand hergestellt, in die entsprechenden Holzgestelle wurde von Hand der Federkern in der Sitzfläche aufgebaut und dann mit Naturmaterialien abdeckt und gepolstert. Das Rosshaar war ein wichtiges Rohmaterial. Aus Rosshaar und Kapok wurden auch Matratzen hergestellt.“

Seipp-Familienchronik, Archiv Seipp Wohnen.

Nach seinem Umzug nach Baden eröffnet Carl Seipp 1930 in Singen am Hohentwiel ein Möbelhaus. Der zweitgeborene Sohn von Carl Seipp, Erich, machte eine kaufmännische Lehre in einer „Gemeinnützigen Möbelversorgungs-GmbH“ in Frankfurt. 1933 übernahm Erich Seipp das Geschäft.

„Im Juni 1939 heiratete Erich Seipp Rosemarie Wegmann, aber bereits am 01.12.1939 erfolgte der Einzug zur Wehrmacht, wobei seine junge Frau den Betrieb noch einige Zeit bis kurz vor Kriegsende aufrechterhalten hat. Nach dem Krieg und der Heimkehr aus der Gefangenschaft wurden die alten Verbindungen zu den früheren Lieferanten in Horheim im Kreis Waldshut wieder aufgenommen.“[1]

In Horheim, heute Ortsteil der Gemeinde Wutöschingen, eröffnete Erich Seipp 1950 seine „Möbelhalle“. Die Familie Seipp konnte die Zeit des deutschen „Wirtschaftswunders“ in den 1950er- und 1960er-Jahren nutzen und ihr Unternehmen damals rasch und später kontinuierlich vergrößern.

Aus dem dörflichen Horheim konnten 1956 Ausstellungsräume in das erste Obergeschoss eines Hauses nach Waldshut verlegt werden. 1961 wurde in der Kreishauptstadt das eigene, heutige Gebäude erworben. 1974 folgte die Erweiterung des Geschäfts durch einen Neubau mit dem zentralen Hochregallager im zehn Kilometer entfernten Tiengen. Dort konnte auch ein Fuhrpark angelegt und damit der Lieferradius vergrößert und vor allem die Schweiz einbezogen werden. 1975 übergab Erich Seipp den Betrieb an seine vier Söhne und seitdem wurden alle Generationen an der Geschäftsführung beteiligt. Seipp Wohnen ist seit 1981 eine GmbH. Nach einem Umbau wurde das Einrichtungshaus in Waldshut 2015 neu eröffnet.

Unternehmensstruktur[Bearbeiten]

Geschäftsführer heute sind Claus Seipp, Volker Seipp, Jochen Seipp und Martin Seipp. Die Firma beschäftigt 130 Mitarbeiter.

Der Fuhrpark 2016 besteht aus LKWs der Euro-Norm 5 und 6

Das Einrichtungshaus in Waldshut (1900 m²) präsentiert verschiedenartige Einrichtungslösungen und Objekte der Designgeschichte. Das Haus in Tiengen ergänzt mit 6.000 m² die Ausstellung in Waldshut und umfasst auch das mittlere Preissegment im Wohnbereich sowie Einrichtungen für Geschäftsräume. In Tiengen befinden sich die Verwaltung, zwei Werkstätten und das Hochregallager. Untergebracht ist hier auch der Fuhrpark des Unternehmens.

Der Neubau in Tiengen im Jahr 1977

Umfeld[Bearbeiten]

Einrichtungshaus in Waldshut

Seipp Wohnen befindet sich im Südschwarzwald nahe der Schweizer Grenze in einem auf der deutschen Seite des Hochrheins ländlichem, gering besiedelten Bereich. In der Schweiz ist Zürich ca. 40 Kilometer entfernt.

Sortiment[Bearbeiten]

Nach der Neugestaltung 2005 hat das Unternehmen „die Möbelpräsentation stark nach Themen und Wohnstilen ausgerichtet, vom Bereich Kindermöbel, über Küchen, Büroeinrichtungen, Terrassenmöbel bis hin zur Einrichtung im Stil der klassischen Moderne und zu einer neuen Abteilung ‚für die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung‘. [...] Darüber hinaus will sich Seipp Wohnen in der Zukunft auch stärker als Leuchtenhaus in der Region positionieren.“[2]

Designgeschichte[Bearbeiten]

Ein Design-Klassiker als Skulptur (LC2)

Seipp Wohnen erwarb sich durch die Präsenz von Produkten der Designgeschichte („von Klassikern aus zwei Jahrhunderten“) sowie zeitgenössischen Entwürfen und den Beziehungen zu Künstlern und Designern Kompetenz im Bereich der hochwertigen Innenausstattung. Die Betonskulptur eines Klassikers der Möbeldesign-Geschichte – der Sessel LC 2 von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand aus dem Jahre 1928 (als Skulptur von Stefan Zwicky mit Namen „grand confort, sans confort, dommage à corbu“) – befindet sich vor dem Einrichtungshaus in Waldshut.

Die Geschäftsführung wendet Zeit- und auch Finanzaufwand zur Information über Plagiate auf – „durch Aufklärung und durch finanzielle Unterstützung der seriösen Hersteller.“[3]

Umwelt-Engagement[Bearbeiten]

Die Firma Seipp Wohnen nahm „1999 europaweit als erstes mittelständisches (Einzelhandels-)Unternehmen an Emas teil“[4] - dem Eco Management and Audit Scheme (Öko-Audit) –, ein von der EU initiiertes Projekt zur Förderung der Selbstverantwortung von Unternehmen und Organisationen im Umweltschutz. Die Mitgliedschaft, die nach der Prüfung durch einen unabhängigen Gutachter alle drei, seit 2011 alle vier Jahre erneuert wird, wurde 2015 zum sechsten Mal erneuert (EMAS IV).

Technik[Bearbeiten]

Im Einrichtungshaus Waldshut wurde 2016 ein Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung eingebaut. Für entsprechend motorisierte Besucher steht kostenlos eine Stromtankstelle zur Verfügung. Auf dem Haus Tiengen wurde 2000 eine Solaranlage installiert. 2012 folgte eine Wärmepumpe.

Kulturelles Engagement[Bearbeiten]

Der neu aufgelegte Sessel LC2 von 1928
Riva-Ausstellung „Tra le briccole di Venezia“ im Kornhauskeller in Waldshut
  • Hommage an LeCorbusier: Zum 50jährigen Jubiläum 1978 wurde der legendäre Sessel LC2 (1928) des französischen Architekten und Designers in einer Neuauflage von Cassina produziert und vom Verband der Creativen Inneneinrichter (CI) im Waldshuter Einrichtungshaus präsentiert.
  • Teilnahme am Sponsoring des Kulturzentrums Schloss Bonndorf des Landkreises Waldshut. Größtes Projekt war die Ausstellung zum Werk von Christo und Jeanne-Claude mit Vortrag von Christo über die Verhüllung des Reichstages in Berlin 1995.
  • Zum 100-jährigen Jubiläum der Firma veranstaltete Seipp Wohnen 2002 die Ausstellung „100 Objekte aus 100 Jahren“, die für jedes Jahr dieses Zeitraums ein Objekt der Designgeschichte zu einem historischen Ereignis in Bezug setzte.[5]
  • In Kooperation mit Vitra in Weil am Rhein organisierte Seipp Wohnen 2010 zur Neueröffnung von Gelände, Werkstätten und dem Vitra Design Museum Besuchertouren. Die Unternehmen verbindet eine langjährige Partnerschaft.
  • Riva-Ausstellung 2011. In der Lagune und den Kanälen von Venedig stehen Eichenpfähle, die als Navigationshilfen für Boote und Gondeln dienen: „Fünf bis zehn Jahre vermögen die Hölzer der Witterung zu trotzen, dann müssen sie ersetzt werden. Der italienische Möbelfabrikant Riva hat dies zum Anlass genommen und neunundzwanzig Designer dazu eingeladen, den ausrangierten Pfählen neues Leben einzuhauchen (unter anderen Matteo Thun, Enzo Mari und Mario Botta).[6] Die Pfähle „erhielten sozusagen ein zweites Leben als Tische, Stühle, Regale und andere Einrichtungsgegenstände.“ Die Ausstellung «Tra le briccole di Venezia» mit „Stationen in Venedig, Mailand, Köln und Waldshut“ fand vom 6. Mai bis zum 10. Juni im Kornhauskeller in Waldshut statt.[7]
  • 2015: Erstellung einer Neuauflage des „Skulpturenführer“ Waldshut-Tiengen in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt, der einer breiten Öffentlichkeit in und auch außerhalb der Doppelstadt befindliche Kunstwerke verschiedener Jahrhunderte, Stilrichtungen und Intentionen bekannt zu machen sucht und manchmal auch verständlich zu interpretieren hilft. Die Broschüre porträtiert 41 Objekte von 25 Künstlern. Die Erstauflage stammt von 2002.[8]

Auszeichnungen und Zertifikate[Bearbeiten]

  • 1978 Goldene Ehrennadel für Erich Seipp vom Bundesverband des Deutschen Möbelhandels.
  • 1999 EMAS-Validierung nach Öko-Audit (Revalidierungen 2002, 2005, 2008, 2011, 2012 nach EMAS III und zuletzt 2015 nach EMAS IV).
  • 2001 Umweltschutzpreis des Landkreises Waldshut.
  • 2002 Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg, Bereich Handel (zum Firmenjubiläum).
  • 2004 Zukunftspreis des Landes Baden-Württemberg.
  • 2006 Zertifikat „Seniorenfreundlicher Service“ (im März 2016 aktualisiert) des Kreisseniorenrats Waldshut.
  • 2014 IHK Bildungspreis ‚Sonderpreis Innovation‘ für das Auszubildenden-Projekt „Young Living“.
  • 2016 „Store of the Year Award 2016“ des Handelsverbandes Deutschland in der Kategorie Living.
  • Zahlreiche Auszeichnungen wurden Einzelobjekten im Sortiment von Seipp Wohnen verliehen. Dazu zählen auch im eigenen Haus entworfene Kreationen.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Seipp-Familienchronik, Archiv Seipp Wohnen. Das Archiv wird von Horst Seipp geführt.
  2. Manfred Herbst: Möbel-Ästhet auf Wachstum eingestellt, in: Südkurier, 17. Januar 2005. online: [1]
  3. Horst Seipp: Wir sind Originale, Seipp NewsEdition 26, Gespräch mit Horst Seipp auf pdf.
  4. Südkurier: Umwelt-Engagement zahlt sich aus, 10. November 2015.
  5. Katalog (pdf) abrufbar unter 100 Jahre Seipp.
  6. Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Sonntag, 17. April 2011, S. 87
  7. Badische Zeitung: Besondere Wohnobjekte, 30. April 2011, S. 38.
  8. Südkurier, 15. August 2015: [2] Webseite Skulpturenführer (Abruf: 28. Mai 2016).
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47.6342048.283234Koordinaten: 47° 38′ 3,1″ N, 8° 16′ 59,6″ O