Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 74

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Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 74
Aktiv 2. August 1914–25. Dezember 1918
Land Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Stärke ca. 3000
Herkunft der Soldaten Oldenburg, Nienburg, Hannover, später auch andere Gebiete
Schlachten Schlacht um Verdun
Chemin des Dames

Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 74 war ein Verband des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg, der ausschließlich an der Westfront eingesetzt wurde. Vom August 1914 bis Anfang September 1916 war das Regiment Teil der 19. Reserve-Division des X. Armee-Korps, danach bis Dezember 1918 der 213. Infanterie-Division. Die Unteroffiziere und Mannschaften stammten in der ersten Zeit nahezu ausschließlich aus dem Großherzogtum Oldenburg sowie dem nördlichen und westlichen Bereich der preußischen Provinz Hannover.

Geschichte[Bearbeiten]

Mobilmachung[Bearbeiten]

Das Regiment wurde gemäß Mobilmachungsplan bei Beginn des Ersten Weltkriegs am 2. August 1914 aufgestellt und war sogleich mobil. Die Aufstellung erfolgte:

Erster Kommandeur wurde Oberstleutnant Riebensahm, der zuvor im Stab des 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74 tätig war. Am 10. August 1914 hatte das Regiment eine Stärke von ca. 70 Offizieren und ca. 2900 Unteroffizieren und Mannschaften.

Altes Gymnasium Oldenburg - Gebäude Roonstraße

Einzelheiten der Mobilmachung sind nur vom I. Bataillon in Oldenburg überliefert. Das Geschäftszimmer befand sich im „Hotel de Russie“, Stau 1, die Kompanieschreibstuben in der Wilhelmstraße 11, der Friedrichstraße 9, der Großestraße (Lange Straße) 4 und der Goethestraße 2. Ausrüstung und Bekleidung wurde im Gymnasium in der Roonstraße übernommen, Reit- und Zugpferde vom Landesgestüt Oldenburg, Fuhrwerke, Wagen, Feldküchen und Waffen vom Artilleriedepot in der Zeughausstraße.

Die Regimentsfahne wurde am siebten Mobilmachungstag im Oldenburger Schloss empfangen, die Marschverpflegung im Proviantamt (angeblich Huntestraße, tatsächlich Hermannstraße, heute Gelände der Freien Waldorfschule Oldenburg). Am achten Mobilmachungstag fand ein Übungsschießen auf der Alexanderheide an der Alexanderstraße statt. Am 10. August 1914 verließen die Bataillone per Eisenbahn ihre Aufstellungsorte, am 12. August trat das Regiment bei Hergarten in der Eifel zum ersten Mal zusammen.

Gefechtskalender[Bearbeiten]

1914[Bearbeiten]

Von der Eifel aus marschierte das Regiment im Verbund mit der 19. Reserve-Division am 15. August 1914 in das neutrale Belgien ein und beteiligte sich im gleichen Monat an der Einnahme von Charleroi und Ribemont. Am 7. September 1914 wurde das III. Bataillon und die MG-Kompanie während des deutschen Rückzugs an der Marne aufgrund mehrerer schwerwiegender Kommunikationsfehler abgeschnitten, von französischen Truppen bei Le Clos le Roi eingekesselt und praktisch vollständig vernichtet. Die Verluste betrugen 600 Gefallene, 150 Schwerverletzte und ca. 70 Kriegsgefangene. Die MG-Kompanie war Ende des Monats und das III. Bataillon am 6. November 1914 wieder neu aufgestellt. Im November nahm das I. Bataillon an den Kämpfen um Ypern teil.

1915[Bearbeiten]

Verluste vom 4. bis 19. Februar:

Gefallen: zehn Offiziere, 178 Mann
Verwundet: zehn Offiziere und 498 Mann
Vermisst: zwei Offiziere und 386 Mann

1916[Bearbeiten]

  • Januar --- Hartmannsweilerkopf
  • 20. März bis 6. Mai --- Schlacht um Verdun (erster Einsatz)
  • 28. Mai bis 11. Juni --- Schlacht um Verdun (zweiter Einsatz)
  • 22. bis 30. Juni --- Schlacht bei Verdun (dritter Einsatz):
Gefallen: fünf Offiziere, 145 Mann
Verwundet: sechs Offiziere, 632 Mann
Vermisst: ein Offizier, 94 Mann

Im November wurde das Regiment um eine 2. und 3. MG-Kompanie erweitert.

1917[Bearbeiten]

Gefallen: ein Offizier, 113 Mann
Verwundet: zwölf Offiziere, 546 Mann
Vermisst: 17 Mann
  • Juli/August --- Kämpfe um Höhe 304 (vierter Einsatz vor Verdun)
Gefallen: sieben Offiziere, 161 Mann
Verwundet: 17 Offiziere, 634 Mann
Vermisst: ein Offizier, 18 Mann

1918[Bearbeiten]

  • Mai-Offensive
Gefallen: sechs Offiziere, 129 Mann
Verwundet: 15 Offiziere, 608 Mann
Vermisst: Keine Angaben

Von Juni bis August lag der Verband in Stellungskämpfen bei Gueux und Vrigny. Am 1. September wurde eine MW-Kompanie aufgestellt und ab Ende des Monats war das Regiment in die Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas eingebunden. Während der Kämpfe bei Somme-Py wurde Anfang Oktober das II. Bataillon aufgerieben. Die Reste formierten sich zu drei Kompanien. Da kein Ersatz vorhanden war, löste man am 10. Oktober das II. Bataillon sowie die 2. MG-Kompanie kurzzeitig auf. Sieben Tage später war das Regiment nach Neuaufstellung des II. Bataillons wieder komplett. Es war bis Kriegsende in permanenten Abwehrkämpfen verwickelt. Nach starken Verlusten bei Terron/Champagne formierten sich die Reste ab 3. November bis Kriegsende in einem Kampfbataillon.

Verbleib[Bearbeiten]

Unmittelbar nach dem Waffenstillstand von Compiègne begann das Regiment mit dem Rückmarsch nach Deutschland. Bereits am 14. November wurde die belgisch-luxemburgische Grenze und am 17. November die luxemburgisch-deutsche Grenze überschritten. Am 29. November wurde bei Mainz der Rhein überquert. Am 2. Dezember nahm es an einer Parade der 213. Infanterie-Division in Frankfurt am Main teil.

Am 24. Dezember wurde das Regiment in Münnerstadt auf die Bahn verladen und traf über Göttingen und Northeim am 25. Dezember auf dem Güterbahnhof Möhringsberg in Hannover ein. Ab 26. Dezember 1918 erfolgte durch das Ersatz-Bataillon über die Abwicklungsstelle des 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74 die Demobilisierung. Ein offizielles Auflösungsdatum ist nicht bekannt. Völlig unklar ist auch, welche Stärke das Regiment zu diesem Zeitpunkt noch besaß.

Gesamtverluste[Bearbeiten]

Insgesamt hatte das Regiment während des Krieges an Gefallen 83 Offiziere und ca. 2900 Unteroffiziere und Mannschaften zu beklagen. Diese Zahlen umfassen offenbar nur die durch unmittelbare Kampfeinwirkung gefallenen. Die tatsächliche Anzahl der durch Kampfeinwirkungen ums Leben gekommenen Regimentsangehörigen dürfte wesentlich höher liegen. Angaben über Verwundete, Vermisste oder Kriegsgefange liegen nicht vor.

Erinnerungskultur[Bearbeiten]

Ein Ehrenmal bzw. Denkmal für die Gefallenen des Regiments wird in der Regimentsgeschichte nicht erwähnt.

Im Januar 1933 publizierte der in Hannover lebende ehemalige Regimentsangehörige Georg Bauer eine Regimentsgeschichte, die auf den amtlichen militärischen Akten des Reichsarchivs, Tagebuchaufzeichnungen von Dr. Eichwald, Heinrich Köstermann und Fritz Hahlo sowie Aufsätzen von Regimentsangehörigen sowie Presseartikeln beruhte. Köstermann war 1917 Leutnant und Führer der 5. Kompanie des I. Bataillons sowie 1918 Kommandeur des III. Bataillons. Unterstützt wurde Bauer bei der Abhandlung von dem Oldenburger Lehrer Dr. Georg Röver (1883–1960) vom ehemaligen Evangelischen Lehrerseminar Oldenburg, zeitweilig Kompanieführer bzw. Bataillonskommandeur im Regiment, einem Dr. Krüger in Rethen (unklar, welchem) und einem Bockstiegel in Westrhauderfehn.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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