Mitteleuropäisches Institut für Philosophie (SIF) in Prag

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Das Mitteleuropäische Institut für Philosophie der Karls-Universität Prag, tschechisch Středoevropský Institut Filosofie (SIF), engl. Central-European Institute of Philosophy), wurde 2010 als gemeinschaftliche Institution der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität Prag und des Philosophischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik gegründet. In der Tradition des Prager „Cercle philosophique“ („Pražského filozofického kroužku“), der 1934 von tschechischen und deutschen Professoren der Prager Universität ins Leben gerufen wurde und in den wenigen Jahren bis zur Besetzung der Tschechoslowakei durch deutsche Truppen eine rege Tätigkeit entfaltete, fördert die Institutsarbeit die philosophische (vor allem phänomenologische) sowie die transdisziplinäre Forschung.

Aufgabenbereich[Bearbeiten]

Das SIF arbeitet das Potential an kulturellen Verzweigungen, in denen der Kulturraum der heutigen Tschechischen Republik und ihrer Nachbarländer mit anderen europäischen Traditionen in Beziehung getreten ist, heraus und macht es mit Blick auf seine künftige gesamteuropäische und zugleich außereuropäische Positionierung fruchtbar. Dieser Kulturraum beherbergt in seiner besonderen Symbiose von tschechischen, jüdischen und deutschen Intellektuellen nicht nur den "Prager Kreis" um Franz Kafka, Max Brod, Felix Weltsch, Franz Werfel und Oskar Baum sowie die Kunstströmungen des Prager Kubismus und Surrealismus, in ihm liegen auch die Wurzeln des Empiriokritizismus (Ernst Mach), der Phänomenologie (Edmund Husserl) und der Psychoanalyse (Sigmund Freud).

Gegenwärtig wird am SIF das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Philosophical Investigations of Body Experiences: Transdisciplinary Perspectives“ durchgeführt. Das Institut erschließt überliefertes Kulturgut und bildet auf der Grundlage dieses Erbes einen besonderen Stil der philosophischen und wissenschaftlichen Arbeit zur Behandlung aktueller Themen aus. Das geschieht vor allem in einem Lehrangebot deutscher, französischer und zum Teil englischer Sprache, das im Rahmen des von der EU geförderten Master-Programms „Deutsche und französische Philosophie“ entwickelt wurde.[1] Es geschieht aber auch durch Veranstaltung internationaler Kolloquien und ein breites Publikationsprogramm. Seit der Gründung des Instituts wurden (Stand 2012) vier internationale Tagungen veranstaltet und zehn Buchpublikationen seiner Mitglieder herausgegeben.[2]

Das Institut wird von einem tschechischen Direktor (Karel Novotný) und einem deutschen Direktor (Hans Rainer Sepp) geleitet. Es hat einen festen Mitarbeiterstamm und eine Reihe von auswärtigen Mitarbeitern. Seine Arbeit wird von einem internationalen wissenschaftlichen Beirat unterstützt, dem 36 Professoren bzw. Institutionen aus 20 Ländern angehören und die zugleich als Kooperationspartner bei gemeinsamen Forschungsprojekten und dem wissenschaftlichen Austausch fungieren. [3]

Das SIF hat zudem das Sekretariat der seit 1993 erscheinenden Buchreihe „Orbis Phaenomenologicus“ (Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg) übernommen. Auch die neuen Buchreihen „libri nigri. Denken über Grenzen“ und „libri virides. Das junge Forum“ (beide im Verlag Traugott Bautz, Nordhausen) werden hier von Hans Rainer Sepp herausgegeben.

Korrespondierende Mitglieder[Bearbeiten]

Neben den direkt im Institut arbeitenden Philosophen sind folgende korrespondierende Mitglieder genannt (Stand: August 2011):[4]
Suzi Adams (University of Adelaide]]), Johann Arnason (Univerzita Karlova, Prag), Helga Blaschek-Hahn (Goethe-Institut Prag), Lester Embree (Florida Atlantic University, Boca Raton), Ludger Hagedorn (Institut für die Wissenschaften vom Menschen, Wien), Terri Hennings (Freiburg i. Br.), James Mensch (Saint Francis Xavier University, Kanada), Cathrin Nielsen (Frankfurt am Main), Christian Rabanus (Wiesbaden) und Michael Staudigl (Universität Wien]]).

Tagungen[Bearbeiten]

Das Institut veranstaltete seit Gründung folgende Tagungen:

  • 2010: Corporeité et affectivité : Michel Henry et les philosphies du corps. 4. bis 6. November 2010, zusammen mit der Tschechischen Akademie der Wissenschaften.
  • 2011: Le corps dans la philosophie du XXe siècle en France. 25. Februar 2011, zusammen mit CEFRES Prag.
  • 2011: Phänomenologie und Buddhismus. Mai 2011.
  • 2012: Leiberfahrung und Selbst. Prag, 16. bis 18 Mai 2012

Herausgeberschaften am Institut[Bearbeiten]

  • Libri virides. Seit 2011 wurden 10 Bände herausgegeben.[6] ZDB-ID 2607590-8

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. siehe Weblink: Homepage Master-Studium „Deutsche und französische Philosophie“
  2. siehe Weblink: Homepage SIF Praha
  3. Beirat des Mitteleuropäischen Instituts für Philosophie: Lazare Benaroyo (Université de Lausanne), Jocelyn Benoist (Archives de Husserl de Paris), Ivan Blecha (Univerzita Palackého, Olomouc), Olaf Breidbach (Universität Jena), Chris Bremmers (Radboud Universiteit, Nijmegen), Chan-Fai Cheung (The Chinese University of Hong Kong), Joachim Fischer (Universität Halle), Michael Gabel (Universität Erfurt), Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Technische Universität Dresden), Shaun Gallagher (State University of Memphis), Dimitri Ginev (University of Sofia), Jean-Christophe Goddard (Université de Toulouse), Seongha Hong (Woosuk-University, Jeollabukdo / Korea), Edmundo Johnson (Universidad Andrés Bello, Santiago de Chile), Dean Komel (University of Ljubljana), Pavel Kouba (Univerzita Karlova, Praha), Rolf Kühn (Universität Freiburg), Nam-In Lee (National University of Seoul), Françoise Mayer (CEFRES, Praha), Jerzy Machnacz (Politechnika Wrocławska, Wrocław), Françoise Mayer (Centre français de recherche en science sociales, CEFRES, Praha), Ullrich Melle (Husserl-Archief, Katholieke Universiteit Leuven), Viktor Molchanov (Russian State University for the Humanities, Moscow), Junichi Murata (Rissho University, Tokyo), Thomas Nenon (State University of Memphis), Liangkang Ni (Sun-Yat-sen University, Guangzhou), Gérard Raulet (Sorbonne, Paris), Javier San Martín (Universidad Nacional de Educación y Distancia UNED, Madrid), Michael Schmidt-Degenhard (Universität Heidelberg), Marcia Schuback (University of Södertörn,Stockholm), Tatiana Shchyttsova (European Humanities University, Vilnius), Jan Sokol (Univerzita Karlova, Praha), Toru Tani (Ritsumeikan University, Kyoto), Ted Toadvine (University of Oregon]]), Frédéric Worms (Centre international d’étude de la philosophie française contemporaine à l’ENS, Paris), Antonio Zirion (Universidad de Morelia / Universidad de México City),
  4. Nonlocal Fellows. Abgerufen am 19. August 2011.
  5. Übersicht zur Buchreihe.
  6. Übersicht zur Buchreihe.

Weblinks[Bearbeiten]