Otto Klemp

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Otto Klemp

Otto Ludwig Alwin Klemp (* 31. August 1889 in Essen/Ruhr; † 7. Januar 1958 in Flöha-Plaue) war seit 1927 Haus- und Landarzt in der heutigen August-Bebel-Straße 4 in Flöha-Plaue.

Leben[Bearbeiten]

Otto Klemp wuchs als zweitjüngster Sohn eines Revisors mit drei Brüdern in Bochum auf. Nachdem seine zwei ältesten Brüder 1905 nach Guatemala auswanderten, entschied er sich Facharzt für Allgemeinmedizin und Geburtshilfe zu studieren. Sein Studium begann er 1908 in Rostock und führte ihn währenddessen auch nach Jena, Berlin und München, wo er unter anderem von Wilhelm Conrad Röntgen unterrichtet wurde. Zum Ende seines Studiums kam er wieder nach Rostock wo er 1914 promovierte. In Folge des ersten Weltkrieges, wo er zum Lazarettdienst in die Berliner Charité einberufen wurde, konnte dies jedoch erst am 15. August 1919 anerkannt werden. Nach vier Jahren Krieg und Umgang mit Kriegstoten, welche er auch in der eigenen Verwandtschaft verzeichnen musste, und mit verwundeten Deutschen, Russen und Türken an er Ostfront (Galizien), war er ein entschiedener Kriegsgegner und Kritiker des späteren NS-Systems.

In den frühen 1920er-Jahren verschlug es ihn nach Hessen, wo er in Hörnsheim (heutiger Ortsteil von Hüttenberg) seine erste Arztpraxis eröffnete und seine spätere Frau Marie, eine Johanniterschwester, kennen lernte und am 2. September 1923 in Butzbach heiratete.

August-Bebel-Straße 4

1927 kam Klemp nach Sachsen und eröffnete in der Uferstraße 9 die erste namentlich genannte Arztpraxis Plaue. Da die Praxis schnell zu klein wurde, zog er 1930 in ein neugebautes Haus in der Willischstraße 4 (heutige August-Bebel-Straße). Ab Mitte der 1930er-Jahre konnte er eigene Röntgenaufnahmen anfertigen und ließ sie von dem in der Uferstraße wohnenden Hobbyfotograf Willi Hiekel entwickeln. Während dieser Zeit übernahm Klemp auch die Betreuung und Ausbildung im Plauer Arbeiter-Samariter-Bund und führte dies in der ab 1933 zusammengeschlossenen Rot-Kreuz-Kolonne fort.[1] Ab dem zweiten Halbjahr 1944, zum Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde in der Plauer Schule ein Hilfslazarett eingerichtet. Dies führte er bis zur endgültigen Schließung im September 1945 als Chefarzt.[2]

Ende 1944 wurde am Volksgerichtshof Dresden ein Gerichtsverfahren gegen ihn angestrengt, da er es öffentlich gewagt hatte gegen Hitler zu argumentieren und den militärischen Sieg bezweifelte (Defätismus). Durch das dann schnelle Ende des Krieges wurde er jedoch vor einer harten Strafe bewahrt.

Klemp arbeitete bis zu seinem Tod am 7. Januar 1958. Er wurde am darauf folgenden Samstag in einem Eichensarg auf dem Waldfriedhof bestattet. Seine Frau lebte nach seinem Tod wieder in ihrer Heimat in Hessen und wurde im Jahr 2000 neben ihrem Mann beigesetzt.

Wirkung, Nachwirkung und Würdigungen[Bearbeiten]

Grab

Für die Plauer Bevölkerung war er nur als Klemp-Ottl bekannt. Seine volkstümliche Art, seine umfangreichen Kenntnisse und sein Verständnis für alle Bevölkerungsschichten machten ihn überaus beliebt. In seiner knappen Freizeit spielte er mit dem damaligen Leiter des Flöhaer Golfplatzes, Herrn Lange, so manche Partie.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg war er bereit, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen eine neue Heimat zu bieten. Unter ihnen war 1946 auch die Familie Schlosser, deren Kind, der spätere Flöhaer Oberbürgermeister Friedrich Schlosser, am 9. Januar 1950 in den Praxisräumen geboren wurde.

Spätestens seit der Fahrt durch die Silberröhre ist das Flöhaer Original zur Legende geworden. In einer Wette mit dem Krämersohnel ging es darum, wer am schnellsten von der Gaststätte Rößler in der Erdmannsdorfer Straße zum Bahnhof fahren kann. Der sich mit seinem Acht-Zylinder-Mercedes überlegen fühlende Walter Krämer wurde dabei vom schlitzohrigen Klemp ausgetrickst. Denn Klemp kürzte mit seinem kleinen Hanomag durch die nur zwei Meter breite und knapp 100 m lange Silberröhre ab und kam als erster am Bahnhof an. Da er für diese Fahrt sofort vom Schutzmann abgestraft wurde, setzte man später die Geschichte, dass er schnell zu einem schwer kranken Patienten fahren musste, in die Welt.[3]

Nach Klemp benannte Sraßen[Bearbeiten]

Straßenschild mit Kurzinfo

Zur Würdigung seiner Dienste an den Plauer Einwohnern wurde 1999 im Flöhaer Stadtrat beschlossen, eine Straße nach ihm zu benennen. Heute findet man die Dr.-Otto-Klemp-Straße im Plauer Wohngebiet Schweddey.

Im Fuldaer Ortsteil Aschenberg kann man ebenfalls eine Klempstraße finden. Diese Straße wurde jedoch nach einem Hofmaler der Fuldaer Fürstäbte Johannes Klemp (1623-1652) benannt.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Rat der Stadt Flöha (Hrsg.): Flöha deine Heimat. Band 4, Juni 1959, S. 34.
  2. Lothar Schreiter: Eine Chronik von Flöha. Hrsg.: Stadtverwaltung Große Kreisstadt Flöha. 1998, S. 69,93.
  3. Siegfried Schönherr: Rennstrecke durch die Silberröhre. In: Freie Presse. Flöha 12. Februar 1998.
  4. Stadt Fulda (Hrsg.): Stadtplan Fulda - Klempstraße. (Stadtplan [abgerufen am 5. September 2009]).
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50.84692313.080897Koordinaten: 50° 50′ 48,9″ N, 13° 4′ 51,2″ O