Mobisol

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Mobisol GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 2011[1]
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung T. Gottschalk
Mitarbeiter 11-50[1]
Branche Erneuerbare Energie & Umwelt
Website www.plugintheworld.com/mobi/home.html

Die Mobisol GmbH ist ein deutsches Unternehmen, das subsaharische Länder durch sogenannte Solar Home Systems (SHS) mit erneuerbarer Energie versorgt.

Gründung und Zielsetzung[Bearbeiten]

Das 2011 gegründete Unternehmen arbeitet im ICT4D-Sektor und vertritt damit wie andere Unternehmen in diesem Bereich eine Ethik, die wirtschaftliche Tätigkeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen möchte. Social Business ist ein weiterer Begriff, der Mobisols' Geschäftstätigkeit umschreibt. Der innovative Charakter dieser Tätigkeit ergibt sich aus der Kombination von Mobiltechnologie, Solartechnik und Mikrokrediten.[2]

Mobisols' Absatzmarkt sind ländliche Gebiete mit hoher Sonneneinstrahlung und unzureichender elektrischer Grundversorgung. Nach dem Ende einer zweijährigen Testphase hat Mobisol im November 2013 die kommerzielle Markteinführung in Ostafrika begonnen und mittlerweile Kundschaft in Tansania und Kenia und seit März 2014 auch in Ruanda.[3] Laut Tanzania Daily News sind lediglich 20% der tansanischen Bevölkerung an das Stromnetz angeschlossen.[4] Die ansässige Bevölkerung hat, verglichen mit dem Durchschnittseinkommen in Deutschland, mit einem niedrigem Einkommen zu kämpfen.[5] Die Idee des Unternehmens ist nun, vom Stromnetz unabhängige Solartechnik per Mobilfunk-Technologie und Mikrokredite zu ermöglichen. Die Kunden und Kundinnen von Mobisol erhalten ein einfach zu installierendes Solarmodul mit Equipment und zahlen mit ihrem Mobiltelefon den Preis für die Anlage ab. Laut Mobisol werden die nicht unerheblichen Initialkosten auf diese Weise umgangen.[6] Die Kunden sollen mit der Unterstützung elektrischer Verfügbarkeit dazu befähigt werden, ihre Produktivität, bzw. ihr Einkommen zu steigern, indem mehr Lichtstunden pro Tag zur Verfügung stehen.

Mobisol wird auch als Startup bezeichnet, u.a. da der erste Prototyp des Energiesystems in einer Berliner Garage entwickelt wurde.[7][2] Die Firma unterhält zusammen mit ihrem Tochterunternehmen Mobisol Limited Beziehungen zu Mobilfunk-Firmen wie Airtel und Vodacom, IT-Unternehmen wie KAKUTE Limited und zu Nichtregierungsorganisationen wie SCODE.[8] Finanzielle wie ideelle Unterstützung erhält Mobisol zudem von Organisationen wie dem KfW-Zweig Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft und den Fonds Africa Enterprise Challenge Fund und Energy and Environment Partnership with Southern and East Africa.[9][10] Mindestens teilweise werden also Mitarbeiterlöhne in Tansania als auch in Deutschland, Anschaffungskosten für Solarmodule als auch Büromiete und Reisekosten extern finanziert.[11]

Darüber hinaus beteiligt sich Mobisol an folgenden Initiativen und Organisationen: UN initiative Sustainable Energy for All, Alliance for Rural Electricity und Microenergy International.[8][12] T. Duveau, Mitarbeiter des Unternehmens, ließ hoffnungsvoll verlauten, dass Mobisol bereits 2020 Afrikas' größter Energielieferant sein werde. Die Weltbank hat sich inzwischen nach der Möglichkeit der Großproduktion durch Mobisol erkundigt.[2]

Kredit und Bezahlung[Bearbeiten]

Das SHS kostet je nach Ausführung bei Mobisol von ~290 € bis ~1.220 € (US$-Wechselkurs vom 10. April 2014). Im Normalfall werden diese Kosten in einem Zeitraum von 3 Jahren monatlich beglichen. Sollte eine Rate nicht bezahlt werden, ist Mobisol im Stande, das System abzuschalten.[6] Laut The Arusha Times liegen die Herstellungskosten für die SHS zwischen 500.000 TSh und 2.400.000 TSh; das entspricht (bei einem Wechselkurs von 2250 TSh zu 1 €) ~222 € bis ~1067 €.[13] Der Unterschied zwischen Herstellungskosten und Erwerbskosten lässt die Gewinnspanne pro Einheit erahnen.

Die Rückzahlung des Kaufpreises bzw. Kredites geschieht über M-Pesa, eine von Vodacom Tanzania eingerichtete Bezahlfunktion per Mobiltelefon. Allein in Tansania sind mehr als 50.000 für M-Pesa tätige Agenten anzutreffen. Sie fungieren, vereinfacht beschrieben, als Bankfiliale, die Ein- und Auszahlungen für das elektronische Guthabenkonto durchführen können und sind praktisch in jedem Kiosk anzutreffen. Die Bedienung eines Mikrokredits kann für Menschen mit geringem Einkommen eine annehmbare Bedingung darstellen, wenn die Kosten des gewünschten Objektes aus dem Stand nicht aufzubringen sind.

Technik[Bearbeiten]

Mobisol liefert sein Solar-Heimsystem (SHS) in vier Varianten aus: Die Leistung von 30 W, 80 W, 120 W und 200 W ist für entsprechend 10 US$, 22 US$, 34 US$ und 47 US$ pro Monat erhältlich (zuzüglich einer Anzahlung der zwei- bis dreifachen Monatsrate). Mit dem kleinsten SHS soll der Betrieb von Licht, Ladegerät und Radio funktionieren, während das Paket mit der größten Leistung Licht, Ladegerät, Radio, TV, Notebook und Kühlschrank betreiben können soll. Ein Upgrade oder Downgrade auf eine höhere oder niedrigere Leistungsstufe sei einfach zu bewerkstelligen.

Das SHS besteht aus folgenden Bestandteilen:

Die photovoltaischen Zellen des Solarmoduls stammen von der deutschen Firma Q-Cells. Sie sind für die Gewinnung der elektrischen Energie verantwortlich. Auf dieses Bauteil gibt Mobisol eine Funktionsgarantie von 20 Jahren.

Der Controller und die Batterie sind die essentiellen Teile des SHS und haben beide eine Garantie von 3 Jahren. Der Controller ist dafür verantwortlich, via dem eingebauten GSM-Modem, mit dem lokalen Mobisol-Büro zu kommunizieren und das virtuelle Echtzeit-Tracking des gesamten Systems zu ermöglichen. Beim Tracking werden unter anderem die monatlichen Zahlungen und der Ablauf der Gnadenfrist miteinbezogen und Nutzungsdaten angelegt. Zusätzlich wird eine Datenbank mit Informationen befüllt, die zeitliche Nutzung des SHS, Endgerätenutzung und Bezahltrends aufzeichnet und auswertet. Das soll schlussendlich Rückschlüsse auf den ökonomischen, sozialen und ökologischen Einfluss der SHS zulassen. Das Tracking und Monitoring durch lokale Techniker geschieht über eine web-basierte Schnittstelle. Für bevorstehende Ratenzahlungen werden automatische SMS-Erinnerungen verschickt. Der Gleichspannungswandler, auch DC-Konverter genannt, kann einzelne Lichtquellen mit Energie versorgen, während der Wechselstrom-Umrichter indes die in der Batterie gespeicherte Energie an die verbrauchenden Geräte abgibt.

Sämtliche Bauteile sollen mit einem Schraubendreher austauschbar sein. Die lokalen Techniker werden von Mobisol in einem zweitägigem Seminar ausgebildet und nach Erfüllung einiger Kriterien unter anderem mit einer Identitätskarte zertifiziert. Sie sind oftmals unabhängige Unternehmer, die das SHS von Mobisol in Zielgegenden bewerben und verkaufen. Sie werden auf Kommission bezahlt.

In einem Störfall wird die genaue Schwachstelle übermittelt und die Fehlfunktion kann relativ einfach und zügig behoben werden. In der Garantiezeit wird der Controller im Notfall ausgetauscht. Über den Controller kann zudem auch die gesamte Anlage deaktiviert werden (bei Nichtzahlung einer Rate und nach Ablauf einer unbekannten Gnadenfrist). Nach firmeneigenen Angaben sei es unmöglich, die Abschaltung zu umgehen, ohne das System zu zerstören.[6]

Kritik[Bearbeiten]

Mobisol nimmt an, dass sich die monatliche Ratenzahlung durch eine erhöhte Produktivität und damit ein erhöhtes Einkommen ausgleiche. Dabei müssen allerdings die Anschaffungskosten mitbedacht werden. Nach dem Erwerb eines SHS ergeben sich zwar Einsparungen, da sich der Kauf von Kerosin und Kerzen für Lichtquellen erübrigt. Diese werden aber spätestens nach einigen Jahren Gebrauchszeit durch Nachkäufe von Glühlampen ersetzt. Auf von Mobisol erstellten Werbewebseiten für einzelne Klienten ist zu erfahren, dass sich einige mit dem nun verfügbaren Strom ein Zusatzeinkommen erwirtschaften, etwa in dem kalte Getränke verkauft werden oder eine Ladestation für Mobiltelefone Gewinn abwirft. Die damit verbundenen Investitionskosten und die zusätzlich aufzubringende Arbeitszeit wird jedoch nicht erwähnt.[8] Es muss schlussfolgernd in Frage gestellt werden, ob die Tilgung des Kredites durch die Verfügbarkeit von Strom und seine Begleiterscheinungen gedeckt wird.

Mikrokredite genießen in der heutigen Zeit einen guten Ruf, helfen sie doch Mittellosen zur Errichtung eines Geschäftes mit einer kleinen Menge Startkapital, wenn Banken schon keine Kredite mehr geben. Die Kreditwürdigkeit eines Vertragspartners entscheidet jedoch immer noch darüber, ob ihm oder ihr ein Kredit gewährt wird.[14] Somit kommen die Ärmsten der Armen eher selten als Mobisol-Kundschaft in Frage. Und auch, wenn es sich bei Mikrokrediten um den Verleih eher kleiner Geldsummen handelt, so ist ihnen doch stets die Gefahr einer Verschuldung inne. In Indien kam es bereits zu Selbstmorden aufgrund von Mikrokredit-Verschuldung.[15]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Mobisol GmbH: Selbstdarstellung auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn. Abgerufen am 7. März 2014.
  2. 2,0 2,1 2,2 Sabine Kinkartz auf Deutsche Welle vom 15. April 2014: Africa: Smart Solar Energy for Africa. Abgerufen am 9. Mai 2014
  3. Twitter-Seite von Mobisol. Abgerufen am 7. März 2014
  4. Yasinta Amos in der Tanzania Daily News vom 27. Januar 2014: Tanzania: Firm Taps Sun to Power Rural Homes. Abgerufen am 7. März 2014.
  5. Weltbank: Pro-Kopf-Einkommen in Tanzania etwa 609 US$ pro Jahr. Abgerufen am 7. März 2014.
  6. 6,0 6,1 6,2 GIZ Fachtagung Direktvermarktung von Grünstrom in Entwicklungs- und Schwellenländern - Mobile Enabled Offgrid Electrification. Abgerufen am 7. März 2014.
  7. Stellenbeschreibung von Mobisol GmbH bei Uniflitzer.de. Abgerufen am 7. März 2014.
  8. 8,0 8,1 8,2 Webseite von Mobisol. Abgerufen am 7. März 2004.
  9. Projektseite von Mobisol beim AECF-FondAbgerufen am 7. März 2014.
  10. EEP S&EA Projektliste Februar 2014. Abgerufen am 7. März 2014
  11. Best practises of the Alliance for Rural Electrification, Seite 14. Abgerufen am 7. März 2014.
  12. Projektseite von Mobisol bei der Sustainable Energy for All-Initiative der Vereinten Nationen. Abgerufen am 7. März 2014
  13. The Arusha Times vom 21. September 2013: Tanzania: Voda, Mobisol Partner in Lighting Villages. Abgerufen am 8. März 2014.
  14. Eva Terberger in Ruperto Carola, Ausgabe 3/2002: Mikrofinanzierung: Allheilmittel gegen Armut?. Abgerufen am 8. März 2014.
  15. Philip Mader in der Frankfurter Rundschau vom 17. November 2010: Ausweglos verschuldet. Abgerufen am 8. März 2014.
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