Schlacht um die Stalingrader Industriekomplexe

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Die Schlacht um die Stalingrader Industriekomplexe ist eine Phase der Schlacht um Stalingrad im Oktober und November 1942.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung[Bearbeiten]

Ende September 1942 war Stalingrad-Mitte bis auf wenige sowjetische „Häuserfestungen“ (u.a. Pawlows Haus fast vollständig unter deutscher Kontrolle und die Kämpfe verlagerten sich nach Norden um den strategisch bedeutsamen Mamajew-Hügel, wo die Entscheidung noch nicht gefallen war. Die 284. Schützendivision löste die 13. Gardeschützen-Division ab und hielt trotz täglichen Artilleriefeuers ihre Stellungen in den Schützengräben am Süd- und Osthang des Mamajew-Hügels, wobei die Hügelspitze weiterhin im Besitz der 295. Infanterie-Division blieb. Am 23. September 1942 kostete ein deutscher Angriff 300 Tote auf der Seite der Russen, dennoch konnten sie die Linie mühsam halten und einen schnellen Vorstoß auf die Chemische Fabrik „Lazur“ verhindern.

Leutnant Pjotr Derjabin war mit der Verteidigung des Chemie-Kombinates „Lazur“ betraut und hatte eine Raketenwerfer-Batterie am Fuß des Mamajew-Hügels eingerichtet. Die Angriffe auf die strategisch bedeutsame Batterie nahmen zu, so dass sie an die Eisenbahnschienen des „Tennisschlägers“ verlegt werden musste. Der Osthang des Mamajew-Hügels wurde von der 94. Schützendivision unter Oberst Gorishny gehalten. Sie war bereits schwer angeschlagen und konnte nur mit Mühe die sowjetischen Truppenbewegungen in den Industriekomplexen decken.

Die 39. Gardeschützen-Division, 194. und 308. Schützen-Division gruben sich zur Verteidigung des Westzuganges zu den Fabriken „Roter Oktober“ und „Barrikaden“ ein. Dort entstand unter Tarnmaßnahmen eine zweite Frontlinie, die Kämpfe am Mamajew-Hügel sollten von dem Stellungsbau im Norden ablenken. Weiter nördlich trafen die 112. Schützen-Division und die 37. Gardeschützen-Division unter General Victor Sholudev ein.

General Tschuikow musste nach Wegnahme des Wolgafähranlegers in Stalingrad-Mitte neue Flussübergänge im Norden improvisieren, um die Mannschaftsstärke seiner Divisionen in den Fabriken zu erhöhen. Aufgrund des starken deutschen Artilleriefeuers waren diese Manöver nur nachts möglich und war infolge deutscher Artillerie- oder Sturzkampfbomberangriffe mit hohen Verlusten verbunden.

Begleitet wurden die Truppen bei der Überfahrt von speziell geschulten Agitprop-Spezialkommandos, den sogenannten Politruks, welche den Soldaten Flugblätter für den Nahkampf austeilten oder sie politisch instruierten. Flohen Soldaten oder sprangen sie in Panik bei einem Stukanagriff von Bord, wurden sie von den Politruks wegen „Feigheit vor dem Feind“ erschossen.

Bis Oktober 1942 konnten so 100.000 Soldaten über die Wolga verschifft werden. Allein im September 1942 verlor die 62. Armee in Stalingrad etwa 80.000 Soldaten, am westlichen Ufer der Wolga waren nur noch 53.000 Männer kampffähig.

Angriff auf den Fabrikbezirk[Bearbeiten]

 
Deutscher Soldat mit Maschionenpistole in Stalingrad

Das Oberkommando der 6. Armee änderte den Angriffsschwerpunkt vom eingenommenen Stadtzentrum in Richtung Industriekomplexe. Am 2. Oktober 1942 begann ein Großangriff der Artillerie auf das Fabrikviertel Stalingrads. Die Raffinerietanks südlich des Stahlwerkes „Roter Oktober“ explodierten und das brennende Erdöl lief auf der Wolga aus und beschädigte dort einige Transportschiffe. Selbst das Hauptquartier Tschuikows zwischen „Roter Oktober“ und „Barrikaden“ wäre beinahe vom Brand vernichtet worden.

In der Eröffnungsphase der Offensive auf die Fabrikanlagen sollte der Orlowka-Frontvorsprung im äußersten Norden der Stadt von schnellen deutschen Sturmkeilen eingedrückt werden. Mit dieser Operation war die 60. MOT-Division beauftragt. Die 60. MOT-Division bestand vornehmlich aus Kriegsveteranen mit einem Alter über 40 Jahren und konnte keine Panzerunterstützung bereitgestellen. Ihr erster Angriff im Morgennebel wurde von Luftangriffen und Maschinengewehrfeuer abgeschlagen. Die Operationsziele konnten jedoch später erreicht werden und der sowjetische Widerstand brach völlig zusammen.

Paulus forderte von der Heeresgruppe Süd Ersatz über seine ausgefallenen 40.000 Soldaten an, abgezogen und bereitgestellt werden konnte lediglich die 14. Panzer-Division und die 29. MOT-Division.

General Tschuikow gelang es über seine Spähtrupps jederzeit genaue Kenntnis über deutsche Truppenbewegungen zu erhalten. Am 9. Oktober konnte einer der Spähtrupps in einem leeren Kohle-Eisenbahnwaggon zwischen Mamajew-Hügel und Stahlwerk „Roter Oktober“ das Verlegen von Feldgeschützen, Granatwerfern und Munition an das HQ der 62. Armee melden. Die deutschen Angriffspläne auf die Fabriken konnten somit nicht länger geheim gehalten werden.

Der minuziös geplante Großangriff auf das Traktorenwerk begann in den frühen Morgenstunden des 14. Oktober 1942 mit einem massierten Sturzkampfbomberangriff. Beeinträchtigt wurde die Sicht durch große Rauch- und Staubwolken, welche von der intensiven Artillerievorbereitung herrührten. Die sowjetische Verteidigungslinie wurde mit 200 Kampfpanzern durchbrochen und gegen 11:30 drangen die Sturmtrupps der 389. Infanterie-Division unter General Erwin Jänecke in die weitläufigen Werkhallen der Traktorenfabrik ein. Innerhalb kürzester Zeit waren fast die kompletten Sturmspitzen der angreifenden Infanterie aufgerieben oder gefallen. Zeitzeugen berichten, dass die Hallenwände der Fabrik blutbespritzt waren und sich überall erbitterte Nahkämpfe entwickelten. In der Werkskantine entstand ein besonders brutales Scharmützel als beide Parteien unvorbereitet auf einander trafen. Es waren Elitesoldaten der 37. Gardeschützen-Division unter General Sholudev, welche der Wehrmacht lange Zeit den Zugang in die Traktorenfabrik verwehren konnten. Von den 8.000 russischen Soldaten fielen 5.000 innerhalb von 48 Stunden während der erbarmungslosen Kämpfe in der Traktorenfabrik. Eine Kapitulation der 37. GSD wurde von General Tschuikow kategorisch abgelehnt.

Die Gesamtlage der 62. Armee war am 14. Oktober 1942 besonders kritisch, denn sämtliche Telefonleitungen zu den einzelnen Kampfverbänden waren beim Artilleriefeuer und schweren Luftangriffen völlig zusammengebrochen. Die wenigen Melder, welche das Gefecht überlebten, berichteten widersprüchliche Nachrichten an das HQ, so dass kein umfassendes Bild der Situation entstehen konnte. Über behelfsmäßigen Funk wurden an alle im Traktorenwerk kämpfenden sowjetischen Einheiten die Parole zum bedingungslosen Durchhalten ausgegeben.

Artilleriebeobachter beider Seiten konnten vom Mamajew-Hügel das dramatische Ausmaß der Kämpfe im Traktorenwerk beobachten, wie z.B. ganze Teile der Fabrikanlagen detonierten und dann wieder auf die Soldaten herabstürzten.

Oberst Gurtjew und die 308. Schützendivision wurde im Nordwesten der Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ in die Maschinenhallen gedrängt um vom Rest der 62. Armee abgeschnitten. Generalmajor Smechotworow erhielt den Befehl die Verbindung zur 308. SD wieder herzustellen, dies gelang, als sich die Truppe vorsichtig vom Wolgaufer, direkt im Artilleriegefecht über ihnen, an die eingeschlossenen Schützen robbend annährte. Die Tatsache in der Schlacht nicht auf sich allein gestellt zu sein, brachte den Russen großen psychologischen Auftrieb.

In der Nacht des 16. Oktober setzte der Oberkommandierende Generaloberst Andrei Iwanowitsch Jerjomenko persönlich auf das westliche Ufer der Wolga über, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Der Nachthimmel war durch Gefechtsfeldbeleuchtung taghell erleuchtet und Jerjomenko boten sich unvorstellbare Szenen von verwundeten, sterbenden und gefallenen Sowjetsoldaten, während ihre Kameraden um jeden Preis versuchten den Fähranleger zu erreichen. Während des Marsches Jerjomenkos auf das HQ der 62. Armee fielen einige seiner Adjutanten, während er selbst unverletzt ankam. In der Besprechung wurden der schwer angeschlagenen 62. Armee mehr Soldaten und Munition aus dem Hinterland versprochen.

Die 62. Armee hatte vom 13. bis zum 17. Oktober 1942 in der Schlacht um das Traktorenwerk insgesamt 13.000 Mann verloren, damit fast 25% der 53.000 Mann westlich der Wolga. Allein am 14. Oktober 1942 mussten 3.500 Verwundete in die Lazarette östlich der Wolga gebracht werden, aber auch die Verwundetentransporte über den Fluss waren wegen der Stuka-Angriffe riskant.

Die sowjetische Luftwaffe errang ab Mitte Oktober 1942 die nächtliche Lufthoheit über Stalingrad. Die nächtlichen Luftangriffe demoralisierten die völlig erschöpften und demoralisierten deutschen Soldaten vollständig und raubten ihnen permanent die Nachtruhe. Besonders gefürchtet waren Angriffe aus russischen Doppeldeckern, die wegen ihres Geräusches „Nähmaschinen“ oder „Kohlenschipper“ genannt wurden und gezielt nachts deutsche Unterstände bombardierten.

Am 20. Oktober 1942 war das Traktorenwerk komplett von der Wehrmacht erobert worden, gleichzeitig waren erfolgreich Einbrüche in die Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ und die Einnahme des westlichen Teils des Stahlwerkes „Roter Oktober“ gemeldet worden.

Die Kämpfe in der Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ gestalteten sich besonders schwierig, da es fast unmöglich war inmitten der Trümmer, umgeschleuderter Güterwaggons, roten Schlackehalden und zerborstenden Werkhallen den Gegner zu lokalisieren. Der Boden war von Artilleriegranaten und Fliegerbomben vollständig aufgewühlt, die Gebäudemauern waren aufgerissen, nur die Schornsteine überragten das Gelände. Soldaten beider Seiten lagen sich in den Bombentrichtern gegenüber.

Am 26. Oktober 1942 sollte die 100. Jäger-Division der Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ den so bezeichneten finalen Todesstoß verabreichen. Der Angriff wurde zu einem Fiasko, die eingegrabenen Russen ließen sich von den Sturmkeilen überrollen, kesselten eine größere deutsche Einheit ein und vernichteten diese.

Verlauf[Bearbeiten]

Angriff auf das Traktorenwerk „Dserschinski“ (14. – 16. Oktober 1942)[Bearbeiten]

 
Stalingrad, von Stuka Angriffen zerstörte Industrieanlage‎

Walther von Seydlitz-Kurzbach ordnete für den Oktober folgendes Ziel für die in Stalingrad stehenden Verbände an: „Im Norden der Stadt stehen wir nun vor der schweren Aufgabe, noch die drei großen Industriewerke, das Traktorenwerk „Dserschinski“, die Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ und das Stahlwerk „Roter Oktober“ zu nehmen und auch dort überall das Wolgaufer zu erreichen. Der Angriffsplan sieht vor zunächst das Traktorenwerk „Dserschinski“ anzugreifen, dann die beiden anderen Industriewerke und schließlich das Öllager und den Rest des Stadtzentrum von Norden nach Süden aufzurollen. Für diese Aufgabe werden zwei Divisionen neu zugeteilt, die 305. Infanterie-Division unter General Oppenländer und die 14. Panzer-Division unter General Heim.“

Das Primärziel war das Traktorenwerk, dessen Offensive präzise vorbereitet wurde und zur Entscheidungsschlacht gegen die Rotarmisten im Norden Stalingrads werden sollte.

Das 1930 erbaute Traktorenwerk „Dserschinski“, auch STW – Stalingrader Traktorenwerk (russisch Сталинградский тракторный завод им. Ф. Э. Дзержинского) genannt, befand sich im äußersten Norden und produzierte Traktoren, T-34-Kampfpanzer und militärische Ausrüstungsgegenstände. Etwa 20.000 Arbeiter waren im STW beschäftigt, vor der Offensive wurden Fabrikarbeiter als Milizsoldaten für die Verteidigung abkommandiert.

Die Angriffsformation des LI. Armeekorps am 13. Oktober 1942 bestand aus Teilen der 24. Panzer-Division am Südflügel der Angriffsgruppe, der Gruppe Jänecke der 305. Infanterie-Division und Panzerschwadronen der 14. und 24. Panzer-Division, Teilen der 389. Infanterie-Division und Teilen der 16. Panzer-Division. Der Infanterieangriff wurde mit einem massiven Luftschlag von über 300 Sturzkampfbombern vorbereitet.

Vor dem Erreichen des Traktorenwerkes wurden die vorrückenden Wehrmachtstruppen in zähe Kämpfe mit Sowjetsoldaten in der vorgelagerten Arbeitersiedlung und in den zahlreichen Balka-Schluchten[1] verwickelt.

Das 1. Bataillon des Panzergrenadier-Regiments 103 unter Hauptmann Domaschk war eines der ersten, das gegen 9 Uhr die Werkhallen erreichte. Beim Eindringen in die Fabrik wurde auf dem Boden, von Werkhalle zu Werkhalle und in den Kanälen gekämpft. Das STW (Stalingrader Traktorenwerk) wurde von der 37. Gardeschützen-Division und 95. Schützen-Division gegen 150 deutsche Panzer verteidigt, die von abgesessenen Panzergrenadieren flankiert waren.

Die Luftaufklärung konnte aufgrund der starken Qualmbildung in der unübersichtlichen Ruinenlandschaft keine klare Hauptkampflinie erkennen. Später wurde klar, dass die Tagesziele der Stoßverbände nicht erreicht werden konnten. Bis zum Mittag erreichte die 305. Infanterie-Division den Nordwestbereich des Traktorenwerkes und wurde im Planquadrat 96 D in anhaltende Feuergefechte verwickelt. Der starke Widerstand in den einzelnen Gebäudekomplexen erforderte ein ständiges Umgruppieren der Offensivkräfte, was zuviel Zeit in Anspruch nahm, um eine schnelle Entscheidung zu bewirken.

Die Kämpfe im Traktorenwerk waren die bis dahin härtesten und verlustreichsten in der Schlacht um Stalingrad. Die asymmetrischen Gefechte und das Fehlen einer HKL – Hauptkampflinie erschwerten taktische Entscheidungen und das genaue Beurteilen der militärischen Lage.

Gegen 15 Uhr befand sich die 24. PD im Stadion, die 14. PD in den Schluchten am PQ 94B und die 305. ID am Nordrand des Stadtteils 86 D.

Am Nachmittag konnten sich zwei Panzerspitzen in den zerstörten Werkhallen vereinigen.

Die Wochenschau beschrieb die Kämpfe im Traktorenwerk damals wie folgt: „Auf und unter der Erde, durch Keller und Kanäle, durch die riesigen Werkhallen und Plätze des mächtigen Industriekomplexes stoßen sie vorwärts.“ Die hohen Verluste wurden nicht erwähnt.

Bei Einsetzen der Dämmerung konnten einige Stoßtrupps bereits die Wolga erreichen. Eine Panzerschlacht entwickelt sich vornehmlich im Nordbereich, als die 124. Schützen-Brigade, die 115. Schützen-Brigade und die 2. MOT-Schützen-Brigade einige Werkhallen im Konterangriff zurückerobern konnten.

Die russische 62. Armee gruppierte ihre Kräfte um, die 37. GSD erhielt den Auftrag den Südteil des Traktorenwerkes zu halten und die 95. SD besetzte den Raum zwischen Traktorenwerk und Geschützfabrik „Rote Barrikaden“.

Die Wehrmacht verlor bei der Offensive 1.500 Soldaten und 40 Kampfpanzer vornehmlich durch Panzerbüchsen.

Am 15. Oktober 1942 wurde der Schwerpunkt der Offensive in den Südteil des Traktorenwerkes verlagert, das Ziel lautete immer noch Durchstoß bis zum Wolgaufer.

Durch die starken Verluste der Hauptkräfte geschwächt, übernahmen in den frühen Morgenstunden zunächst Sturmpioniere vom PiBtl. 389 Infanterieaufgaben. Die Pioniere führten Kommandounternehmen vornehmlich in den unterirdischen Verbindungen und Tunneln zwischen den Werkanlagen durch. Sie waren darauf spezialisiert lautlos russische Horchposten auszuschalten und benutzen im Nahkampf geballte Ladungen, Flammenwerfer, Klappspaten und Pionierhandbeile.

Im Laufe des Tages entwickelte sich im Traktorenwerk eine größere Materialschlacht, die sich auch auf die benachbarte Ziegelei ausdehnte. Die Wehrmacht konnte einen größeren Geländegewinn verzeichnen.

Am gleichen Tage wurde Major Wilhelm Knetsch, dem Kommandeur des Infanterie-Regiments 545 (389. ID) von General Friedrich Paulus das Ritterkreuz und das Deutsche Kreuz in Gold verliehen.

General Tschuikow schildert in seinen Memoiren die Ereignisse am 15. Oktober 1942:

  • 05:30 Massierte Artillerievorbereitung der Deutschen vom Mokraja Metschetka Bach im Norden bis zur Höhe Stahlwerk „Roter Oktober“ im Süden
  • 08:00 Kombinierter Angriff Panzer und Infanterie auf das Traktorenwerk
  • 09:30 10 deutsche Kampfpanzer können zerstört werden
  • 10:00 Deutsche Panzer überrollen an einer anderen Stelle das komplette 109. Gardeschützen-Regiment der 37. Gardeschützendivision
  • 11:30 50 deutsche Panzer überrollen den linken Flügel des 524. Schützen-Regimentes der 95. Schützen-Division
  • 11:50 Wehrmacht nimmt den Sportplatz auf dem Traktorenwerk ein, russische Einheiten werden dabei abgeschnitten
  • 12:00 Gardemajor Andrejew, Kommandant des 117. Schützen-Regimentes fällt im Nahkampf
  • 12:20 Deutsche Infanteristen schließen das 416. Schützen-Regiment in einem sechswinkeligen Gebäude ein und vernichten es
  • Luftangriffe durch Sturzkampfbomber bringen den Divisionsgefechtstand der 37. GSD zum Einsturz, General Sholudev wird von den Trümmern begraben. Die Nachrichtenverbindung bricht ab
  • 13:20 Durch ein Rohr wird Luft in den eingestürzten Divisionsgefechtsstand geblasen, es bleibt unklar, ob General Sholudev noch am Leben ist
  • 15:25 Stabswache des Armeestabes wird in Kämpfe verwickelt
  • 16:00 Verbindung zum 114. Gardeschützen-Regiment bricht ab, Lage unbekannt
  • 16:20 100 deutsche Panzer brechen in das Traktorenwerk ein
  • 16:35 Oberstleutnant Ustinow befiehlt einen Luftschlag auf seinen Unterstand und seine eingekreisten Truppen
  • 17:00 Funker versuchen Funksprüche von eingeschlossenen sowjetischen Einheiten zu lokalisieren
  • 21:00 Lebenszeichen von der 37. Gardeschützen-Division: „sie kämpft immer noch.“

Am 16. Oktober 1942 meldete das Oberkommando, die Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ sei von der 14. Panzer-Division und 305. Infanterie-Division schon zu 50% eingenommen. Verstärkt wurden die beiden Einheiten durch die 100. Jäger-Division. Die Querstrasse in der Geschützfabrik wurde vom Infanterie-Regiment 577 besetzt und Infanterie-Regiment 576 erreichte in einem schnellen Vorstoß die Wolga. 16 Panzer der Roten Armee wurden im Nordwesten der Geschützfabrik zerstört. Artillerieunterstützung fand wegen Munitionsmangel kaum noch statt.

Angriff auf die Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ (17. Oktober 1942)[Bearbeiten]

 
Stalingrad, 13. August 1942

Die Krakauer Zeitung meldete am 17. Oktober 1942 die vollständige Eroberung des Traktorenwerkes. Am gleichen Tag ging die 100. Jäger-Division gegen den Südteil der Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ welche von der 138. Schützen-Divison verteidigt wurde.

Angriffsformation gegen die Geschützfabrik

  • Süden: 100. Jäger-Divison
  • Mitte: 14. Panzer-Division
  • Norden: 305. Infanterie-Division

Sturmpioniere erhielten den Auftrag sowjetische Bunker im Nahkampf zu sprengen. Das Trümmergelände zeigte ähnliche Schwierigkeiten wie das Traktorenwerk. Die Angriffe der Wehrmacht wurden zumeist mit Nebelwerfern verschleiert. Am 17. Oktober 1942 galt auch die Geschützfabrik vollständig in der Hand der 14. Panzer-Division und 305. Infanterie-Division.

Für den 19. Oktober 1942 wurde eine weitere Offensive für die 100. JD, 14. PD, 305. ID und 24. PD gegen die Fabrikanlagen befohlen, wobei das Schluchtengelände zwischen Geschützfabrik „Rote Barrikaden“ und Stahlwerk „Roter Oktober“ im Vordergrund stand. Im Inneren der Geschützfabrik wurden die erbitterten Nahkämpfe um jede Werkhalle, jeden Lagerraum, Werksabteilung, jede einzelne Maschine und jedes Aggregat weitergeführt. Besonders intensiv wurde um den sich im Hauptbüro von „Rote Barrikaden“ befindlichen Gefechtsstand des 339. Schützen-Regimentes gekämpft, hier hielt der sowjetische Widerstand noch bis zum 26. Oktober 1942 an.

Die stärksten Verluste in der Schlacht um die Geschützfabrik hatte die Wehrmacht in der Zeit vom 16 – 18. Oktober 1942, die kämpfenden Kompanien wurden zumeist auf wenige überlebende Männer dezimiert. Ein Geländegewinn von nur 20 Metern wurde bereits als großer Erfolg gewertet, meist ging er durch eine nächtliche sowjetische Konteroffensive wieder verloren.

Die Kämpfe waren von einer derartigen Intensität, dass auch hier die Leichen, die Berichten zufolge „gestapelt in den Werkshallen lagen“, nicht geborgen wurden, sondern als Kugelfang bei Feuergefechten dienten.

Das Teilstück zwischen Geschützfabrik „Barrikaden“ und Wolga war der letzte Zufluchtsraum von General Ludnikow und den Resten der 138. Schützen-Division. Die Division schrumpfte durch starke Ausfälle von 10.000 auf zuletzt 800 Mann. Diese Stellung wurde als „Ludnikows Insel“ bezeichnet und war der letzte Brückenkopf der Sowjetarmee auf dem westlichen Wolgaufer. Nach der Schlacht um Stalingrad wurde das Gebiet zum Nationaldenkmal erklärt.

Angriff auf das Stahlwerk „Roter Oktober“ (23. Oktober 1942)[Bearbeiten]

Das Stahlwerk „Roter Oktober“ und seine zehn Werkshallen galt wegen seiner günstigen topographischen Lage und den verteidigenden Eliteeinheiten längere Zeit als uneinnehmbar.

Für die Offensive auf das Stahlwerk als letzte sowjetische Verteidigungsanlage wurde folgende Angriffsformation am 23. Oktober 1942 um 7 Uhr eingesetzt:

  • die 79. Infanterie-Division unter General von Schwerin sollte mit dem verstärkten Jäger-Regiment 54 „Kampfgruppe Weber“ (100. Jäger-Division) das Stahlwerk aus dem gegnerischen Brückenkopf nehmen und zur Wolga durchstoßen
  • die 14. Panzer-Division sollte Panzersperren an der Brotfabrik durchbrechen und zur 79. ID aufschließen

Verteidigt wurde das Stahlwerk „Roter Oktober“ von der 193. Schützen-Division und der 39. Gardeschützen-Division.

Ende Oktober war das nasskalte Herbstwetter endgültig beendet und es brach ein strenger frostiger Winter mit Temperaturen zwischen -20 °C bis -30 °C herein. Luftangriffe wurden durch einsetzende Winterstürme erschwert.

Oberstleutnant Wolf vom Infanterie-Regiment 208 der 79. Infanterie-Division sollte ein kroatisches Regiment ablösen und seine Einheit erlitt in der bizarren Trümmerlandschaft dramatische Verluste durch sowjetische Scharfschützen.

Der eigentliche Angriff im Stahlwerk „Roter Oktober“ fand auf einer Breite von nur 2,5 km statt. Davor fanden Erkundungen durch Spähtrupps statt anhand deren Berichte die Kompanien ihre Angriffsräume zugewiesen bekamen. Die Offensivkräfte wurden für den bevorstehenden Häuserkampf umgestellt und neu gruppiert.

Auf Divisionsebene gingen folgende Einheiten vor:

  • Infanterie-Regiment 212 als rechte Gruppe im Süden mit dem Auftrag den Verband gegen Stalingrad-Mitte und der so genannten „Todesschlucht“ am Südrand des Stahlwerkes abzuschirmen
  • Infanterie-Regiment 208 mit dem Angriffsschwerpunkt gegen die großen Werkhallen von „Roter Oktober“
  • Infanterie-Regiment 54 sollte auf der linken Seite Werkhalle 1 und 2 nehmen und bei der großen Schutthalde die Wolga erreichen. Sturmgeschütze sollten die Bodenoffensive flankierend begleiten.
  • Erstes Angriffsziel: Werkbahn
  • Zweites Angriffsziel. Werkhallen
  • Finales Angriffsziel: Wolgaufer

Zur Stärke des Gegners wurde folgendes angegeben: 138. Schützen-Division: ca. 1.000 Mann und 193. Schützen-Division: ca. 400 Mann, Ersatzkräfte ca. 3.000 Mann

Ein schneller Vormarsch wurde ausdrücklich verboten: weitere Vorstöße waren nur gestattet wenn alle sowjetischen Verteidigungsstellungen im eigenen Raum ausgeschaltet waren. Solange Artillerie und Luftwaffe Ziele unter Feuer nahmen, sollten die Infanteristen auf dem Boden liegen bleiben. Von den Rotarmisten wurde das als Schwäche gewertet.

Der Angriff der Infanterie wurde durch eine lange Kolonne fest miteinander verkuppelter Güterwagen auf der Stadtbahn behindert und konnte erst dann fortgesetzt werden, nachdem Pioniere mit geballter Ladung eine Bresche schlagen konnten. Die erste Verteidigungslinie der Russen am Bahndamm konnte unter großen Verlusten der Russen genommen werden. Karabiner wurden durch Maschinenpistolen ersetzt, die im Häuserkampf wirkungsvoller eingesetzt werden konnten.

Am 22. Oktober 1942 wurden bei der Offensive auf das Stahlwerk „Roter Oktober“ auf Befehl Hitlers alle Infanteriezüge aufgelöst und es wurden Stoßtrupps mit jeweils ca. 15 Mann gebildet, die von Räumungstrupps begleitet wurden, die die Aufgabe hatten liegen gebliebenen Feind zu vernichten.

Die Werkbahn wurde gegen 9 Uhr am 23. Oktober 1942 eingenommen und um 11 Uhr drangen die ersten Stoßtrupps in die Werkhallen ein. Gegen 13 Uhr geriet der Angriff ins Stocken, da der Funkverkehr mit den vordersten Einheiten abbrach. Das Oberkommando der 6. Armee ging von einem Fiasko aus, da schwere Waffen vorerst nicht mehr eingesetzt werden konnten. Erst gegen 16 Uhr erreichte Paulus der Funkspruch, dass das Wolgaufer östlich von Halle 7 erreicht wurde. Da andere Einheiten im zähen Häuserkampf in den Werkhallen gebunden waren, bestand allerdings bei dem an der Wolga stehenden Bataillon die Gefahr der Einschließung und Vernichtung.

Die zweite Welle musste die größten Verluste erleiden und blutete in den Werkshallen aus. Noch in der Nacht musste sich das Bataillon vom Wolgaufer zurückziehen, da der Geländegewinn nicht gehalten werden konnte. Der Ostteil des Stahlwerkes „Roter Oktober“ war von strategisch größter Bedeutung, da hier der tote Winkel des sanft ansteigenden Wolga-Ufers beherrscht werden konnte. Die Rote Armee konnte sich in den Werksbauten 1 bis 3, Werk 8 und dem Schulgebäude erfolgreich behaupten. Der Angriff des verstärkten Jäger-Regiments 54 blieb in den Bunkeranlagen in der Banniy-Schlucht im PQ 62 liegen.

In der Nacht richteten sich die Infanteriekompanien in den Werkhallen improvisiert zur Verteidigung ein und mussten zahlreiche vehemente Gegenangriffe der Roten Armee überstehen. Die Verluste bei der Wehrmacht betrugen 25%, bei Offizieren durch Scharfschützenfeuer sogar 50%.

Halle 4 / Martinsofenhalle war das Zentrum der russischen Verteidigung. Sie wurde durch Gardeschützen der 39. GSD verteidigt und es war unmöglich sich dieser Festung zu nähern, da alle Ziele mit heftigstem Maschinengewehrfeuer belegt wurden. Auch die Schornsteine des Stahlwerkes Roter Oktober beherbergten außer Scharfschützen auch MG-Schützen, die das komplette Werksgelände mit allen dazugehörigen Straßen, Schluchten und Trampelpfaden durch das Trümmerfeld einsehen konnten.

Oberstleutnant Wolf, Kommandeur des Infanterie-Regimentes 208, berichtet von der Schlacht im Stahlwerk „Roter Oktober“ von einem Kampf im Trümmerfeld einer „grausigen Mondlandschaft“ mit umherirrenden Zivilisten und orientierungslosen eigenen Soldaten. Das Feuer ließ sich oft nicht lokalisieren, ob vom Gegner oder von den eigenen Einheiten.

Gekämpft wurde auch um den Kanaldurchlass zwischen Stadt- und Werkbahn, da die Zugänge zur Kanalisation von der Roten Armee beansprucht wurden. Die Gefechte konzentrierten sich lange Zeit um die massiven Verwaltungsgebäude der Fabrik und um Halle 4, wo immer noch kein Fortkommen möglich war.

Am 24. Oktober 1942 wurde der Fall des Stahlwerkes „Roter Oktober“ bis auf Halle 4 bekannt gegeben. Die Verluste waren viel größer als angenommen, der Funkverkehr brach meistens zusammen, so dass Melder geschickt wurden. In den ersten Kampftagen fielen allein 20 Melder durch Scharfschützen. Die Brotfabrik wurde zeitgleich mit der Eroberung des Stahlwerkes am 24. Oktober 1942 vom Panzergrenadier-Regiment 103 (14. PD) geworfen. Die Hauptlast der Kämpfe trug die 14. Panzergrenadier-Brigade unter Oberstleutnant Hans Freiherr von Falkenstein.

Am 25. Oktober 1942 begann die Phase Zwei im Kampf um das Stahlwerk „Roter Oktober“ mit dem Ziel die Halle 4 zu erobern. Hierzu wurden die Kampfgruppen umorganisiert und Oberstleutnant Richard Wolf (Kommandeur IR 208) unterstellt. Eine neue Kampfgruppe Buchholz (Hauptmann Buchholz, IR 212), Teilen der 79. ID und Sturmpionieren war mit dieser Aufgabe betraut. Die Halle 4 wurde von einem großen unterirdischen Entwässerungsgraben, der direkt zur Wolga führte, versorgt. Russische Gardeschützen versteckten sich in diesem Graben und in den erkalteten Martinsöfen.

Nördlich der Martinsofenhalle wurden Halle 1 und 2 wieder geworfen und hier verlief die Hauptkampflinie. Sturmpionieren gelang der Einbruch bis zur Mitte der Martinsofenhalle, diese ging bei einem nächtlichen sowjetischen Gegenangriff aber wieder verloren. Ein Verband der 79. ID erlitt hohe Verluste als bei einem Stukaangriff ein Waggon mit Panzerplatten beladen getroffen wurde.

Oft fanden tagsüber nur noch Luftangriffe und Artilleriegefechte auf beiden Seiten statt und in der Nacht Operationen der Stoßtrupps, teilweise mit Gefechtsfeldbeleuchtung. Verpflegung konnte wegen Scharfschützenbeobachtung auch nur nachts erfolgen.

Bis zum 31. Oktober 1942 waren alle Werkshallen bis auf Halle 4 in deutscher Hand. Die russischen Stellungen auf der Steiluferseite konnten nicht genommen werden, da Artillerie und Mörser hier nicht wirken konnten. Der Gefechtsstand der 62. Armee und der Bunker General Tschuikows lag nur 50 m von der 14. PD entfernt. Es entwickelt sich ein verlustreicher Stellungskrieg in der Hauptkampflinie zwischen Geschützfabrik und Stahlwerk. In Halle 4 kämpfte das kroatische Regiment 369 unter Oberst Pavicic weiter um die Entscheidung. Von den 3.865 kroatischen Soldaten waren am 21. Oktober 1942 nur noch 983 am Leben, davon nur 447 einsatzfähig.

Am 2. November 1942 griff das IR 369 erneut die Martinsofenhalle an und sollte die Kampfgruppe Buchholz, die sich in der Mitte der Halle 4 befand, entlasten. General Sanne, Kommandeur der 100. Jäger-Division verlieh Zugführer Podobnik das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse, da seine Einheit einen wichtigen russischen Bunker werfen konnte, der ein komplettes deutsches Regiment am Fortkommen hinderte.

Angriff auf die Martinsofenhalle am 11. November 1942[Bearbeiten]

Am 29. Oktober 1942 konzentrierten sich Luftwaffe und Artillerie auf die Martinsofenhalle, ein nächtlicher Großangriff der Infanterie mit Flammenwerfern und dem neu eingetroffenen Infanterie-Regiment 226 (79. ID) scheiterten.

IR 226 sollte die Schutthalde und die „Burg“ nordöstlich der Martinsofenhalle nehmen und die HKL verschob sich wieder auf den Ostrand der Hallen 1 und 2.

Um die Halle 4 zu werfen waren ausgeruhte Truppen und Sturmpioniere vonnöten. Luftangriffe waren bei den dickwandigen massiven Martinsöfen wirkungslos, diese konnten nur durch die Infanterie genommen werden.

Die Martinsofenhalle war ein Frontkeil, aus dem die Rote Armee Offensiven starten und den Gegner in großer Zahl binden konnte. Mit der Halle 4 konnte das Hintergelände bis zum Steilufer der Wolga beherrscht werden. Das sowjetische Verteidigungssystem bestand aus Stellungen südöstlich der Schlackenhalde, der „Fingerschlucht“, dem Weißen und dem Roten Haus, deren natürlich Barriere die Halle 4 darstellte.

Die Kämpfe hielten in Halle 7 und 10 an und vom Wasserturm feuerten sibirische Scharfschützen auf die Deutschen.

Am 11. November 1942 fand unter dem Oberbefehl von General Schwerin (79. ID) ein Großangriff auf die Martinsofenhalle und die 400 dort verschanzten Verteidiger der 39. GSD statt. Die dortigen Stellungen waren mit konventionellen Angriffswaffen nicht niederzukämpfen.

Hauptmann Helmut Welz kommandierte das PiBtl. 179 (79. ID) gegen die von den Sowjets gehaltene Kanalisation der Halle 4. Der Vormarsch der drei 30 – 40 Mann starken Stoßtrupps ging nur sehr zäh voran um jeden Meter, jede Häuserecke, Treppenabsatz und Kellerloch. Der Stoßtrupp wurde gefolgt vom Sicherungstrupp, um liegengebliebenen Feind zu eliminieren. Des weiteren sollte das im Nahkampf geschulte kroatische Infanterie-Regiment 369 nachrücken und das Gelände sichern. Nach Sprengung einer Hallenecke drang ein mit Maschinenpistolen, Flammenwerfern, Handgranaten, geballten Ladungen, Sprengkörpern und Nebelkerzen Stoßtrupp in die Mauerbresche ein.

Halle 4 war über 100 m lang und 40 – 80 m breit und war das Hauptgebäude des Stahlwerkes „Roter Oktober“ und trug die von weitem sichtbaren Schornsteine, in der Mitte befanden sich 8 Martinsöfen, die tief in den Boden eingelassen waren. Von dort aus führten Treppen in 40 bis 50 m Tiefe in betonierte Unterkunftsräume und Hallen, Lagerräume und Kantinen. Von hier aus bestand auch eine Verbindung zum Wolgaufer und Nachschub. In den frühen Morgenstunden wurden gewaltige Sprengladungen an den Hallenwänden ausgelöst. Getarnt durch die Rauchwolken der Explosion konnten die ersten Sturmpioniere in Halle 4 eindringen. Nach einem erbitterten dreistündigen Kampf konnten aber nur 70 m Geländegewinn verzeichnet werden. Die Vorwärtsbewegung war durch die von Bomben völlig zerstörte Fabrikruine aus Eisenteilen, Mauerresten, zerstörten Maschinen, verbogenen Stahlträgern, Draht und Geröll sehr mühselig bis unmöglich, vielerorts nur im Kriechgang durch das Dauerfeuer der sowjetischen Maschinengewehre. Die Stoßtrupps konnten nicht genug Wucht in ihrer Offensive entwickeln, um das gewonnene Terrain in Halle 4 zu halten. Stärkere Verbände konnten sich in den engen Ruinen nicht entfalten und somit scheiterte das Unternehmen, die Martinsofenhalle direkt mit beschränkten Mitteln an Mannschaftsstärke und Feuerkraft zu nehmen. Die Truppenteile, die in Halle 4 eindringen konnten, wurden vom massierten feindlichen Abwehrfeuer aus mehreren Richtungen gestoppt. Der Angriff der Wehrmacht geriet schließlich in einen größeren sowjetischen Gegenangriff und wurde abgeschlagen. 50% der Angriffsstärke fielen am ersten Tag bei den Sturmpionieren aus, insgesamt fielen 13 Unteroffiziere und 41 Mannschaftsdienstgrade. Die Kroaten zählten 33 Gefallene.

Das 369. Infanterie-Regiment wurde von Leutnant Rudolf Baričević angeführt und unterstützte den vierzinkigen Angriff der als „Bunkerknacker“ vorgehenden Pioniere auf die Martinsofenhalle. Drei ihrer Angriffe wurden von Rotarmisten abgewehrt, einem vierten gelang der Einbruch, sie verloren jedoch die Orientierung und wurden von Scharfschützen eliminiert.

Die Kämpfe um die Martinsofenhalle werden auch im Artikel Operation Hubertus behandelt.

Angriff gegen die letzten sowjetischen Verteidigungsstellungen 9. – 14. November 1942[Bearbeiten]

s. auch Operation Hubertus

Bei diesen Operationen war die 305. ID, 389. ID , Sturmpioniere und Sturmgeschütze beteiligt, die Planung wurde von Oberst Steinmetz, Kommandeur der 305. ID und Major Josef Linden, Kommandeur des PiBtl. 672 durchgeführt. Der Divisionsgefechtsstand befand sich im „Schnellhefterblock“.

Die letzten russischen Verteidigungsstellungen befanden sich in der Geschützfabrik „Rote Barrikaden“, Stahlwerk „Roter Oktober“ und Eisenbahnschleife „Tennisschläger“. Das Angriffsziel des deutschen Angriffs war zunächst die „Apotheke“ (auch als „Weißes Haus“ bezeichnet, zwei Häuserzeilen im Rohbau zwischen „Roter Oktober“ und Wolga sowie Haus 78), das Kommisarshaus (auch als „Rotes Haus“ bezeichnet, ein roter Backsteinbau 200 m links von der Apotheke), die Brotfabrik und die Martinsofenhalle im Stahlwerk „Roter Oktober“.

Da die 305. ID im pausenlosen Einsatz in den Industriekomplexen große Ausfälle hatte („Grabenstärke“ einer Kompanie nur noch 25 -35 Mann), wurde der Angriff durch vier Bataillone Sturmpioniere begonnen, denen die 305. ID folgen sollte. Der Angriff wurde auf rund 2 km Breite vorgetragen und durch Fabriktrümmer und Geländehindernisse sehr erschwert. Die Bewaffnung und Munitionierung der deutschen Truppen war unzureichend. Die russischen Verteidigungsstellungen wurden von Elitesoldaten der Gardeschützen verteidigt.

Eine Kompanie des PiBtl. 336 hatte schon in der Bereitstellung Ausfälle von 18 Mann in einer verminten Fabrikhalle. Rotes und Weißes Haus waren von den Sowjets zu starken Stützpunkten ausgebaut worden und konnten vom MOT-PiBtl. 50 nicht eingenommen werden. Die Verluste am 9. November 1942 wurden mit 15% beziffert. Ohne Nachführung von unverbrauchten Infanterie-Regimentern waren die Geländegewinne der Sturmpioniere nicht zu halten. Bei einem Durchstoß im Kommissarshaus geriet das PiBtl. 50 in einen schweren russischen Gegenangriff, so dass ihr Rückzug nur durch Einneblung gelang.

Am Abend gelang es einen Verband von 2.000 Rotarmisten bei diesen Häusergruppen einzuschließen. Im Kommisarshaus befand sich der Gefechtsstand von Oberst Ljudnikov auch genannt „Ljudnikovs Insel“. Haus 78 wurde nach dem Tod von Leutnant Kretz „Kretzhaus“ genannt. Der Widerstand der eingekesselten Russen konnte nicht gebrochen werden.

Am 11. November 1942 stand im Wehrmachtsbericht: „In Stalingrad lebhafte Stoßtrupptätigkeit“. Feindbunker wurden im Raum Wasserwerk und Chemische Fabrik „Lazur“ genommen.

Am 13. November 1942 wurden die letzten Operationen gegen die russischen Festungen unternommen, Stoßtrupps gelang es das Kommissarshaus für eine kurze Zeit zu nehmen. Die massiven Angriffe vom 12. bis 13. November brachten der Wehrmacht aber eine unvertretbare hohe Zahl von Ausfällen.

Am 16. November 1942 schrieb Leutnant Stempel vom PzGren-Rgmt. 103 (14. PD) in sein Tagebuch: „die Eroberung Stalingrads wird uns gelingen, morgen, übermorgen!“.


Weblinks[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Hans Wijers: Der Kampf um Stalingrad. Die Kämpfe im Industriegelände - 14. Oktober bis 19. November 1942. 2001, OCLC 314465174.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Balka ist der ukrainische Name für größere Schluchten im dortigen Lössgebiet
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