Meissener Dichterstreit

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Als Meissener Dichterstreit bezeichnete der niederländische Philologe Salomon Anholt in seiner Dissertation eine literarische Auseinandersetzung zwischen den beiden mittelhochdeutschen Spruchdichtern Spervogel und Walther von der Vogelweide.[1] Anholts Begriff ist auf Widerspruch gestoßen: „Keine einzige seiner diesbezüglichen Thesen ist glaubhaft“, kommentierte der Tübinger Germanist Burghart Wachinger.[2]

Inhaltsverzeichnis

Der Dichterstreit[Bearbeiten]

Der Dichter Spervogel war am Meissener Hof aufgenommen worden und hatte sich einen guten Ruf erarbeitet. Zu einem späteren Zeitpunkt kam jedoch ein zweiter Dichter an den Hof: Walther von der Vogelweide. Die Gunst der Hofgesellschaft wandte sich schnell Walther zu, was zur Folge hatte, dass sich Spervogel in den Schatten gedrängt fühlte [3]. Es ist nicht eindeutig überliefert, wer den Streit begann.

Spervogel contra Walther[Bearbeiten]

Spervogel nimmt im Minnespruch (24,1) eine Gegenposition zu Walthers Mailied (45,37)ein. Er besingt die Tugend einer Frau. Die Worte, die er wählt, um diese Frau zu beschreiben, sind eher von ideellem Charakter [4]. Er meint, ein reines wîp müsse sich nicht prunkvoll kleiden. Hier bezieht er sich auf die Beschreibung einer Frau, die Walther in seinem Mailied gemacht hat [4]. Walther beschreibt die Frau mit schmückenden Wörtern wie „edel“ oder „schön“. Spervogel konnte für diese ästhetische Vorstellung kein Verständnis aufbringen [4].

Walther contra Spervogel[Bearbeiten]

Walther bezieht im Bohnenspruch gegen Spervogels Halmspruch Stellung. Aus dem ersten Vers waz êren hat frô bône, daz man sô von ir singen sol (nhd: Was an Ehren hat Frau Bohne, dass man so von ihr singen soll) geht hervor, dass ein anderer ein Loblied auf die Bohne gesungen hat und dass Walther dies nicht gut hieß [5]. Dieser andere war Spervogel, der in seinem Halmspruch jedoch in Wirklichkeit gar nicht die Bohne, sondern den Halm gepriesen hatte. Walther kritisiert jedoch in seinem Spruch das angebliche Lob der Bohne und lobt dann seinerseits selbst den Halm (Vers 7-13).

Die Wîcmanstrophe folgt in der überlieferten Handschrift direkt auf den Bohnenspruch [5]. Die Ähnlichkeit des ersten Verses im Wîcmanspruch “Hêr Wîcman, ist daz êre“ zu dem ersten Vers des Bohnenspruchs ist groß. Da Walther im Wîcmanspruch Wîcman kritisiert und der Spruch dem Bohnenspruch so sehr ähnelt, könnte man vermuten, dass Walther ihn auch im Bohnenspruch kritisiert. Da sich dieser Spruch aber auch so eindeutig auf Spervogel bezieht, müsste Wîcman mit Spervogel identisch ist [6].

Walther hat die Fehde der beiden offensichtlich gewonnen, denn Spervogel beschwert sich in Spruch 23,5 (überliefert als 49 in Handschrift C und als 3 in Handschrift J), dass seine Freunde eine fremde Person höher zu schätzen wissen als ihn. Dieser Fremde war Walther von der Vogelweide [3].

Literatur[Bearbeiten]

  • Salomon Anholt: Die sogenannten Spervogelsprüche und ihre Stellung in der älteren Spruchdichtung. Dissertation Utrecht, Amsterdam 1937
  • Burghart Wachinger: Sängerkrieg. Untersuchungen zur Spruchdichtung des 13. Jahhrunderts. Habil-Schr. Tübingen, München 1973

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Salomon Anholt: Die sogenannten Spervogelsprüche und ihre Stellung in der älteren Spruchdichtung. Dissertation Utrecht, Amsterdam 1937, S. XV
  2. Burghart Wachinger: Sängerkrieg. Untersuchungen zur Spruchdichtung des 13. Jahhrunderts. Habil-Schr. Tübingen, München 1973, S. 102
  3. 3,0 3,1 Anholt 1937: 81
  4. 4,0 4,1 4,2 Anholt 1937: 87
  5. 5,0 5,1 Anholt 1937: 96
  6. Anholt 1937: 97


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