Luftkrieg um Nürnberg
Luftkrieg um Nürnberg beschreibt die Luftraumverteidigung von 1939 bis 1945 im zweiten Weltkrieg rund um Nürnberg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten]
Im Zweiten Weltkrieg wurden auf Nürnberg und die Nachbarorte zwischen 1940 und 1945 19 schwere Bomberangriffe, sowie etwa vierzig kleinerer und Störangriffe geflogen.[1] Über 100 Mal wurde zudem Fehlalarm ausgelöst.
Luftwaffe[Bearbeiten]
Zur Abwehr der Luftangriffe auf Nürnberg war das Jagdgeschwader JG 104 in Herzogenaurach[2] stationiert, gelegentlich kamen auch Nachtjäger zum Einsatz. (z.B. Nachtjagdgeschwader 6) Flugplätze standen außerdem bei den Fliegerhorsten Roth, Buchschwabach[3], Unterschlauersbach[4] und Fürth - Atzenhof, Mannhof und Hardhöhe zur Verfügung. Abgelegene Reserveflugplätze zum Ausweichen gab es in Oberscheckenbach und Illesheim bei Ansbach.[5]
Bodentruppen[Bearbeiten]
Weiterhin war ein das ganze Gebiet umgebender Gürtel von Flugabwehrstellungen errichtet. Die Bodenstellungen waren zusammengefasst im Flakregiment 93. Dieses hatte zunächst fest installierte (schwere Flak) gepanzert aufgestellt und teilweise verbunkert. Einzelne Stellungen, (z.B. Flaktürme) waren mit der schweren 10,5-cm-Flak 38 (10.5) bestückt. Im Sommer 1942 bestanden zunächst 25, überwiegend schwere Flakstellungen.[6] Am häufigsten zum Einsatz kamen jedoch die 8,8-cm-FlaK 18/36/37 (8.8) und die 3,7-cm-Flak-Zwilling 43 (3.7) die mit einfacheren Fundamenten auskamen und leichter verlegbar waren. Zum Kriegsende hin dominierten dann mobile Einsatzstellungen mit der 2-cm-Flak-Vierling 38 (2.0, leichte Flak), die mit zunehmender Häufigkeit disloziert wurden. Diese wurden, außer von Soldaten, größtenteils von noch minderjährigen Flakhelfern und Luftwaffenhelfern bedient. Soweit es möglich war, wurde nach jedem Einsatz verlegt, da die Flakscheinwerfer (439,198,199) und die Mündungsfeuer der Geschütze von den Bomberverbänden leicht zu lokalisieren waren und für folgenden Angriffe ein leichtes Ziel geboten haben. Die häufigen Stellungswechsel trugen den mobilen Einheiten daher den stark verharmlosenden Spitznamen "Wanderzirkus" ein.
Sonstiges[Bearbeiten]
Zusätzlich gab es Leit-, Verbindungs-, Aufklärungs-, und Kommandoeinheiten sowie Radar zur Luftaufklärung, bspw. die Würzburg-Geräte.
Zwischen 10 und 25 % der Flugzeuge wurden getroffen; Hunderte stürzten ab (bspw. am 31.3.1944: 95 Bomber abgeschossen), was aber eine nahezu vollständige Zerstörung der Stadt jedoch letztendlich weder verhindern noch entscheidend verzögern konnte.
Die nachfolgende Liste gibt einen Überblick über die ehemaligen Standorte. Sie beginnt im Norden und ist etwa im Uhrzeigersinn sortiert, allerdings ist sie noch unvollständig. Es sollen insgesamt 86 Stellungen bestanden haben.
Liste der Flakstellungen in Nürnberg und der Umgegend:
Standort | Anzahl der Geschütze, Kaliber | Zeitraum | Besatzung | Beschreibung | Tote / Verletzte / Verbleib | Bild |
---|---|---|---|---|---|---|
Kalchreuth | 2 Geschütze | 1939 - 16.4.1945 | 12 - 15 | Radar,Scheinwerfer und Horchgerät, Befehlsstelle | k.A. / k.A. / am 16.4.1945 geräumt, Lagerbestand an Ortsansässige ausgegeben (Lebensmittel, Textilien), später modern überbaut | |
Ziegelhütte | 2.0 | - 16.4.1945 | k.A. / k.A. / am 16.4.1945 geräumt, Lebensmittel aus Lagerbestand an Ortsansässige ausgegeben, später modern überbaut (Reiterhof) | |||
Neunhof | - 16.4.1945 | k.A. / k.A. / | ||||
Stettenberg | -16.4.1945 | k.A. / k.A. / | ||||
Haidberg | - 16.4.1945 | k.A. / k.A. / | ||||
Großgeschaidt | - 16.4.1945 | k.A. / k.A. / | ||||
Heroldsberg | 8 Geschütze | - 16.4.1945 | 115 | verbunkert, Radar, Besatzung kam in Kriegsgefangenschaft | 35 / k.A. / am Kriegsende Lager von Ortsansässigen geplündert, teils ruinös erhalten | |
Buch | - 16.4.1945 | k.A. / k.A. / | ||||
Almoshof | - 16.4.1945 | k.A. / k.A. / | ||||
Flughafen Marienberg | 8.8 | bis 1943 | bombardiert, zerstört - der Schutt wurde zu einem Berg zusammengeschoben; heute ein beliebtes Naherholungsgebiet | einige / k.A. / später renaturiert | ||
Ziegelstein | 3.7 | k.A. / k.A. / | ||||
Schafhof | keine, Befehls-Leitstelle | ? - 16.4.1945 | 30 | FLAK - Kommando- und Nachrichtenzentrale | keine / keine / Sendeanlagen am 16.4.45 vom Personal unbrauchbar gemacht, anschließend von Ortsansässigen geplündert | |
Erlenstegen | 4 Batterien 3.7 | 1939-45 | ||||
Platnersberg | 1 Batterie 8.8 | 12.41-4.45 | schwere Flak (522) | k.A. / k.A. / am 16.4.1945 geräumt | ||
Ebensee, Sandgrube | bis 17.4.1945 | 35 | bombardiert | einige / k.A. / am 17.4.1945 noch verlegt zur Bayernstraße, Restmannschaft in Kriegsgefangenschaft | ||
Laufamholz | 12 Geschütze 8.8 | bis 17.4.1945 | keine / keine / Besatzung am 17.4.45 geflüchtet und Stellung gesprengt; Lager anschließend von Ortsansässigen geplündert; heute überbaut | |||
Schmausenbuck | 4 Geschütze 8.8 | bis 17.4.1945 | 70 | 2./633, stark verbunkert | 9 / mehrere / überbaut | |
Röthenbach an der Pegnitz | 1 Geschütz 10.5 | 9 | ||||
Regensburger Straße | keine | 4-7 | Scheinwerfer | Fundamente bis in die 1980er Jahre erhalten, heute überbaut, Trafostation erhalten | ||
Zeppelintribüne | mehrere 8.8 | 1935-1939 | min. 130 Flakscheinwerfer (nur zeitweise besetzt) | zunächst als Schauinstallation geplant, bei Kriegbeginn 1939 größtenteils verlegt | ||
Dutzendteich | 4 Batterien 3,7 | 4.1941-44 | (951) | 1944 verlegt nach Unterschlauersbach | ||
Kongresshalle | 3,7 | bis Sommer 1944 | verlegt nach Stein bei Nürnberg | |||
Maiach | 10.5 (8 Geschütze) | k.A. / mehrere / überbaut, heutiges Hafengebiet | ||||
Schusserplatz | 2.43 - 9.3.1943 | 9 Tote nach Bombentreffer | ||||
Saarbrückener Straße | 4 Geschütze 8.8 | Radar, evtl. = Schusserplatz | vollständig überbaut | |||
Rangierbahnhof | alle Kaliber | 1940-45 | Eisenbahn-Geschütze (114E) | mehrfach bombardiert, heute noch viele Blindgänger, zum Kriegsende geplündert (sehr große Mengen an Lebensmitteln, Textilien, Lederwaren und Gebrauchsgegenstände) | ||
Fischbach | 8.8 (16 Geschütze) | bis 17.4.1945 | verbunkert, Radar, viele dokumentierte Abschüsse | nach Kriegsende von Ortsansässigen geplündert (Alkoholika), ruinös erhalten | ||
Platte Feucht | 8.8 | bis 16.4.1945 | 14 | verbunkert, auch Sendeanlage | kurz vor Kriegsende geräumt und gesprengt, ruinös erhalten | |
Feucht | keine | bis 15.4.1945 | 4-7 | nur Scheinwerfer (439) | modern überbaut (heutiges Freibad) | |
MUNA Feucht | drei Flaktürme 10.5 | -17.4.1945 | Munitionsfabrik mit Zwangsarbeitern, eigener Gleisanschluss | Nachnutzung ab Kriegsende als Ammo Collecting Point, Am 4.5.1946 Explosion, größtenteils ruinös, Teils heute der Standort des Kampfmittelräumdienstes | ||
Zollhaus | 8.8 (20 Geschütze) 3.7 (4 Geschütze) | bis 17.4.1945 | k.A. / k.A./ Lager am Kriegsende von Ortsansässigen geplündert (große Mengen Lebensmittel), Fundamente ruinös erhalten | |||
Raubersried | keine | 11.1942 - ? | 4-7 | nur Scheinwerfer (439) | k.A. / k.A. / am 8.März 1943 bombardiert, viele Blindgänger bei Sperberslohe | |
Leerstetten | keine | 23.9.1938 - 24.10.1938 | 4 | nur Scheinwerfer (439) | keine, keine, verlegt, am 21.2.1945 dennoch ein Kriegsgefangener (Pilot einer abgestürzten Maschine) | |
Großschwarzenlohe | keine | März 1943 - ? | 4 | nur Scheinwerfer (439) | keine, keine, im März 1943 bombardiert, mehrere Blindgänger auf Erichmühle | |
Neuses, Sandgrube | 8.8 | 11.1942- 16.4.1945 | 2.1.1945 und 20/21.2.1945 mehrere Abschüsse | k.A. / k.A. / bei Kriegsende zugeschüttet | ||
Schwand, Rednitzhembach und Mittelhembach | div. (10 Geschütze) | 4.4.1945 - 15.4.1945 | 300 + 40 | auch Horchgeräte und Nachrichtenabteilung, 3 Stellungen, 40 Flakhelferinnen aber keine Munition, am 15.4.45 bombardiert | keine / keine / bei Kriegsende Geräte vergraben, zugeschüttet und Besatzung kampflos geflüchtet | |
Roth - Kiliansdorf | 12.8 (4 Geschütze) | 1939 - 45 | Einsatzflugplatz, 8.4.1945 bombardiert | k.A. / k.A. / Flugplatz heute in zivilem Betrieb | ||
Nasbach | k.A. / k.A. / kampflos geräumt, modern überbaut | |||||
Schwabach, Ziegelei | bis 18.4.1945 | 11.4.45 bombardiert | 1 / k.A. / 18.4.1945 von der Bevölkerung geplündert, modern überbaut | |||
Kammerstein | k.A. / k.A. / kampflos geräumt | |||||
Roßtal | ||||||
Cadolzburg | 8.8 | bis 16.4.1945 | ||||
Buchschwabach | 8.8 | 1939-9.4.45 | Einsatzflugplatz, teilverbunkert | k.A. / k.A./ geräumt und 18.4.1945 teilweise gesprengt | ||
Unterschlauersbach | 8.8 4 x 3.7 | 1934 -1945 | über 600 | teilverbunkert, eigener Brunnen, ab 1944 Einsatzflugplatz | k.A / k.A. / 3x bombardiert, am 15.4.45 geräumt und gesprengt, Fundamente und Brunnen ruinös erhalten | |
Zirndorf | 3-5 Batterien 2.0 | 4.41-9.44 | auch Scheinwerfer (198) | 1943 bombardiert, 18.4.1945 kampflos geräumt | ||
Stein bei Nürnberg | 3,7 | ab 8.1944 | ||||
Stein A b. Nbg. (Zedernwäldchen) | 8.8 (6 Geschütze) | bis 1945 | ||||
Großreuth | mehrere 8.8 | ab 1940 | ||||
Neuröthenbach | mehrere Batterien 8.8 und 3.7 | ab 1943 | ||||
Oberasbach Kreutles | 8.8 (6 Geschütze) | bis 1945 | ||||
Fürth Höfen | 8.8 (15 Geschütze) | bis 1945 | 135 - 150 | k.A. / k.A. / zunächst 10 Fundamente ruinös erhalten, 1997 ausgegraben und heute modern überbaut | ||
Seukendorf-Taubenhof | 10.5 | August 1939 - ? | 1./902 | |||
südl. Stadtwald Fürth | min. 6 Batterien 8.8 | bis 1945 | massiv verbunkert | |||
Fürth-Atzenhof | mehrere 8.8 | bis 1945 | Flugplatz, auch Stollensystem mit Funkbunker; alle Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz; Einige sind restauriert und modern genutzt | weitere siehe: Liste der Baudenkmäler in Fürth-Atzenhof | ||
Fürth - Hardhöhe | 10.5 (4 Geschütze) + 3.7 (10 Geschütze) | 1939 - 45 | Werksflugplatz Bachmann & Blumenthal, 1945 mehrfach bombardiert | k.A. / k.A. / teils ruinös erhalten, heute überformt | ||
Herzogenaurach nahe Fliegerhorst | 10.5 + 2.0 | 1934 - | Standort des Jagdgeschwaders 104; min.31 Abschüsse | k.A. / k.A. / mehrere Kriegsgefangene (Piloten abgeschossener Maschinen) Flugplatz heute in zivilen Betrieb übergeführt | ||
Effeltrich | 8.8 | bis 15.4.1945 | 9 | |||
Eltersdorf-Kleingründlach | 8.8 | |||||
Thon | 8.8 | bis 17.4.1945 | 5./634 | k.A. / k.A. / überbaut | ||
Schniegling | mehrere 8.8 | 1939 - 1944 | 6./634, 2.1943 bombardiert, wiederbesetzt im August 1944 | k.A. / k.A. / heute modern überbaut |
Siehe auch[Bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten]
- Kunze, Karl: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. (= Nürnberger Forschungen, 28), Nürnberg 1995, S. 107) (Kreutles, Höfen u.A.)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
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- ↑ Luftangriffe auf Nürnberg
- ↑ Herzogenaurach
- ↑ Buchschwabach
- ↑ Unterschlauersbach
- ↑ Oberscheckenbach
- ↑ Flakstellungen Nürnberg 1942 (S239)
- ↑ Souvenirsammler Zollhaus,Regensburger Straße
- ↑ Souvenirsammler Moosbach
- ↑ Kalchreuth-Ziegelhütte
- ↑ Kalchreuth und Andere
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- ↑ Schusserplatz, Maiach
- ↑ Luftaufnahme 1945, Schusserplatz
- ↑ Roßtal, Cadolzburg, FÜ-Stadtwald
- ↑ Zirndorf
- ↑ Fürth-Höfen
- ↑ Höfen, Ausgrabung 1997 & Photo
- ↑ Seukendorf-Taubenhof
- ↑ Röthenbach b. Schweinau
- ↑ Herzogenaurach
- ↑ Effeltrich
- ↑ Thon, Schniegling
- ↑ Schniegling