Luftkrieg um Nürnberg

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Luftkrieg um Nürnberg beschreibt die Luftraumverteidigung von 1939 bis 1945 im zweiten Weltkrieg rund um Nürnberg.

Geschichte[Bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg wurden auf Nürnberg und die Nachbarorte zwischen 1940 und 1945 19 schwere Bomberangriffe, sowie etwa vierzig kleinerer und Störangriffe geflogen.[1] Über 100 Mal wurde zudem Fehlalarm ausgelöst.

Luftwaffe[Bearbeiten]

Zur Abwehr der Luftangriffe auf Nürnberg war das Jagdgeschwader JG 104 in Herzogenaurach[2] stationiert, gelegentlich kamen auch Nachtjäger zum Einsatz. (z.B. Nachtjagdgeschwader 6) Flugplätze standen außerdem bei den Fliegerhorsten Roth, Buchschwabach[3], Unterschlauersbach[4] und Fürth - Atzenhof, Mannhof und Hardhöhe zur Verfügung. Abgelegene Reserveflugplätze zum Ausweichen gab es in Oberscheckenbach und Illesheim bei Ansbach.[5]

Bodentruppen[Bearbeiten]

Weiterhin war ein das ganze Gebiet umgebender Gürtel von Flugabwehrstellungen errichtet. Die Bodenstellungen waren zusammengefasst im Flakregiment 93. Dieses hatte zunächst fest installierte (schwere Flak) gepanzert aufgestellt und teilweise verbunkert. Einzelne Stellungen, (z.B. Flaktürme) waren mit der schweren 10,5-cm-Flak 38 (10.5) bestückt. Im Sommer 1942 bestanden zunächst 25, überwiegend schwere Flakstellungen.[6] Am häufigsten zum Einsatz kamen jedoch die 8,8-cm-FlaK 18/36/37 (8.8) und die 3,7-cm-Flak-Zwilling 43 (3.7) die mit einfacheren Fundamenten auskamen und leichter verlegbar waren. Zum Kriegsende hin dominierten dann mobile Einsatzstellungen mit der 2-cm-Flak-Vierling 38 (2.0, leichte Flak), die mit zunehmender Häufigkeit disloziert wurden. Diese wurden, außer von Soldaten, größtenteils von noch minderjährigen Flakhelfern und Luftwaffenhelfern bedient. Soweit es möglich war, wurde nach jedem Einsatz verlegt, da die Flakscheinwerfer (439,198,199) und die Mündungsfeuer der Geschütze von den Bomberverbänden leicht zu lokalisieren waren und für folgenden Angriffe ein leichtes Ziel geboten haben. Die häufigen Stellungswechsel trugen den mobilen Einheiten daher den stark verharmlosenden Spitznamen "Wanderzirkus" ein.

Sonstiges[Bearbeiten]

Zusätzlich gab es Leit-, Verbindungs-, Aufklärungs-, und Kommandoeinheiten sowie Radar zur Luftaufklärung, bspw. die Würzburg-Geräte.

Zwischen 10 und 25 % der Flugzeuge wurden getroffen; Hunderte stürzten ab (bspw. am 31.3.1944: 95 Bomber abgeschossen), was aber eine nahezu vollständige Zerstörung der Stadt jedoch letztendlich weder verhindern noch entscheidend verzögern konnte.

Die nachfolgende Liste gibt einen Überblick über die ehemaligen Standorte. Sie beginnt im Norden und ist etwa im Uhrzeigersinn sortiert, allerdings ist sie noch unvollständig. Es sollen insgesamt 86 Stellungen bestanden haben.

Nachbargemeinden

Liste der Flakstellungen in Nürnberg und der Umgegend:

Standort Anzahl der Geschütze, Kaliber Zeitraum Besatzung Beschreibung Tote / Verletzte / Verbleib Bild
Kalchreuth 2 Geschütze 1939 - 16.4.1945 12 - 15 Radar,Scheinwerfer und Horchgerät, Befehlsstelle k.A. / k.A. / am 16.4.1945 geräumt, Lagerbestand an Ortsansässige ausgegeben (Lebensmittel, Textilien), später modern überbaut
Ziegelhütte 2.0 - 16.4.1945 k.A. / k.A. / am 16.4.1945 geräumt, Lebensmittel aus Lagerbestand an Ortsansässige ausgegeben, später modern überbaut (Reiterhof)
Neunhof - 16.4.1945 k.A. / k.A. /
Stettenberg -16.4.1945 k.A. / k.A. /
Haidberg - 16.4.1945 k.A. / k.A. /
Großgeschaidt - 16.4.1945 k.A. / k.A. /
Heroldsberg 8 Geschütze - 16.4.1945 115 verbunkert, Radar, Besatzung kam in Kriegsgefangenschaft 35 / k.A. / am Kriegsende Lager von Ortsansässigen geplündert, teils ruinös erhalten
Buch - 16.4.1945 k.A. / k.A. /
Almoshof - 16.4.1945 k.A. / k.A. /
Flughafen Marienberg 8.8 bis 1943 bombardiert, zerstört - der Schutt wurde zu einem Berg zusammengeschoben; heute ein beliebtes Naherholungsgebiet einige / k.A. / später renaturiert Нюрнберг.Народный парк Мариенберг.jpg Nuremberg Marienberg f w.jpg
Ziegelstein 3.7 k.A. / k.A. /
Schafhof keine, Befehls-Leitstelle ? - 16.4.1945 30 FLAK - Kommando- und Nachrichtenzentrale keine / keine / Sendeanlagen am 16.4.45 vom Personal unbrauchbar gemacht, anschließend von Ortsansässigen geplündert
Erlenstegen 4 Batterien 3.7 1939-45
Platnersberg 1 Batterie 8.8 12.41-4.45 schwere Flak (522) k.A. / k.A. / am 16.4.1945 geräumt
Ebensee, Sandgrube bis 17.4.1945 35 bombardiert einige / k.A. / am 17.4.1945 noch verlegt zur Bayernstraße, Restmannschaft in Kriegsgefangenschaft
Laufamholz 12 Geschütze 8.8 bis 17.4.1945 keine / keine / Besatzung am 17.4.45 geflüchtet und Stellung gesprengt; Lager anschließend von Ortsansässigen geplündert; heute überbaut
Schmausenbuck 4 Geschütze 8.8 bis 17.4.1945 70 2./633, stark verbunkert 9 / mehrere / überbaut
Röthenbach an der Pegnitz 1 Geschütz 10.5 9
Regensburger Straße keine 4-7 Scheinwerfer Fundamente bis in die 1980er Jahre erhalten, heute überbaut, Trafostation erhalten Здание трансформаторной подстанции.jpg
Zeppelintribüne mehrere 8.8 1935-1939 min. 130 Flakscheinwerfer (nur zeitweise besetzt) zunächst als Schauinstallation geplant, bei Kriegbeginn 1939 größtenteils verlegt Bundesarchiv Bild 183-1982-1130-502, Nürnberg, Reichsparteitag, Lichtdom.jpg
Dutzendteich 4 Batterien 3,7 4.1941-44 (951) 1944 verlegt nach Unterschlauersbach
Kongresshalle 3,7 bis Sommer 1944 verlegt nach Stein bei Nürnberg Nuremberg Aerial Kongresshalle.JPG
Maiach 10.5 (8 Geschütze) k.A. / mehrere / überbaut, heutiges Hafengebiet
Schusserplatz 2.43 - 9.3.1943 9 Tote nach Bombentreffer
Saarbrückener Straße 4 Geschütze 8.8 Radar, evtl. = Schusserplatz vollständig überbaut
Rangierbahnhof alle Kaliber 1940-45 Eisenbahn-Geschütze (114E) mehrfach bombardiert, heute noch viele Blindgänger, zum Kriegsende geplündert (sehr große Mengen an Lebensmitteln, Textilien, Lederwaren und Gebrauchsgegenstände) Nürnberg Rangierbahnhof.JPG
Fischbach 8.8 (16 Geschütze) bis 17.4.1945 verbunkert, Radar, viele dokumentierte Abschüsse nach Kriegsende von Ortsansässigen geplündert (Alkoholika), ruinös erhalten Flakbetterie Fischbach 07.jpg
Platte Feucht 8.8 bis 16.4.1945 14 verbunkert, auch Sendeanlage kurz vor Kriegsende geräumt und gesprengt, ruinös erhalten Feucht Platte 07.jpg
Feucht keine bis 15.4.1945 4-7 nur Scheinwerfer (439) modern überbaut (heutiges Freibad) Bild Feuchtasia.jpg
MUNA Feucht drei Flaktürme 10.5 -17.4.1945 Munitionsfabrik mit Zwangsarbeitern, eigener Gleisanschluss Nachnutzung ab Kriegsende als Ammo Collecting Point, Am 4.5.1946 Explosion, größtenteils ruinös, Teils heute der Standort des Kampfmittelräumdienstes
Zollhaus 8.8 (20 Geschütze) 3.7 (4 Geschütze) bis 17.4.1945 k.A. / k.A./ Lager am Kriegsende von Ortsansässigen geplündert (große Mengen Lebensmittel), Fundamente ruinös erhalten
Raubersried keine 11.1942 - ? 4-7 nur Scheinwerfer (439) k.A. / k.A. / am 8.März 1943 bombardiert, viele Blindgänger bei Sperberslohe
Leerstetten keine 23.9.1938 - 24.10.1938 4 nur Scheinwerfer (439) keine, keine, verlegt, am 21.2.1945 dennoch ein Kriegsgefangener (Pilot einer abgestürzten Maschine)
Großschwarzenlohe keine März 1943 - ? 4 nur Scheinwerfer (439) keine, keine, im März 1943 bombardiert, mehrere Blindgänger auf Erichmühle
Neuses, Sandgrube 8.8 11.1942- 16.4.1945 2.1.1945 und 20/21.2.1945 mehrere Abschüsse k.A. / k.A. / bei Kriegsende zugeschüttet
Schwand, Rednitzhembach und Mittelhembach div. (10 Geschütze) 4.4.1945 - 15.4.1945 300 + 40 auch Horchgeräte und Nachrichtenabteilung, 3 Stellungen, 40 Flakhelferinnen aber keine Munition, am 15.4.45 bombardiert keine / keine / bei Kriegsende Geräte vergraben, zugeschüttet und Besatzung kampflos geflüchtet
Roth - Kiliansdorf 12.8 (4 Geschütze) 1939 - 45 Einsatzflugplatz, 8.4.1945 bombardiert k.A. / k.A. / Flugplatz heute in zivilem Betrieb
Nasbach k.A. / k.A. / kampflos geräumt, modern überbaut
Schwabach, Ziegelei bis 18.4.1945 11.4.45 bombardiert 1 / k.A. / 18.4.1945 von der Bevölkerung geplündert, modern überbaut
Kammerstein k.A. / k.A. / kampflos geräumt
Roßtal
Cadolzburg 8.8 bis 16.4.1945
Buchschwabach 8.8 1939-9.4.45 Einsatzflugplatz, teilverbunkert k.A. / k.A./ geräumt und 18.4.1945 teilweise gesprengt
Unterschlauersbach 8.8 4 x 3.7 1934 -1945 über 600 teilverbunkert, eigener Brunnen, ab 1944 Einsatzflugplatz k.A / k.A. / 3x bombardiert, am 15.4.45 geräumt und gesprengt, Fundamente und Brunnen ruinös erhalten
Zirndorf 3-5 Batterien 2.0 4.41-9.44 auch Scheinwerfer (198) 1943 bombardiert, 18.4.1945 kampflos geräumt
Stein bei Nürnberg 3,7 ab 8.1944
Stein A b. Nbg. (Zedernwäldchen) 8.8 (6 Geschütze) bis 1945
Großreuth mehrere 8.8 ab 1940
Neuröthenbach mehrere Batterien 8.8 und 3.7 ab 1943
Oberasbach Kreutles 8.8 (6 Geschütze) bis 1945
Fürth Höfen 8.8 (15 Geschütze) bis 1945 135 - 150 k.A. / k.A. / zunächst 10 Fundamente ruinös erhalten, 1997 ausgegraben und heute modern überbaut
Seukendorf-Taubenhof 10.5 August 1939 - ? 1./902
südl. Stadtwald Fürth min. 6 Batterien 8.8 bis 1945 massiv verbunkert
Fürth-Atzenhof mehrere 8.8 bis 1945 Flugplatz, auch Stollensystem mit Funkbunker; alle Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz; Einige sind restauriert und modern genutzt weitere siehe: Liste der Baudenkmäler in Fürth-Atzenhof Fürth Flughafen Nürnberg-Fürth Südlicher Flugzeughangar 002.JPG Fürth Flughafen Nürnberg-Fürth Kraftwagenhalle 002.JPG
Fürth - Hardhöhe 10.5 (4 Geschütze) + 3.7 (10 Geschütze) 1939 - 45 Werksflugplatz Bachmann & Blumenthal, 1945 mehrfach bombardiert k.A. / k.A. / teils ruinös erhalten, heute überformt
Herzogenaurach nahe Fliegerhorst 10.5 + 2.0 1934 - Standort des Jagdgeschwaders 104; min.31 Abschüsse k.A. / k.A. / mehrere Kriegsgefangene (Piloten abgeschossener Maschinen) Flugplatz heute in zivilen Betrieb übergeführt Airport Herzogenaurach.JPG
Effeltrich 8.8 bis 15.4.1945 9
Eltersdorf-Kleingründlach 8.8
Thon 8.8 bis 17.4.1945 5./634 k.A. / k.A. / überbaut
Schniegling mehrere 8.8 1939 - 1944 6./634, 2.1943 bombardiert, wiederbesetzt im August 1944 k.A. / k.A. / heute modern überbaut

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Kunze, Karl: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. (= Nürnberger Forschungen, 28), Nürnberg 1995, S. 107) (Kreutles, Höfen u.A.)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

[7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [36]

Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.