Konflikt-Lösungs-Modell (KLM)

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Das Konflikt-Lösungs-Modell (KLM) ist ein kompaktes, logisch und systemtheoretisch begründetes Praxis-Modell zur Lösung manifester und latenter psychischer und sozialer Konflikte in einem zeit- und in einem raumbezogenen Prozess. Es dient der professionellen Gestaltung einer differenzierenden Konfliktlösungskommunikation mit einzelnen Klienten und mit Partnern in ganz unterschiedlichen Settings von Beratung, Mediation und Therapie.Es wurde 2016 von Hans Brunner, Basel und Josef Heck, Ingolstadt entwickelt und publiziert.[1]

Einführung[Bearbeiten]

Das KLM verbindet die theoretischen Positionen des Differenzdenkens Spencer-Browns[2], der Aussagenlogik und der Systemtheorie Niklas Luhmanns mit systemisch-lösungsorientierten praktischen Vorgehensweisen. Es geht davon aus, dass ein Konflikt auf mindestens zwei Seiten bzw. einen Gegensatz zurückgeführt werden kann und im Hinblick auf die Praxis der Konfliktlösung auf genau zwei zurückgeführt werden sollte. Das KLM zeigt, dass es bei einer gegebenen Alternative bzw. zwei Gegensätzen jedoch nicht nur zwei Lösungsmöglichkeiten gibt, sondern dass sich ein Lösungsmöglichkeitenraum mit prinzipiell 16 Lösungsmöglichkeiten durch eine rein logische Kombinatorik eröffnen lässt. Diese Erweiterung von Lösungsmöglichkeiten durch ein methodisches Vorgehen in Zeit und Raum ist schließlich die Voraussetzung für den Vollzug der Entscheidung, das heißt: für die Selektion einer Lösungsmöglichkeit aus der begrenzten Anzahl von 16 prinzipiellen Konfliktlösungsmöglichkeiten. Im konkreten Fall kann sie mit beliebig vielen individuell unterschiedlichen Inhalten gefüllt sein.

Die Elemente des KLM[Bearbeiten]

Sowohl die Lösung psychischer als auch die Lösung sozialer Konflikte vollzieht sich im KLM in je gleicher Vorgehensweise in einer sehr strukturiert gestalteten Kommunikation. Der Berater, Therapeut bzw. Mediator ist in diesem Prozess der Experte für die Strukturierung unterscheidbarer, aufeinander folgender Themenbereiche (Narrative), nicht aber der Experte für die konkreten individuellen Inhalte, über die gesprochen wird. Diese stammen vom Klienten bzw. von den Partnern. Sie bringen seine/ihre eigenen Themen, seine/ihre „eigene vorkonstituierte Eigenkomplexität“[3] in diese Kommunikation ein: seine/ihre Problembeschreibungen, seine/ihre Erwartungen an sich selbst und an die beraterische bzw. therapeutische Kommunikation, seine/ihre Ziele, Wünsche, Haltungen und Einstellungen. All dies passiert aber nur in der Kommunikation. Das KLM ist durch zwei zentrale Elemente charakterisiert:

  • Durch die funktionale Analyse, und damit durch die Rekonstruktion eines latenten Konfliktes.
  • Durch die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten im Erfassen aller 16 logisch möglichen Kombinationen bei einer gegebenen Alternative bzw. den zwei Seiten eines Konflikts.

Die Funktionale Analyse[Bearbeiten]

Die Methode der funktionalen Analyse hat ihre Besonderheit darin, dass Phänomene – zum Beispiel „Probleme“ – als Lösungen beobachtet werden. Die Erfahrung in Beratung, Therapie und Mediation zeigt, dass die meisten Klienten bzw. Partner zu Beginn der Kommunikation nicht die klar differenzierten Seiten eines psychischen bzw. sozialen Konfliktes mitteilen, sondern ein „Problem“ kommunizieren, das für sie mit Leidensdruck verbunden ist und mit dem Wunsch an den Berater, Therapeuten bzw. Mediator, sie in der Auflösung des „Problems“ und des damit verbundenen Leidensdruckes zu unterstützen. Sie beschreiben das „Problem“ und den Kontext des „Problems“, die „Problemsituation", in der sie sich befinden, in einer Weise, in der sie sich selbst oft als Opfer innerer und/oder äußerer Umstände betrachten. Sie wünschen sich Rat und Unterstützung in einer Situation, deren „Problematik“ sie selbst nicht mehr durchschauen und somit auch nicht mehr – nach allen ihren bisherigen Versuchen – alleine aufzulösen vermögen. Systemtheoretisch orientierte Berater beobachten und unterscheiden das, was die Klienten bzw. Partner als „Problem“ beschreiben, von vornherein anders. Sie beziehen sich in ihren Beobachtungen auf die zentrale Forschungsmethode der Systemtheorie, die „funktionale Analyse“ [4], in deren Anwendung sie die interessierenden Gegenstände, Ereignisse und Phänomene als Lösungen beobachten und diese Lösungen auf "eigentliche Probleme" beziehen, als deren Lösungen die beobachteten Phänomene erscheinen. Es geht ihnen um die Konstruktion eines funktionalen Zusammenhangs von "eigentlichem Problem" und Problemlösung. Das KLM geht noch einen Schritt weiter: Es identifiziert die "eigentlichen Probleme" mit existenziell bedeutsamen Konflikten. In seiner funktional-analytischen Perspektive werden die von den Klienten beschriebenen „Probleme“ als funktionale Lösungen betrachtet, welche die Klienten selbst meist nicht beobachten, insofern auch nicht selbst (re-)konstruieren können. Problemlösung erfordert demnach die Lösung eines latenten Konfliktes. Konfliktlösung wiederum erfordert bei latenten Konflikten jedoch zunächst Konflikt(re)konstruktion. Das KLM schlägt dazu folgenden Weg vor: vom „Problem“ als funktionale Lösung → über den zu (re-)konstruierenden Konflikt → zu äquivalenten, leidfreien neuen Lösungen anstelle der bisherigen „problematischen“ Lösungen. Dieser Weg wird in seinen einzelnen Schritten und ihren wesentlichen Implikationen beschrieben.

Die praktische Umsetzung der funktionalen Analyse in der Rekonstruktion des psychischen und sozialen Konfliktes[Bearbeiten]

Konflikt(re)konstruktion bei latenten psychischen Konflikten[Bearbeiten]

Das KLM geht von dem aus und setzt an dem an, was für die Klienten naheliegend ist, was für sie „der Fall ist“, was die Klienten „mitbringen“: ihre Beschreibungen des „Problems“ und ihre Beschreibungen ihrer bisherigen Lösungsversuche des „Problems“. Wir gestalten den Prozess der (Re-)Konstruktion des psychischen Konfliktes in folgenden Schritten:

  • Die Kontextklärung als die Beschreibung der Motive des Klienten für das „Betreten“ des „Raumes“ der beraterischen bzw. therapeutischen Kommunikation.
  • Die Beschreibung des „Problems“ und der „Problemsituation“ P.
  • Die Beschreibung des "Problems am Problem" PaP. Hier beschreibt der Klient bzw. die Partner, was für sie selbst schwierig ist an der Problemsituation.

Diese beiden unterschiedlichen Beschreibungen sind zudem verbunden mit einem Wechsel der Perspektive von einem Blick auf die Situation, das Verhalten und Erleben der Akteure und den Kontext zu einem Blick auf die Person selbst. Die Beschreibung des „Problems“ und der „Problemsituation“ nimmt oft viel Zeit in Anspruch, weist wenig Veränderungswirkung auf, ist dennoch enorm wichtig. Sie eröffnet dem Klienten die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzustellen und sich ernst genommen zu fühlen. Zudem eröffnet ihnen die Erzählung des „Problems“ und der "Problemsituation" eine differenziertere und umfassendere Beschreibung. Die Beschreibung des „Problems am Problem“ PaP ist der wichtigste Schritt im gesamten KLM. Der Klient wird gefragt: "Was ist eigentlich für Sie so schwierig in dieser Situation? Was ist denn für Sie – wenn ich das mal so sagen darf – das Problem am Problem?"

Einerseits wird mit dieser Frage das vom Klienten beschriebene problematische Verhalten und Befinden in einen Interaktions- und Kommunikationskontext gestellt, andererseits wird eine Fokusverschiebung vorgenommen, die den Blick des Klienten auf sich selbst wendet. Es wird danach gefragt, welchen Beitrag er selbst an der Herstellung und/oder Aufrechterhaltung des Problemprozesses leistet. Die eigentliche und sehr ausführliche Frage, die allerdings in einem Dialog entfaltet werden muss und in dieser Form nicht gestellt werden kann, lautet: „Wie machen Sie selbst das genau, dass das, was da (in der beschriebenen "Problemsituation") gerade geschieht oder das was andere machen, für Sie zu dem wird, was Sie selbst als "Problem" betrachten und als "Problem" bezeichnen?“ Danach folgen weitere Schritte:

  • Nach einer Zusammenfassung des bisher Erzählten erfolgt die Auftragsklärung I zum weiteren Prozess.
  • Danach überschreiten wir eine thematische Grenze, indem man an die Beschreibung des „Problems am Problem“ anknüpft und auf die Seite einer Beschreibung von Zwischenlösungen Z, dem zu erreichenden Ziel, der vorläufigen Lösung, wechselt. Wichtig ist dabei, zu sehen, dass PaP und Z sich gleichsam passgenau aufeinander beziehen, sich jedoch voneinander unterscheiden.
  • Den nächsten thematischen Schritt, die nächste Prozess-Unterscheidung, wählen wir, indem wir auf ein neues Thema fokussieren: die Hindernisse H. „Was hindert Sie daran, dieses von Ihnen genannte Ziel zu erreichen?“

Wiederum beziehen sich Zwischenlösungen Z und Hindernisse H inhaltlich aufeinander und unterscheiden sich voneinander. Es ist nicht Aufgabe des Therapeuten oder Beraters, dabei zu helfen, das Hindernis H „wegzumachen“, sondern in der Kommunikation dazu beizutragen, den positiven Wert des Hindernisses in seiner Bedeutung als Ressource zu erfassen. Wie sich am Schluss Zwischenlösung und Hindernis zueinander verhalten, ist offen. Beide tragen zur Lösung bei. Es ist möglich, dass überhaupt keine Hindernisse artikuliert werden. Dann stellt die Zwischenlösung die Lösung dar und der Prozess endet an dieser Stelle.

Z und H bilden zusammen genommen die beiden nunmehr „aufgedeckten“, (re-)konstruierten Seiten des psychischen Konfliktes Z/H mit seinen inhaltlich bestimmten Möglichkeiten Z und H. Zugleich heben sie sich von dem bisherigen Prozess ab und bilden wiederum eine neue Beschreibungsebene.

  • Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung des bisher Erarbeiteten und eine neue Auftragsklärung II bezogen auf den Fortgang des Prozesses.

Die danach folgenden nächsten Schritte des Prozesses sind unten dargestellt (Lösungen in Raum und Zeit, s.u.). Beraterische bzw. therapeutische Kommunikation als Konflikt(re)konstruktion und Lösungskonstruktion vollzieht sich als fortwährende Differenzierung. Aus einer konsequent systemtheoretisch-konstruktivistischen Sichtweise lässt sich nun auch gut erkennen, dass das vom Klienten zu Beginn dieses differenzierenden Aufklärungs- bzw.(Re-)Konstruktionsprozesses beschriebene „Problem“ als Resultat des Lösungsversuchs eines latenten Konfliktes (re)konstruiert werden kann. Im weiteren Prozess ist es dann wiederum möglich, auf dessen andere Seite zu wechseln, um alternative äquivalente Lösungsmöglichkeiten zu konstruieren.

Konflikt(re)konstruktion bei sozialen Konflikten[Bearbeiten]

Im Unterschied zur (Re-)Konstruktion psychischer Konflikte müssen im Prozess der (Re-)Konstruktion sozialer Konflikte die unterschiedlichen Sichtweisen und Beschreibungen beider Partner/Parteien berücksichtigt und in der Prozessdarstellung entsprechend abgebildet werden. Die einzelnen Schritte entsprechen dem oben geschilderten Verfahren. Es werden jedoch weitere Aspekte einbezogen:

  • Die Kontextklärung als die Beschreibung der möglicherweise unterschiedlichen Motive der beiden Partner für das „Betreten“ des „Raumes“ der beraterischen bzw. therapeutischen Kommunikation.
  • Die möglicherweise unterschiedliche Beschreibung des „Problems“ und der „Problemsituation“ PE (Problem der Person „Ego“) und PA (Problem der Person „Alter“) beider Partner von der mit Sicherheit unterschiedlichen Beschreibung des „eigentlichen Problems“ PaPE und PaPA für die beiden Personen/Parteien selbst. Diese unterschiedlichen Beschreibungen sind – wie auch im Prozess der (Re-)Konstruktion psychischer Konflikte – verbunden mit einem Wechsel der Perspektive von einem Blick auf die Situation und den Kontext zu einem Blick auf die Personen selbst. Es geht um die Klärung der Frage: „Was ist eigentlich für Sie so schwierig, wenn sich Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin in dieser Situation so verhält, wie Sie das erleben und gerade beschrieben haben? Was ist denn für Sie – wenn ich das mal so sagen darf – das Problem am Problem?“ Diesen Schritt abschließend erfolgt die Auftragsklärung I zum weiteren Vorgehen, verbunden mit der Frage: „Wenn Sie beide das so sehen und beschreiben, was heißt das nun für unsere weitere Zusammenarbeit?“
  • Danach folgt wieder eine Überschreitung einer thematischen Grenze und ein Wechsel auf die Seite der Beschreibung der Zwischenlösungen ZE und ZA der beiden Partner. Wiederum ist dabei wichtig zu sehen, dass die Beschreibungen der Zwischenlösungen ZE und ZA an die Beschreibungen der jeweiligen „Probleme am Problem“ PaPE und PaPA der beiden Partner anknüpft.
  • Die nächste thematische Unterscheidung wird getroffen, wenn auf ein neues Thema fokussiert wird: die „Hindernisse“ HE des einen Partners in Bezug auf die Zwischenlösung ZA des anderen Partners: HE→ZA bzw. die „Hindernisse“ HA des anderen Partners in Bezug auf die Zwischenlösung ZE des einen Partners: HA→ZE. In sozialen Konfliktlagen können die beiden Partner nacheinander sehr direkt gefragt werden: „Was genau hindert Sie, dem Wunsch Ihres Partners bzw. Ihrer Partnerin zu entsprechen?“ Werden von den Partnern jedoch keine Hindernisse artikuliert, werden die Zwischenlösungen zu Lösungen und der Prozess endet an dieser Stelle. Die Zwischenlösungen werden dann von beiden Partnern als realisierbar betrachtet, auch wenn sie unterschiedlich sind.
  • Zwischenlösung ZE und Hindernis HE→ZA des einen Partners und Zwischenlösung ZA und Hindernis HA→ZE des anderen Partners bilden zusammengenommen die beiden Seiten des sozialen Konfliktes (siehe Abbildung). Auf den beiden Seiten des sozialen Konfliktes sind jeweils die inhaltlich differenzierten Zwischenlösungs-Hindernis-Aspekte der beiden Partner zusammengefasst. In dieser Form einer – im Unterschied zum psychischen Konflikt – ungleich komplexeren Zusammenfassung der Aspekte des sozialen Konfliktes, heben sich diese Aspekte ebenfalls von dem bisherigen Prozess ab und bilden eine neue Beschreibungsebene.
"SIE" = EGO "ER" = ALTER
Ihre Zwischenlösungen ZE Seine Hindernisse HA
Ihre Hindernisse HE Seine Zwischenlösungen ZA

Die Zwischenlösungen der Partner und die ihnen entsprechenden Hindernisse

  • Abschließend erfolgt wiederum eine Zusammenfassung und eine neue Auftragsklärung II bezogen auf den Fortgang des Prozesses.

Die andere Seite der Beschreibung des sozialen Konfliktes bilden die unterschiedlichen Formen der Konstruktionen von Lösungen im Raum und in der Zeit, die unten dargestellt werden.

Sowohl im Fall psychischer Konflikte als auch im Fall sozialer Konflikte unterscheiden wir also durchgehend zwei Seiten. Diese beiden Seiten werden im Folgenden verallgemeinernd mit a/b bezeichnet.

Die logischen Erweiterungen von 2 Möglichkeiten auf 4 bzw. 16 Kombinationen[Bearbeiten]

Wenn wir davon ausgehen, dass durch die funktionale Analyse und die damit verbundenen Klärungsschritte aus dem "Problem" ein Konflikt rekonstruiert wird, welcher sich als Alternative von zwei Möglichkeiten zeigt, so fragt sich, wie Klienten mit diesen zwei Möglichkeiten umgehen können. Wer in einen Konflikt verwickelt ist, neigt dazu, zwischen den beiden Möglichkeiten hin- und her zu oszillieren, ohne einen Anker zu finden. Es ist zur Lösung nötig, die Handlungsmöglichkeiten zu erweitern und so neue Information ins System zu bringen. In der beraterischen Arbeit mit Konflikten kennen wir dazu das Modell des Tetralemmas, welches aus dem Buddhismus stammt, jedoch für unsere Zwecke lediglich eine kombinatorische Erweiterung der beiden Möglichkeiten darstellt (siehe auch[5]). Nennen wir die Möglichkeiten "a" und "b", so lässt sich eine Erweiterung bilden mit "a" und "nicht-b", "b" und "nicht-a", "beides", "beides nicht". In der Aussagenlogik benötigt man dazu lediglich die Operation der Negation (a, bzw. nicht-a oder als Wahrheitswerte: wahr bzw. falsch). Die folgende Tabelle zeigt diese erste Erweiterung. Beachte, dass die Reihenfolge des Tetralemma den Fall wahr / wahr erst an dritter Stelle enthält, im Gegensatz zur üblichen Darstellung.

a b
w = wahr f = falsch
f = falsch w = wahr
w = wahr w = wahr
f = falsch f = falsch

Den Klienten eröffnet diese Erweiterung vier statt nur zwei Wahlmöglichkeiten. Sie zeigt auch, dass die Wahl von "a" immer auch heißt "a und nicht-b". Je nach Thema kann es sein, dass "beides" juristisch oder sozial nicht möglich ist. Oft ist jedoch gerade diese Kombination ein kreativer Lösungsansatz.

In der Aussagenlogik werden in einem nächsten Kombinationsschritt die vier Möglichkeiten der Tabelle noch zusätzlich verknüpft. So wird zum Beispiel die Verknüpfung "oder" (Disjunktion) mit der folgenden erweiterten Tabelle dargestellt:

a b a oder b
w f w
f w w
w w w
f f f

Für die Konfliktlösung heißt das in diesem Beispiel, dass der Klient sich sowohl "nur a", als auch "nur b", als auch "beides" als Lösung vorstellen kann. "beides nicht" kann er sich aber nicht vorstellen. Er will ein positives Ergebnis. Die Erweiterung auf solche Verknüpfungen mit gleichzeitig vier statt nur einer Wahl, ist eine Besonderheit des KLM und zeigt, dass Klienten psychisch und sozial viel mehr Alternativen zur Verfügung haben als man gemeinhin darstellt. Die hier als Beispiel dargestellte Lösungs-Möglichkeit kann nun kurz mit den Wahrheitswerten wwwf geschrieben werden. Nun stellt sich die Frage, wie viele solcher Lösungs-Möglichkeiten es kombinatorisch gibt. Eine einfache Umstellung der Buchstaben w und f zu neuen Vierergruppen ergibt genau 24 = 16 Möglichkeiten. In der sogenannten Booleschen Algebra heißen diese 16 Möglichkeiten "zweistellige logische Verknüpfungen". Sie werden alle mit entsprechenden Fachausdrücken benannt und finden ihre Anwendung auch in der Elektronik (Logikgatter). Die Erweiterung auf 16 Lösungsmöglichkeiten wird im Folgenden in ihrer praktischen Umsetzung beschrieben. Klienten benötigen kein Wissen um die logischen Zusammenhänge. Sie werden im Beratungsprozess Schritt für Schritt zu ihrer persönlichen Lösungs-Möglichkeit geführt.

Die praktische Umsetzung der Logik in die Konstruktion von Lösungen psychischer und sozialer Konflikte[Bearbeiten]

Allgemeine Aspekte[Bearbeiten]

Das KLM zielt nicht auf Konsens im Sinne eines Vergleichs oder eines Kompromisses, sondern auf die Entfaltung eines Lösungsmöglichkeitenraumes. Primär geht es um Neuentscheidungen im Unterschied zu bisher getroffenen oder nicht getroffenen Entscheidungen. Es geht um die Auswahl einer Konfliktlösungsmöglichkeit aus den beschriebenen 16 prinzipiellen Lösungsmöglichkeiten überhaupt (s.o.).

Die Idee der Erweiterung von Wahlmöglichkeiten als Basis der Konfliktlösung ist den Klienten meist nur in Form der Idee der Kompromissbildung geläufig. Dass darüber hinaus noch viele andere Lösungsmöglichkeiten denkbar sind, muss ihnen als Idee vermittelt werden. Sie dürfte dazu beitragen, neugierig zu machen und Suchprozesse anzuregen.

Die Therapeutin: "Dazu möchte ich Ihnen gerne eine Idee vorstellen. Wenn man mit zwei unterschiedlichen oder gegensätzlichen Werten, Ideen, Zielen zu tun hat, über die man als Einzelner oder in einer Partnerschaft in irgendeiner Form entscheiden möchte, weil man mit sich selbst oder mit dem Partner wieder ins Reine kommen möchte, dann wird üblicherweise vorgeschlagen, die Anzahl der Möglichkeiten zu erweitern, zumindest mal um eine weitere Möglichkeit, nämlich irgendeine Form eines Kompromisses, einer gemeinsamen Schnittmenge oder eines „beides“ zu finden. Das kennen Sie ja. Wir hätten dann zumindest drei Konfliktlösungsmöglichkeiten:

  • Sie wählen die eine Alternative bzw. Seite und zugleich grenzen Sie sich gegen die andere Alternative bzw. Seite ab: "a/nicht-b".
  • Sie wählen die andere Alternative bzw. Seite und grenzen sich zugleich gegen die eine Seite ab: "b/nicht-a".
  • Sie finden irgendein verbindendes "beides", also nicht nur eine Schnittmenge aus den vorgegebenen Elementen der einen und der anderen Seite.
  • Rein logisch betrachtet eröffnet sich eine weitere vierte Konfliktlösungsmöglichkeit: Sie finden eine Lösung, die weder mit der einen Seite, noch mit der anderen etwas zu tun hat, also eine neue Option, die wir auch bezeichnen können mit "keine von beiden".
  • Sie können sich auch für alle vier Möglichkeiten miteinander entscheiden, denn es eröffnen sich weitere Konfliktlösungsmöglichkeiten, wenn man diese vier Lösungsformen wiederum miteinander kombiniert. Was sollte uns davon abhalten, das zu tun, was wir im konkreten Leben sowieso immer tun?"

Im KLM werden diese Ideen in zwei Formen operationalisiert: In einer Einladung der Klienten bzw. in gleicher Form der Partner zu einem Experiment in der Zeit und zu einer Strukturaufstellung im Raum. Beide Formen stellen Angebote dar, neue Erfahrungen zu machen im Umgang mit ihren alternativen bzw. konflikthaften Werten a/b.

Experiment in der Zeit bei psychischen und sozialen Konflikten[Bearbeiten]

Die Therapeutin: „Was könnte das jetzt ganz konkret für Sie und für Ihren Umgang mit Ihren Alternativen, mit Ihrem Konflikt heißen? Dazu möchte ich Ihnen gerne ein Experiment vorschlagen. Es ist eine Art Zeit-Experiment, das Ihnen vielleicht ermöglichen wird, neue Erfahrungen in bestimmten Zeiträumen zu machen. Sind Sie bereit, das Experiment zu Hause zu machen und danach hier davon zu berichten?

Und darum geht es: Stellen Sie sich bitte vor, diese vier Konfliktlösungsmöglichkeiten Ihres psychischen Konfliktes – nämlich: a/nicht-b, b/nicht-a, beides und keines von beiden – stellen vier Zeiträume dar. Und wie das mit Zeiträumen so ist, man kann sie nicht gleichzeitig ‚betreten‘, sondern nur nacheinander, eben im Verlauf der Zeit.

  • Nun möchte ich Sie bitten, bis zu unserem nächsten Termin in drei Wochen in den nächsten drei Tagen einmal so zu tun, als hätten Sie sich entschieden, a/nicht-b zu realisieren. In diesem Zeitraum achten Sie bitte genau darauf, welche Gedanken und Gefühle sich Ihnen dazu zeigen.
  • Danach ‚betreten‘ Sie den jeweils genauso lange dauernden Zeitraum b/nicht-a,
  • dann den Zeitraum ‚beides‘
  • und schließlich den Zeitraum ‚keines von beiden‘.

Ich bin gespannt, welche Erfahrungen Sie beim Durchschreiten dieser Zeiträume machen.“

Mit den unterschiedlichen Inhalten, Werten, Bedeutungen und Gefühlen lässt sich nur dann in der vorgeschlagenen Weise "spielen", wenn sie zuvor klar und abgegrenzt einander gegenübergestellt wurden. Möglicherweise entsteht schon allein daraus das Bedürfnis nach einem verbindenden "beides" oder sogar nach etwas gänzlich anderem, Neuem, nämlich dann, wenn sich der Klient entscheidet, sich außerhalb dieser vorgegebenen Zeiträume und der mit ihnen verbundenen Werte und Themen zu positionieren, also den Kontext des Konfliktes überhaupt zu verlassen. Aber es passiert noch viel mehr. Der Klient hat die Möglichkeit, alle vier Lösungszeiträume nacheinander in der Zeit zu "durchschreiten" und sich darin zu erfahren (siehe die folgende Abbildung).

a/nicht-b b/nicht-a beides beides nicht

Wichtig ist nun zu sehen, dass der Klient in dem Moment, in dem er durch die vier Zeiträume "schreitet", sich zugleich schon im Raum der 16 Lösungsmöglichkeiten befindet, ohne dass er diesen 16-Lösungsmöglichkeiten-Raum für sich beobachtet. Dieser 16-Lösungsmöglichkeiten-Raum wird für einen Beobachter nur dann sichtbar, wenn der Klient im Prozess des "Durchschreitens" aller vier Zeiträume gleichsam natürlicherweise das Bedürfnis nach einer Verbindung bzw. nach einer Kombination dieser vier Lösungsformen verspürt und artikuliert. Eine Kombination entspricht dann in jedem Fall immer einer der 16 logischen Lösungskombinationsmöglichkeiten.

Ein analoges Vorgehen wird im Falle der Klärung sozialer Konflikte den beiden Partnern / Parteien vorgeschlagen. Im Falle der Lösung sozialer Konflikte tritt gegenüber der Lösung psychischer Konflikte eine Besonderheit auf: Beide Partner gehen beim Durchschreiten der Zeiträume von ihren individuellen Beobachtungen der Unterschiede des eigenen Wertes und des Wertes des Partners aus und finden zunächst nur individuell unterschiedliche Lösungskombinationen für ihren sozialen Wertgegensatz a/b, den sie wiederum wechselseitig beobachten können. Sehr wichtig ist dabei, zu berücksichtigen, dass es sich nicht um psychische, sondern um die sozialen Wertunterschiede a/b der Partner handelt. Es kann sich zeigen, dass sich diese individuell unterschiedlichen Lösungskombinationen des sozialen Konfliktes mehr oder weniger decken. Die hier entstandene mögliche Differenz zwischen den Partnern bezüglich ihrer Lösungskombinationen unterscheidet sich von der früheren Differenz a/b darin, dass die Partner einzeln nun schon Lösungskombinationen für sich entwickelt haben. Es zeigt sich also ein sozialer Konflikt zweiter Ordnung bezüglich der unterschiedlichen Lösungskombinationen der Partner.

Sind die Partner jedoch entschieden, die Differenz ihrer Lösungskombinationen in ihre weitere Kommunikation wieder einzuführen mit dem erklärten Ziel des Suchens und Findens einer gemeinsam geteilten Lösungskombination des sozialen Konfliktes, dann ist es unumgänglich, dass einer der beiden bzw. beide Partner in Gegensatz gehen müssen zu seinen bzw. ihren bisherigen je individuellen Lösungskombinationen des sozialen Konfliktes a/b.

Experiment im Raum als Strukturaufstellung bei psychischen und sozialen Konflikten[Bearbeiten]

Eine alternative Form der Konfliktlösung lässt sich mit einer Strukturaufstellung mit dem/den Klienten selbst im Raum gestalten. Auch dieser liegt die Logik der vier Fälle bzw. der 16 Lösungsmöglichkeiten zugrunde. Bei diesem Ansatz wird der konkrete Raum der Beratung als Lösungsmöglichkeitenraum benutzt und die vier Fälle werden nicht nach und nach in der Zeit entfaltet bzw. in die Zeit „gelegt“, sondern gleichsam im aktuellen Raum komprimiert. Die vier Fälle werden als vier Flächen symbolisiert, welche Quadranten darstellen, die leicht durch senkrecht zueinander gelegte flexible Bänder gebildet werden können (siehe die folgende Abbildung).

ausschließlich a wird gewählt, wfff beide werden gewählt, ffwf
beide werden nicht gewählt, fff ausschließlich b wird gewählt, fwff

Die Therapeutin: „Wichtig ist nun, dass Sie sich vorstellen:

  • Das Feld für den Wert bzw. die Lösungsmöglichkeit a/nicht-b hier im Raum „enthält“ alle die Bedeutungen, die Sie diesem Wert beigelegt haben. Wir geben diesem Feld deshalb einen Namen, eine Art Überschrift, die alle diese Bedeutungsgebungen zusammenfasst, auf sie hinweist und sie repräsentiert.
  • Dasselbe gilt für den Wert von Feld b/nicht-a.
  • Dann gibt es noch den Raum für die Möglichkeit einer Vereinigung von a und b – wir nennen ihn "beides".
  • Ebenso gibt es den Raum für die Möglichkeit des Ausschlusses einer Vereinigung – wir nennen ihn "keines von beiden" bzw. "beides nicht".
  • Und schließlich hat der gesamte Vier-Felder-Raum ebenfalls eine Innen-/Außengrenze, also einen gesamten Innen- und einen Außenraum. Sie können also auch aus den vier Feldern heraustreten und den Raum der bisherigen Lösungsmöglichkeiten verlassen (Hinweis: Dies entspricht der Lösungskombination ffff).
  • Ich möchte Sie nun einladen, so zu tun, als ob Sie alles, was Sie bisher in Ihren Gedanken und Gefühlen bewegt haben, im Hinblick auf ihre spezifischen Wertunterschiede gleichsam hier "in den Raum legen".
  • Dann möchte ich Sie einladen, sich selbst in diesem Ihrem eigenen gesamten Raum der Lösungsmöglichkeiten zu bewegen. Erkunden Sie diesen Raum. Gehen Sie durch die vier Felder und auch aus dem Vier-Felder-Raum in den Außenraum.
  • Achten Sie bitte auf Ihre unterschiedlichen Reaktionen: Körperzustände, Gefühle, Gedanken, Ideen und Erfahrungen. Lassen Sie sich davon inspirieren. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie dazu benötigen.
  • Bleiben Sie schließlich an dem Ort stehen, an dem Sie das relativ beste Gefühl haben.
  • Dann möchte ich Sie bitten, Ihre Wahrnehmungen, Gefühle, Ideen und Erfahrungen zu beschreiben, die Sie gemacht haben, während Sie durch Ihre Lösungsräume gegangen sind, und schließlich die Wahrnehmungen, Gefühle, Ideen und Erfahrungen, die sich Ihnen an dem Ort zeigen, an dem Sie gerade stehen.“

Der Berater bzw. Therapeut achtet immer auf Mimik, Gestik, Bewegung und Blickrichtung. Wenn der Klient seine Erfahrungen beschreibt, achtet der Berater bzw. Therapeut besonders darauf, welche Unterscheidungen und welche Kombinationen der Klient zwischen den Erfahrungen herstellt, die er in den vier Feldern und auch im Außenraum gemacht hat. Wie auch bei der Durchführung des Zeit-Experiments wird aus der differenzierten Beschreibung des Klienten im Dialog mit ihm zu rekonstruiert, welche der 16 Lösungskombinationen er realisiert hat.

In derselben Form wie einzelne Klienten werden auch die beiden Partner in die Konfliktlösungsarbeit im Raum eingeführt. In der Lösungsarbeit mit Partnern im Raum zeigt sich häufig, wie auch in der Arbeit in der Zeit, dass die beiden Partner nach „Durchschreiten“ aller Lösungsräume nacheinander oft an unterschiedlichen Orten zur Ruhe kommen und unterschiedliche Kombinationen gebildet haben. Sie zeigen damit auch hier an, dass sie für ihre sozialen Wertedifferenzen keine gemeinsame Lösung gefunden haben. Im Rahmen ihres bisherigen sozialen Konfliktlösungsprozesses im Raum gelangen sie erneut an den Punkt einer Differenz, die ebenfalls wieder bestimmt werden muss als Differenz bestimmter Lösungskombinationen bzw. als sozialer Konflikt zweiter Ordnung, der ebenfalls wieder eine Lösung zweiter Ordnung erfordert.

In der klassischen Lösungsarbeit kommt diese Zweistufigkeit nicht zum Ausdruck. Wir halten jedoch gerade die Unterscheidung der Konflikt- und Lösungsebenen erster und zweiter Ordnung in der Lösungskonstruktion bei Konflikten in sozialen Systemen für eminent wichtig und oft für entscheidend. Diese Differenzierung soll Berater bzw. Therapeuten darauf aufmerksam machen, dass sich im Verlauf des Lösungskonstruktionsprozesses sowohl die Konfliktbeschreibung als auch die Lösungsbeschreibung verändert hat.

Hinweise zu den Grundlagen des KLM[Bearbeiten]

Aspekte einer professionellen Rahmung des Konfliktlösungsprozesses im KLM[Bearbeiten]

Folgende Rahmenbedingungen und Grundhaltungen könnten Klienten, die in ihren Bemühungen, „Probleme“ und Konflikte zu lösen, an Grenzen gestoßen sind, ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen:

  • Die Transparenz eines Konzeptes, das „Durchscheinen“ einer Struktur in der Gestaltung der Themenfolge der Kommunikation, vermittelt Sicherheit und Orientierung und dient der Vertrauensbildung.
  • Die Klienten werden in partnerschaftlicher Kooperation in Form wiederholter Auftragsklärungen in Entscheidungen zur Prozessgestaltung einbezogen.
  • Die Klienten lernen an ihrem eigenen Problembeispiel implizit am Modell des (hinter)fragenden, (meta)kommunikativ beobachtenden Beraters die eigenen und fremden Sicht-, Fühl- und Verhaltensweisen zu beobachten. Sie lernen Beobachtung zweiter Ordnung.
  • Berater, Mediatoren bzw. Therapeuten operieren auf dieser Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung in der Form sozialer Neutralität, Wertneutralität und Veränderungsneutralität.
  • Sie unterscheiden und strukturieren Zeiten des Zuhörens, Nachdenkens und Redens.
  • Sie muten ihren Klienten auch eine Entscheidung über die Verwendung einer konflikteskalierenden Sprache zu.

Dadurch tragen Berater, Mediatoren und Therapeuten in einer nicht-instruktiven (non-direktiven) Weise zur Erhöhung der kommunikativen Kompetenzen ihrer Klienten und möglicherweise auch zum Transfer dieser Kompetenzen auf weitere Problem- und Konfliktlagen bei.

Funktion von Widersprüchen und Konflikten[Bearbeiten]

Der Umgang mit Unterschieden, Gegensätzen und Konflikten wird eher als schwierig, anstrengend, beängstigend oder leidvoll erlebt. Sie haben aber auch ihr Positives. Nach Luhmann[6] haben Widersprüche bzw. Konflikte sowohl eine alarmierende, aber auch eine entwicklungs- und potenzialentfaltende Funktion. Sie verweisen auf die Notwendigkeit von Systemveränderungen im Blick auf eine angemessenere Selbst- und Umweltanpassung. Sie stellen immer die aktuellen Strukturen und Prozesse infrage und erzeugen dadurch Unsicherheit. Ohne Widerspruch und Konflikt, zumindest ohne Unterschiedlichkeit, wird jedoch nichts anders.

Grenzen der Konflikt-Klärung[Bearbeiten]

Beratung, Mediation und Therapie haben aber ihre Grenzen, wenn Konflikte gewalttätig eskalieren. Sie erfordern dann gegebenenfalls den Einsatz sozialer Kontrolle. Gewalt zeigt an, dass Beratung, Mediation und Therapie Konflikte nicht mehr mit ihren eigenen Bordmitteln lösen können.

Systemtheoretische Grundlagen[Bearbeiten]

Das KLM beruht im seinen theoretischen Grundlagen auf der Differenztheorie George Spencer-Browns und der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Es nutzt aus der Systemtheorie folgende Kernideen:

  • Die Idee, dass sich Systeme dadurch unterscheiden lassen, dass sie nur einen bestimmten Typ von Operation prozessieren: psychische Systeme Gedanken, soziale Systeme Kommunikationen;
  • Die Idee, dass sich diese Operationen als Beobachtungen darstellen lassen, die sich mit George Spencer-Brown als Treffen einer Unterscheidung und Bezeichnen einer Seite der Unterscheidung näher bestimmen lassen;
  • Die Idee, dass Unterscheidungen von einer weiteren Ebene aus, der Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung, beobachtet werden können, dabei wird beobachtet, mithilfe welcher Unterscheidung beobachtet wird, im Unterschied zu anderen möglichen Unterscheidungen;
  • Die Idee, dass diese Form der Unterscheidung von Unterscheidungen die Bedingung für die Möglichkeit von zwei Prozesse darstellt: der zum einen Erhöhung von Komplexität in Form der Erweiterung von Lösungsmöglichkeiten und zum andern der Reduktion von Komplexität in Form der Entscheidung.

Die Beobachtung von Beobachtungen, die Unterscheidung von Unterscheidungen, vollzieht sich in jedem Moment eines komplexen psychisch-kommunikativen Konflikt-Lösungs-Prozesses, dessen unterscheidbare Themenabfolge als Konflikt-Lösungs-Modell beschrieben wird.

„Ich habe Gründe für die Annahme […], dass in der modernen Gesellschaft die Beobachtung der Beobachter, das Verlagern von Realitätsbewusstsein auf die Beschreibung von Beschreibungen, auf das Wahrnehmen dessen, was andere sagen oder was andere nicht sagen, die avancierte Art, Welt wahrzunehmen, geworden ist, und zwar in allen wichtigen Funktionsbereichen, in der Wissenschaft ebenso wie in der Ökonomie, in der Kunst ebenso wie in der Politik. […] Wir brauchen nicht mehr zu wissen, wie die Welt ist, wenn wir wissen, wie sie beobachtet wird, und wenn wir uns im Bereich der Beobachtung zweiter Ordnung orientieren können“.
Niklas Luhmann[7]

Literatur[Bearbeiten]

  • Eine umfassende Literaturliste zum Thema findet sich in Brunner/Heck (2016)[8]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Brunner, H., Heck, J. (2016). Triff eine Entscheidung!. Arbeitsbuch zum Konflikt-Lösungs-Modell in Beratung, Mediation und Therapie. Göttingen:Vandenhoeck & Ruprecht.
  2. Spencer-Brown, G. (1996/1997). Laws of Form. Gesetze der Form. Lübeck: Bohmeier.
  3. Luhmann, N.(1985). Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie (2.Aufl.). Frankfurt a.M.: Suhrkamp. S. 286.
  4. Luhmann, N.(1985). Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie (2.Aufl.). Frankfurt a.M.: Suhrkamp. S. 83.
  5. Varga von Kibéd, M., Sparrer, I. (2000). Ganz im Gegenteil. Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen – für Querdenker und solche, die es werden wollen. Heidelberg: Carl-Auer.
  6. Luhmann, N. (1985). Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt: Suhrkamp. S. 502.
  7. Luhmann, N. (2004). Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg: Carl-Auer. S. 104f.
  8. Brunner, H., Heck, J. (2016). Triff eine Entscheidung!. Arbeitsbuch zum Konflikt-Lösungs-Modell in Beratung, Mediation und Therapie. Göttingen:Vandenhoeck & Ruprecht.
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