Marie Luise Gruhne

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Marie Luise Gruhne, geb. Keller, (* 1962 in Frankfurt am Main) ist eine zeitgenössische deutsche Künstlerin.

Biografie[Bearbeiten]

Nach Abschluss des Studiums der Malerei bei Robert Preyer [1] an der Fachhochschule Wiesbaden setzte die Künstlerin ihr Studium im Bereich der Kunst und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz fort. In diese Zeit fielen längere Auslandsaufenthalte. Gefördert durch mehrere Stipendien, nahm sie nach dem Hauptstudium ein Promotionsstudium auf. Nach ihrem Studium begann Marie Luise Gruhne ihre berufliche Laufbahn als Künstlerin und Designerin. Sie lebt und arbeitet heute als Künstlerin in Wiesbaden.

Werke[Bearbeiten]

Nachtschwarze Betrachtung – 130 cm x 114 cm x 3,8 cm, 2018
Ikarus – zweiseitig, 130 cm x 112 cm x 4 cm, 2018
“Good News” – 130 cm x 120 cm x 4,5 cm, 2019

In ihren frühen Arbeiten ist der Ansatz der Künstlerin von dialogischen Prozessen zwischen bewussten und unbewussten Aktionen bestimmt. Zufallsoperationen, aber auch ihre Auseinandersetzung mit den Schriften de:Karlfried Graf Dürckheims [2], wie den Texten des I Ging[3] (ca. 3000 v. Z.) sind für ihren Ansatz richtungsgebend.

In den skulpturhaften neueren Objekten Gruhnes deuten sich architektonische Strukturen an. Die Künstlerin versteht ihre Wirkung als dreidimensionalen Ausdruck eines geistigen Impulses, nicht motivisch also.[4] Formen, wie die Strukturen eines Tores, Portals, Tempels oder Turms – so wie sie sich metaphorisch in ihren Arbeiten andeuten –, existieren in den unterschiedlichsten Kulturarealen als Strukturen/Urformen und bringen dort übergreifend ähnliche menschliche Assoziationen hervor. Sie erinnern an etwas, das „dahinter“ liegt – stabilisierend und haltgebend. Sie erinnern an Naturgesetzlichkeiten, an das Sein. Dem von ihnen ausgehenden geistigen Impuls entnimmt Gruhne für ihre Werke das Erinnern dieser Grundlagen, m. a. W. unserer existentiellen Voraussetzungen. [5] Bei dem Betrachter kann so eine Resonanz entstehen, die ihn inne- oder anhalten lässt. Der Kunsthistoriker Matthias Müller, Uni Mainz, zitiert in seiner Einführungsrede anlässlich einer Ausstellung Gruhnes hierzu den Soziologen und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa, Uni Jena, der vergleichbare Resonanzerfahrungen für ein stabiles "In-der-Welt-Sein" des Menschen thematisiert.[6]

In Zeiten von Suboptimierungen, in Zeiten des schnellen Wandels, in denen demokratische Werte ins Schwanken geraten, manifestiert die Künstlerin mit ihren Werken eine Botschaft von Konstanz und Stabilität. Den gegenwärtigen Entwicklungen von Schnelligkeit und Effizienz setzt sie in ihrem aktuellen Katalog so etwas wie eine Verlangsamung entgegen: „Demokratie widerspricht strukturell … diesen Erwartungen, denn sie ist Ergebnis einer geduldigen kommunikativen Wahrheitssuche, eines Diskurses. Demokratie ist langsam, ist Trägheit, konstruktiver Streit, das immer wieder neu Ausloten. Nur durch diese Prozesse ist es möglich, sich postfaktischen Ideologien zu entziehen.“, [7] Hier liegt der soziopolitische Ansatz in Gruhnes Arbeiten.

Gruhne entwickelt Spielräume für eine emotionale Erfahrung des Innehaltens, als Rückblick auf Naturgesetzlichkeiten. Erlebbar wird dies zum Einen in ihren epischen Werken, wie beispielsweise dem „Ikarus“, einem Ikarus, der die Gesetze der Natur in seinem Streben mit sich nimmt und so sein Scheitern verhindert.[8] Oder in „good news“, einem Objekt, das dialogisch interagiert zwischen einer Kollage aus zersetzenden „Fake News“ und der ihm eigenen skulpturhaft stabilen, dies aufhaltenden Gestalt. Darüber hinaus manifestiert die Künstlerin bei bestimmten Werken ihren Ansatz auch prozesshaft im Entstehungsverlauf. Nämlich dann, wenn sie im Dialog mit der Materie, im Wechsel von Malen und Schleifen, begleitet von Zufallsoperationen sich aus ihrem intentionalen Agieren[9] zum Material - seiner gegenständlichen Substanz - ziehen lässt.

Gruhne, die ihre künstlerische Arbeit als schöpferische Auseinandersetzung versteht, schrieb als Künstlerin, Kunsthistorikerin und Designerin eine Anzahl von Texten. In ihrem Aufsatz „Beobachtungen zur "Madonna dei Raccomandati" Lippo Memmis im Dom von Orvieto“ arbeitet sie das jeweils Wesenhafte einzelner sienesischer Maler im Trecento heraus und weist hierdurch auf Werkstattzusammenhänge hin.




Ausstellungen[Bearbeiten]

  • 2020 "Gestern - Heute - Morgen“, Ägyptisches Museum, Kunstsalon 2020, München - Ausstellungsbeteiligung
  • 2020 "Kunstspuren…", BBK, Wiesbaden - Ausstellungsbeteiligung
  • 2020 "Neue Adresse", BBK SCHAUstelle, Wiesbaden - Ausstellungsbeteiligung
  • 2020 "Mindestabstand", Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden - Ausstellungsbeteiligung
  • 2020 "Neue Adresse", BBK SCHAUstelle, Wiesbaden - Einzelausstellung
  • 2019 "Verlangsamung“, MVB Forum, Mainzer Volksbank, Mainz[10][11] - Einzelausstellung

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

  • Marie-Luise Keller-Gruhne: Beobachtungen zur "Madonna dei Raccomandati" Lippo Memmis im Dom von Orvieto. In: Festschrift für Hartmut Biermann. VCH, Weinheim 1990, ISBN 3-527-17712-4, S. 81–108, 327–335 (400 S.).
  • Galerie Hant (Hrsg.): Michael Post: Wandobjekte. Frankfurt 1991, OCLC 315792444 (Texte: Marie Luise Keller-Gruhne, Hans Zitko).
  • Pade (Hrsg.): Pade Garne. Kataloge 57-68, Neu Isenburg/Zeppelinheim 1999 - 2006 (Texte und Design: Marie Luise Gruhne)
  • Marie Luise Gruhne: 2014–2019, Werke und Inszenierungen. Wiesbaden 2019 (Texte: Matthias Müller, Marie Luise Gruhne).

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Marie Luise Gruhne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Preyer
  2. Karlfried Graf Dürckheim: Der Weg ist das Ziel. Gespräch mit Karl Schnelting in der Reihe "Zeugen des Jahrhunderts". Göttingen: Lamuv, 1992
  3. Richard Wilhelm: I Ging · Das Buch der Wandlungen
  4. Vgl. hierzu auch Matthias Müller: Rückzugsorte - Kunst der absichtslosen Muße. In: Marie Luise Gruhne, 2014-2019, Werke und Inszenierungen. Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-00-063134-4, S. 8.
  5. Siehe Künstlerinterview von Sylvia Bernhardt: Der Flug des Ikarus. In: c.art. 15. Juli 2019, abgerufen am 15. Januar 2020.
  6. Hartmut Rosa über sein Buch: „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“, Berlin 2016: https://www.deutschlandfunkkultur.de/soziologe-rosa-ueber-sein-buch-resonanz-entschleunigung-ist.1008.de.html?dram:article_id=347513
  7. Marie Luise Gruhne, Werke und Inszenierungen, 2014 - 2019, Wiesbaden 2019, S. 13
  8. Sylvia Bernhardt: Der Flug des Ikarus. In: c.art. 15. Juli 2019, abgerufen am 15. Januar 2020 (Künstlerinterview).
  9. Vgl. de:Volker Caysa: Empraktische Vernunft.; Peter Lang – Internationaler Verlag der Wissenschaften 2015, ISBN 978-3-631-66707-1
  10. Marianne Hoffmann: Langsames Schleifen gegen die Alltagshektik. In: Allgemeine Zeitung. 17. August 2019, abgerufen am 15. Januar 2020.
  11. Mainzer Volksbank eröffnet Ausstellung „VERLANGSAMUNG“. Mainzer Volksbank eG, 2019, abgerufen am 15. Januar 2020.
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