Mobile Viral Marketing

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Beim Mobile Viral Marketing (deutsch: Mobiles Viralmarketing) werden nach den Prinzipien der Mundpropaganda und des Viralen Marketings im Internet erhaltene Werbebotschaften oder Dienste von Konsumenten an andere Konsumenten weitergeleitet.

Begriff[Bearbeiten]

Mobile Viral Marketing bezeichnet ein Kommunikations- oder Distributionskonzept, bei dem Konsumenten motiviert werden, mobile virale Inhalte mittels mobilen elektronischen Kommunikationstechniken (in Verbindung mit mobilen Endgeräten) an weitere potenzielle Konsumenten aus ihrem sozialen Umfeld zu senden und ihrerseits zur Empfehlung zu motivieren. Unter mobile virale Inhalte fallen sowohl mobile Werbebotschaften als auch mobile Dienste.[1][2] Ein Beispiel für den ersten Fall, der das Kommunikationskonzept im Mobile Viral Marketing repräsentiert, ist etwa eine mobile multimediale Grußkarte, die eine Werbebotschaft enthält. Ein Beispiel für den zweiten Fall, der das Distributionskonzept im Mobile Viral Marketing repräsentiert, ist etwa ein Mobile-Instant-Messaging-Dienst, der sich typischerweise viral verbreitet[2].

Abgrenzung zum Mobile Word-of-Mouth[Bearbeiten]

Unter Mobile Word-of-Mouth wird jede informelle – positive wie negative – Kommunikation zwischen Kunden und/oder potenziellen Kunden mittels mobilen elektronischen Kommunikationstechniken (in Verbindung mit mobilen Endgeräten) über Merkmale eines Unternehmens und seiner Leistung verstanden. Dabei ist Mobile Word-of-Mouth stets konsumenteninduziert. Das bedeutet, dass nutzergenerierte Inhalte User-Generated-Content ausgetauscht werden. Beispiele sind etwa Kundenartikulationen über Merkmale eines Unternehmens und seiner Leistung auf Mobile Communities oder Mobile Blogs, aber auch in Form von SMS, MMS oder Mobile E-Mail. Generell fallen darunter auch von Konsumenten erstellte Videos auf mobilen Videoportalen, wie Mobile Youtube oder Einträge in einem mobilen Wiki, wie Wikipedia Direkt, wenn Merkmale eines Unternehmens und seiner Leistung thematisiert sind und die Inhalte entweder per mobiles Endgerät erstellt oder abgerufen werden. Ebenso werden Telefongespräche, die mit mobilen Endgeräten über Merkmale eines Unternehmens und seiner Leistung geführt werden, zum Phänomen Mobile Word-of-Mouth gezählt.[2]

Mobiler viraler Prozess[Bearbeiten]

Ein mobiler viraler Prozess läuft prinzipiell in drei Stufen ab: Empfang, Nutzung und Empfehlung des Inhalts. Die Absicht, eine virale Nachricht auf dem mobilen Endgerät zu öffnen, ist das primäre Problem, um den Mobile-Viral-Marketing-Prozess zu beginnen. In dieser Situation fällt der Endkunde unter Berücksichtigung einiger Einflussfaktoren, wie z.B. dem Vertrauen in den Absender, die Entscheidung, den mobilen Inhalt zu öffnen, oder die Nachricht ungelesen zu löschen. Ist die Nachricht geöffnet, beginnt die zweite Prozess-Stufe. Auch hier entscheidet der Endkunde unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren, ob er diesen mobilen Inhalt nutzen möchte. Ist dies der Fall, ist der Nutzer des mobilen Inhalts unter Umständen bereit, diesen Inhalt an weitere Empfänger weiterzuleiten. Indem die Nachricht weitergeleitet wird, wird der ursprüngliche Empfänger der Nachricht in dieser letzten Phase zu einem Kommunikator und der Prozess schließt sich und beginnt erneut.[3]

Beispiele für Mobile Viral Marketing[Bearbeiten]

Beispiele für Mobile Viral Marketing lassen sich in vier Mobile-Viral-Marketing-Typen bzw. Standardtypen gliedern[2][4].

Standardtyp Motivated Evangelism[Bearbeiten]

Hohe Netzwerkeffekte existieren, da der Nutzer von einer hohen Diffusion eines mobilen viralen Inhalts profitiert. Beispielsweise steigt der Nutzen bei einer Mobile Community mit steigender Anzahl der Teilnehmer, da mehr Kommunikationsbeziehungen aufgebaut werden können. Ebenso müssen bei diesem Standardtyp der Kommunikator und der Rezipient typischerweise den entsprechenden Dienst nutzen, um einen Mehrwert zu erhalten. Diese Gegebenheiten motivieren Kommunikatoren, aktiv weitere Konsumenten von der Nutzung des entsprechenden Dienstes zu überzeugen.[4]

Typische praktische Umsetzungen für den Standardtyp stellen Mobile-Instant-Messaging-Dienste, wie etwa Bing, dar. Diese Dienste ermöglichen die Übertragung von Sofort-Nachrichten und werden typischerweise mit paketorientierter mobiler Datenübertragung auf mobilen Endgeräten realisiert. Zudem sind auch Mobile Communities, wie etwa Peperonity.com, zum Standardtyp zu zählen. Diese Dienste sind eine Spezialform virtueller Gemeinschaften, die durch die Nutzung mobiler elektronischer Kommunikationstechniken und die Einbindung mobiler Dienste entstehen. Derartige Communities können beispielsweise Plattformen für Diskussionen oder soziale Kontakte sein. In diesem Zusammenhang sind auch mobile Peer-to-Peer-Share-Dienste zu nennen. Diese Dienste erlauben auf speziellen Plattformen den Austausch multimedialer Inhalte über mobile Endgeräte. Ein Beispiel ist der Dienst vidUP, mit dem Mobilfunknutzer Inhalte im Video- oder Audioformat weiteren Nutzern zur Verfügung stellen können. Dabei ermöglicht die J2ME-basierte Anwendung, Inhalte auf ein WAP-Portal hochzuladen, anzusehen, herunterzuladen sowie weiterzuleiten. Ferner sind ortsbasierte Friendfinder ein Beispiel, etwa Qiro. Bei diesen LBS werden die Positionsdaten registrierter Nutzer an ein zentrales Register übermittelt. Anderen Nutzern wird die Abfrage dieser Daten ermöglicht. Auch mobile Spiele, die Netzwerkeffekten unterliegen, sind zu berücksichtigen. Derartige Spiele werden je nach Spieleranzahl als Multiplayer Mobile Game oder Massive Multiplayer Mobile Game bezeichnet. Ein Beispiel für Letzteres ist etwa Gumball 3000 Supercars.

Standardtyp Signaling Use/Group Membership[Bearbeiten]

Der Standardtyp Signaling Use/Group Membership ist durch das Vorhandensein hoher Netzwerkeffekte sowie einer passiven Rolle des Kommunikators charakterisiert. Die passive Rolle ergibt sich, da die Empfehlung eines mobilen Netzwerkprodukts nur indirekt vom Kommunikator ausgeht und im Prinzip durch die Nutzung des Inhaltes resultiert.[4] Eines der wenigen Beispiele für diesen Standardtyp ist das mobile Bezahlverfahren Luupay, das allerdings Anfang 2009 eingestellt wurde. Die Mechanismen des Mobile Viral Marketing wurden bei Zahlungen zwischen Privatpersonen (Customer-to-Customer-Szenario) benutzt, um neue Kunden zu gewinnen. Unter Angabe der MSISDN des Zahlungsbegünstigten konnten über die Luupay-Website auch Zahlungen an Personen angewiesen werden, die keine Luupay-Nutzer waren. Ist dies der Fall, erhielt der Empfänger eine SMS mit dem zugesandten Betrag sowie eine Einladung zum Eröffnen eines Luupay-Kontos. Erst nach der Registrierung wurde der Betrag gutgeschrieben. Bei Zlango, einer für mobile Endgeräte verfügbare Software, die die Darstellung einer spezifischen Bildersprache ermöglicht, wird ein ähnlicher Mechanismus angewendet. Nach Erhalt einer ersten Zlango-Botschaft kann der Rezipient entscheiden, ob er die Software installiert, um auf seinem Endgerät die Botschaft lesen zu können. Daraufhin wird auch er in der Lage sein, Zlango-Botschaften zu versenden und kann selbst zum Kommunikator werden. Man kann sich durchaus vorstellen, dass der Standardtyp Signaling Use/Group Membership künftig auch bei der Verbreitung mobiler Komprimierungsprogramme oder proprietärer Dateiformate Anwendung findet. Beispiele wären etwa mobile Versionen der Software Winzip oder Flash-Filme, die bereits von der herkömmlichen PC-Nutzung bekannt sind. Derartige mobile virale Strategien könnten etwa wie folgt gestaltet sein: Wenn ein Nutzer per Mobile E-Mail Dateianhänge mit einer entsprechend komprimierten Datei oder einer Flash-Datei empfängt, kann der Nutzer beim Öffnen darauf hingewiesen werden, dass eine bestimmte Software benötigt wird. Der Empfänger wird so motiviert, diese zu installieren, da sonst der mobile virale Inhalt nicht genutzt werden kann.

Standardtyp Targeted Recommendation[Bearbeiten]

Der Standardtyp Targeted Recommendation ist durch das Fehlen von Netzwerkeffekten sowie einer aktiven Rolle des Kommunikators bei der Verbreitung eines mobilen viralen Inhalts gekennzeichnet. Bei diesem Standardtyp sind die Netzwerkeffekte gering oder fehlen vollständig, da es typischerweise zu keinem Nutzengewinn kommt, falls sich die Anzahl der Nutzer erhöht. Hingegen ist die Rolle des Kommunikators aktiv, da dieser davon überzeugt ist, dass ein mobiler viraler Inhalt für den Rezipienten relevant ist und er ihn daher aktiv weiterleitet.[4] Für den Standardtyp kommt eine Vielzahl mobiler Anwendungen infrage, vorausgesetzt es handelt sich dabei nicht um Dienste mit hohen Netzwerkeffekten. Beispiele sind etwa Informationen auf WAP-Seiten, die per Send-to-a-Friend-Anwendung weitergeleitet werden können. Ferner können unter den Standardtyp mobile Unterhaltungsdienste, wie etwa Logos, Klingeltöne, Musik, Bilder oder mobile Kurzfilme, eingeordnet werden. Mobile Kurzfilme werden typischerweise durch den Erst-Kontakt von speziellen Portalen im stationären oder mobilen Internet auf das mobile Endgerät geladen. Aufgrund des meist hohen Datenvolumens der Kurzfilme wird für die Weiterleitung Bluetooth verwendet, da per MMS in der Regel nur ein begrenztes Datenvolumen übertragen werden kann. Weitere Standardtyp-Ausprägungen sind mobile Gutscheine, die meist den Aufruf „Bitte weitersenden“ oder „send this to a friend“ beinhalten und so zur Empfehlung motivieren. Weiterhin fallen unter diesen Standardtyp Gewinnspiele, die die Teilnahme weiterer Personen erfordern. Als beispielhafte Fallstudie soll die Kampagne zum Filmdrama „Mona Lisas Lächeln“ dienen. Zur Bekanntmachung des Filmes wurde ein virales SMS-Dialog-Gewinnspiel durchgeführt. Die Ansprache der 14- bis 25-jährigen Frauen, die sich im Vorfeld für Permission-Marketing-Zwecke bei der durchführenden Mobile-Marketing-Agentur registriert hatten, erfolgte über eine Push-SMS. Hierbei wurde zunächst auf das Gewinnspiel aufmerksam gemacht und anschließend die Kampagnenmechanik erklärt. Um an der Kinokarten-Verlosung teilzunehmen, mussten die kontaktierten Frauen die MSISDN dreier Rezipienten auf der Homepage des Filmes im stationären Internet eintragen. Diese Personen erhielten dann eine Push-SMS, mit der sie aufgefordert wurden, ihre Teilnahme per Premium-SMS zu bestätigen. Falls alle drei Rezipienten der Aufforderung nachkamen, erhielten die Beteiligten eine Teilnahmebestätigung am Gewinnspiel. Der Kommunikator wurde zusätzlich extrinsisch motiviert und erhielt einen exklusiven Klingelton zum Film. Falls die Rezipienten auf die SMS nicht geantwortet hatten, erhielt der Kommunikator eine SMS, in der zur Erinnerung der Rezipienten aufgefordert wurde.

Standardtyp Awareness Creation/Benefits Signaling[Bearbeiten]

Der Standardtyp Awareness Creation/Benefits Signaling ist durch das Fehlen von Netzwerkeffekten sowie einer passiven Rolle des Kommunikators charakterisiert. Bei Mobile-Viral-Marketing-Strategien dieses Typs wird die Bekanntheit eines Inhalts durch die Nutzung gesteigert. Wie beim Standardtyp Targeted Recommendation ist es unwesentlich, wie viele weitere Rezipienten davon überzeugt werden können, den Inhalt zu nutzen.[4] Typische Beispiele sind mobile Grußkarten, die gewöhnlich mit MMS oder IVR realisiert werden. Wird letztere Realisierungstechnologie verwendet, wird meist vom Initiator eine dem Audio-Inhalt nachfolgende SMS verwendet, um dem den Rezipienten über den Kommunikator und den Empfehlungsmechanismus zu informieren. Ein Beispiel ist die Kampagne für das Produkt Nivea Visage Shine Control der Beiersdorf AG. Um die Markenbekanntheit in der Zielgruppe der 14- bis 19-jährigen Mädchen zu erhöhen, wurde ein mobiles Gewinnspiel durchgeführt. Die crossmediale Integration erfolgte durch Beilagen in Printmedien. Sobald eine richtige Lösung für die gestellte Multiple-Choice-Preisfrage per SMS einging, wurde ein Bestätigungs-Rückruf ausgelöst. Jener sollte die Teilnehmer dazu veranlassen, einen Rezipienten mit einer mobilen Voice Card zu grüßen. Hierzu musste der Vorname des Kommunikators und die MSISDN des Rezipienten per SMS an eine Kurzwahlnummer gesendet werden. Anschließend erhielt der Rezipient eine Audio-Grußkarte, gefolgt von einer SMS mit dem Namen des Kom-munikators sowie einer Einladung zum Gewinnspiel. Hat sich der Rezipient dazu entschlossen, durch Einsenden eines Kennworts am Gewinnspiel teilzunehmen, erhielt auch dieser den Bestätigungsrückruf, der zur Empfehlung der Werbebotschaft für das Gewinnspiel anregen sollte. In einer weiteren SMS wurden alle Gewinnspielteilnehmer über den Nivea-SMS-Newsletter informiert. Weitere Möglichkeiten im Rahmen des Standardtyps Awareness Creation/Benefits Signaling sind Free-SMS-Dienste, die auf stationären Internetseiten zur Verfügung gestellt werden. Auch mobile Kurzfilme, bei denen am Ende eine Werbebotschaft mit einer URL eingeblendet wird, sind Beispiele für den Standardtyp.

Potenzial des Mobile Viral Marketing[Bearbeiten]

Wiedemann (2009) zeigt, dass mit Mobile Viral Marketing eine exponentielle Verbreitung mobiler Dienste und Werbebotschaften bei glaubwürdiger Kommunikation, hoher Aufmerksamkeit sowie niedrigen Kosten realisiert und darüber hinaus auch sehr spezifische Zielgruppe adressiert werden können.[2]

Exponentielles Wachstum[Bearbeiten]

Förster und Kammerzelt (2007) zeigen basierend auf einer empirischen Studie, dass durch Mobile Viral Marketing bei 500 Erst-Kontakten, die vom Unternehmen direkt adressiert werden, nach fünf Stufen in einem pessimistischen Szenario bis zu 35.689 und in einem optimistischen Szenario bis zu 358.376 Rezipienten erreicht werden können[5]. Nach Kümmerlein (2002) leiten je nach analysierter Kampagne 19 bis 65 % eine mobile Werbe-Grußkarte einmal und 22 bis 41 % mehrmals weiter. In dieser Studie konnte auch festgestellt werden, dass Rezipienten, die einen mobilen viralen Inhalt von einem Kommunikator erhalten, etwa einem Freund oder Bekannten, überproportional häufiger an den Aktionen teilnehmen als Erst-Kontakte[6]. Demnach ist bei Mobile-Viral-Marketing-Strategien von einem exponentiellen Wachstum des Empfängerkreises auszugehen.

Hohe Glaubwürdigkeit[Bearbeiten]

Das Potenzial des Mobile Viral Marketing drückt sich auch in der hohen Glaubwürdigkeit des Kommunikators aus, der typischerweise aus dem sozialen Umfeld des Rezipienten stammt. In diesem Zusammenhang lautet die zentrale These, dass mit zunehmender Glaubwürdigkeit des Kommunikators die Wahrscheinlichkeit, dass die Kommunikation wirksam wird, steigt [7]. Fehlende Glaubwürdigkeit traditioneller Werbung und die daraus resultierende negative Einstellung sind seit langem empirisch nachgewiesen. Viele Konsumenten stehen den propagierten Werbeversprechen misstrauisch gegenüber. Demnach wird ein Unternehmen selten als neutraler Kommunikator wahrgenommen. Diese Rolle wird jedoch Freunden oder Bekannten anerkannt: Ihnen werden weniger Eigeninteresse, höhere Neutralität und deshalb eine höhere Glaubwürdigkeit zugeschrieben. Daher treten im Mobile Viral Marketing diese aufgrund ihrer sozialen Stellung im persönlichen Netzwerk als Garant für die Glaubwürdigkeit der Botschaft gegenüber den Rezipienten auf [8].

Hohe Aufmerksamkeit[Bearbeiten]

Auch in Bezug auf eine erhöhte Aufmerksamkeit bietet das Mobile Viral Marketing ein hohes Potenzial. Konsumenten werden pro Tag bewusst oder unbewusst mit etwa 1.500 bis 5.000 Werbebotschaften konfrontiert [9]. Die daraus entstehende Informationsüberlastung (information overload) wirkt sich dadurch aus, dass die Aufmerksamkeit der Konsumenten zunehmend schwieriger erlangt werden kann; zudem fällt es den Konsumenten schwerer, die für eine Kaufentscheidung relevanten Informationen aus der Masse der verfügbaren Informationen zu filtern. Die Aufmerksamkeit der Konsumenten, denen mit einer persönlichen Empfehlung ein bestimmtes Angebot vorgeschlagen wird, ist in der Regel wesentlich höher, als dies bei klassischen Werbekampagnen der Fall ist. Im Mobile Viral Marketing wird dies erstens durch die eingangs skizzierte Bedeutung mobiler Endgeräte als unverzichtbares Alltagsgerät mit hoher persönlicher Relevanz und Nutzungsintensität begünstigt. Zweitens existieren soziale Normen im Rahmen der Mobilfunknutzung, die eine ständige Erreichbarkeit der Konsumenten erfordern. Etwa manifestiert sich die Kehrseite der ständigen Erreichbarkeit in verstärkten Kontroll- und Überwachungsmöglichkeiten bei sozialen Beziehungen und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten. Bei Nichterreichbarkeit herrscht ein gewisser Legitimationsdruck. Andere Studien zeigen, dass die Mobilfunknutzung vor allem sozial-kommunikative Funktionen erfüllt, wie die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen oder die Kommunikation über momentane Aktivitäten und Aufenthaltsorte.[10] Daher werden mobile virale Inhalte typischerweise sofort zur Kenntnis genommen.

Reduktion von Kosten[Bearbeiten]

Ferner können Unternehmen im Gegensatz zu klassischen kommunikationspolitischen Maßnahmen Kosten einsparen und damit eine effizientere Marketing-Kommunikation umsetzen. Bei herkömmlichen Werbemaßnahmen, etwa einer Anzeigenkampagne, wird in der Regel ein Großteil des Budgets für die Anzeigenplätze selbst investiert. Diese Kosten entfallen bei einer Mobile-Viral-Marketing-Strategie, da die Verbreitung der Inhalte von den Nutzern selbst übernommen wird. Typischerweise ist lediglich die Versendung des mobilen viralen Inhalts an die Erst-Kontakte mit Kosten verbunden. Durch diese Kostenreduktion entstehen im Vergleich zu klassischer Werbung erhebliche Mehrwerte mit Effizienzwirkung.[2]

Verbesserte Zielgruppenadressierung[Bearbeiten]

Durch Mobile Viral Marketing entstehen aber auch Mehrwerte mit Effektivitätswirkung, die sich insbesondere in einer wirksameren Zielgruppenadressierung ausdrücken. Eine adäquate Adressierung der Zielgruppe ist für Unternehmen heute wichtiger denn je. Durch die zunehmende Fragmentierung der Konsumentenbedürfnisse entstehen zunehmend kleiner werdende Zielgruppen. Setzt man bei solchen Mikromärkten traditionelle Werbemedien ein, führt die geringe Größe der Zielgruppe typischerweise zu geringen Kontaktfrequenzen. In der Folge sinkt die Kontaktintensität und es kommt zu hohen Streuverlusten. Mit Mobile Viral Marketing hingegen ist eine verbesserte Zielgruppenadressierung möglich. Erstens ist anzunehmen, dass Privatpersonen basierend auf persönlichen Erfahrungen die Bedürfnisse anderer Personen ihres sozialen Umfelds prognostizieren können[4]. Zweitens ist anzunehmen, dass ein mobiler viraler Inhalt typischerweise nur dann empfohlen wird, wenn der Kommunikator vermutet, dass der Rezipient an diesem Inhalt interessiert ist [2]. Wenn es also gelingt, den mobilen viralen Inhalt Vertretern der anvisierten Zielgruppe als Erst-Kontakt zu senden, können Unternehmen über die Mechanismen des Mobile Viral Marketing solche Zielgruppen gezielt adressieren, die sonst über unspezifische Werbemedien nur schwer erreichbar wären.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Wiedemann, D.G.: Exploring the Concept of Mobile Viral Marketing through Case Study Research. In: König-Ries, B.; Lehner, F.; Malaka, R.; Türker, C. (Hrsg.): MMS 2007: Mobilität und mobile Informationssysteme. Proceedings zur 2. Konferenz der GI-Fachgruppe Mobilität und mobile Informationssysteme, Aachen, 2007. Köllen Druck+Verlag, LNI P-104, Bonn, 2007, S. 49 – 60.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Wiedemann, D.G.: Entwicklung und empirische Überprüfung einer Theorie zu Mobile Viral Marketing. Disserta-tion am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering, Universität Augsburg, Augsburg, 2009.
  3. Palka, W.; Pousttchi, K.; Wiedemann, D. G.: Mobile word-of-mouth - A grounded theory of mobile viral marketing. In: Journal of Information Technology 24 (2009) 2, S.172-185.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Pousttchi, K.; Wiedemann, D.G.: Success Factors in Mobile Viral Marketing: A Multi-Case Study Approach. In: IEEE Computer Society (Ed.): Proceedings of the 6th International Conference on Mobile Business, Toronto, 2007.
  5. Förster, K.; Kammerzelt, H.: Virales Marketing mit mobilen Endgeräten: Eine empirische Studie der Rahmenbedingungen und Anforderungen. St. Pölten 2007. http://www.be24.at/blog/entry/11750/studie-zu-viralem-marketing-am-handy, Abruf am 9. Juni 2008
  6. Kümmerlein, A.: Mobile Marketing Kampagnen. Werbewirkungsanalyse. Düsseldorf 2002.
  7. Kroeber-Riel, W.; Weinberg, P.: Konsumentenverhalten. 7. Aufl., Verlag Franz Vahlen, München 1999.
  8. Palka, W.; Pousttchi, K.; Vollmayr, B.; Wiedemann, D.G.: Einflussfaktoren auf das Emp-fehlungsverhalten im Mobile Viral Marketing: Ein Grounded-Theory-Ansatz. In: Breitner, M.H.; Breunig, M.; Fleisch, E.; Pousttchi, K.; Turowski, K. (Hrsg.): Mobile und Ubiquitäre Informationssysteme – Technologien, Prozesse, Marktfähigkeit. Proceedings zur 3. Konfe-renz Mobile und Ubiquitäre Informationssysteme (MMS 2008) München, 2008. Lecture Notes in Informatics (LNI) P-123, S. 25 – 38.
  9. Langner, S.: Viral Marketing. Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und Gewinn brin-gend nutzen. Gabler, Wiesbaden 2005.
  10. Döring, N.: „1x Brot, Wurst, 5Sack Äpfel I.L.D.“ – Kommunikative Funktionen von Kurzmitteilungen (SMS). In: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 14 (2002), Nr. 3, S. 118 – 128.

Literatur[Bearbeiten]

  • Förster, K.; Kammerzelt, H.: Virales Marketing mit mobilen Endgeräten: Eine empirische Studie der Rahmenbedingungen und Anforderungen. St. Pölten 2007. http://www.be24.at/blog/entry/11750/studie-zu-viralem-marketing-am-handy, Abruf am 9. Juni 2008.
  • Langner, S.: Viral Marketing. Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und Gewinn bringend nutzen. Gabler, Wiesbaden 2005.
  • Palka, W.; Pousttchi, K.; Vollmayr, B.; Wiedemann, D.G.: Einflussfaktoren auf das Empfehlungsverhalten im Mobile Viral Marketing: Ein Grounded-Theory-Ansatz. In: Breitner, M.H.; Breunig, M.; Fleisch, E.; Pousttchi, K.; Turowski, K. (Hrsg.): Mobile und Ubiquitäre Informationssysteme – Technologien, Prozesse, Marktfähigkeit. Proceedings zur 3. Konferenz Mobile und Ubiquitäre Informationssysteme (MMS 2008) München, 2008. Lecture Notes in Informatics (LNI) P-123, S. 25–38.
  • Pousttchi, K.; Wiedemann, D.G.: Success Factors in Mobile Viral Marketing: A Multi-Case Study Approach. In: IEEE Computer Society (Ed.): Proceedings of the 6th International Conference on Mobile Business, Toronto, 2007.
  • Wiedemann, D.G.: Exploring the Concept of Mobile Viral Marketing through Case Study Research. In: König-Ries, B.; Lehner, F.; Malaka, R.; Türker, C. (Hrsg.): MMS 2007: Mobilität und mobile Informationssysteme. Proceedings zur 2. Konferenz der GI-Fachgruppe Mobilität und mobile Informationssysteme, Aachen, 2007. Köllen Druck+Verlag, LNI P-104, Bonn, 2007, S. 49–60.
  • Wiedemann, D.G.: Entwicklung und empirische Überprüfung einer Theorie zu Mobile Viral Marketing. Dissertation am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering, Universität Augsburg, Augsburg, 2009.
  • Wiedemann, D.G.; Haunstetter, T.; Pousttchi, K.: An Empirical Investigation on Intention to Forward Mobile Viral Content. In: Pousttchi, K.; Wiedemann, D.G. (Eds.): Handbook of Research on Mobile Marketing Management. Information Science Reference, Hershey, 2009.
  • Pousttchi, K; Turowski, K.; Wiedemann, D.G.: Mobile Viral Marketing. Ein State of the Art. In: Bauer, H.H.; Dirks, T; Bryant, M.D. (Hrsg.): Erfolgsfaktoren des Mobile Marketing. Strategien, Konzepte und Instrumente. Springer, Berlin, S. 289–304.
  • Palka, W.; Pousttchi, K.; Wiedemann, D. G.: Mobile word-of-mouth – A grounded theory of mobile viral marketing. In: Journal of Information Technology 24 (2009) 2, S.172-185.


Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.